Die Ich-Vermesser

Die Ich-Vermesser

Selbstoptimierung um jeden Preis?

Mit Dir selbst im Einklang sein und Dich in Deinem Körper wohlfühlen. Umgang mit übertriebenen Erwartungen und ständigem Frust. In Deinem Bereich das Optimum erreichen und weiterhin Perfektion anstreben. Das alles sind Gründe und Ansätze, mit denen Menschen versuchen, ihre Sucht nach einem optimalen Leben zu befriedigen.

Aber: bin ich nicht gut, wie ich bin? Muss es immer weiter, höher und schneller sein? Was ist ein optimaler Tag, optimales Essen oder die optimale Leistungsfähigkeit? Und ist es für meinen Körper wichtig bzw. richtig und gesund, diesen Status zu erreichen? Oder schade ich ihm damit?

Viele Fragen, die jeder Mensch für sich beantworten muss.

Die Filme-Macherinnen Uta Meyer-Boblan und Heike Dickebohm begleiten in ihrer ZDF-Doku 37 Grad „Die Ich-Vermesser – Selbstoptimierung um jeden Preis“ drei Menschen und ihre Optimierungsversuche.

Wir leben im „Zeitalter der Selbstoptimierung“ – sagen Trendforscher – und meinen eine Bewegung, die längst in unserer Gesellschaft Fuß gefasst hat. Ein Drittel der Bevölkerung folgt dem Trend. Sie haben sich auf den Weg gemacht, sich selbst zu optimieren.

Die ZDF-Doku stellt drei Menschen vor, die ihr Selbst, ihren Alltag und ihr Leben auf unterschiedliche Art und Weise verbessert haben.

Sophia Thiel (26) ist Fitness-Influencerin, nahm 30 kg ab und entdeckte das Bodybuilding für sich. Sie war ein Social Media Star und verschwand plötzlich aus allen Medien. Sie erzählt, was ihr passiert ist, warum der Rückzug für sie wichtig war und wie sie heute mit dem sozialen Druck umgeht.

Bild: Sophia vorher (li) und nachher (re)

Andreas Breitfeld (46) ist ein Hacker – genauer gesagt ein „Biohacker“. Sein Leben wird von technischen Hilfsmitteln gesteuert, sie bestimmen seinen Tagesablauf und kontrollieren fortlaufend seine Vitalwerte. Warum ihn diese Art der Selbstoptimierung nach einem Burnout rettete, beschreibt er in der Doku.

Bild: Andreas bei seiner Morgenroutine

Karina Löckener (31) und Philip Wrozyna (32) haben sich von materiellen Dingen in ihrem Leben getrennt und wollen in Zukunft in ihrem Bulli leben. Schrittweise verändern die beiden Rohveganer ihr Verhalten. Sie essen ausschließlich rohe Lebensmittel und verzichten auf tierische Produkte, Öl und Gewürze. Kühlschrank und Herd brauchen sie nicht mehr. Sie erklären, wieso die Selbstoptimierung ihr Weg ist, um zu sich zurückzufinden und ein Leben in der Natur zu führen.

Bild: Karina beim Brennesselbaden

Das Fazit der Filme-Macherinnen

„Und so sehr sich die Wege unserer Protagonisten unterscheiden, haben sie doch einiges gemeinsam: Diese Menschen suchen ihr Glück in der Optimierung. Eigentlich würden wir den Weg unserer Protagonisten nun gerne weiterverfolgen: Schafft Sophia es auch in Zukunft auf sich und ihre mentale Gesundheit Acht zu geben? Bringt Andreas das Biohacking groß raus und wachen wir vielleicht alle irgendwann mit seiner Rotlichtroutine auf? Und: Wo geht die Reise von Karina und Philip mit ihrem Bus hin?“ (Quelle des Zitats: Begleittext zum Beitrag in der ZDF-Mediathek, 37 Grad – Die Ich-Vermesser)

Der frauengesundheit.life Redaktion hat der Beitrag sehr gut gefallen, weil er so viele Perspektiven aufzeigt, aber die Ziele und Vorgehensweisen immer wieder kritisch hinterfragt.

Gehörst Du auch zu den Ich-Vermessern oder Selbstoptimieren? Welchen Weg hast Du für Dich gefunden? Magst Du uns in den Kommentaren davon erzählen? Vielleicht können wir aus Deinen Erfahrungen, Entscheidungen und Problemen lernen und uns noch tiefer in dieses spannende Thema einarbeiten.

Wir haben Dir noch ein paar weitergehende Informationen zusammengestellt:

Vollständiger Beitrag aus der ZDF-Reihe „37 Grad“

Video verfügbar bis 19.04.2027

Mit unserem Beitrag „Embrace – Du bist schön“ haben wir uns bereits mit dem Thema auseinandergesetzt.

Selbstoptimierung

ARD MediathekSelbstoptimierung: Bin ich gut, so wie ich bin? (Verfügbar bis 26.11.2024)

Das ÄrzteblattSelbstoptimierung: Weniger ist manchmal mehr

karrierebibel.deSelbstoptimierung: Ist gut nicht mehr gut genug?

Biohacking

MDR Selbstoptimierung durch Biohacking (Verfügbar bis 26.01.2024)

GEOBiohacking: Was hinter dem System der Selbstoptimierung steckt

RNDBiohacking: Im Bann der eigenen Werteermittlung

Rohveganer

Bevegt – Rezension “Rohvegan – Mein 4-Wochen-Selbstversuch” von Claudia Renner

UtopiaRoh und vegan: Darauf musst du bei dieser Ernährungsform achten

Hinweis: Wir sind keine Experten und übernehmen für die Richtigkeit der Angaben in den verlinkten Beiträge keine Haftung.

Die Kraft der Introvertiertheit

Die Kraft der Introvertiertheit

Wenn man die Stille mag. Wenn man gern für sich ist. Wenn man die Einsamkeit willkommen heißt. Der Artikel der introvertierten Eva Lohmann im Onlinemagazin Edition F zeigt eine Perspektive auf, die im Alltag unsichtbar bleibt.

Introvertiert zu sein fühlt sich zum Teil an, als wäre man falsch, so ganz anders als alle anderen um einen herum. Warum? Weil man anders agiert als ein großer Teil der Mitmenschen. Wie zieht man sich zurück? Wie erklärt man seiner Familie, dass man Zeit für sich und auch wirkliche Ruhe braucht? Welcher Druck baut sich in einem auf, wenn sich auf der Suche nach Stille Gedanken breit machen, die ein schlechtes Gewissen der Familie gegenüber heraufbeschwören?

Eva las den Artikel „Caring for your Introvert“ von Jonathan Rauch im „the Atlantic“ und gewann eine wichtige Erkenntnis. Introvertierte Menschen verlieren beim Zusammenkommen mit anderen Menschen ihre Energie, da sie viele Eindrücke aufnehmen und verarbeiten müssen. Um wieder aufzutanken, sind das Alleinsein, die Konzentration auf sich selbst, notwendig. Extrovertierte Menschen gewinnen Kraft aus der Anwesenheit und dem Austausch mit anderen Menschen. Sie verlieren Energie, wenn sie allein sind.

In der Familie ist es doppelt schwer, sich die Freiräume zum Auftanken der Kraftreserven zu schaffen – und das, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Eva Lohmann hat das Buch „So schön still“ (Rowohlt-Verlag) geschrieben und berichtet darin über die Stärke introvertierter Kinder und Eltern. Sie macht deutlich, dass es auch gute Wege für Introvertierte gibt, die in der Familie funktionieren können.

Den gesamten Artikel findest Du unter dem Titel „Die Sehnsucht nach Einsamkeit ist wie Durst“ – die Kraft des Introvertiertseins auf Edition F.

Kuhaltersheim Hof Butenland

Kuhaltersheim Hof Butenland

38 Rinder leben bei Karin Mück und Jan Gerdes auf dem Hof Butenland. Die beiden haben im Jahr 2001 ihren „Lebenshof für Rinder“ gegründet.

Das Tierschutzprojekt ist auf dem Hof von Jan Gerdes angesiedelt. Jetzt genießen ehemalige Hochleistungskühe, die in ihrem Leben bereits über 100.000 Liter Milch gegeben haben, ihren Lebensabend.

Mittlerweile leben über 100 Tiere unterschiedlichster Spezies auf den Weiden und in den Ställen zusammen, viele davon sind dem Schlachthof nur knapp entkommen. Ole ist ein junger Ochse, der von Hand aufgezogen und dann beim Zirkus gelandet ist. Die meiste Zeit seines Lebens wurde allein gehalten, ohne den Schutz einer Herde – er kannte keine Artgenossen. Nach der Ankunft auf Hof Butenland musste er sich in die große Herde eingliedern und lernen, sich wie ein echter Ochse zu verhalten. Dank der liebevollen Unterstützung von Karin und Jan ist ihm das gelungen. Heute genießt er sein Leben.

Jan Gerdes haderte mit seinem Gewissen und ist nach einem Burnout aus der Viehwirtschaft ausgestiegen. Für 12 Kühe der fehlte der Platz auf dem Tiertransporter. Er entschied sich mit seiner Partnerin Karin, die Tiere auf dem Hof zu behalten – das war der Startpunkt von Hof Butenland. Jetzt dürfen seine Tiere so sein, wie sie sind: intelligente, fühlende und liebenswerte Wesen, die ihren Instinkten folgen, sich frei und selbstbestimmt bewegen. Dank Jan und Karin ist dabei eine Tier-Mensch-Beziehung mit einem respektvollen Umgang entstanden.

Übrigens: auf dem Hof genießen neben den Rindern auch Pferde, Schweine, Hunde, Katzen und allerlei Federvieh ihre Freiheit und ihr Leben.

Weitere Links

die nordstory – Tierretter in der Wesermarsch 

Tierschutzstiftung Hof Butenland

YouTube, WDR: Hof Butenland – Das Kuhparadies (Tiere suchen ein Zuhause)

Hof Butenland – Der Film 

Marktcheck checkt Amazon – Online-Gigant auf dem Prüfstand

Marktcheck checkt Amazon – Online-Gigant auf dem Prüfstand

Amazon hat 22.000.000 Kunden und mittlerweile mit den unterschiedlichsten lieferbaren Produkten und angebotenen Dienstleistungen ein wahres Fliegennetz aufgebaut, das die Kunden immer tiefer hineinzieht.

Für einige ist der Service und dass man alles „problemlos zurückschicken“ kann das entscheidende Argument. Für andere ist es die Vielfalt. Streaming, Warenlieferungen und Servicefreundlichkeit werden mit permanenten PR-Kampagnen, die das Unternehmen in einem tipptop Zustand abbilden, gepusht. So fällt es vielen Menschen schwer, sich dem Giganten zu entziehen.

Aber wie ist das wirklich? Wie steht es um die Nachhaltigkeit und was passiert mit zurückgeschickter, originalverpackter Ware? Amazon steht durchaus in der öffentlichen Kritik. Greenpeace hat einen Mitarbeiter eingeschleust, der sich auf die Suche gemacht hat – und fündig geworden ist.

Wie ist es um die CO²-Neutralität bestellt, die vom Online-Händler für 2040 angepeilt wird und von der E-Mobilität der Lieferfahrzeuge unterstützt wird? Ist Amazon der günstigste Anbieter, wie es bei vielen Menschen in der Wahrnehmung verankert ist? Der SWR hat über 5 Wochen ein Preismonitoring durchführen lassen – der daraus entstandene Bericht spricht eine andere Sprache.

Und das ungeliebte Thema Datenschutz. Natürlich sammelt auch dieser Händler sämtliche Daten, die seine treuen Kunden ja auch freiwillig liefern. Angefangen bei den Suchanfragen bis hin zu den (erlaubten, weil vom Anrufer freigegebenen) Aufzeichnungen der Hotline-Anrufe. Bei einer Familie, über die berichtet wird, würde all das seit 2005 etwa 8.000 Seiten eng bedrucktes Papier füllen. Eine Datenschutzexpertin erklärt, dass alle Daten über einen viel zu langen Zeitraum gespeichert werden.

Ursprünglich als Revolution eines Online-Buchhandels gedacht, ist Jeff Bezos, Eigentümer und Chef von Amazon, heute einer der reichsten Männer weltweit. Es ist offensichtlich, dass „ein solches Unternehmen nicht von Nachhaltigkeitsüberlegungen geprägt ist, sondern von ökonomischen Überlegungen.“

Fazit

Die Entsorgung von Neuware spart Lagerkosten. Das Preismonitoring im Bericht macht deutlich, dass Amazon nicht immer der günstigste Händler ist, auch nicht für Prime-Kunden, die für diesen Service zusätzlich noch eine „Gebühr“ zahlen. Die Eigenmarke des Konzerns ist ebenfalls nicht frei von kritischen Anmerkungen. Doch ebenso deutlich wird: der Online-Händler hat den besten Kundenservice. Ob das die Kritikpunkte aufwiegen kann, ist fraglich. Ob das die Messlatte ist, an der sich andere Händler messen lassen müssen? Sehr wahrscheinlich.

Schade eigentlich.

Wir finden, der Beitrag ist absolut sehenswert! Was meinst Du dazu?

Leider ist der Beitrag in der ARD Mediathek nur bis zum 17.08.2022 verfügbar gewesen, aber Du kannst Dir die Sendung auf YouTube anschauen.

Unser Jahr 2021 – ein kleiner Rückblick

Unser Jahr 2021 – ein kleiner Rückblick

Dieses Jahr war doch irgendwie anders als erwartet: Corona war sehr präsent und ich denke, es ist eine gute Idee, mal eine kleine Reise durch unsere diesjährigen Themenschwerpunkte anzutreten – und ich stelle fest, es war ziemlich bunt. Wie Du weißt, haben wir uns Tabuthemen auf die Fahne geschrieben, doch auch „normale“ Themen haben uns begleitet.

Von der Ernährung über gute 30 Jahre Lebenszeit, die zwischen 30 und 60 oder von 60 bis 90 Jahren liegen können bis zur Verhinderung der Veröffentlichung von künstlerischen Akten in den sozialen Medien und den Steinen, die nicht nur uns in den Weg gelegt werden.

Tabus und andere Themen

Häufig haben wir unsere Beiträge gesundheitlichen (Tabu-)Themen gewidmet. Wir haben über inkontinente junge Sportlerinnen geschrieben und haben praktische Tipps zur Verbesserung veröffentlicht.

Auch zur Sexualität gab es einiges zu berichten. Andrea Hitzke hat uns Einblicke in die Hilfe und Beratung von Sexarbeiter:innen gegeben und wir haben erfahren, wie sich Pornographie auf unsere Beziehungen auswirkt. Wir haben über Vulva und Vagina berichtet, die Intimpflege forciert und den Vulva-Kalender 2022 vorgestellt.

Wir haben gesellschaftliche Themen wie die Loverboy-MethodeHilfsangebote für die Opfer von Menschenhandel, den Kirchenskandal angeschaut und uns die Abgründe des Internets verdeutlicht. Vom Online-Bestellbetrug über Cyber Grooming, womit die Anbahnung sexueller Übergriffe gemeint ist. Welche Kindheit haben Jugendliche, die ihre Eltern pflegen, woher kommt das Bild der Frau als schwaches Geschlecht und wie steht es um die ethische Diskussion zum Thema „Human Enhancement?

Gesundheit

Einer unserer Schwerpunkte ist die Gesundheit – und darüber gab es viel zu schreiben. Von Impulsen für ein angstfreies Leben über die Gefährlichkeit einer medizinischen Gleichbehandlung, den erstaunlichen Vorteilen eines Sehtrainings und Sport in der Schwangerschaft.

Wir haben uns angeschaut, warum wir morgens um 3 Uhr aufwachen und nicht mehr einschlafen können; was bei einer Gebärmuttersenkung helfen kann und haben einen Mann getroffen, der einen Beckenbodentrainer für Frauen getestet hat.

Und Trends gab es auch noch. Von Hula Hoop über den Achtsamkeitshype, eine sichere Heimfahrt mit dem Jugendtaxi und bis zu der Frage, warum Frauen für gleiche Dinge mehr bezahlen müssen haben wir berichtet.

Bunt und voller Vielfalt

Während ich das Jahr Revue passieren lasse, fällt mir auf, wie viele Facetten das Leben hat und wie sich diese Vielfalt immer wieder zeigt. Oft fällt es mir schwer, mich dem Fokus der Nachrichten zu entziehen, doch es gibt so viele interessante, spannende, bereichernde und wissenswerte Dinge zu erfahren.

Lass Deine Tage immer schön bunt sein und starte nach einer entspannten und friedlichen Weihnachtszeit in ein wunderbares neues Jahr 2022.

Alles Gute für Dich und Deine Lieben!

Hier geht es zu den Filmen auf unserem YouTube-Kanal

Verlorene Kindheit: Wenn Kinder ihre Eltern pflegen

Verlorene Kindheit: Wenn Kinder ihre Eltern pflegen

Im Film von ZDF Zoom+ wird deutlich, dass weitaus mehr Kinder und Jugendliche eine Pflegetätigkeit in der Familie ausüben, als bekannt ist. Über 500.000 Kinder und Jugendliche pflegen ihre Eltern, das sind 6% aller 10 – 18-Jährigen, statistisch betrachtet zwei Kinder pro Schulklasse.

Rollentausch in der Fürsorge

Dahinter steht ein Rollentausch: Während die „Young Carers“, wie sie genannt werden, selbst noch elterliche Fürsorge bekommen sollten, sehen sie sich in der Verantwortung, sich um ihre Eltern kümmern zu müssen. Dabei geht es nicht nur um die medizinische Versorgung und Unterstützung bei der täglichen (Intim-)Pflege. Häufig übernehmen sie Aufgaben wie Haushaltsführung, die Versorgung der Familienmitglieder und die Erziehung von jüngeren Geschwistern.

Unterstützung gibt es nicht. Sie sind allein mit den Problemen, die sich aus dieser Verantwortung ergeben. Sie stehen stets auf Abruf bereit, haben keinen zum Reden und leben ständig in der Angst, einen geliebten Menschen zu verlieren. Der Beitrag macht deutlich, dass die emotionale Belastung enorm ist: Von einem Notfall-Verhaltensplan für eine 8-jährige am Kühlschrank bis zu Scham und auch Ekel, wenn man die eigenen Eltern wie Kleinkinder windeln muss. Dazu kommt, dass die Spätfolgen der Young Carers unterschätzt werden. Sie reichen vom Schulversagen bis zur psychischen Überlastung – und das noch viele Jahre später.

Mangel an offizieller Hilfe

Frau Prof. Sabine Metzing, Pflegewissenschaftlerin an der Universität Witten-Herdecke, hat das mit einer Langzeitstudie belegt und fordert die notwendige Vernetzung der Sozialsysteme und Hilfsangebote für die Young Carers. Während das Jugendamt nur aktiv wird, wenn das Kindeswohl offensichtlich gefährdet ist, sehen die Krankenkassen nur die erkrankten Eltern. Es gibt keine Institutionen oder Träger, die eine Familie als Ganzes betrachten und die pflegenden Kinder unterstützen. Und auch die Politik reagiert langsam. Ein erstes Angebot ist die Website „Pausentaste“. Bundesfamilienministerin Christine Lambrecht erklärt dazu, dass die Plattform Aufklärungsarbeit leistet und den jungen Menschen aufzeigt, dass sie nicht bis an ihre Grenzen gehen müssen. Sie erklärt die Möglichkeiten, eine Pflegestufe zu beantragen, was in der Folge die Unterstützungsleistungen der Krankenkassen für z. B. Pflege oder eine Haushaltshilfe nach sich zieht.

Austausch und Sichtbarkeit

Doch an praktischer Unterstützung mangelt es weiterhin. Lena Rebhahns Vater erkrankte als sie 7 Jahre alt war. Seit dieser Zeit pflegt sie ihn tagsüber, da ihre Mutter arbeiten muss. Sie fühlte sich alleingelassen und überfordert. Aus diesem Grund hat im Alter von 14 Jahren die Website „Young Carers“ in Leben gerufen. Darauf sammelt sie hilfreiche Informationen und ermöglicht eine gegenseitige Unterstützung der jungen Menschen untereinander. Zusätzlich ermöglicht dieses Netzwerk eine bessere Sichtbarkeit in der öffentlichen Wahrnehmung.

Pilotprojekt

An einer Berliner Schule startet das erste Pilotprojekt. Während die Young Carers in anderen Ländern, wie z. B. Österreich und England, von der Öffentlichkeit unterstützt werden, hoffen wir darauf, dass sich in naher Zukunft auch Deutschland dazu zählen kann.

Zum kompletten Beitrag „Verlorene Kindheit: Wenn Kinder ihre Eltern pflegen“ in der ZDF Mediathek (Verfügbar bis 27.10.2023)

Website Young Carers

Website Pausentaste des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend