„Wenn man nicht mehr scharf sieht, muss man eben eine Brille tragen.“ So denken viele Menschen, ohne sich darüber bewusst zu sein, dass Brillen und Kontaktlinsen nur Hilfsmittel sind. Sie verbessern die Augen nicht, sie gleichen „nur“ Sehschwächen aus, die Ursachen bleiben bestehen.

Training der Augen: wieso das denn – und geht das überhaupt?

Vielleicht hast Du noch nie von einem Sehtraining gehört und fragst Dich: „Geht das überhaupt? Kann man die Augen trainieren und das Sehen verbessern? Kann man ggf. eine Brille wegtrainieren?“

„Ja!“ Jeder kann seine Augen und die Sehfähigkeiten trainieren. Schwer ist es nicht – im Gegenteil: es macht sogar Spaß. Ob Du damit auch eine Brille wegtrainieren kannst, hängt von der Art und Ursache Deiner Sehschwäche ab.

Alterssichtigkeit muss nicht jeden treffen

Family, Grandfathers, GrandparentsPräventiv lässt sich die Abhängigkeit von einer Lesebrille bei Altersweitsichtigkeit (wenn die Arme zu kurz werden) sehr gut mit dem Sehtraining verhindern oder hinauszögern. Alterssichtigkeit (Presbyopie) muss nicht jeden treffen, vor allem nicht schon mit Mitte 40, wie es heute oftmals zu sein scheint. Ziel des Sehtrainings ist es, die Augen und das Sehen so lange wie möglich gesund und dynamisch zu erhalten, dabei präventiv vorzugehen und akute Beschwerden zu verringern. Dadurch wird das Gehirn bei der Verarbeitung von Informationen unterstützt. Das ist hilfreich und sinnvoll für Fehlsichtige wie für Normalsichtige, ganz besonders in einer Zeit, in der immer mehr Menschen unter digitalem Sehstress leiden.

Verbesserung der Sehfähigkeit bis ins hohe Alter

Wir alle haben das Sehen bis etwa zum 14. Lebensjahr erlernt – und es kann bis ins hohe Alter verbessert werden. Ebenso können selten genutzte Sehfunktionen verlernt werden oder nachlassen. Ein ganzheitliches Sehtraining bietet praktische Kurzübungen und wichtige Erkenntnisse, um das gesamte Sehsystem fit und dynamisch zu halten.

Ein gutes Sehvermögen zu haben, bedeutet weitaus mehr als nur scharf zu sehen. Es wirkt sich auf viele Bereiche aus, wie auf das Selbstbewusstsein, die Konzentrationsfähigkeit und die Sicherheit im Straßenverkehr. Durch gezielte Übungen kannst Du die verschiedenen Sehfähigkeiten, wie zum Beispiel die Wahrnehmung im Gesichtsfeld oder das räumliche Sehen, verbessern. Im (Profi)-Sport werden diese Techniken schon lange angewandt, um die Reaktionsfähigkeit zu verbessern und zielgenauer, schneller reagieren zu können.

Entspannung und Nährstoffe sind förderlich

Ein wichtiges Thema beim Sehtraining sind Entspannungsübungen und das Wissen über wichtige Nährstoffe. In nur wenigen Minuten kannst Du:

  • angespannte Augen wirkungsvoll regenerieren,
  • den Druck aus den Augen nehmen,
  • etwas gegen trockene Augen tun und
  • Erkrankungen wie dem Grauen und Grünen Star präventiv entgegenwirken.

Hast Du gewusst, dass ein Mangel an Vitamin A die gleichen Symptome auslöst, wie die (recht seltene) Krankheit der Nachtblindheit?

Drastischer Anstieg von Augenerkrankungen in den letzten Jahren

Die Statistiken zu Sehschwächen und schweren Augenerkrankungen zeigen, dass die Krankheitsfälle seit Jahren dramatisch ansteigen. Weltweit sind bereits 80% aller Jugendlichen in Großstädten von Kurzsichtigkeit betroffen. Man vermutet, dass die Gründe dafür in der einseitigen Belastung der Augen durch digitale Medien und zu wenig Aufenthalt im Tageslicht liegen.

Integration des Sehtrainings in den Tagesablauf

Auf große und kleine Bildschirme können wir nicht mehr verzichten, aber jeder kann einen bewussten und achtsamen Umgang mit seiner individuellen Sehkraft erlernen. Darum geht es in meinen Seminaren. Auf mühelose Weise und mit Spaß, lässt sich ganzheitliches Sehtraining in jeden Tagesablauf integrieren. Schon nach kurzer Zeit werden sich Erfolge einstellen und gesunde Sehgewohnheiten etablieren.

Übungen für ein besseres Sehvermögen

Damit Du Dir selbst ein Bild über die Wirksamkeit machen kannst, stelle ich Dir drei Übungen vor. Alle kannst Du mehrmals täglich – bitte ohne Sehhilfe – machen. Lächle, denn Lächeln erleichtert das Lösen der Anspannung.

Übung: Häufig Blinzeln, um trockene Augen zu vermeiden

Wenn wir konzentriert auf einen Bildschirm schauen oder ein spannendes Buch lesen, unterdrücken wir oft unbewusst den reflexartigen, natürlichen Lidschlag. Auf Dauer kann dies zu einer schlechten Sehgewohnheiten führen und wir blinzeln nur noch 3 bis 7 Mal pro Minute. Das ist eindeutig zu wenig!

Wenn Du mehrmals täglich etwa für 1 Minute bewusst ganz schnell die Augen öffnest und schließt, wirkst du dieser Angewohnheit entgegen. Dein natürlicher Lidschlag kann sich dadurch (schnell) wieder auf 10- bis 15 Mal pro Minute einpendeln und deine Augen werden besser versorgt.

Vorteile: Der Blick wird klarer, die Augen werden mit Tränenflüssigkeit befeuchtet und gereinigt, die Hornhaut wird mit Sauerstoff versorgt und das Gehirn holt sich eine Pause.

Übung: Abdunkeln („Palmieren“) zum Stressabbau

Mache es Dir im Sitzen oder Liegen bequem und schließe Deine Augen. Lege Deine Handflächen samt Finger vollflächig aneinander und reibe sie so schnell wie möglich, bis sie warm werden. Lege nun die Hände leicht gewölbt so über die geschlossenen Augen, dass die Handflächen auf den Wangen und die oberen Fingergelenke auf den Augenbrauen positioniert sind. Die Finger liegen dabei dicht aneinander und die Nase bleibt frei.

Atme entspannt und genieße die Wärme, bis sich hinter den geschlossenen Augenlidern eine tiefe Schwärze eingestellt hat. Nimm nun die Hände weg, lasse die Augen noch einen Moment geschlossen und beginne dann ein paar Mal zu blinzeln.

Tipp: Schaue vor und nach der Übung bewusst kurz um Dich und achte darauf, ob Du einen Unterschied bemerkst.

Vorteile: Mit dieser Übung entspannst Du Muskeln und Nerven, regenerierst die Sehzellen, Dein Blick wird schärfer und klarer.

Übung: Klopfen stimuliert die Durchblutung

Klopfe mit Deinen Fingerspitzen (wie beim Fingertrommeln auf einer Tischplatte) leicht auf den Bereich um Deine Augen. Von den Augenbrauen über die Schläfen, den unteren Augenknochen und über die Nase wieder nach oben. Wechsele auch mal die Richtung. Achte darauf, nicht auf die Augenlider zu klopfen.

Vorteile: Die Übung regt die Durchblutung an, löst Spannungszustände spürbar und fördert das frische Aussehen der Augenpartie.

Historie: Sehtraining ist schon über 100 Jahre alt

Sehtraining ist keine neumodische Erfindung. Bereits in den 1920er Jahren wurden diese Übungen vom New Yorker Augenarzt und Forscher Dr. Wilhelm Bates (1860 – 1931) entwickelt.

Er war der Meinung, viele Sehfehler seien durch falsche Sehgewohnheiten erworben. Nachdem er vielen Menschen mit seinen einfachen Übungen helfen konnte, verbreiteten sich die Bates-Methode auch in Europa und Asien. Jedoch wurde sie von seinen Kollegen in der Ärzteschaft nie anerkannt.

Seiner Zeit weit voraus, betrachtete Bates das Sehen ganzheitlich.

„Sehdefekte und sogar Krankheiten können durch emotionalen Stress und Druck beeinflusst werden. Nicht unsere Augen lassen uns im Stich, sondern wir lassen sie im Stich …“

(W. Bates)

Ich hoffe mein Artikel über ganzheitliches Sehtraining hat Dir „die Augen geöffnet“. Schreibe mir gern einen Kommentar über Deine Erfahrungen mit den hier vorgestellten Übungen.

Viele Grüße

Annette Eickelmann


Die Autorin: Annette Eickelmann, zertifizierte Sehtrainerin und Lifekinetik Trainerin

Es macht mir Spaß, mein Wissen zu teilen, anderen Menschen die Einfachheit und Effizienz dieser Techniken näher zu bringen. Ich freue mich, wenn es bei anderen „klick“ macht und der Sinn der Übung für ihn „spürbar“ und „sichtbar“ wird.

Bevor ich anfing, Kurse zu geben, war ich viele Jahre als Tournee Busfahrerin in ganz Europa unterwegs. Meine eigenen Erfahrungen mit Sehtraining sowie das Wissen aus den Ausbildungen, bewegten mich dazu, ein spezielles Schulungs-Konzept zu entwickeln, das auf die hohen Sehanforderungen im Verkehr abgestimmt ist. Beim DEKRA-Award 2019 (für innovative Methoden) wurde dieses Konzept als hervorragend bewertet und in der Kategorie „Sicherheit im Verkehr“ nominiert.

Kontaktdaten und Verlinkungen:

Annette Eickelmann 
Sehtrainerin/Lifekinetik-Trainerin aus Dortmund
E-Mail
Website: www.sehtraining-macht-sinn.de

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