Freundschaften halten dich gesund

Freundschaften halten dich gesund

Freunde – sie begleiten uns ein Leben lang oder manchmal auch „nur“ ein paar Jahre. Wir teilen bereitwillig Freude und Leid und vertrauen ihnen unsere intimsten Geheimnisse an. Sie sind da, wenn wir sie brauchen, und sie verraten uns nie.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man Freundschaften pflegen muss, sonst gehen sie ein wie eine Pflanze, die nicht gegossen wird. Andererseits habe ich aus Studienzeiten sieben sehr gute Freunde, die ich nur selten sehe. Kennengelernt haben wir uns am Anfang unseres Studiums in Dortmund und sind gemeinsam durch alle Semester gegangen. Sogar eine WG hat es gegeben. Mit dem Abschluss haben wir uns in ganz Deutschland zerstreut, wir haben Arbeit gefunden, Familien gegründet und unser Leben gelebt. Bis heute schreiben wir uns Nachrichten und telefonieren gelegentlich. Aber einmal im Jahr treffen wir uns und sofort ist die Vertrautheit wieder da. Wir quatschen über alles, was uns (heute) wichtig ist und nicht nur über „weißt du noch damals“. Unsere Freundschaft hat unser Erwachsenwerden, das Familie gründen und Trennungen überlebt. Wir teilen nicht mehr alle Geheimnisse – nur noch die wichtigsten und sind trotzdem immer noch eng verbunden.

Ich hatte auch das Glück, im Alter von 56 Jahren noch eine tolle Freundin zu finden, die sogar in meiner Nähe wohnt. Bettina und ich waren vor einigen Jahren nach einer Operation in derselben REHA-Klinik. Wir haben uns gesehen, ein bisschen unterhalten und uns sofort wie Schwestern gefühlt. Seitdem verbringen wir viel Zeit zusammen und genießen unsere „Schwestern-Auszeit“.  Mal im Wellnesshotel, mal in der Sauna oder wir quatschen einfach stundenlang am Telefon oder bei einem Glas Sekt – BFF halt – best friends forever. Es fühlt sich an, als ob wir uns schon seit unserer Kindheit kennen würden.

Warum tun uns Freundinnen so gut?

Gute Freunde, die uns ein Leben lang geleiten – das wünschen wir uns. Freundschaften vermitteln uns das Gefühl, sozial eingebunden zu sein. Sie geben uns Halt, Energie und Wärme. Sie sind wichtig für bzw. gegen unseren Stresslevel, denn je enger und intensiver wir Freundschaften empfinden, desto entspannter gehen wir mit Stress um. Studien zeigen, dass uns Freunde bzw. Freundschaften tatsächlich gesünder machen.

Soziale Beziehungen sind so wichtig für unsere Gesundheit, dass es sich negativ auswirkt, wenn wir keine Freunde haben. Das geht so weit, dass Forschende Einsamkeit für schädlicher halten als keinen Sport zu betreiben.

Freundschaften nehmen wir als positive Zuwendung oder soziale Unterstützung wahr.  Wenn wir Hilfe brauchen, bekommen wir sie selbstverständlich von unseren Freunden und das vermindert unseren Stress.  Unser Körper schüttet weniger Stresshormone aus, wir schlafen besser und unser Immunsystem ist stabiler.

Freundschaften geben uns ein Gefühl der Sicherheit und das sorgt für einen entspannten Gesamtzustand!

Wie halten Freundschaften über Jahre bzw. Jahrzehnte?

Schon im Kindesalter miteinander spielen, nah beieinander wohnen, viele gemeinsame Erlebnisse – positive wie negative, buchstäblich durch dick und dünn gehen und etwas haben, was uns verbindet. Das sind gute Voraussetzungen für eine lebenslange Freundschaft. Wir Menschen brauchen diese sozialen Beziehungen, denn verschiedene Studien beweisen, dass wir so länger leben. Je mehr wir unsere Freunde und Freundschaften wertschätzen, desto gesünder, physisch fit und mental stark, schätzen wir uns selbst ein.

Am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit forscht man seit vielen Jahren am Ursache-Wirkung-Zusammenhang für diese Erkenntnisse. Die Terra X Plore Redakteurin Jasmina Neudecker wagt mit ihrer besten Freundin Laura Spindler das Experiment, mit dem die Forschenden des Institutes in ihrer Studie arbeiten. Jasmina und Laura schreiben jede für sich 4 Komplimente auf, die sie der Freundin später geben. Danach legen sich beide Frauen in ein MRT. Dort sind sie per Video miteinander verbunden und können sich sehen. Die Wissenschaftler spielen jetzt nacheinander die Komplimente ein, die die Freundinnen vorher aufgeschrieben haben. Das MRT ermittelt währenddessen, was sich in den Gehirnen der beiden abspielt.

Das Ergebnis

Ganz besonders werden die Regionen im Gehirn aktiviert, die mit Emotionen zu tun haben. Sehr aktiv ist auch das Belohnungssystem der Gehirne – es schüttet fleißig das Glückshormon Dopamin aus. Die Forschenden haben bei anderen Probanden herausgefunden, dass die Ausschüttung des Hormons sogar schon einsetzt, während diese die Komplimente aufschreiben. Unser Gehirn freut sich also schon darüber, dass wir unserer Freundin etwas Schönes sagen oder geben wollen, bevor wir es getan haben.

Also: Über häufige Komplimente freuen sich Senderin und Empfängerin!

Ein wichtiger Faktor ist u. a. die Konstanz in den Lebensumständen, die zu langen Freundschaften beiträgt. Lebensumbrüche wie häufige Umzüge und Jobwechsel oder Trennungen in der Partnerschaft sorgen dafür, dass Freundschaften einschlafen oder auseinander gehen. Aus den Wechseln im Leben ergibt sich so etwas wie ein „Schichtkuchen“ – eine Schicht Jugendfreunde, je eine mit Studienfreunden, Partnerschaft, Ehe, Arbeit, Trennung und so weiter. Jede Änderung ist eine Schicht – am Ende ist unsere Biografie eine Ansammlung der verschiedenen Schichten. Besteht unser Leben aus wenigen Schichten, ist es wahrscheinlicher, dass wir auch lange Freundschaften pflegen können. Bei „vielschichtigen“ Leben werden es tendenziell eher wenige dauerhafte Freundschaften sein.

Was macht eine enge Freundschaft aus?

Die wechselseitig empfundene hohe Qualität einer Freundschaft ist uns wichtig. Die gemeinsam verbrachte Zeit, das gemeinsame Erleben, eine gemeinsame Vergangenheit sind wichtige Faktoren und Indizien für eine enge Freundschaft. Die Anzahl der Freunde ist unwichtig, es geht um die Intensität der Beziehung. Es gibt eben nichts, was Freunde nicht für den oder die andere tun würden.

Das Alter bringt häufig noch einmal eine Veränderung der Freundschaften. Ältere Menschen wünschen sich eher einen kleinen Freundeskreis. Jede Freundschaft ist dabei aber intensiver und bedeutsamer. Der Wunsch und die Möglichkeiten, neue Freunde zu finden, werden weniger. Wichtiger ist, sich auf die vorhandenen Freunde zu konzentrieren und positive Kontakte mit wenig Konfliktpotential zu pflegen. Mit zunehmendem Alter verlieren wir unsere Freunde auch auf „natürliche“ Weise, was sicherlich die schwierigste Art ist, den Freundeskreis zu verkleinern.

Fazit

Mich hat die Dokumentation des ZDF „Diese Freundschaften halten dich gesund“ aus der Reihe Terra Xplore inspiriert, über die Freunde und Freundschaften, die ich habe, nachzudenken. Daraus ist dieser Beitrag entstanden.

Mir ist bewusst geworden, dass ich nur wenige enge Freundinnen habe. Meinen besten Freund habe ich vor einigen Jahren verloren – er ist einfach eingeschlafen und nicht wieder aufgewacht. Noch heute fehlt er mir jeden Tag. In Zukunft werde ich mich noch mehr um die Freundinnen, die mir geblieben sind, kümmern.

Ich kann mir nur wünschen, dass Du so eine intensive Freundschaft, wie ich sie mit Bettina habe, erleben darfst.

Wenn Du magst, erzähle uns gerne von Deinen Freundinnen und Freundschaften. Hast Du eine enge Freundin, mit der Du das letzte Hemd teilen würdest?

Deine

Iris Hüttemann


Terra Xplore „Diese Freundschaften halten dich gesund“
Die Biologin Jasmina Neudecker will wissen, warum Freundschaften zu einem langen, glücklichen Leben beitragen
(Video verfügbar bis 18.03.2034)

Ein Interview mit der Trauerrednerin Claudia Engel, Rede.Engel

Ein Interview mit der Trauerrednerin Claudia Engel, Rede.Engel

Sie liest gerne. Sie ist empathisch. Sie schreibt wertschätzend über das Leben anderer.

Claudia Engel ist Trauerrednerin und begleitet Menschen ein Stück des Weges, damit sie sich im Guten an den schweren Tag der Beerdigung, den Abschied ihres geliebten Angehörigen erinnern können. Sie schreibt und hält die Trauerrede, gestaltet und leitet nach den Wünschen der Angehörigen die gesamte Beerdigung.

Hallo Frau Engel, welches Gefühl entsteht, wenn Sie eine Trauerrede halten – sowohl bei Ihnen als auch bei den Trauernden?

Bei mir entsteht Zufriedenheit, wenn ich in die Gesichter der Anwesenden blicke und wenn ich hinterher ihre Rückmeldung bekomme, wie: „Das war eine schöne Trauerfeier.“ Denn dann ist es mir gelungen, das Wesen, die Persönlichkeit des verstorbenen Menschen noch einmal lebendig werden zu lassen.

Die Trauergäste sind sehr dankbar, dass der letzte Abschied in einem würdevollenm Rahmen stattgefunden hat, und sie sich an schöne Augenblicke erinnern konnten. Wie ein heller Lichtstrahl, der sich leichtfüßig seinen Weg durch die Trauer bahnt. Oft sind positive Gedanken durch die schweren Tage in den Hintergrund gerückt.

Sie blicken auf einen erstaunlichen Lebenslauf zurück, der viele Facetten bereithält. Was hat Sie dazu bewegt, als Trauerrednerin tätig zu werden?

Meine Lebenserfahrung beinhaltet einige Stationen, wie das Germanistikstudium, das Studium der Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte in München. Ich war als Fernsehredakteurin immer an sozialen Themen interessiert und komme schnell mit Fremden in Kontakt, die sich mir öffnen können. Mich berühren die Geschichten, die sie mir erzählen und ich lerne viel daraus. Beim Fernsehen habe ich Unterhaltungssendungen, wie z. B. die ARD-Talkshow „Fliege“ (die fast 11 Jahre zum Nachmittagsprogramm gehörte) oder die Kabarettsendung „Ottis Schlachthof“ entwickelt und aufgebaut. Danach war ich 17 Jahre als Pressereferentin für Fraueneinrichtungen tätig. Auch bei dieser Aufgabe hatte ich immer wieder mit Bruchstellen im Leben anderer Menschen zu tun. Nachdem ich ins Ruhrgebiet zurückkam, blieb ich vorerst bei meiner Tätigkeit, doch sie erfüllte mich nicht mehr so wie früher.

Ich habe eine Pause eingelegt und mich gefragt, was mir Spaß macht. Dabei wurde mir klar, dass es um eine Kombination meiner Kompetenzen geht. Zum einen bin ich Journalistin und zum anderen baue ich gern eine Verbindung zu anderen Menschen auf.
Während einer Trauerfeier hatte ich schon vor ein paar Jahren einen wirklich schlechten Trauerredner erleben müssen. Wie das im Leben oft geschieht, fiel mir ein Artikel der Süddeutschen Zeitung ins Auge. Ein Trauerredner schrieb über seinem Alltag, über seine Aufgaben und von den bereichernden Begegnungen. Dieser Beitrag hat mich inspiriert, mich mit dieser Tätigkeit auseinanderzusetzen und ich stellte fest, das passt wunderbar zu dem, was ich schon mitbringe. Ich machte mich auf die Suche, nach einer entsprechenden, qualifizierten Ausbildung, um mein vorhandenes Handwerkszeug noch zu verfeinern.

Der Gedanke, meine gebündelten Fähigkeiten in dieser Tätigkeit nutzen zu können, fühlte sich wirklich gut an. Große Empathie, gutes Wortgefühl und meine Lebenserfahrungen sind optimale Grundlagen, um „fühlige“ Texte zu schreiben und den verstorbenen Menschen mit seiner Geschichte, mit seinem Wesen, mit dem, was ihn ausmachte in der Trauerrede widerzuspiegeln.

Rückblickend wird deutlich, dass es eine Art berufliche Neuorientierung war. Sie fand mit dem Beginn der Selbstständigkeit als Trauerrednerin im November 2022 ein Ende und beinhaltete gleichzeitig einen wunderbaren Neuanfang.

Liebe Frau Engel, wie können sich unsere Leser:innen Ihre Tätigkeit vorstellen? Wie finden Angehörige zu Ihnen und wie sieht Ihr Alltag bzw. der weitere Ablauf dann aus?

Entweder werde ich von den Bestatter:innen empfohlen, im Internet gefunden oder es hat mich schon jemand als Trauerrednerin erlebt und erinnert sich. Im ersten Schritt telefonieren die Hinterbliebenen mit mir, um einen Termin zu vereinbaren.

In das Gespräch vor Ort gehe ich mit einer totalen Offenheit, daich vorher nicht weiß, was mich erwartet. Meine „Antennen“ sind ausgefahren, um die trauernden Angehörigen gut einschätzen und aufmerksam hinhören zu können.

Ich strahle Ruhe und Gelassenheit aus und gebe den Anwesenden die Zeit, die sie brauchen, um ihre Gedanken und ihre Gefühle zu sortieren. In diesen Gesprächen bin ich emotional auf mein Gegenüber fokussiert. Mit großer Sensibilität leite ich durch das Gespräch, und behalte alle offenen Fragen im Blick, damit ich von möglichst vielen Facetten der verstorbenen Person erfahre. Eine Tochter hat das einmal auf den Punkt gebracht: „Frau Engel, vielen Dank für das wunderbare Gespräch, das war fast wie eine Therapiestunde für mich.“ Die Angehörigen kommen manchmal für den Moment in eine andere Stimmung, denn wir gehen im Gespräch zurück und betrachten den gesamten Lebensweg der Verstorbenen. Das lässt die letzten, schweren Tage vergessen, es fällt ihnen wieder etwas ein und sie lächeln plötzlich. Dann wird das Herz etwas weiter, was sich vorher zusammengezogen hatte.

Nach diesen Vorgesprächen brauche ich erst einmal Stille. Mitunter gibt es Probleme in den Familien und ich spüre, wenn Spannungen vorhanden sind. Manchmal ist die Todesursache schwierig, wie beispielsweise ein Selbstmord. Oder es ist ein Kind, ein junger Familienvater verstorben – und die Angehörigen sind in einem schockartigen Zustand. Ich fahre nach Hause, habe das Radio ausgeschaltet und lasse das Gespräch in mir nachwirken.

Zusammengefasst sieht es – zeitlich betrachtet – so aus, dass ich zum ca. 2-stündigen Vorgespräch mit den Angehörigen fahre. Danach schreibe ich die Trauerrede und übe sie ein, das dauert etwa 4 Stunden. Die Beerdigung selbst dauert auch nochmal 1 – 2 Stunden. Mit Fahrtzeiten bin ich etwa 8 – 9 Stunden beschäftigt. Die Kosten bewegen sich ab 400 Euro aufwärts und es gibt regionale Unterschiede.

Herzlichen Dank für die Zusammenfassung. Jetzt möchte ich von Ihnen wissen: Was war ein ganz besonderer Moment, der bei Ihnen einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat?

Eine Trauerfeier wird mir immer besonders in Erinnerung bleiben. Der Abschied fand vor der Seebestattung in einem Lokal am Baldeneysee, in einem separaten Raum statt. Die Urne war mit dem Kranz und den Kerzen wunderschön aufgestellt. Die Angehörigen sollten persönliche Erinnerungsstücke mitbringen, die neben mir auf einem Tisch lagen. Ich habe die Trauerrede gehalten und mich dann den mitgebrachten Gegenständen auf dem Tisch gewidmet. Jedes Erinnerungsstück wurde von mir anmoderiert und die jeweiligen Trauergäste haben die dazugehörige Anekdote erzählt, so dass viele Geschichten geteilt wurden. Es war eine wahrlich würdevolle Trauerfeier, die den Hinterbliebenen viel gegeben hat.

Das hört sich wundervoll an und es ist nachvollziehbar, welch schöne Erinnerungen dadurch wieder wach werden. Damit unsere Leser:innen ähnliche Erlebnisse machen können, was ist aus Ihrer Erfahrung in den Vorgesprächen besonders wichtig? Worauf sollten Angehörige im Trauerfall achten?

Der Beruf des Bestatters ist traditioneller Weise eine Männerdomäne. Denn früher waren es häufig Schreiner, die sich auf Bestattungen spezialisiert haben, da sie auch die Särge herstellten. Oftmals wurde das Geschäft an eines der Kinder weitergegeben. Wenn heutzutage ein Bestatter in Ruhestand geht und niemand aus der Familie den Betreib weiterführen möchte, kauft ihn ein anderer Bestatter. Der alteingesessene Name bleibt jedoch bestehen. Gut ist, dass immer mehr Frauen Bestattungshäuser gründen, gerade in Großstädten wie Berlin oder München. Man(n) bleibt auch gern unter sich, so dass es für Trauerrednerinnen wie mich nicht einfach ist, über die Bestattungshäuser empfohlen zu werden. Das mag jetzt vielleicht etwas bitter klingen, aber immer wieder erzählen mir Hinterbliebene von Trauerfeiern, die sie entsetzlich fanden und die alles andere als individuell und persönlich waren.

Mein Tipp für Ihre Leser:innen: Recherchieren Sie kurz im Internet, hören Sie auf Ihr Bauchgefühl, gehen Sie nach Sympathie. Beim ersten Telefonat wird meistens schon klar, ob das passen könnte oder nicht. Dabei ist spürbar, ob jemand gut mit Worten umgehen kann und wie der Klang der Stimme ist.

Beim Schreiben der Trauerrede kann ich nur für mich sprechen. Mir ist wichtig, dass ich den Anwesenden mit meinen Worten und Gedankengängen etwas geben kann. Ich möchte den Verstorbenen authentisch darstellen und nicht mit Floskeln oder pauschalen Aussagen um mich werfen. Im letzten Teil der Rede geht es um den Ausblick: eine Hoffnung, den nächsten und übernächsten Tag, und darum, den Angehörigen kleine, gedankliche Samenkörner mitzugeben, die vielleicht aufgehen werden.

Vielen Angehörigen ist es wichtig, dass sie nach einem würdevollen Abschied sagen könnten: „Das hätte ihm oder ihr wirklich gut gefallen.“ Wem die Beisetzung am Herzen liegt, nimmt sich die halbe Stunde, um nach der besten Option zu recherchieren und vermeidet es, sich nur auf eine einzige Person zu verlassen.

Liebe Frau Engel, was liegt Ihnen besonders am Herzen und was verstehen Sie unter dem Begriff „Würde“?

Es ist schade, dass der Tod in den Familien nicht mehr thematisiert wird. Er gehört zum Leben dazu, und zwar: seit wir geboren sind steht fest, wir werden irgendwann sterben. Doch das Thema wird nicht angefasst, auf die lange Bank geschoben und verliert sich dann im Laufe der Zeit. Dadurch fehlt den Angehörigen das Wissen über die Wünsche der Verstorbenen und mir liegt am Herzen, dass mehr Menschen ihren Mut zusammennehmen, um das Gespräch in den Familien zu führen.

Mit dem Wort „Würde“ geht für mich einher, die verstorbene Person mit all ihren Lebensinhalten zu sehen, das Leben an sich zu würdigen und mich davor zu verneigen. Den Angehörigen gegenüber ist es dasselbe. Das, was ich im Vorgespräch höre, spüre und wahrnehme so stehen zu lassen, es wertzuschätzen und jeden so sein zu lassen, wie er ist. Das ist Würde.

In Bezug auf die Trauerfeier umfasst die „Würde“ einen gewissen Rahmen, einen Raum der Stille, der Wachheit, eine getragene Atmosphäre, in der ein Mensch verabschiedet wird. Der Rahmen entsteht durch eine konzentrierte Stille und die besondere Atmosphäre in der Trauerhalle. Wir geben dem Verstorbenen einen Raum, wir gedenken seiner. Würde ist für mich die Verneigung vor dem Leben, welches wir verabschieden.

Auf Ihrer Website gibt es einen Menüpunkt „Trauerhallen“ und „Hinterzimmer“. Was hat es damit auf sich?

Ich habe Kunstgeschichte studiert und Architektur interessiert mich von Hause aus. Die Fotos sind als Dokumentation der jeweils ganz eigenen Trauerhallen und ihrer Innenräume gedacht und dienen den Angehörigen dazu, sich mit diesem Raum vorher schon ein wenig vertraut zu machen. Sie vermitteln einen ersten Eindruck von der jeweiligen Atmosphäre. Es gibt fast in jeder Trauerhalle einen Raum, in dem sich der Pfarrer umziehen kann. Er dient mir dazu, mich auf das Begleiten der Trauerfeier und das Halten der Trauerrede vorzubereiten. Diese Räume sind dem Trauergast unbekannt – deshalb fotografiere ich sie und nenne sie „Hinterzimmer“. Es ist immer wieder eine Überraschung, was sich in diesen Räumen verbirgt. Schauen Sie auf meine Website, sie werden erstaunt sein …

Liebe Frau Engel, was möchten Sie unseren Leser:innen mit auf den Weg geben? Haben Sie Tipps oder Erkenntnisse, die Sie teilen möchten?

Auf meiner Website im Blog habe ich einige Tipps mit ergänzenden Erklärungen zusammengefasst, auf die ich an dieser Stelle gern hinweisen möchte.

  • Augen auf bei der Wahl des Bestattungshauses
  • Gedanken über die Gestaltung der Trauerfeier
  • Die Trauerrede: Das Herzstück einer würdevollen Trauerfeier
  • Zeitfenster bedenken
  • Auswahl der Trauerredner:in
  • Kosten und Budget

Und gern können mich Ihre Leser:innen über die Kontaktmöglichkeiten anschreiben, wenn Sie Fragen haben.

Herzlichen Dank für das kurzweilige Interview Frau Engel. Sie haben uns bereichernde Einblicke in Ihre Tätigkeit ermöglicht und wir wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute!

Kontaktdaten:

Rede.Engel
Claudia Engel
Weißdornweg 10
45133 Essen

Telefon: +49 171 1938252
E-Mail

Website
Instagram
Facebook

Buchtipp:
Trauer ist das Ding mit den Federn von Max Porter, ISBN-10: ‎ 3446249567 / ISBN-13: ‎ 978-3446249561
Link zu Amazon