„Autorennen und »Flappy Bird« – in der Vagina gesteuert“. So titelt Spiegel.de in seinen Beitrag über die spielerische Anwendung von drei verschiedenen Beckenbodentrainern, die mit Hilfe einer App gesteuert werden können. Die Spieleexpertin Nora Beyer wirft die Frage auf, wie umfangreich und spielbar die Beckenbodentrainer von Elvie, EMY und Perifit wirklich sind.
Tabuthema Inkontinenz
Inkontinenz ist ein Tabuthema, betroffen sind Männer und Frauen gleichermaßen. Frauen leiden besonders nach Entbindungen an Harninkontinenz – unabhängig vom Alter. Aber auch Sportlerinnen, auch junge, sind betroffen. Bei vielen ist es eine Tatsache, dass beim Sport immer mal ein paar Urintropfen in der Hose landen. Wir berichteten über die Statistik schon einmal in einem Beitrag.
In den letzten Jahren sind einige neue Geräte, sogenannte Kegeltrainer, auf den Markt gekommen, mit denen ein gezieltes Training des Beckenbodens möglich ist und somit Abhilfe bei Inkontinenz geschafft wird. Einige der Trainer, z. B. der Elvie Trainer, sind inzwischen auch per Rezept vom Arzt erhältlich, wenn nachweislich eine Harninkontinenz attestiert wird.
Ein Beckenboden-Trainingsspiel?
Der Spiegel Artikel, auf den wir uns beziehen, betrachtet einen anderen Aspekt dieser Kegeltrainer. Alle drei Trainer werden über Apps gesteuert, die einen eher spielerischen Ansatz verfolgen. Nora Beyer hat als Spielejournalistin getan, was sie auch sonst gerne tut. Sie hat die Spiele ausprobiert und bewertet. Dich interessieren ihre Bewertungen und Ergebnisse?
Die letzten zwei Jahre haben bei uns allen Spuren hinterlassen. Wir können froh sein, wenn wir das nur auf unseren Hüften zu spüren bekommen. Um den Corona-Speck wieder loszuwerden, machen wir einfach ein bisschen Sport, dann funktioniert das schon, denken Viele. Du auch?
Da kommt sofort die Frage auf „Nimmt man durch das bisschen Sport wirklich ab“?
Jasmina Neudecker ist Biologin und weiß, dass unser Körper von der Evolution getrimmt ist und sich als Vorsorge für die schlechten Zeiten an jedes Gramm Fett klammert. Sie trainiert mit Prof. Karsten Köhler, Ernährungswissenschaftler an der TU München, und deckt gemeinsam mit ihm drei Irrtümer zum Thema „Sport und Abnehmen“ auf.
Irrtum 1: Beim Sport verbrennen wir wahnsinnig viele Kalorien
Irrtum 2: Sportler:innen verbrennen viel mehr Kalorien als Couch-Potatoes
Irrtum 3: Sport hat keinen Einfluss auf unser Essverhalten
Mit Dir selbst im Einklang sein und Dich in Deinem Körper wohlfühlen. Umgang mit übertriebenen Erwartungen und ständigem Frust. In Deinem Bereich das Optimum erreichen und weiterhin Perfektion anstreben. Das alles sind Gründe und Ansätze, mit denen Menschen versuchen, ihre Sucht nach einem optimalen Leben zu befriedigen.
Aber: bin ich nicht gut, wie ich bin? Muss es immer weiter, höher und schneller sein? Was ist ein optimaler Tag, optimales Essen oder die optimale Leistungsfähigkeit? Und ist es für meinen Körper wichtig bzw. richtig und gesund, diesen Status zu erreichen? Oder schade ich ihm damit?
Viele Fragen, die jeder Mensch für sich beantworten muss.
Wir leben im „Zeitalter der Selbstoptimierung“ – sagen Trendforscher – und meinen eine Bewegung, die längst in unserer Gesellschaft Fuß gefasst hat. Ein Drittel der Bevölkerung folgt dem Trend. Sie haben sich auf den Weg gemacht, sich selbst zu optimieren.
Die ZDF-Doku stellt drei Menschen vor, die ihr Selbst, ihren Alltag und ihr Leben auf unterschiedliche Art und Weise verbessert haben.
Sophia Thiel (26) ist Fitness-Influencerin, nahm 30 kg ab und entdeckte das Bodybuilding für sich. Sie war ein Social Media Star und verschwand plötzlich aus allen Medien. Sie erzählt, was ihr passiert ist, warum der Rückzug für sie wichtig war und wie sie heute mit dem sozialen Druck umgeht.
Bild: Sophia vorher (li) und nachher (re)
Andreas Breitfeld (46) ist ein Hacker – genauer gesagt ein „Biohacker“. Sein Leben wird von technischen Hilfsmitteln gesteuert, sie bestimmen seinen Tagesablauf und kontrollieren fortlaufend seine Vitalwerte. Warum ihn diese Art der Selbstoptimierung nach einem Burnout rettete, beschreibt er in der Doku.
Bild: Andreas bei seiner Morgenroutine
Karina Löckener (31) und Philip Wrozyna (32) haben sich von materiellen Dingen in ihrem Leben getrennt und wollen in Zukunft in ihrem Bulli leben. Schrittweise verändern die beiden Rohveganer ihr Verhalten. Sie essen ausschließlich rohe Lebensmittel und verzichten auf tierische Produkte, Öl und Gewürze. Kühlschrank und Herd brauchen sie nicht mehr. Sie erklären, wieso die Selbstoptimierung ihr Weg ist, um zu sich zurückzufinden und ein Leben in der Natur zu führen.
Bild: Karina beim Brennesselbaden
Das Fazit der Filme-Macherinnen
„Und so sehr sich die Wege unserer Protagonisten unterscheiden, haben sie doch einiges gemeinsam: Diese Menschen suchen ihr Glück in der Optimierung. Eigentlich würden wir den Weg unserer Protagonisten nun gerne weiterverfolgen: Schafft Sophia es auch in Zukunft auf sich und ihre mentale Gesundheit Acht zu geben? Bringt Andreas das Biohacking groß raus und wachen wir vielleicht alle irgendwann mit seiner Rotlichtroutine auf? Und: Wo geht die Reise von Karina und Philip mit ihrem Bus hin?“ (Quelle des Zitats: Begleittext zum Beitrag in der ZDF-Mediathek, 37 Grad – Die Ich-Vermesser)
Der frauengesundheit.life Redaktion hat der Beitrag sehr gut gefallen, weil er so viele Perspektiven aufzeigt, aber die Ziele und Vorgehensweisen immer wieder kritisch hinterfragt.
Gehörst Du auch zu den Ich-Vermessern oder Selbstoptimieren? Welchen Weg hast Du für Dich gefunden? Magst Du uns in den Kommentaren davon erzählen? Vielleicht können wir aus Deinen Erfahrungen, Entscheidungen und Problemen lernen und uns noch tiefer in dieses spannende Thema einarbeiten.
Wir haben Dir noch ein paar weitergehende Informationen zusammengestellt:
Vollständiger Beitrag aus der ZDF-Reihe „37 Grad“
Video verfügbar bis 19.04.2027
Mit unserem Beitrag „Embrace – Du bist schön“ haben wir uns bereits mit dem Thema auseinandergesetzt.
Heute weiß man, dass Frauen und Männer in der Medizin nicht gleichbehandelt werden dürfen – es im Gegenteil lebenswichtig ist, die medizinischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu kennen und zu beachten. Aber zu dieser Erkenntnis ist man erst in den letzten Jahren gekommen. In der Antike, im Mittelalter und sogar noch im 19. Jahrhundert waren die überwiegend männlichen Mediziner anderer Ansicht.
Wie Frauen aus der Medizin herausgehalten wurden
In der Antike hatten alle Krankheiten der Frau – Schmerzen, Veränderungen am Körper, seltsames Verhalten – eine Ursache: Hysterie. Benannt nach der Gebärmutter Hystéra.
Therapiert wurde ganz einfach mit Düften oder Schwangerschaft. Viele Jahrhunderte mussten Frauen unter diesen männlichen Ansichten leiden.
Im Mittelalter wurde es nicht besser. Hinter der hysterischen oder irgendwie auffälligen Frau vermutete „Mann“ dämonische Kräfte. Hexenverbrennungen und Teufelsaustreibungen waren die bevorzugten Mittel. Die Leiden der Frauen wurden mit Folterungen, oft bis zum Tod, „behandelt“.
In den folgenden Jahrhunderten gab es für die Frauen weiterhin keine Verbesserung. Die Gebärmutter wurde im „Krankheitsfall“ einfach komplett entfernt – was nur die wenigsten Frauen überlebten. Im 19. Jahrhundert waren aus Sicht der Männer die meisten Frauen hysterisch und die Behandlungen sahen die Ehe und Schwangerschaften als die wichtigsten „Medikamente“ vor. Es gab aber auch eine Reihe fragwürdiger Methoden – Intimmassage, Hypnose oder die Ovarienpresse. Erst Sigmund Freud (1856 – 1939) war der Meinung, dass auch Männer unter Hysterie leiden können – eine kleine „Entlastung“ für die Frauen. Heute ist Hysterie nicht mehr als Krankheit anerkannt. Aber etwas ist bis heute hängengeblieben. Körperliche Beschwerden von Frauen werden immer noch häufiger als übertrieben oder eingebildet abgetan, als das bei Männern der Fall ist.
Genderspezifische Nebenwirkungen
Medikamente haben durchaus eine geschlechterspezifische Wirkung, die sich mit negativen Ergebnissen bemerkbar macht. Schmerzmittel wirken bei Frauen anders als bei Männern. Wie das Beispiel Ibuprofen zeigt, ist die Wirkung bei Frauen weniger schmerzlindernd als bei Männern. Die Psyche wird je nach Geschlecht ebenfalls anders beeinflusst.
Wieso entdecken Wissenschaft und Medizin erst jetzt die geschlechtsspezifischen Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten?
Ganz einfach: In der Vergangenheit befanden sich unter den Probanden von klinischen Studien keine Frauen. Grund war der Contergan-Skandal Anfang der 60er Jahre, der gezeigt hat, wie fatal die Freigabe von unsicheren und nicht ausreichend getesteten Medikamente für Frauen sein können. Das veränderte die Zulassung neuer Arzneimittel. Ab 1978 mussten Medikamente erstmals in klinischen Studien getestet werden – allerdings nur von Männern, denn bei Frauen konnte eine frühe Schwangerschaft noch nicht sicher erkannt werden. Außerdem schwankt der Hormonhaushalt der Frauen stark und die Pharmafirmen befürchteten wechselnde Reaktionen auf die Wirkstoffe – Männer haben diese Schwankungen nicht. Die Studien wurden durch den Ausschluss der Frauen auch viel einfacher durchführbar und führten schneller in die gewinnbringende Marktreife. Leider war das viel zu kurz gedacht, denn so fehlten wichtige Daten. Das führte in den Behandlungen immer wieder zu falschen Dosierungen und teilweise zu heftigen Nebenwirkungen bei Frauen.
Erst seit Anfang der 2000er Jahre werden auf Betreiben der europäischen Arzneimittelagentur neue Medikamente auch an Frauen ausreichend getestet, bevor sie in den Handel kommen.
Heute sind 10 bis 80 Prozent der Probanden weiblich. Der Prozentsatz richtet sich danach, wie oft die zu behandelnde Krankheit bei Männern und Frauen vorkommt. Überraschende, geschlechtsspezifische Nebenwirkungen gehören also hoffentlich der Vergangenheit an.
Warum wir geschlechtsspezifische Medizin brauchen
Die beiden Beiträge verdeutlichen, dass Frauen lange Zeit in der Medizin vernachlässigt worden sind. Heute weiß man, dass Frauen und Männer in der Medizin nicht gleichbehandelt werden dürfen – es im Gegenteil lebenswichtig sein kann, die medizinischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu kennen und zu beachten. Egal, ob es sich um Krankheitssymptome, Krankheitsvorkommen oder die Nebenwirkungen von Medikamenten geht.
Unser Geschlecht beeinflusst, wie wir erkranken und wie wir behandelt werden sollten. Besonders deutlich zeigt das COVID-19 – Männer erkranken oft schwerer daran als Frauen. Dagegen leiden Frauen häufiger an Impfnebenwirkungen.
Die geschlechtsspezifischen Unterschiede werden in der Medizin bis heute oft nicht richtig erkannt. Warum ist die Gleichbehandlung so gefährlich?
Hier nur ein Beispiel: Männer und Frauen entwickeln bei der gleichen Erkrankung, wie einem Herzinfarkt, völlig unterschiedliche Symptome. Für Mediziner ist dies nicht immer sofort zu erkennen.
Erst durch den Blick in den weiblichen und männlichen Körper werden die Unterschiede deutlich. Die Gene (Frau xx, Mann xy), die Sexualhormone (Männer: Testosteron, Frauen: Östrogen) und die Köpergröße (Männer sind normalerweise größer als Frauen) machen den Unterschied.
Einen Penis kann jede:r zeichnen. Wie die anatomisch korrekte Vagina oder Vulva aussieht, wissen die wenigsten. Nur wenige Frauen bemühen einen Spiegel, um sich das „da unten“ mal genauer anzusehen.
Es fängt schon mit den Begrifflichkeiten Vulva und Vagina an. Kannst Du die Begriffe genau zuordnen? Weißt Du im Detail, wo Deine Klitoris, der Damm oder Dein Harnausgang liegen, was die inneren oder äußeren Schamlippen sind?
Die weiblichen Genitalien sind ein großes Mysterium und das „da unten“ immer noch Terra incognita. Viele Frauen stellen sich die Frage: „Bin ich normal?“. Damit müssen wir aufhören und die weiblichen Genitalien aus der Schamzone holen. Die Vulva ist für die Frau ein Körperteil, wie eine Hand oder ein Fuß, wo diese Frage ja schließlich auch nicht gestellt wird.
Eine 2018 in der Schweiz durchgeführte Untersuchung hat die Vulven von über 650 Frauen zwischen 15 und 84 Jahren vermessen. Dabei kam Erschreckendes zu Tage: weniger als 30 % der Frauen wissen, was mit Vulva gemeint ist. Sie sprechen stattdessen von Vagina, Scheide oder „da unten“. Ein weiteres, ganz banales Ergebnis: die Variationen der Vulven sind erheblich. Sie sind, wie unser gesamter Körper – Hände, Ohren, Brüste oder Gesicht – asymmetrisch und individuell. Die Vielfalt ist also normal, keine Vulva gleicht der anderen.
Jede Frau ist schön, wie sie ist!
Wenn Vulven abgebildet werden, in Aufklärungsbüchern, der Aktfotografie oder in Pornos, dann meistens in einer perfekten Form – geschlossen, glatt, sehr jung, operiert oder fotografisch nachbearbeitet. Sehr selten sind sie faltig, dunkel gefärbt oder sehr groß.
Dieser zur Schau gestellte Perfektionismus hat in den Jahren 2014 bis 2018 zu einem 20%igen Anstieg der intimchirurgischen Eingriffe geführt. Operationen sind sinnvoll, wenn Frauen unter wund geriebenen Genitalien leiden, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr haben oder ihre Genitalien beschnitten wurden – mehr Informationen hierzu gibt es in der Dokumentation. Einem Schönheitsideal nachzueifern, sich „optimieren“ zu lassen, ist unnötig und – nebenbei bemerkt – sind diese Eingriffe auch nicht ohne Risiko.
Zuallererst müssen wir lernen, uns selbst zu lieben, uns und unserem Körper schön finden.Wir dürfen endlich damit aufhören, uns mit den retuschierten Schönheiten der Hochglanzhefte zu vergleichen. Wir sollten den Mut und die Offenheit haben, unsere Sexualität an uns selbst zu erfahren und über unsere sexuellen Wünsche zu sprechen. Das ist so wichtig für unser Wohlbefinden, die Beziehung zu unseren Partner:innen und unsere Befriedigung.
Die weibliche Lust
Unsere Duldsamkeit in Beziehung auf unseren Orgasmus, unsere Vorstellung, dass es wichtiger ist, den Mann zum Orgasmus zu bringen als selbst einen zu haben – ein beharrliches Überbleibsel des viktorianischen Zeitalters (1837 – 1901). Hier haben Männer Frauen ihre Sexualität abgesprochen. Sie sollten hinter dem Herd glücklich sein und mit Sex „nichts am Hut“ haben, es sei denn, es diente der Befriedigung des Mannes. Von der Lust der Frau war nicht die Rede, die Gesellschaft tabuisierte die weiblichen Genitalien und die Wissenschaft fügte sich dem Zeitgeist.
Heute haben sich viele Wissenschaftler:innen der Forschung an den weiblichen Genitalien verschrieben und die Enttabuisierung der weiblichen Lust zur Aufgabe gemacht. Zum ersten Mal seit Jahrhunderten entstehen exakte 3D Modelle der Vulva. Die Aus- und Weiterbildungen der Fachärzte werden um die neuen Erkenntnisse erweitert. Frauenärzt:innen beraten und vermitteln Frauen ein Bild ihrer Vulva und klären über ihre Mechanismen auf. Künstler:innen und Aktivist:innen backen Vulvatörtchen oder modellieren Vulven in Gips.