Ich gestehe, mein Kleiderschrank platzt aus allen Nähten. Trotzdem habe ich das Gefühl, immer noch mehr Klamotten kaufen zu müssen. Gerne darf es auch mal ein Stück aus dem Outlet sein. Oder ein Online-Kauf bei dem bekannten Kaffeeriesen. Geht es Dir auch so?
Seit einiger Zeit frage ich mich, wie die Textilbranche es schafft, dass wir immer mehr kaufen, als wir wollen und brauchen. Und welche Auswirkungen hat dieses Kaufverhalten auf mich und welche hat es auf unsere Umwelt? Mehr zufällig habe ich die ZDF-Info Dokumentation „Nice Price – Die Tricks der Textilindustrie“ gesehen. Die Redakteurin Pia Osterhaus schaut hinter die Kulissen der Textilbranche, denn für nichts geben wir mehr Geld aus als für unsere Kleidung – 2023 waren es allein in Deutschland über 65 Milliarden Euro … nur für Kleidung! Das macht die Textilindustrie zur umsatzstärksten Nonfood-Branche.
Outlet – günstig und gut?
Outlets – sind sie noch zeitgemäß oder längst ein alter Hut? Der Begriff „Outlet“ (zu deutsch „Auslauf“) ist erst Ende der 1990er Jahre entstanden. Dort verkaufen große Marken ihre Ware zu deutlich reduzierten Preisen. Outlet Stores gibt es (inzwischen) deutschlandweit, von einzelnen Ladenlokalen bis hin zu Outlet-Cities. Natürlich ist der Hype auch in den sozialen Medien angekommen. Vor allem Mikro-Influencer werden gezielt im Marketing eingesetzt, um Kleidung und Accessoires subtil zu bewerben und unser Konsumverhalten zu beeinflussen. Sie nehmen ihre Follower mit auf eine (private) Shoppingtour und promoten so auch die Schnäppchen der großen Marken.
Sind diese Schnäppchen wirklich gut und billig? Ist es Ware aus dem letzten Jahr oder der letzten Saison? Handelt es sich tatsächlich um Kleidung, die in den regulären Geschäften keine Abnehmer gefunden hat oder wird die Kleidung extra für die Outlets billig hergestellt?
Für alle Fragen gilt ein vorsichtiges „Ja“, denn nicht immer und nicht bei allen Marken ist das die Strategie für die Outlet-Stores. Einige müssen zugeben, dass sie tatsächlich für ihre Outlets Ware günstiger produzieren lassen. Im direkten Vergleich der Ware findet die Textiltechnikerin Vanessa Gudehus schnell die markanten Unterschiede, z. B. zwischen einer Jeans aus dem Outlet und einer aus dem regulären Angebot der gleichen Marke. Die Hose aus dem Outlet ist günstiger, aber von schlechterer Stoffqualität. Sie hat einen einfacheren Schnitt und wurde in einem Niedriglohnland hergestellt. Zudem fehlen ihr einige Details im Design. Doch nur, weil es einige Marken so machen, heißt das nicht, dass alle so handeln.
Was heißt das für mich?
1. Ich kann im Outlet ein Schnäppchen machen, muss mir aber bewusst sein, dass der Hersteller unter Umständen an Stoff, Verarbeitungsqualität und Design gespart hat. 2. Nicht jedes Teil, das ich im Outlet kaufe, ist wirklich ein Schnäppchen. Rechtlich betrachtet darf ein Händler mit der (oft deutlich höheren) unverbindlichen Preisempfehlung der Hersteller werben, auch wenn ein Artikel nie zu diesem Preis angeboten und verkauft worden ist.
3. In Zukunft werde ich mir die Etiketten genauer anschauen und mich vergewissern, dass ich in meinem Lieblings-Outlet wirklich erstklassige Ware günstiger bekomme. Mehr Aufmerksamkeit kann hier nicht schaden.
Rabatt-Aktionen – spare ich hier wirklich?
Was haben die Geschäfte nur immer mit ihren Rabatt-Aktionen? „Kaufe 3 – Zahle 2“ oder „Sale – spare bei jedem Produkt 30 %“. Hand aufs Herz – rechnest Du hier wirklich nach oder greifst Du einfach zu, frei nach dem Motto „Hauptsache günstig“? Sind die Schilder „Sale“ oder „Rabatt“ groß genug und leuchtend rot, fallen wir immer wieder auf diese (oft nur) Scheinrabatte herein. Sie vermitteln uns das Gefühl der Dringlichkeit und wir dürfen DAS auf keinen Fall verpassen. Die allgegenwärtigen „Sale“-Schilder in Fast-Fashion-Läden suggerieren Schnäppchen, doch häufig stecken ausgeklügelte Preisstrategien dahinter. In der Psychologie und Wirtschaftswissenschaft heißt unser Verhalten „Verlustaversion“ und beschreibt die generelle Tendenz, Verluste stärker zu gewichten als Gewinne.
In der Dokumentation probiert Pia Osterhaus es aus. An ihrem improvisierten Sale-Stand auf dem Kurfürstendamm in Berlin bietet sie 6 Paar Socken für 5,99 € und 3 Paar Socken für 2,49 € an. Mit versteckter Kamera filmt sie ihre Aktion. Und tatsächlich: Nur ein Kunde rechnet nach und stellt fest, dass es deutlich günstiger ist, 2 Pakete mit 3 Paar Socken zu kaufen. Alle anderen Käufer:innen sind auf den „Rabatt-Trick“ hereingefallen. Ooops!
Jetzt frage ich mich, wann ich das letzte Mal in eine solche Falle getappt bin … ok, das passiert mir nur, wenn es um Wolle zum Häkeln oder Stricken geht. Da vergesse ich zu Denken und der einfache Dreisatz ist mir in dem Moment auch entfallen. Übrigens: auch „Special Price“ und „Black Friday“ arbeiten mit diesen Methoden. Also Augen auf beim Schnäppchenkauf!
Warum arbeitet denn gerade die Textilindustrie so krass mit hohen Rabatten? Ist ihnen ihr Gewinn egal? Tatsächlich wollen sie Geld sparen und ihre Kosten senken. Klingt erstmal gegensätzlich, ist aber korrekt. Gerade in der Fast-Fashion kommen pro Jahr bis zu 12 Kollektionen heraus. Die Lagerung der Ware ist für die Geschäfte der Hauptanteil ihrer Kosten. Im Schnitt kostet ein liegend gelagertes Kleidungsstück 0,009 €, das sind bei durchschnittlich 1 Mio. gelagerten Teilen 63.000 € pro Woche. Daher verkaufen sie ihre Ware lieber mit einem geringeren Gewinn (eben rabattiert) als sie gar nicht zu verkaufen und noch länger zu lagern. Die großen Bekleidungshändler (online und in den Geschäften) machen ca. 20 bis 30 % ihres Umsatzes mit Rabatt-Aktionen und Sales. Hättest Du das gewusst? Ich nicht!
Ein Social-Media Trend „Lauft nicht, rennt!“?
In den 50er Jahren war es Marilyn Monroe, dann Stars wie Kate Moss, David Beckham, Madonna und Heidi Klum – die Markenbotschafter. Heute heißen sie Mega-Influencer und haben extrem viele Follower – wie zum Beispiel dagibee (6,7 Mio.), carodaur (4,6 Mio.) oder in den USA kyliejenner (398 Mio.). Posten diese Menschen ein Produkt, ist es in Sekunden ausverkauft. Große Modemarken arbeiten schon seit Jahren mit solchen Social-Media-Spezialisten (oder Botschafter:innen), um ihre Produkte an die Frau und den Mann zu bringen.
Auf TikTok, Instagram und Co gibt es aber auch viele Videos von sogenannten Mikro-Influencern, die „nur“ zwischen 2.000 und 200.000 Follower haben. Viele Modemarken haben sie in den letzten Jahren für ihr Empfehlungsmarketing entdeckt. Ihr Vorteil: ihr Produktplacement wirkt eher wie eine persönliche Empfehlung, da sie nahbar sind und eine intensivere Verbindung zu den Followers aufbauen. Der Verhaltenspsychologe Riccardo Frink nennt das eine „parasoziale Beziehung“ – die positive Einstellung zum/zur Influencer:in überträgt sich auf das Produkt, das vorstellt bzw. empfohlen wird.
Pia Osterhaus trifft sich mit der Mikro-Influencerin Josephine Lueck (aka officialjosi). Sie bekommt täglich mehrere Anfragen für Werbedeals. Ihre Instagram Videos wirken, wie von einer besten Freundin erstellt. Josephine stellt Pia Osterhaus DEN Trend des letzten Sommers vor – „Lauft nicht, rennt.“ Dabei posten Influencer:innen kurze Videos, in denen sie eine Marke oder Produkt als „Schnäppchen“, „süß“, „trendy“ oder „must have“ vorstellen. Sie raten ihren Followern, diese sofort zu kaufen, bevor sie nicht mehr zu haben sind.
Gemeinsam starten Pia und Josephine den Versuch mit einem Berliner In-Label. Josephine dreht einen kurzen Instagram-Clip und postet ihn. Keine zwei Stunden später kommen deutlich mehr Menschen in das Geschäft und fragen nach dem Artikel, um den es in dem Instagram Post ging. Josephine hat also mit ihrem Video einen vorher nicht vorhandenen Bedarf geschaffen und den Verkauf eines Produktes deutlich gesteigert.
Große Marken haben das schon lange erkannt und haben oft mehr als 1.000 Kooperationen zeitgleich mit verschiedenen Influencern. Hier macht „Kleinvieh auch Mist“.
Retouren und Umweltbelastung
Seit Jahren verzeichnet der Onlinehandel starke Umsatzsteigerungen. Durch Corona wurde das Einkaufen im Netz zum Standard. Die Händler hatten die Herausforderung, den Käufern die gleichen Umtauschrechte einräumen zu müssen, wie im Ladenlokal. Seitdem steigt die Anzahl der Retouren und der Umgang mit Rücksendungen ist inzwischen ein großes Problem im Onlinehandel.
Denn so geht doch Online-Shopping – ein paar Größen testen, einen neuen Style ausprobieren oder mal was Ausgefallenes wagen. Ein Click hier, einer da und schnell ist der Warenkorb gefüllt und die neuen Klamotten sind bestellt. Kommt die Kleidung nach Hause, stellst du schnell fest, dass die Bluse zwar schön, aber doch zu kurz ist und die Jeans nicht passt.
Also schnell wieder zurückschicken – ist ja ganz einfach und kostenlos. Das hat dazu geführt, dass im Schnitt 25 % der Kleidung wieder zurückgeschickt wird. 2021 gingen 440 Mio. Modebestellungen retour. Alle bekannten Handelsketten schreiben auf ihren Webseiten, dass sie die Emissionen der Retouren reduzieren wollen, ohne dabei konkrete Zahlen zu nennen. Aber was passiert mit den Rücksendungen? Pia Osterhaus probiert es aus und versieht 18 Kleidungsstücke für die Retoure mit einem GPS-Tracker. Anschließend schickt sie die 18 Pakete einzeln zurück und verfolgt deren Wege. Keines der Teile bleibt lange an einem Ort, sie bewegen sich durch ganz Europa.
Eine Hose kommt besonders weit herum. Sie reist von Berlin nach Polen, von dort nach Bayern und wieder zurück nach Polen. Dann geht es quer durch Deutschland nach Amsterdam, zurück über Berlin wieder nach Polen. Am Ende hat sie über 5.000 km auf dem Zettel.
Auch bei den Retouren spielen wieder die Lagerkosten eine Rolle. Es ist offensichtlich kostengünstiger, Retouren „in Bewegung“ zu halten, als sie irgendwo lange zu lagern. Die 18 Kleidungsstücke haben nach den 3 Monaten des Experiments insgesamt über 38.000 km zurückgelegt!
Umweltfreundlich geht anders! Aber jede:r, der online etwas bestellt, kann beeinflussen, wie sehr die Umwelt geschädigt wird – weniger Retouren sind da ein nicht unwesentlicher Faktor.
Die Bekleidungsindustrie setzt in Zukunft wohl auf Künstliche Intelligenz und will damit den Online-Einkauf revolutionieren. Dann probiert unser Avatar die Kleidung an und wir Menschen können entscheiden, ob uns ein Kleidungsstück gefällt und passt. Damit wird sich die Anzahl der Retouren hoffentlich deutlich verringern.
Mein Fazit
Die Textilindustrie erzielt Jahr für Jahr Rekordumsätze und beeinflusst unsere Kaufentscheidungen oft unbemerkt. Ich werde mir in Zukunft genau überlegen, ob und welche Kleidung ich online kaufe und versuchen, auf Retouren zu verzichten. Bei Rabatt-Aktionen werde ich meinen Taschenrechner anwerfen und mir ausrechnen, wie viel ich wirklich spare. Und in Outlets werde ich mir die Schildchen in der Kleidung genauer anschauen, um festzustellen, wo die Kleidung produziert wurde und aus welchem Material sie genäht ist. Danke an ZDF-info für diese Dokumentation – mein Konsumverhalten bei Kleidung wird sie auf jeden Fall verändern.
Die vollständige Dokumentation ist in der ZDF-Mediathek verfügbar.
Angeregt durch den Artikel „Überparteiliche Allianz fordert: Femizide verhindern, Abtreibungen legalisieren!“ im Magazin EDITION F habe ich mich mal schlau gemacht, welche Rechte Frauen in Deutschland und Europa haben. Natürlich habe ich ebenfalls recherchiert, wo noch Defizite liegen.
Uns Frauen in Deutschland und in den meisten EU-Ländern geht es relativ gut, denn die Frauenrechte sind fest in den Gesetzgebungen verankert. Diese Rechte sichern nicht nur grundlegende Freiheiten und Gleichberechtigung, sondern fördern auch ihre Teilhabe in politischen, wirtschaftlichen und sozialen Bereichen.
Zu den wichtigsten Frauenrechten zählen das Recht auf Gleichbehandlung und Nichtdiskriminierung, das Recht auf Selbstbestimmung, das Recht auf Schutz vor Gewalt, und das Recht auf Teilhabe in allen Lebensbereichen.
Doch trotz dieser gesetzlichen Errungenschaften bestehen noch viele Ungleichheiten, die es zu überwinden gilt.
Gleichberechtigung und Nichtdiskriminierung
Im deutschen Grundgesetz und in der Europäischen Menschenrechtskonvention ist festgeschrieben, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind. Artikel 3 des Grundgesetzes in Deutschland stellt klar, dass Frauen und Männer gleichberechtigt sind und der Staat somit verpflichtet ist, die tatsächliche Gleichstellung durchzusetzen. In der Praxis bedeutet dies u. a. gleiche Chancen im Arbeitsmarkt, in der Bildung und in sozialen Bereichen.
Die EU stärkt diese Rechte durch verschiedene Antidiskriminierungsrichtlinien, die sicherstellen sollen, dass Frauen in allen Mitgliedstaaten die gleichen Chancen haben und nicht aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt werden.
Recht auf Selbstbestimmung
Ein zentraler Bestandteil der Frauenrechte ist das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper. Dazu gehört das Recht auf reproduktive Gesundheit und die freie Entscheidung hinsichtlich Schwangerschaft und Familienplanung. In Deutschland und vielen EU-Staaten haben Frauen ebenfalls das Recht auf Zugang zu Verhütungsmitteln und Schwangerschaftsabbrüchen – unter bestimmten Bedingungen. Während Länder wie Deutschland, Frankreich und die Niederlande liberale Gesetze zur Reproduktionsgesundheit haben, ist der Status für Frauen in anderen EU-Ländern, etwa Polen oder Malta, erheblich eingeschränkt. Diese Unterschiede verdeutlichen, dass das Thema Frauenrechte innerhalb der EU nicht einheitlich geregelt ist und Frauen je nach Aufenthaltsland unterschiedliche Möglichkeiten hinsichtlich ihrer Selbstbestimmung haben.
Schutz vor Gewalt und sexuellem Missbrauch
Der Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt und sexuellem Missbrauch ist ein wesentlicher Bestandteil und wird in Deutschland und in der EU durch verschiedene Gesetze und Initiativen gestärkt. Das deutsche Gewaltschutzgesetz ermöglicht Frauen, bei häuslicher Gewalt gerichtlichen Schutz zu suchen. Die EU hat mit der Istanbul-Konvention ein umfangreiches Regelwerk geschaffen, das Frauen vor häuslicher Gewalt, sexuellen Übergriffen und Stalking schützt.
Hast Du schon von der Istanbul-Konvention gehört? Ich bisher nicht, daher ein Exkurs:
Istanbul-Konvention – Ein Meilenstein im Kampf gegen Gewalt an Frauen und die Herausforderungen ihrer Umsetzung
Die Istanbul-Konvention des Europarats, die 2011 verabschiedet und 2014 in Kraft getreten ist, gilt als eines der umfassendsten internationalen Abkommen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt. Sie legt Standards fest, die Frauen vor geschlechtsspezifischer Gewalt schützen sollen, und verpflichtet die Unterzeichnerstaaten zu konkreten Maßnahmen. Doch obwohl die Konvention einen bedeutenden Fortschritt darstellt, ist ihre Umsetzung in vielen Ländern Europas nach wie vor unzureichend und stößt auf politischen Widerstand.
Was regelt die Istanbul-Konvention?
Sie verfolgt einen umfassenden Ansatz, um Gewalt gegen Frauen zu verhindern, Betroffene zu schützen und Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Ihre zentralen Inhalte umfassen Prävention, Schutz und Unterstützung, ganzheitliche Strategien und Monitoring. Die Konvention verpflichtet die Staaten, durch Bildungsprogramme und öffentliche Kampagnen ein Bewusstsein für Gewalt gegen Frauen zu schaffen und geschlechtsspezifische Stereotype abzubauen (Prävention).
Die Opfer von Gewalt müssen Zugang zu Schutzunterkünften, Hotlines, medizinischer Versorgung und rechtlicher Unterstützung erhalten. Der Schutz der Opfer hat dabei oberste Priorität (Schutz und Unterstützung).
Copyright EDITION F
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Die Konvention fordert, dass alle Formen von Gewalt gegen Frauen, einschließlich häuslicher Gewalt, sexueller Übergriffe, Zwangsheirat, Genitalverstümmelung, Stalking und Zwangsabtreibung, unter Strafe gestellt werden (Strafverfolgung). Die Staaten sollen umfassende Aktionspläne entwickeln, die Zusammenarbeit zwischen Behörden fördern und ausreichend Ressourcen bereitstellen (ganzheitliche Strategien). Ein unabhängiges Expertengremium (GREVIO) soll die die Umsetzung überwachen und Berichte über den Fortschritt und bestehende Defizite veröffentlichen (Monitoring).
Die Istanbul-Konvention hat in vielen Ländern wichtige Veränderungen angestoßen. In Deutschland wurde sie 2017 ratifiziert und trat am 1. Februar 2018 in Kraft. Durch die Konvention wurde das Gewaltschutzgesetz gestärkt und Opfer häuslicher Gewalt erhalten besseren rechtlichen Schutz. Auch der Ausbau von Frauenhäusern und die Einrichtung von 24-Stunden-Hotlines sind direkte Folgen des In-Kraft-Tretens. Auf EU-Ebene hat die Konvention den politischen Diskurs über geschlechtsspezifische Gewalt intensiviert und einheitliche Mindeststandards für die Mitgliedsstaaten geschaffen.
Trotz ihrer Bedeutung ist die Istanbul-Konvention in vielen Ländern noch nicht vollständig umgesetzt. In Ländern wie Polen, Ungarn und der Türkei gibt es starken Widerstand. Kritiker behaupten, sie würde „traditionelle Familienwerte“ untergraben und lehnen Begriffe wie „Gender“ ab, die in der Konvention verwendet werden. Die Türkei war zwar Vorreiter bei der Ratifizierung, ist aber 2021 durch die landesinternen Widerstände sogar aus der Konvention ausgetreten.
Viele Länder verfügen nicht über ausreichende Mittel, um die geforderten Schutzmaßnahmen wie Frauenhäuser, Schulungsprogramme oder Hilfsangebote umzusetzen. Dies betrifft vor allem strukturschwächere Regionen innerhalb der EU.
In einigen Staaten sind manche Formen von Gewalt, etwa Vergewaltigung in der Ehe, Stalking oder psychologische Gewalt, noch immer nicht eindeutig strafrechtlich definiert und können somit nicht geahndet werden.
Die Konvention fordert Schutz – unabhängig von Aufenthaltsstatus. Doch Migrantinnen und geflüchtete Frauen sind häufig besonders gefährdet, da es in bestimmten Ländern keine Schutzangebote gibt oder sie eine Abschiebung fürchten. Auch kulturelle und soziale Normen erschweren die Umsetzung. In patriarchalisch geprägten Gesellschaften ist Gewalt gegen Frauen oft ein Tabuthema, was es den Opfern erschwert, Hilfe zu suchen.
Selbst in Deutschland gibt es immer noch Lücken. Der Mangel an Schutzunterkünften ist ein akutes Problem: Laut Expert:innen fehlen hier viele tausend Frauenhausplätze, um den notwendigen Bedarf zu decken. Zudem kritisieren Organisationen, dass die Finanzierung vieler Hilfsangebote unzureichend und uneinheitlich ist, da sie oftmals von den Bundesländern und den Kommunen abhängig ist. Ein weiteres Problem stellt die mangelnde Sensibilisierung bei der Polizei und in der Justiz dar. Frauen, die häusliche Gewalt melden, stoßen oft auf Argwohn, Unglauben oder mangelndes Verständnis für die Dynamik, die in solchen Beziehungen vorherrschend sind. Zwar gibt es Schulungen, doch diese sind bisher nicht flächendeckend etabliert.
Ein wichtiger Meilenstein mit Nachholbedarf
Die Istanbul-Konvention ist ein Meilenstein im internationalen Kampf gegen Gewalt an Frauen, doch ihre Wirksamkeit hängt entscheidend von der konsequenten Umsetzung ab. Während Länder wie Schweden oder Spanien als Vorbilder gelten, gibt es in Deutschland und anderen EU-Staaten weiterhin Lücken, die dringend geschlossen werden müssen. Der politische Widerstand in einigen Ländern zeigt, dass der Schutz von Frauenrechten kein Selbstläufer ist, sondern massiv verteidigt werden muss.
Die Konvention erinnert daran, dass Gewalt gegen Frauen nicht nur ein individuelles Problem ist, sondern tief in gesellschaftlichen Strukturen verankert ist. Diese zu verändern, bleibt eine große Aufgabe – für Politik und Gesellschaft gleichermaßen.
Verlassen wir das Thema Istanbul-Konvention und wenden wir uns den weiteren Frauenrechten zu.
Recht auf gleiche Bezahlung und Chancengleichheit im Beruf
Frauen in Deutschland und der EU haben das Recht auf gleiche Bezahlung für gleichwertige Arbeit. Dennoch besteht in vielen EU-Ländern weiterhin ein „Gender Pay Gap“: Frauen verdienen im Durchschnitt weniger als Männer in vergleichbaren Positionen. In Deutschland liegt der Gender Pay Gap bei etwa 18 %, womit das Land über dem EU-Durchschnitt liegt. Die EU fördert mit Initiativen wie der „Lohngleichheitsrichtlinie“ und Programmen zur Förderung von Frauen in Führungspositionen die Chancengleichheit im Beruf. Unternehmen werden zunehmend verpflichtet, Transparenz in der Lohngestaltung zu schaffen, um Benachteiligungen aufgrund des Geschlechts aufzudecken und abzubauen.
Politische Teilhabe und Repräsentation
Ein wichtiger Bestandteil der Frauenrechte ist die politische Teilhabe. Frauen haben in Deutschland und den EU-Ländern das Recht, sich politisch zu engagieren, Ämter zu bekleiden und politische Entscheidungen mitzugestalten. Die EU setzt sich mit Programmen und Quotenvorgaben dafür ein, dass Frauen in politischen und wirtschaftlichen Entscheidungspositionen vertreten sind. In Deutschland gibt es ebenfalls Quotenregelungen für den Frauenanteil in politischen Gremien und Unternehmensvorständen. Diese Maßnahmen zeigen erste Erfolge, doch Frauen sind hier als auch in vielen anderen EU-Ländern weiterhin unterrepräsentiert, insbesondere in Spitzenpositionen.
Fazit
Die Frauenrechte in Deutschland und anderen EU-Staaten haben in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte gemacht. In vielen Bereichen haben Frauen heute eine rechtlich gesicherte Gleichstellung und den Schutz vor Diskriminierung. Dennoch bestehen immer noch Herausforderungen, etwa beim Gender Pay Gap, dem Zugang zu reproduktiven Rechten und dem Schutz vor körperlicher und seelischer Gewalt. Die Unterschiede innerhalb der EU machen deutlich, dass Frauenrechte stark von der politischen und kulturellen Ausrichtung eines Landes beeinflusst werden. Die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten stehen daher in der Verantwortung, sich kontinuierlich für den Schutz und die Stärkung der Frauenrechte einzusetzen und bestehende Ungleichheiten zu beseitigen. Nur so kann die Vision einer gleichberechtigten Gesellschaft Realität werden.
Die Pandemie der letzten Jahre hat viele von uns ins Homeoffice „verbannt“. Viele Teams sind so auseinandergerissen worden oder mussten sich an neue Kommunikationswege gewöhnen. Flurfunk war nicht mehr möglich, die Informationszentrale „Kaffeeküche“ verwaist.
Auch unser Redaktionsteam wurde von diesen Veränderungen getroffen. Als die Pandemie begann, hatten wir gerade die ersten gemeinsamen Redaktionskonferenzen hinter uns, bei denen wir noch gemeinsam an einem Tisch sitzen durften. Danach haben wir uns gefragt: „Wie kann ein Team erfolgreich und geschmeidig miteinander arbeiten?“ Und das nicht nur physisch an einem Ort, sondern auch über die räumliche Distanz hinweg und fast ausschließlich online?
Mit einem Überblick der Zusammenarbeit und der Schritte, die sich bei uns als tragfähig erwiesen haben, nehmen wir Dich mit auf eine Reise durch unsere Erfahrungen der letzten vier Jahre.
Was gehört zur freiwilligen Zusammenarbeit?
Es kommt sicherlich nicht oft vor, dass sich, wie in unserem Fall, ein Team aus freien Stücken entscheidet, gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten. In einem Unternehmen werden Teams häufig aus verschiedenen Abteilungen oder Niederlassungen zusammengewürfelt, ohne auf Sympathien oder Antipathien zwischen den Teammitgliedern bzw. auf deren Neigungen und Fähigkeiten Rücksicht zu nehmen. Es zählen lediglich die Aufgabenbereiche -und möglicherweise spielen noch die Hierarchieebenen der/des Einzelnen eine Rolle.
Ist die Freiwilligkeit des Zusammenschlusses ein Garant für den Erfolg? Kann ein Team auch harmonieren, wenn die Teammitglieder eher unfreiwillig zusammenarbeiten? Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit ein Team erfolgreich zusammenarbeiten kann? Und wie geht das alles „remote“?
Die vier Menschen unseres Redaktionsteams hatten teilweise schon jahrelang in verschiedenen Teams gearbeitet – in den unterschiedlichsten Konstellationen – mit wechselnden Erfolgs- und Stressfaktoren. Häufig hat sich der Spruch „der Fisch stinkt vom Kopf her“ bewahrheitet – meist dann, wenn beispielsweise die Geschäftsführung in Teamprozesse eingegriffen hat, weil sie der Gruppendynamik nicht vertraut hat.
Bevor wir in unsere Arbeit als Team eingestiegen sind, haben wir für uns festgelegt, welche Faktoren uns wichtig sind, damit wir am Ende die gesetzten Ziele erreichen und sich der gewünschte Erfolg einstellt. Überlegt haben wir aber auch, was zu tun ist, wenn es nicht rund läuft und der Erfolg auf der Kippe steht. Zudem haben wir Zuständigkeiten klar geregelt.
Wie geht „Team“? – Die wichtigsten Erfolgsfaktoren
Aus unseren Erfahrungen haben wir die wichtigsten Faktoren für ein gelungenes und erfolgreiches Miteinander im Team zusammengefasst.
Augenhöhe
Alle Mitglieder im Team sind gleichberechtigt – keines ist mehr oder weniger wichtig. Alle nehmen das Thema und das Team ernst und haben großes Interesse, das Team mit ihrem Arbeitseinsatz voranzubringen. Alle Begegnungen sind von gegenseitigem Respekt geprägt.
Vertreter/Sprecher nach außen
Das Team wählt eine Person aus seiner Mitte, die die Gruppe in der Außenbeziehung vertritt. Damit haben sie aber keinen Chef gewählt, der von nun an das Sagen hat, sondern nur eine:n Sprecher:in, der/die (in der Regel) als Einzige:r mit anderen Teams, der Geschäftsführung, dem Kunden oder der „Außenwelt“ kommuniziert, Kontakt hält oder Informationen einholt.
Gruppendynamik
Jedes Teammitglied hat eine Rolle im Team – bewusst oder unbewusst. Es gibt Anführer, Mitläufer, Außenseiter, Unterstützer, Moderatoren oder Organisatoren. Die Rollenverteilung verändert sich im Laufe der Zusammenarbeit, sie werden gewechselt, ergänzt oder aufgegeben. Dieser dynamische Prozess ist wichtig und gehört zur Teamarbeit, auch wenn dabei gefühlt Zeit verloren wird. Jede Rolle hat ihre Berechtigung und bringt die Gruppe in ihrer Aufgabenstellung voran.
Intensive Kommunikation
Mit der Kommunikation steht und fällt der Erfolg des Teams. Je größer das Team, desto intensiver müssen die Mitglieder untereinander kommunizieren. Nur wenn stets alle auf dem gleichen Wissensstand sind, können die einzelnen Akteure ihren effektiven Beitrag leisten. Dabei ist Information eine Bringschuld, das heißt, wer die Information hat, muss sie an die anderen Teammitglieder weitergeben und darf nicht darauf hoffen, dass nach der Information gefragt wird.
Offene Diskussion
Im Rahmen der Teamarbeit ergeben sich selbstverständlich etliche Diskussionen, die gemeinsam geführt werden. Sie sind wichtig, um gegensätzliche Standpunkte in die Arbeitsabläufe zu integrieren, Probleme aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten oder neue Lösungsansätze zu finden.
Für jede Diskussion muss gelten:
Jede Idee ist wichtig und kann geäußert werden,
jeder muss mit seiner Meinung gehört werden,
Gesagtes bleibt im Raum und wird nicht nach außen getragen und
nicht jede Diskussion bringt ein konkretes Ergebnis, aber jede Diskussion bringt das Team voran.
Nach unserer Erfahrung wurden die Ergebnisse einer langen Diskussion häufig erst zu einem viel späteren Zeitpunkt für das Team relevant. Auch das mussten wir lernen.
Termintreue
Meilensteine, verabredete Termine und andere Absprachen muss jedes Teammitglied einhalten. Sollte das einmal nicht möglich sein, müssen Änderungen rechtzeitig angesprochen und Termine frühzeitig abgesagt oder verschoben werden. Nur so kann die reibungslose Zusammenarbeit innerhalb des Teams funktionieren.
Klar formulierte Ziele
Bei vielen Projekten, die von Teams bearbeitet werden, ist die Zielsetzung von Anfang an von außen (z. B. der Geschäftsführung oder einem Kunden) vorgegeben. Hier können von den Teammitgliedern nur Zwischenziele/Meilensteine definiert und die entsprechenden Maßnahmen festgelegt werden.
Findet sich ein Team (wie bei uns) aus freien Stücken für eine Projektarbeit zusammen, ist eine Definition gemeinsamer Ziele besonders wichtig, denn sie bestimmen die weitere Zusammenarbeit. Alle Teammitglieder müssen mit damit einverstanden sein und anschließend auch fokussiert daran arbeiten, die gesteckten Ziele zu erreichen.
Reflektion und Kontrolle
Im Laufe der Teamarbeit gehen gemeinsame Ziele schon einmal „verloren“ – vor lauter Arbeit verliert man sie aus dem Blick. Dann ist es wichtig, nicht einfach blind weiterzulaufen, sondern innezuhalten und die Arbeiten und Arbeitsschritte zu reflektieren. Sind wir noch auf dem richtigen Weg und stimmen die Rahmenbedingungen noch? Sobald eine der Fragen mit „nein“ beantwortet wird, sollten die Aufgaben überdacht und die Richtung der Tätigkeiten wieder an die Ziele angepasst werden. Das ist ein wichtiger Prozess, ohne den eine erfolgreiche Teamarbeit nicht funktioniert.
Zwischenmenschliches
Ein Team arbeitet in der Regel über einen längeren Zeitraum täglich oder mehrmals wöchentlich zusammen. Das erfordert oft ein engeres Miteinander, als es in der „normalen“ Arbeit der Fall ist. Wenn man sich dann schon morgens darauf freut, wieder einen Tag mit den Teamkollegen zusammenzuarbeiten, ist man im richtigen Team angekommen. Gute zwischenmenschliche Beziehungen sind hier besonders wichtig. Ein aufmunterndes Lächeln hier, ein gemeinsames Lachen dort und schon ist die Stimmung entspannt. Sich selbst nicht so wichtig nehmen und auf die Teamkollegen Acht geben – es menscheln lassen, denn jeder hat mal einen schlechten Tag … All das hilft dabei, gemeinsam im Team Spaß und gleichzeitig Erfolg zu haben.
Was tun, wenn es im Team nicht rund läuft?
Gemeinsam intensiv an einem Thema zu arbeiten und dabei die eigenen Fähigkeiten und Erfahrung, das Wissen einbringen zu können, kann sehr aufregend sein. Sich immer wieder intensiv auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen bringt jede:n Einzelne:n, aber auch das Team voran. Gemeinsam selbst gesteckte Ziele zu verfolgen und Verantwortung zu übernehmen – das bringt Menschen in ihrer persönlichen Entwicklung weiter und fördert ihre Sozialkompetenz.
Wir finden es aber genauso wichtig, uns mit dem Problem „Teamkrise“ auseinanderzusetzen. In ruhigen Zeiten lassen sich Strategien entwickeln, die in Krisenzeiten hilfreich sein können. Geht ein „Hauen und Stechen“ erst los, bleibt oft keine Zeit, über ein sinnvolles Vorgehen nachzudenken.
Tücken der Teamarbeit
Aber wie immer, wenn Menschen eng zusammenarbeiten, und dabei ist es egal, ob in einem Büro oder remote, muss nicht alles nur „Friede – Freude – Eierkuchen“ sein. Jedes Teammitglied bringt seine/ihre berufliche und persönliche Erfahrung in das Team und die Arbeit ein. Jede:r hat die eigene Persönlichkeit und Stärken, das Wissen und die Fähigkeiten, aber auch Emotionen und Verletzungen aus der Vergangenheit, Stimmungen, eigene Probleme, Gedanken, Unsicherheiten und Ängste im Gepäck.
Gerade, wenn sich ein Team neu zusammenfindet, sich die einzelnen Personen (noch) nicht kennen, ist eine reibungslose Zusammenarbeit nicht immer einfach. Wenn dazu noch eine räumliche Distanz durch Homeoffice oder äußere Umstände, wie eine Pandemie, persönliche Treffen erschweren oder unmöglich machen, kann die Zusammenarbeit schon herausfordernd werden. Andererseits kann eine zu große Nähe und intensive Zusammenarbeit – quasi der fehlende Freiraum – zum Problem werden.
Teamarbeit reißt Menschen, die sie nicht gewohnt sind, aus ihrem vertrauten Arbeitsablauf. Der stellt eine gewisse Gewohnheit dar und vermittelt Sicherheit. Im Team kann aus dem vertrauten Arbeitsumfeld ein Minenfeld werden, bei dem jeder Arbeitsschritt oder jede Äußerung eine Explosion auslösen könnten. Dabei tauchen durchaus bei dem Einen oder der Anderen schon mal die Fragen „Bin ich in diesem Team richtig?“ oder „Will ich weiter in dem Team arbeiten?“ auf.
Bevor die Situation eskaliert, muss gegengesteuert werden. Bloß, wie?
Nur, wenn das ganze Team die Krise sieht und als Chance erkennt, ist es möglich, auch in Zukunft wieder vertrauensvoll gemeinsam an dem Projekt weiterzuarbeiten.
Nach unseren Erfahrungen geht der Weg raus aus der Krise schrittweise, beginnend mit …
… Schritt 1: „Was läuft nicht?“
Wichtig ist, dass in der Krisensituation alle Teammitglieder bereit sind, ihre Probleme klar und offen zu formulieren – egal ob an einem Tisch oder vor einem Monitor. Für die Aussprache muss genug Zeit eingeplant sein, damit jede:r die persönlichen Unsicherheiten und Besorgnisse äußern kann. So fühlt sich jede:r ernst genommen. Der gemeinsame Austausch kann schon etwas Last von den Schultern nehmen. In ganz schlimmen Krisen ist es sicher hilfreich, für diese Gesprächsrunde und die folgenden Schritte eine:n Mediator:in oder eine neutrale Person als Moderator:in um Unterstützung zu bitten.
Offenheit im Zusammenspiel mit respektvollem Umgang sind hier die obersten Gebote. Zurückhaltung, falsche Freundlichkeit oder eine Egal-Einstellung sind nicht gefragt.
Wenn jedes Teammitglied die Probleme aus seiner/ihrer Sicht schildern konnte, folgt …
… Schritt 2: „Was läuft gut?“
In einem Team oder einer Krise ist nicht immer alles schlecht. Nach der Sammlung der negativen Punkte sollten jetzt ebenso die positiven zusammengetragen werden. Damit gewinnen alle Beteiligten schon ein wenig Abstand von den Problemen. Wissen und Erfahrungen im Team, die von der Misere unbeeinflusst sind, können so herausgestellt werden. In einer Krise ist es wichtig, die Balance wiederzufinden. Dafür müssen sich alle auf ihre Rolle im Team und die eigenen Fähigkeiten besinnen.
Jetzt sollte die Stimmung sich schon ein wenig beruhigt haben. Der nächste Schritt bringt uns zurück zu den Anfängen des Teams – mit der Frage …
… Schritt 3: „Was hat uns zusammengeführt?“
Vielleicht bringt das Gespräch über diese Findungsphase den Teammitgliedern wieder ins Gedächtnis, warum sie sich entschieden haben, Teil des Teams zu werden. War der Zusammenschluss freiwillig und auf eigene Initiative, gilt es, sich die Beweggründe jedes:r Einzelner:n noch einmal in Erinnerung zu rufen. Wurde das Team von einer Geschäftsführung oder Leitung geformt, ist es für die Teammitglieder vielleicht wichtig, die Gründe dafür zu erfahren.
Jetzt ist sich jede:r wieder bewusst, welches Können und Wissen sie/er mitbringt und warum diese für das Team wichtig sind. Das sollte das Selbstvertrauen jedes:r Einzelnen stärken. Jetzt folgt der nächste …
… Schritt 4: „Wie waren die Erwartungen an die Zusammenarbeit?“
Jede:r stößt mit bestimmten Erwartungen zu einem Team und hat oft genaue Vorstellungen, wie die Zusammenarbeit funktionieren sollte.
Allerdings entwickelt jedes Team auch eine eigene Dynamik – Gruppendynamik. Dieser Prozess ist normal und beeinflusst, fördert oder hemmt die Entwicklung der Gruppe. Rollen werden (oft unbewusst) übernommen, es bilden sich Regeln und Umgangsformen heraus, die Gruppe entwickelt ihre eigene Kultur und möglicherweise ein Machtgefüge.
Dieser Prozess ist dynamisch und geht so lange gut, wie alle Mitglieder sich mit dem so entstandenen Konstrukt wohl fühlen. Erst, wenn die Erwartungen einzelner oder der Mehrheit der Gruppenmitglieder nicht mehr erfüllt werden oder sich die Rollen verschieben, beginnt es zu kriseln.
Spätestens jetzt ist es notwendig, die ursprünglichen Zielsetzungen mit den Erwartungen an die Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe/des Teamsoffen anzusprechen. Jede Person muss die Möglichkeit haben, sich ohne Unterbrechungen durch die anderen Teilnehmer zu äußern. Oft werden dabei die Diskrepanzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit schon sehr deutlich – vermutlich auch zum ersten Mal für alle begreifbar.
Der erste Schritt zur Lösung der Probleme ist gemacht. Jetzt folgt der nächste, sehr viel persönlichere …
… Schritt 5: „Wie waren die Erwartungen an die einzelnen Teammitglieder?“
Nachdem die Erwartungen an die Zusammenarbeit offen liegen, geht es darum, die Erwartungen an die anderen Teammitglieder zu formulieren – Achtung: das könnte sehr emotional werden. Hier geht es mehr denn je um eine Offenheit auf Augenhöhe und eine möglichst sachliche Kommunikation. Die Emotionen der Beteiligten sollten sich im Laufe des Prozesses soweit neutralisiert haben, dass auf persönliche Vorwürfe und Anfeindungen verzichtet werden kann. Auch in diesem Schritt müssen wieder alle Personen zu Wort kommen, ohne unterbrochen zu werden. Persönliche Gefühle dürfen nicht bewertet oder kritisiert werden.
Jetzt wird die Realität um die persönliche Sicht der Beteiligten ergänzt. Der Abgleich zwischen den Ansprüchen der Einzelnen und der Gruppe als Ganzes macht die Probleme, die zu dieser Krise geführt haben, deutlich.
Oft reicht das schon, damit das Team wieder arbeiten kann.
Ein weiterer Baustein ist nun, die Erwartungen an das Team und an die einzelnen Mitglieder in einer konstruktiven Diskussion in neue Strategien und Maßnahmen umsetzen, die die zukünftige Zusammenarbeit bestimmen. Dies ist …
… Schritt 6: „Was wollten wir im Team gemeinsam erreichen?“
Dieser Schritt wird bei einigen Skepsis hervorrufen. Einwände wie „Das hat doch eh‘ keinen Sinn“ oder „Wir stehen mit dem Rücken an der Wand“, sind angesichts der schwierigen Teamsituation verständlich und sollten ernst genommen werden.
Das Augenmerk der Diskussion muss sich jetzt auf den Wandel richten. Gemeinsam sollte das Team den Weg entwickeln, wie sich die bekannten Ziele erreichen lassen. Jede Idee ist hier willkommen.
Anpassungen können für verschiedene Bereiche festgelegt werden. Beispiele sind:
Arbeitsabläufe und -prozesse
Verteilung der Aufgaben und Rollen
Interaktion der Teammitglieder und gegenseitige Unterstützung
Kommunikation
Diese Veränderungen in eine Maßnahmenplanung umzusetzen, erfordert …
… Schritt 7: „Wie können wir eine bessere Zusammenarbeit erreichen?“
Gemeinsam plant das Team sein Vorankommen mit konkreten Schritten zur Umsetzung der gemeinsam erarbeiteten Ziele. Es entwickelt eine Art Aktionsplan für einen bestimmten Zeitraum. Dadurch gibt sich die Gruppe einen positiven Handlungsrahmen, der Stabilität und Planbarkeit für jede:n Einzelne:n bedeutet.
Auch hier sind zielführende Konzeptionen und Ideen gewünscht, die in der Vergangenheit zu der Krise geführt haben. Wichtig sind Antworten auf diese Fragen:
Welche Ideen kann das Team kurz-, mittel- oder langfristig umsetzen?
Welche Ideen liegen allein im Handlungsbereich des Teams, welche werden von außen beeinflusst?
Wie müssen dafür Arbeitsabläufe geändert werden?
Wer muss dafür was tun – bis wann – und wie?
Was benötigt das Team, um eine Änderung nachhaltig zu etablieren?
Je detaillierter die Maßnahmen beschrieben werden, desto leichter ist es, sie umzusetzen. Voraussetzung ist der Wille, dies mit gegenseitigem Respekt umzusetzen.
Am Ende ist es ratsam, für die weitere, jetzt hoffentlich erfolgreiche und stressfreie, Zusammenarbeit die Frage zu klären, …
… Schritt 8: „Wie können wir zukünftig weitere Krisen vermeiden?“
Gemeinsam sollte man Mechanismen vereinbaren, die verhindern, überhaupt wieder in eine Krise zu gelangen. Dabei ist es hilfreich, sich noch einmal vor Augen zu führen, welche Ursachen und Folgen die gerade überstandene Krise hatte. Was könnte/muss im Team optimiert werden, um die identifizierten Ursachen zu vermeiden? Auf welche Warnsignale muss in Zukunft geachtet werden und welche Sofortmaßnahmen können dann getroffen werden, damit die Situation nicht wieder eskaliert?
Fazit
Wir sind froh, dass unser Redaktionsteam seit mehr als 4 Jahren sehr zielorientiert und mit hoher Eigenmotivation zusammenarbeitet. Dabei wickeln wir den Hauptteil unserer Arbeit immer noch remote ab.
Alle zwei Wochen haben wir unseren digitalen „Jour Fixe“ über Zoom, in dem wir die neuen Beiträge planen, unsere Social Media Posts absprechen, den Redaktionsplan aktualisieren und offen über alles sprechen, was uns bewegt – egal ob dienstlich oder privat. Wir denken, dass der gegenseitige Respekt, mit Offenheit und Vertrauen die Schlüssel zu unserer erfolgreichen und reibungslosen Zusammenarbeit sind.
Haben wir schwierige Themen zu besprechen oder Strategien zu entwickeln, treffen wir uns inzwischen auch wieder in unserem Büro in Dortmund.
Und ab und an grillen wir auch mal gemeinsam …
Dieser Beitrag ist aus unseren persönlichen Erfahrungen entstanden und erhebt keinen Anspruch auf fachliche Korrektheit oder Vollständigkeit. Wie ist das mit Dir? Arbeitest Du auch in einem Team und wie sind Deine Erfahrungen?
Erzähl uns gerne davon! Wir lernen dann auch von Deinen Erfahrungen und können sie in unserer Arbeitsweise integrieren.
Unser kleines Nachbarland im Norden hat es mir seit über 30 Jahren angetan. Erst war es nur die Nordseeküste, die mich gepackt hat. Breite und endlos lange Sandstrände, die oft tosende See, sanfte Dünen und viel plattes Land. In den letzten Jahren bin ich auch Fan der Ostseeküste geworden. Die See ist sanfter, die Strände meist eher schmal und steinig. Aber dafür punktet das hügelige Hinterland mit wunderschönen Städtchen und einer langen Geschichte.
Glaubt man dem World Happiness Report, ist Dänemark eines der glücklichsten Länder der Welt und die Dänen sind die glücklichsten Europäer. Ja, das kann ich nachvollziehen und will Dir zeigen, warum das so ist.
Hygge – was ist denn das?
Hygge ist ein fester Teil des Lebens und der Tradition in Dänemark. Der Begriff umfasst die gemütliche, herzliche Atmosphäre. Das Gute im Leben mit Familie, lieben Menschen und Freunden genießen. Abends gemeinsam zusammensitzen. Das warme Licht der Kerzen im Winter. Draußen sein, Land und Meer mit allen Sinnen genießen. Leckeres Essen und Feste gehören auch dazu.
Ich habe immer erlebt, dass die Dänen gegenüber ihren Mitmenschen sehr freundlich und hilfsbereit sind. Eine Geschichte will ich kurz erzählen.
Ich komme in dem Ort Ringkøbing am Nordufer des gleichnamigen Fjords in einen kleinen Supermarkt. Die einzige Mitarbeiterin sitzt an der Kasse. Etwa zehn Menschen stehen in der Schlange der Wartenden, als eine ältere Frau im Rollstuhl in den Laden fährt. Die Mitarbeiterin sagt kurz etwas mir leider Unverständliches zu den Menschen und kümmert sich sofort um die ältere Dame, die ihr eine Einkaufsliste gibt. Es dauert eine Weile bis die Mitarbeiterin den Einkauf zusammengestellt, in die Kasse eingegeben hat und die Rollstuhlfahrerin davonfährt.
Warum das so bemerkenswert ist? In unserem Land wäre das Geschrei groß gewesen, jede:r hätte geschimpft und verlangt, sofort bedient zu werden. Was machen die Dänen? Sie drehen sich zueinander und unterhalten sich, kein einziges böses Wort. Das beeindruckt mich bis heute tief. Und auch das ist Hygge – Miteinander statt Gegeneinander!
Dänemark – wo ist es am schönsten?
Die Frage ist einfach zu beantworten – überall! Ok, das sage ich als Liebhaberin des Landes und der Menschen. Aber vielleicht kann ich Dich ja ein bisschen mit meiner Begeisterung für das Land anstecken. Solltest Du Dänemark noch nicht kennen, ist ein kurzer Überblick über die Regionen hilfreich. Das Land besteht zum einen aus dem Festland und vielen großen und kleinen Inseln.
Das Festland wird Jylland (Jütland) genannt und erstreckt sich von der deutsch-dänischen Grenze bis in den Norden nach Skagen.
Der südliche Teil Sønderjylland (Südjütland oder Süddänemark) war ab Mitte des 19. Jh. (1848 – 1851) ein Zankapfel zwischen Dänemark und den Herzogtümern Schleswig und Holstein. Der Deutsch-Dänische Krieg wurde 1864 im Süden Dänemarks ausgefochten. Im Wiener Frieden trat der dänische König die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg an die beiden deutschen Großmächte ab. Erst 1927 wurde der Süden Dänemarks nach einer Volksabstimmung wieder dänisch. Bis heute gibt es in Südjütland eine deutsche und in Nordschleswig eine dänische Minderheit.
Zu Südjütland gehören die Insel Fyn (Fünen), Langeland, Ærø (Ärö), Als (Alsen) und die vielen kleinen Inseln im Kleinen Belt. Die größten Städte sind Esbjerg, Kolding und Odense.
Midtjylland (Mitteljütland) schließt sich im Norden an und reicht bis zum größten Fjord Dänemarks, dem Limfjord, der sich von der Nordsee quer über das Land bis zu Ostsee erstreckt. Die wichtigsten Städte sind Århus, Viborg und Holstebro.
Nordjylland (Nordjütland) wird der nördlichste Teil Dänemarks genannt, von nördlich des Limfjords bis zur Nordspitze Dänemarks, dem Skagerrak, wo in Grenen die Nord- und Ostsee aufeinandertreffen. Für diese Region sind Ålborg, Hirtshals und Fredrikshavn mit ihren Fährhäfen wichtig.
Der größte Teil der großen Inseln in der Ostsee gehört zu Sjælland (Seeland) – Sjælland (Seeland), Lolland, Falster und die kleine Insel Møn (Mön), sowie viele Inselchen.
Hovedstaden (Hauptstadt) ist die Region der dänischen Hauptstadt København (Kopenhagen). Dazu gehört auch die wunderschöne Insel Bornholm, die weit in der Ostsee und eher in der Nähe von Schweden liegt.
Du merkst schon, Dänemark hat viele Inseln – über 400, aber nur rund 70 sind dauerhaft bewohnt. Gerade die Inselwelt rund um Fünen und Seeland ist ein fantastisches Segel- und Wassersportrevier.
Dänemarks schönste Städte
Viele der dänischen Städte sind wunderschön und einige auch sehr alt. Ich will hier nur die vorstellen, in denen ich mich immer besonders wohl gefühlt habe. Keine Angst, ich werde Dir jetzt keine endlos langen Beschreibungen vorsetzen – dafür gibt es den guten alten Reiseführer oder das Internet. Für einen ersten Eindruck sollte es aber reichen.
København
Dänemarks Hauptstadt liegt auf den Inseln Seeland und Amager. Mit der südschwedischen Stadt Malmö ist Kopenhagen über die Öresund-Brücke verbunden. In Indre By, der historischen Altstadt, befindet sich das Rokokoviertel Frederiksstaden mit Schloss Amalienborg, der Residenz der königlichen Familie. In der Nähe liegen das Schloss Christiansborg und inmitten von Gärten das Renaissanceschloss Rosenborg, das die Kronjuwelen beherbergt.
Wer Museen mag, ist in der Ny Carlsberg Glyptotek mit seinen vielen mit antiken Skulpturen aus dem Mittelmeerraum sowie französischen und dänischen Werken aus dem 19. Jh. gut aufgehoben. Schräg gegenüber befindet sich das Nationalmuseet (Dänisches Nationalmuseum) in einem Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert. Es beherbergt Sammlungen und Ausstellungen zur Geschichte, zu Menschen und zur Kultur Dänemarks.
Wusstest Du, dass es in Kopenhagen die erste reine Fußgängerzone Europas gab – die Strøget. Sie lädt zu bummeln ein und endet auf dem Kongens Nytorf, dem berühmten kopfsteingepflasterten Platz aus dem Jahr 1907 mit einem Reiterstandbild von König Christian V. Von dort sind es nur ein paar Schritte zum Nyhavn, dem Neuen Hafen mit seinen bunten Stadthäusern aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Hier starten Bootsrundfahrten, die ich sehr empfehlen kann. Man schippert gemächlich durch die Kanäle, vorbei an der berühmten Statue der Kleinen Meerjungfrau und dem Kastell und dem Trekroner Fort zum Hafen mit seinen Containerriesen. Zurück geht es durch die Freistadt Christiania und vorbei am Schloss Christiansborg wieder zum Nyhavn.
Für Entspannung sorgt der Tivoli, Kopenhagens Vergnügungspark aus dem 19. Jahrhundert mit historischer Achterbahn und jeder Menge Unterhaltung. Er ist übrigens einer der ältesten Freizeitparks der Welt.
Mein Tipp: lass Dein Auto am Stadtrand stehen und erkunde die Stadt mit dem Fahrrad. Schließlich ist Kopenhagen die Fahrradstadt Nummer 1 in Europa und es gibt in Dänemark mehr Fahrräder als Einwohner. Die Radspuren sind blau markiert und meist sehr breit. Radler haben ihre eigenen Brücken und fast überall Vorfahrt. Die Innenstadt kann man auch gut zu Fuß erlaufen, die Entfernungen zwischen den Sehenswürdigkeiten sind nicht allzu groß.
Ribe
Machen wir einen Sprung an die Nordsee. 50 Kilometer nördlich der deutschen Grenze liegt Ribe, die älteste Stadt Dänemarks und einer meiner Seelenorte. Sie liegt im Südwesten Jütlands an der Küste, nahe der Mündung des Flusses Ribe Å in die See. Ribe wurde bereits im 9 Jh. urkundlich erwähnt. Die Stadt war damals der bedeutendste Handelsort des Nordens, bedingt durch den guten Hafen und den schiffbaren Fluss. Lange lag Ribe fast direkt am Meer, heute ist die Küste durch stetige Verlandung 5 km entfernt.
Man schlendert durch die gut erhaltene Altstadt mit dem romanischen, später gotisch erweiterten Dom. Besonders schön ist er innen – mit seinem imposanten Langschiff und der Apsis mit bunten Mosaiken. Nicht weit entfernt liegen das spätgotische Rathaus und das Dominikanerkloster (13. – 15. Jh.). Ich liebe den kleinen Park an der Ribe Å, den man erreicht, wenn man auf der südlichen Seite der Fußgängerzone durch einen schmalen Durchgang schlüpft. Plötzlich steht man in einem kleinen Idyll am Flusslauf, der hier noch sehr schmal ist, mit bunten Blumen und alten Bäumen. Über eine Holzbrücke und einen kleinen Platz erreicht man die Sct. Catharinæ Kirke mit dem Ribe Kloster. Ein Besuch von Kirche und Kloster lohnt sich auf jeden Fall!
Am nordwestlichen Stadtrand befinden sich die Überreste des Schlosses Riberhus, von dem nur noch der Schlossgraben und die Wallanlagen erhalten sind. Etwa zwei Kilometer südlich von Ribe, in Lustrupholm befindet sich das Freilichtmuseum Ribe VikingeCenter, wo man ganzjährig ein naturgetreu nachgestelltes Dorf aus der dänischen Wikingerzeit erleben kann.
Mein Tipp: Ein Bummel durch die engen Gassen mit den kleinen, oft windschiefen Häusern lohnt sich. Oder setz Dich in eines der Cafés oder Restaurants entlang der Ribe Å – das ist Hygge pur.
Christiansfeld
Die meisten Dänemark-Urlauber fahren auf der Autobahn achtlos an diesem wunderbaren Ort, der seit 2015 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, vorbei. Dabei liegt er keine 2 km von der gleichnamigen Ausfahrt entfernt und lohnt auf jeden Fall einen Stopp.
Die Gründung der Stadt Christiansfeld geht auf die Herrnhuter Brüdergemeine zurück. Der dänische König Christian VII. hatte 1768 die Niederlande besucht, wo er auf für ihren Fleiß gerühmte Handwerker und Händler der Herrnhuter Brüdergemeine traf. 1771 erlaubte der König den Herrnhutern, auf seiner Domäne Tyrstrup eine Siedlung anzulegen. Die Stadt wurde am 1. April 1773 gegründet. Die neuen Siedler aus dem deutschen Sprachraum nannten ihre neue Kolonie aus Dankbarkeit dem König gegenüber „Christiansfeld“.
Der Ort sieht heute noch aus wie vor 250 Jahren. Man fühlt sich ins 18. Jh. zurückversetzt, wenn man durch die Straßen des Ortes läuft – gut, die Autos muss man sich wegdenken, aber der Verkehr hält sich in Grenzen. Christiansfeld ist kein gewachsener, sondern ein geplanter Ort, was unter anderem durch die schnurgeraden, rechtwinklig angeordneten Straßen deutlich wird. Ein Großteil der Herrnhuter Bauten sind gut erhalten und prägen immer noch das Stadtbild. Die Gebäude bestehen aus hellen gelben Ziegeln. Die wichtigen Gebäude sind um einen weiten zentralen Platz mit einem großen Brunnen in der Mitte angeordnet – Rathaus, Kirche und Betsaal der Brüdergemeine, Altenheim (heute ein Museum).
Spezialität des Ortes sind die Honningkager – Honigkuchen. Christiansfeld ist so etwas wie das dänische Pendant zu Aachen.
Mein Tipp: Nach einem Bummel durch den Ort solltest Du unbedingt bei der Honningkage Bagerie einkehren und einen der leckeren Honigkuchen probieren. Dazu passen Kaffee oder Tee – auch das ist Hygge.
Roskilde
Nur 30 km westlich von Kopenhagen und damit fast vor den Toren der Hauptstadt liegt die alte Königsstadt Roskilde. Sie war von 991 bis zur Reformation 1536 Bischofssitz und bis heute werden in der Roskilde Domkirke die dänischen Könige beigesetzt.
Einen Besuch in dem imposanten gotischen Backsteindom aus dem 12. Jh. mit den vielen Gräbern von Königen und Königinnen solltest Du Dir auf jeden Fall gönnen. Der Hochaltar ist prächtig verziert und auch die Gräber sind wundervoll gestaltet. Eine Führung durch die Kirche und das Dachgestühl ist sehr spannend – unbedingt machen, wenn Du zur richtigen Zeit vor Ort bist.
Nach dem Besuch im Dom wartet noch das Vikingeskibsmuseet oder auf deutsch Wikingerschiffsmuseum, das am Ufer des Roskildefjords liegt, auf Dich. Im Museum für antike und mittelalterliche maritime Kultur werden die fünf in Skuldelev ausgegrabenen Wikingerschiffe ausgestellt. In der Bootswerft wird eigentlich immer an einem Nachbau eines alten Wikingerschiffes gearbeitet. Im Wasser liegen einige davon und Du kann an Bord gehen und Dir alles genau anschauen. Im Sommerhalbjahr hast Du die Möglichkeit, in der Werft selbst mit Hand anzulegen.
Mein Tipp: Es macht Spaß, einfach mal auf dem alten Wanderweg entlang des Fjords, dem Roskilde Fjordstien, ein Stückchen zu wandern – Draußen sein ist Hygge. Du wirst mit tollen Blicken auf die Landschaft und den Fjord belohnt.
Weitere empfehlenswerte Städte
Århus
Die Stadt Aarhus liegt an der Ostküste der Halbinsel Jütland. Den Gamle By (die Altstadt) ist ein Freilichtmuseum – eine alte Stadt mit jahrhundertealten Fachwerkhäusern. In der Nähe befinden sich die Gewächshäuser des Botanischen Gartens. Das Kunstmuseum ARoS im Stadtzentrum stellt internationale zeitgenössische Werke aus und ist immer einen Besuch wert. In der Nähe des Wassers liegt das unterirdische Wikingermuseum, wo die frühe Geschichte der Region erkundet werden kann. Der nahe gelegene Dom zu Aarhus verfügt über restaurierte Fresken aus dem 14.–16. Jahrhundert.
Ålborg
In Nordjütland am Ufer des Limfjords liegt Aalborg. Bekannt ist die Stadt vor allem durch das neu belebte Uferviertel am Limfjord. Erwähnenswert sind die Ausstellungen im Utzon Center und das futuristische Haus der Musik, in dem Konzerte stattfinden. Nicht weit entfernt befindet sich das Fachwerkschloss Aalborghus aus dem 16. Jahrhundert. Der in Aalborg hergestellte Aalborg Aquavit ist eine auch in Deutschland sehr bekannte Spirituose.
Interessante Landschaften
Dänemark ist nicht nur von allen Seiten von Wasser umgeben, auch im Landesinneren ziehen einige größere Gewässer Groß und Klein an.
Limfjord
Der Limfjord durchzieht Dänemarks Norden und erstreckt sich mit einer Fläche von rund 1.500 km² von der Nordsee bis zum Kattegat quer durch das Land – mal als schmaler Fluss, mal als großer See. Das Einzugsgebiet von rund 7.500 km² ist ein Sechstel der Fläche Dänemarks. Schon früh wurde das Gebiet besiedelt – die fruchtbaren Böden, reiche Fischvorkommen und die relativ geschützte Lage zogen die ersten Siedler an. So verwundert es nicht, dass bereits in der Steinzeit und lange vor den Wikingern einige Siedlungen entstanden.
Die Region ist geprägt von blühenden Heidelandschaften, sanft geschwungenen Fjordgebieten und zumeist flachen Gewässern, die auch Kindern einen unbeschwerten Badespaß erlauben und sich zudem zum Windsurfen, Segeln und für andere Wassersportarten eignen. Einfach nur am Strand sitzen und aufs Wasser schauen – entspannen und hyggelig genießen.
Ringkøbingfjord
Auf der Westseite Südjütlands liegt der größte Küstensee Dänemarks – 30 km lang und 10 km breit. Geologisch betrachtet ist der Ringkøbing Fjord eigentlich eine Lagune, ein durch eine Nehrung vom Meer abgetrenntes, flaches Gewässer. Seiner Schönheit tut es keinen Abbruch. Im Schnitt ist er nur 1,5 m tief und ideal für Segler, Windsurfer, Kiter, Kanuten und Stand-up Paddler. Es gibt zwei Surfspots – am Westufer bei Hvide Sande und am Nordostufer zwischen Søndervig und Ringkøbing.
Neben den Menschen haben auch Zugvögel dieses Gewässer für sich entdeckt. Die Vögel, die in den ausladenden Salzwiesen nisten und brüten, können am besten im Vogelschutzgebiet Tipperne am Südende des Ringkøbingfjords beobachtet werden. Allerdings ist der Zugang während der Brutzeit eingeschränkt.
Halbinsel Skallinge
Skallinge ist eine Landzunge an der dänischen Nordseeküste zwischen der Landspitze Blåvands Huk und der Insel Fanø. Sie gehört zum Nationalpark Dänisches Wattenmeer und entstand erst 1634 nach der Burchardiflut. Sie verändert sich mit jedem Sturm und jeder Sturmflut, wenn die Strandlinie mehrere Meter weit ins Inland wandert oder eine Dünenkette im Meer verschwindet.
Hier habe ich zum ersten Mal einen verschneiten Strand gesehen, als ich im Winter über dieses zauberhafte, einsame Fleckchen Erde gewandert bin. Die Luft was frisch, der Wind brachte die Gräser zum Knistern – einfach wunderbar, diesen leisen Geräusche zu lauschen – für mich ist auch das Hygge.
Møns Klint und Schloss Liselund
Møn ist die kleine Schwester unserer Ostseeinsel Rügen. Genau wie dort, gibt es an der Ostküste bei Møns Klint (Klippe) Kreidefelsen – allerdings sind sie nicht so mächtig wie die auf Rügen. Trotzdem ist die Klippe mit bis zu 128 m Höhe die höchste Steilküste Dänemarks.
Über eine lange Holztreppe mit 497 Stufen gelangt man vom GeoCenter zu den Klippen hinab – genauso viele sind es auch wieder zurück :-D. Es ist möglich, ein gutes Stück weit am Strand unterhalb der Klippe entlangzulaufen – nach starken Regen ist der Strand allerdings gesperrt, weil es immer wieder zu Felsstürzen kommen kann.
Es lohnt sich, das Geocenter Møns Klint zu besuchen. Hier wird die Geologie der Insel erläutert und gezeigt, was über und im Meer so los ist.
Im Buchenwald oberhalb der Klippen liegt das romantische Schlösschen Liselund mit seinem wunderbaren Landschaftspark. Das ist allerdings kein pompöser Palast, sondern eher eine Villa, ein Landhaus oder einfach das kleinste „Schloss“ Dänemarks.
Mein Tipp: Wenn Du gut zu Fuß bist, solltest Du das Auto am GeoCenter stehen lassen und eine kleine Wanderung zum Schlösschen Liselund machen. Das sind hin- und zurück etwa 10 km – ein wunderbarer Weg, der überwiegend durch den schönen Buchenwald führt. Du fühlst Dich wie in einer Kathedrale der Natur … einfach Hygge.
Die schönsten Leuchttürme an der Nordsee
Dänemark ist das Land zwischen den Meeren. Trotz seiner geringen Größe ist seine Küstenlinie 7.314 km lang. Da in der Ostsee 406 Inseln liegen, verwundert diese Länge nicht. 80 Leuchttürme und Feuerschiffe weisen den Schiffen den Weg. Entlang der rauen Nordseeküste mit den Dünenlandschaften gibt es nur wenige Häfen. Neben einigen Seefeuern und Orientierungsfeuern sind hier an markanten Punkten unbefeuerte Holzbaken zu finden. An der Ostseeküste gibt es zahlreiche kleinere Fischerei- und Sportboothäfen und viele Fährlinien, die einzelne Inseln ansteuern. Hier sorgen zahlreiche Sektorenfeuer und Richtfeuer für gute Orientierung.
Ich muss gestehen, ich bin ein echter Leuchtturm-Fan und meine vier Lieblingsleuchttürme will ich Dir nicht vorenthalten.
Dort, wo das Wattenmeer in die offene Nordsee übergeht, steht auf der Landspitze Blåvands Huk das Blåvandhuk Fyr. Der Leuchtturm ist 39 m hoch, wurde 1900 gebaut und warnt die Schifffahrt von dem gefährlichen Horns Riff. Du kannst ihn das ganze Jahr über besichtigen. „Nur“ 170 Treppenstufen trennen Dich von der Aussichtsplattform. Im ehemaligen Leuchtturmwärterhaus sind die Touristeninformation und eine Ausstellung zum Offshore-Windpark Horns Rev untergebracht.
Rund 60 km weiter im Norden liegt auf dem nördlichen Teil der Nehrung des Ringkøbingfjords (Holmsland Klit) das Lyngvig Fyr. Der 38 m hohe Leuchtturm wurde 1906 auf einer 17 Meter hohen Düne erbaut. Auch diesen Turm kannst Du ganzjährig besichtigen. Insgesamt 228 Treppenstufen sind bis zur Aussichtsplattform des Leuchtturms zu erklimmen, 79 davon auf der Holztreppe, die von den Nebengebäuden am Fuß der Düne hinauf zum Turmeingang führt. In den Nebengebäuden findest Du eine Ausstellung zur Geschichte des Leuchtturms, einen Souvenirladen und ein Café.
Weitere 50 km nördlich liegt zwischen den Orten Trans und Ferring das 1877 erbaute Bovbjerg Fyr. Sein Turm ist nur 26 m hoch, steht aber am höchsten Punkt der Steilküste 62 m über dem Meeresspiegel. Die Stufen bis zur Aussichtplattform habe ich nicht gezählt, es können also nicht sehr viele gewesen sein. Der Leuchtturm hat eine sehr markante rote Farbe und zwei Nebengebäude. Hier findest Du eine Ausstellung über den dänischen Küstenschutz, der in der Gegend von Bovbjerg begann, und ein Café.
In der Jammerbucht (Nordjütland) nördlich von Løkken liegt Dänemarks wohl bekanntester Leuchtturm Rubjerg Knude Fyr. Er wurde Ende 1900 hinter einer damals nur zwei bis drei Meter hohen Düne zusammen mit vier Nebengebäuden 200 m vom Meer entfernt gebaut.
Im Laufe die Jahrzehnte stürzt immer mehr von der Steilküste ein. Sand drang zwischen den Häuschen ein, verschüttete den Brunnen und machte den Garten unfruchtbar. Die Düne Rubjerg Knude wanderte vom Wind getrieben immer weiter und erreichte schließlich eine Höhe von etwa 50 m. Damit war der Leuchtturm vom Meer aus nicht mehr zu sehen. Der Betrieb wurde am 1. August 1968 eingestellt Als ich ihn 2010 besuchte, war nur noch der geschlossene Turm zu erkennen. 2017 stand er nur noch 8 m von der Steilküste entfernt und lief Gefahr, in die Nordsee stürzen. Im Herbst 2018 beschloss die Gemeinde Hjørring, den Turm 60 bis 80 Meter in das Landesinnere zu versetzen. Am 22. Oktober 2019 wurde der Leuchtturm um 70 Meter verschoben. Anschließend wurde er neu gekalkt und der erfolgreiche Umzug mit einer Projektionsshow gefeiert.
Urlaub in Dänemark
Dänemark ist ein Land der Ferienhäuser. Es gibt landesweit über 40.000 Häuser – von einfach und günstig bis luxuriös. Sie liegen direkt am Meer, im Wasser, in den Dünen, mitten im Land, sind meist aus Holz gebaut. Viele sind nordisch modern eingerichtet oder auch ganz Retro. Von kuschelig kleinen Hütten für 2 Personen bis Anwesen für 20 und mehr Menschen ist alles vertreten.
Vermietet werden sie durch mehr als 30 Vermietungsunternehmen, die bekanntesten Anbieter heißen DanCenter, Novasol, DanWest, Esmark und Feriepartner. Dazu kommen noch ebenso viele regionale Vermieter.
Willst Du ein Ferienhaus buchen, müsstest Du bei jedem einzelnen Vermieter suchen. Das ist sehr umständlich. Aber seit Anfang des Jahres 2000 gibt es ein Buchungsportal, über das ein Großteil der Anbieter gebucht werden kann – fejo.dk. Dabei sind die Preise mit denen der einzelnen Vermieterwebsites identisch.
Mein Tipp: Ich buche seit über 15 Jahren nur noch über fejo.dk und feriepartner.de (keine bezahlte Werbung). Die Mitarbeiter:innen der beiden Portale kennen sich in Dänemark top aus, machen selber in Dänemark Urlaub und kennen sehr viele der angebotenen Häuser. Bisher bin ich kompetent beraten worden und damit immer sehr gut gefahren.
Natürlich kannst Du in Dänemark auch Campingurlaub machen – mit dem Zelt und mit dem Wohnmobil. Auf rund 500 Campingplätzen lassen sich Erlebnisse und Aktivität perfekt mit Ruhe und Entschleunigung verbinden. Schön und großzügig ist Camping in Dänemark allemal – Meerblick oft inklusive. In meiner Jugend habe ich Campingurlaub gemacht – heute kann ich das nicht mehr. Weitere Informationen findest Du bei VisitDenmark.
Leben in Dänemark
Was ich über das Leben in Dänemark nicht erwähnte: Dänemark ist kein Mitglied der europäischen Währungsunion. Du musst Deine Euros also in dänische Kronen (DKK) tauschen, wenn Du bar bezahlen willst. 1 DKK entspricht ca. 0,13 Euro oder umgekehrt 1 Euro ca. 7,50 DKK – ist ein bisschen schwer umzurechnen, aber dafür gibt es eine Reihe Handy-Apps.
Der Euro ist in Dänemark kein offizielles Zahlungsmittel. Nur in den großen Urlaubsregionen kannst Du mit einem Euro-Schein bezahlen und bekommst DKK als Wechselgeld zurück. Der Kurs geht dabei allerdings zu Gunsten des Händlers.
Auf der positiven Seite: Dänen sind Kartenzahler. Heißt: Du kannst fast überall mit Deiner EC- oder Kreditkarte zahlen – sogar das Eis am Strand. Ob und welche Gebühren bei Deiner Bank oder Sparkasse dafür anfallen, erfährst Du auf der entsprechenden Website Deines Kreditinstitutes.
Lebensmittel kannst Du in jeder kleinen Stadt einkaufen, dort meist in kleineren Supermärkten wie Dagli Brugsen o. ä. In größeren Orten und Städten findest Du neben Super Brugsen, Spar, Rema1000 oder Fakta auch die bei uns bekannten Discounter Aldi, Netto und Lidl, mit etwa zweidrittel landesüblichen Lebensmitteln und einem Drittel Lebensmittel, die Du auch in deutschen Filialen findest.
Nicht nur bei uns sind die Lebenshaltungskosten in den letzten 2 Jahre massiv gestiegen, auch in Dänemark sind Lebensmittel teurer geworden. Im Schnitt liegen die Lebensmittelpreise 20 bis 30 % über dem deutschen Niveau. Besonders teuer sind alkoholische Getränke, vor allem die hochprozentigen. Zigaretten für die Süchtigen unter uns sind komischerweise nur unwesentlich teurer als bei uns. Einen Preisvergleich findest Du z. B. bei dansk.de.
Günstig „einkaufen“ kannst Du an den vielen kleinen Ständen entlang der Wege und Straßen, wo Bauerhöfe oder Privatpersonen Obst, Gemüse, Marmeladen oder Honig aus dem eigenen Garten oder vom Hof anbieten. Das Vertrauen darauf, dass der Kunde bezahlt, was er nimmt, bildet die Grundlage für diese liebenswerte Einkaufsmöglichkeit.
Essen im Restaurant ist gegenüber Deutschland deutlich teurer. Auch wenn ich mich gerne mal bedienen lasse, verkneife ich mir das Auswärtsessen in den letzten Jahren meist.
Mein Tipp: Ich habe mir angewöhnt, einige trockene und haltbare Lebensmittel von zuhause mitzunehmen und nur die frischen Sachen wie Brot, Obst und Gemüse vor Ort zu kaufen. Auch Wein nehme ich mit, denn eine Flasche Wein kostet in Dänemark schon mal umgerechnet 60 Euro. Bier ist etwas günstiger und ich kaufe gerne ein lokales, wenn es im Angebot ist. Essen gehen besteht meist aus einem leckeren Fischbrötchen in einer Fisk Røgerie (Fischräucherei) oder einem Imbiss in einem Museumscafé. Was ich mir nie verkneifen kann, ich ein hyggeliges Softeis mit Lakritz-Topping – egal, wie teuer es ist.
Am Ende verrate ich Dir gerne meine Seelenorte in Dänemark – Orte, in die ich immer wieder fahre, auch wenn ich schon x-mal dort gewesen bin.
Allen voran ist das Ribe mit dem wunderbaren Dom und der süßen Altstadt. In Hvide Sande fühle ich mich immer zuhause. Hier habe ich meinen 50sten und auch meinen 60sten Geburtstag gefeiert. Seit drei Jahren zählt auch Hejlsminde zu meinen Lieblingsorten – dieses Fleckchen an der Ostsee mit dem 180° Blick auf die See mit den großen und kleinen Inseln. Schon lange liebe ich auch die Insel Møn, dieser Fels mit seinen Buchenwäldern, die an eine Kathedrale erinnern. Wenn ich absolute Ruhe brauche und nach stressigen Zeiten runterkommen will, fahre ich an die Ostsee auf das nur 4 x 3 Kilometer große Inselchen Årø. Sehe ich hier mehr als zwei Leute am Tag, ist Rushhour. Für mich ist das Hygge pur!
Konnte ich Dir mein Herzensland Dänemark ein bisschen näherbringen und Dich für die tollen Städte und Landschaften zwischen den Meeren begeistern? Das würde mich freuen.
Hast Du Fragen? Schick uns gerne eine E-Mail und wir werden sie sicher beantworten.
Med venlig hilsen Iris Hüttemann
Sehenswerte Dokumentation des NDR-Fernsehens
Land zwischen den Meeren Teil 1 Dänemarks Nordseeküste
Viele Studien beweisen, dass Bewegung an der frischen Luft gut für unsere Gesundheit ist. Dazu zählen Spaziergänge oder Wanderungen, Joggen und eben auch Radfahren.
Beim Radeln ist es egal, ob Du mit einem Cityrad, dem Mountainbike, Rennrad oder E-Bike unterwegs bist und ob Du nur gelegentlich, kurze oder lange Strecken fährst oder tagtäglich auf dem Drahtesel sitzt. Hauptsache, Du bewegst Dich an der Luft und hast Spaß dabei.
Radeln ist mein Steckenpferd geworden, nachdem ich nach zwei Knieoperationen nicht mehr so gut zu Fuß bin. Ich bin so oft es meine Zeit und das Wetter erlauben auf meinem Hexenbesen – meinem pechschwarzen E-Bike – unterwegs. Gerne auch längere Strecken bis zu 70 Kilometern. Es macht mir richtig Spaß, an der Ruhr entlang oder über die alten Bahntrassen, die im Ruhrgebiet heute vielerorts Radtrassen sind, zu strampeln und immer neue Ecken meiner Heimat zu erkunden. So bekomme ich meinen Kopf frei und setze mich ein paar Stunden mal nicht mit meiner Arbeit auseinander – Entspannung pur.
Alles wäre schön, wenn mir nur nicht immer die Hände und Füße einschlafen würden und der Allerwerteste anfängt zu schmerzen. Geht es Dir auch so? Mein Bruder hat mich dann auf die Idee gebracht, mir hier professionelle Unterstützung in Form eines Bikefittings zu suchen.
Bikefitting – Was ist das?
Bikefitting – diesen Begriff habe ich vorher noch nie gehört. Aber ein bisschen Recherche zeigte, dass mir genau damit geholfen werden konnte. Ich erkläre mal, warum.
Schmerzen müssen nicht sein, denn sie vermiesen den Spaß am Radfahren. Um Schmerzen zu vermeiden, müssen alle Einstellungen des Rades zum Fahrer passen. Dabei reicht es nicht, nur die Sitzposition zu verändern. Andere Parameter wie die Breite des Lenkers oder der Abstand zwischen Lenker und Sattel sind auch wichtig.
Bikefitting nennt man den Prozess, bei dem Dein Fahrrad an Deine individuellen Bedürfnisse, Anforderungen und Körpermaße angepasst wird. So kannst Du den Fahrkomfort, die Effizienz oder Deine Leistung verbessern oder, wie in meinem Fall, Beschwerden und ein Handicap (meine eingeschränkte Beugung der Knie) ausgleichen.
Bikefitting – meine Erfahrungen
Als ich diese Informationen recherchiert hatte, habe ich mir einen Bikefitter, so nennt man die Menschen, die sich mit Bikefitting auskennen, gesucht. Ich habe mit einigen Unternehmen telefoniert und erkannt, dass nicht jedes mit meinem Problem der eingeschränkten Beweglichkeit umgehen konnte. Die meisten wollten meine Probleme gar nicht hören und beschieden „das klären wir, wenn Sie den Termin haben und vielleicht haben Sie ja auch nur das falsche Fahrrad“. Die wollten also nur ihre Fahrräder verkaufen und das quasi mit „Hilfe“ des Bikefittings.
Nur bei einem Unternehmen wurde ich schon bei der Terminabsprache genaustens nach dem Rad, meinen Fahrgewohnheiten und Problemen befragt – echte Profis, denen ich mich und meinen Hexenbesen dann auch anvertraut habe.
Bei meinem Termin stand mir dann Anna Jung gegenüber. Sie ist Fachärztin für Allgemeinmedizin – das hatte ich nicht erwartet. Sie ist selbst seit vielen Jahren ambitionierte Bikerin und hat gemeinsam mit ihrem Mann Stephan Klasen, einem Zweiradmechaniker, an vielen Radrennen und -marathons teilgenommen. Sie haben ihre Begabungen und Erfahrungen zusammengetan und ein wunderbares Team gegründet.
Bikefitting – so läuft es ab
Frau Jungs Kommentar, als sie mein Rad sah: „Oh, ein Unbequemsattel, da ist mir klar, warum Sie über Schmerzen klagen.“
Als erstes wurde mein Hexenbesen jetzt auf die Rolle gesetzt – heißt: das Hinterrad wurde in ein Gestell montiert und angehoben, sodass ich radeln konnte, ohne mich von der Stelle zu bewegen. Das musste ich dann auch erstmal 20 Minuten lang machen, natürlich unter den wachsamen Augen von Anna Jung, die mich genau beobachtete.
Anschließend wurden alle Einstellungen meines Rades vermessen, z. B. der Abstand zwischen Lenker und Sattel, die Höhe des Sattels über dem Pedal, die Breite des Lenkers. Alle Maße wurden auf eine Konstruktion übertragen, die entfernt einem Fahrrad gleicht und deren Einstellungen elektronisch verändert werden können. Dann kam ich an die Reihe – Größe, Bein- und Armlänge, Schulterbreite, Rumpflänge, Abstand der Sitzknochen wurden ermittelt und in meinem Fall zusätzlich auch der maximale Beugewinkel meiner Knie.
Jetzt ging das Fitting erst richtig los, natürlich mit mir auf dieser elektronischen „Irgendwie-Fahrrad“-Konstruktion. Als erstes bekam ich einen Lenker, der wirklich zu meiner Schulterbreite passte, und ergonomisch geformte Griffe – das fühlte sich sofort gut an. Dann wurden Schritt für Schritt, Zentimeter für Zentimeter die Einstellungen an meine Bedürfnisse – eine entspannte Sitzposition bei gleichmäßiger Verteilung des Gewichts auf Hände, Gesäß und Füße – angepasst. Ich hätte nie geglaubt, dass ich am Ende schon Unterschiede von 5 Millimetern spüren konnte.
Es folgte die Montage breiterer Pedale, denn meine waren viel zu schmal für meine Füße. Sie haben außerdem eine griffige Oberfläche, so dass ich mit den Füßen nicht abrutsche.
Im nächsten Schritt musste ich verschiedene Sättel ausprobieren – quasi blind, denn ich stellte mich einfach in die Pedale und jeder neue Sattel wurde unter meinem Allerwertesten montiert, ohne dass ich sehen konnte, was für ein Sattel es war. Mein Favorit stand schnell fest – ein Modell, dass ich mir nie ausgesucht hätte – aber er passte perfekt zu meinen Sitzhöckern und fühlte sich gut an.
Die perfekten Einstellungen für mich zu finden, dauerte ungefähr eine Stunde – und weitere 30 Minuten bin ich dann in der gefundenen Position und mit dem neuen Lenker, den breiteren Pedalen und dem neuen Sattel gefahren. Das war so entspannt, wie ich eigentlich noch nie auf meinem Rad gesessen habe. Nebenbei gab mir Frau Jung auch noch Hinweise zur richtigen Arm- (entspannt und leicht gebeugt) und Rückenhaltung (gerade, kein Katzenbuckel) und hat mich sofort korrigiert, wenn ich wieder „falsch“ saß (z. B. zu weit vorne auf dem Sattel).
Am Ende bekam ich ein Protokoll mit allen wichtigen Daten, mit dem jetzt jedes Fahrrad auf meine Maße und Bedürfnisse eingestellt werden kann. Den neuen Lenker, die Pedale und den neuen Sattel habe ich mir dann direkt auch an meinem E-Bike montieren lassen.
Bikefitting – mein Fazit
Der zeitliche Aufwand von drei Stunden, die Kosten von ca. 300 € für das Bikefitting und ca. 500 € für die neuen Lenker, Sattel und Pedale inkl. deren Montage haben sich für mich auf jeden Fall gelohnt. Inzwischen bin ich über 1.200 km mit meinem Hexenbesen unterwegs gewesen und genieße das schmerzfreie Radeln sehr. Die Gesamtkosten von ca. 800 € sind natürlich auch der Tatsache geschuldet, dass ich mit dem Handikap des verringerten Kniebeugewinkels unterwegs bin.
Mein Rat: Hast Du ähnliche Beschwerden – einschlafende Hände und Füße oder Gesäßschmerzen – beim Radfahren und möchtest das Rad regelmäßig für die Fahrt zur Arbeit, kürzere oder längere Touren nutzen? Hast Du Zweifel, ob Dein Fahrrad wirklich zu Dir passt? Dann solltest Du ernsthaft darüber nachdenken, ein Bikefitting machen zu lassen. Viele Bikefitter bieten unterschiedliche Arten des Fittings an. Am besten besprichst Du Dein Problem oder Deine Anforderungen direkt mit dem Bikefitter Deiner Wahl. Ist es ein Profi, der Dir nicht nur ein neues Fahrrad verkaufen will, wird er Dir schon im ersten Gespräch viele Fragen stellen und genau auf Dich eingehen.
Der Blick des Profis und die Erfahrung eines Fahrradmechanikers helfen auf jeden Fall und radeln mit einem perfekt zu Deinem Körper passenden Bike macht einfach mehr Spaß und schont Hände, Füße, Rücken, Gelenke und auch den Allerwertesten.
Ein Bikefitting lohnt sich auch, wenn Du Dir ein neues Rad kaufen möchtest und schon vorher wissen willst, welcher Rahmen bzw. welches Rad für Deine Anforderungen geeignet ist. Oder wenn Du einen neuen Sattel brauchst und nicht weißt, welche Form und Breite für Dein Gesäß bzw. Deine Sitzhöcker passend ist.
Berichte gerne von Deinen Erfahrungen beim Radeln oder natürlich auch beim Bikefitting.