Alternative Periodenprodukte

Alternative Periodenprodukte

Für menstruierende Menschen erfordert die Periode eine gewisse logistische Planung für den Kauf und die Vorratshaltung dieser Notwendigkeiten – hinzu kommt die Qual der Wahl. Konventionelle Menstruationsprodukte wie Binden und Tampons verursachen einen Müllberg, sind langfristig teuer und können sogar gesundheitsschädigend sein. Aber welche Alternativen gibt es auf dem Markt? 

Bio-Tampons und Binden: Umweltfreundliche Periode bei gewohntem Gebrauch 

Heutzutage ist eine Vielfalt an nachhaltigen Periodenprodukten in sämtlichen deutschen Drogeriemärkten zu finden. Die Herstellung von Bio-Tampons und -Binden beispielsweise verzichtet auf Pestizide im Anbau der Baumwolle. Diese Bio-Variante ist somit harmloser für die Träger:innen, denn konventionelle Tampons werden mit Chlor gebleicht und mit Duftstoffen versehen – Chemikalien, die die Intimgesundheit gefährden können. Sowohl Bio-Tampons als auch Bio-Binden sind in einigen Fällen kompostierbar und sogar plastikfrei verpackt. Daher sind solche Produkte eine umweltfreundliche Alternative, die zur Reduzierung des nicht wiederverwertbaren Abfalls beiträgt.

Allerdings sind Bio-Tampons Einwegprodukte, die regelmäßig gekauft werden müssen. Und trotz der Senkung des Steuersatzes für Menstruationsprodukte in Deutschland bedeuten die Kosten der Menstruation langfristig hohe Ausgaben für menstruierende Menschen. Umweltbewusste Personen, die auf die biologisch abbaubare Variante von Tampons zurückgreifen wollen, werden zudem mit höheren Preisen belastet. 

Menstruationstassen schonen die Umwelt und auch den Geldbeutel im Vergleich zu konventionellen Periodenprodukte.

Nachhaltige Menstruationsprodukte – eine lohnende Investition 

Wer sowohl Umwelt als auch den Geldbeutel schonen möchte, sollte auf langlebige, nachhaltige Produkte wie Menstruationstassen oder Periodenunterwäsche umsteigen. Menstruationstassen oder -kappen sind kleine Behälter aus medizinischem Silikon, die innerlich das Menstruationsblut auffangen und sich leeren, reinigen und für fünf bis zehn Jahre wiederverwenden lassen. Eine Menstruationskappe kostet zwischen 15-30€, aber was beim ersten Blick teurer scheint, erspart der menstruierenden Person und dem Planeten ca. 2000 Einwegprodukte.

Etwas teurer ist die neuartige Periodenunterwäsche mit 30-40€ pro Stück. Die aufsaugenden Unterhosen sehen mittlerweile aus wie ganz normale Unterwäsche, auch in verschiedenen Formen und Farben. Anders als die gute alte Stoffbinde wird aber in der Herstellung von Periodenunterwäsche Technologie eingesetzt, die die Saugkraft des Stoffes erhöht und die Geruchs- und Keimbildung hemmt. Allerdings empfiehlt es sich, eine Periodenunterhose nach zweijähriger Verwendung und guter Pflege zu entsorgen.

Umdenken über die Periode – sich selbst und der Umwelt zuliebe 

Periodenunterwäsche ist sehr komfortabel zu tragen, denn es wird weder ein Fremdkörper eingeführt noch ein Zusatz in der Unterhose befestigt. Die Reinigung ist ziemlich einfach: nach dem Tragen sofort mit kaltem Wasser spülen und danach mit anderer Kleidung in die Waschmaschine geben. Nur beim kalten Abspülen kommt man in Kontakt mit dem Menstruationsblut und zwar in der Verfärbung vom Wasser im Waschbecken.

Im Gegenteil dazu zwingt die Menstruationstasse die/den Menstruierende:n dazu, sich mit der eigenen Anatomie und dem Menstruationsblut direkt auseinanderzusetzen. Das nachhaltigste und langfristig günstigste Periodenprodukt erfordert also die größte mentale Umstellung. 

Den eigenen Körper zu erforschen ist vorteilhaft für die Frauengesundheit, denn so lassen sich Veränderungen schnell feststellen und eventuelle Krankheiten behandeln. Außerdem ist es wichtig, Themen wie die Scham und die Mythen um die Menstruation und allgemein die weibliche Sexualität zu verarbeiten. Eine Menstruationstasse könnte also einen Empowerment-Effekt haben.

Wiederverwendbare, umweltfreundliche Menstruationsprodukte: Periodenunterwäsche, Menstruationstasse und Stoffbinden.

Erfahrungsbericht der Autorin

Mit 25 habe ich meine Reise zu einem nachhaltigeren Lebensstil angetreten und vor allem den Plastikmüll aus dem Badezimmer auf ein Minimum reduziert. Als erstes bestellte ich mir eine Menstruationstasse. Ein paar Versuche später habe ich es geschafft, die Kappe in die richtige Position zu bringen, so dass ich sie fast nicht gemerkt habe und nichts ausgelaufen ist. Am besten gefällt mir die lange Tragedauer – ein ganzer Arbeitstag ohne Tamponaustausch war für mich ein großer Gewinn. 

Die Reinigung ist einfach und durch den direkten Kontakt mit dem Menstruationsblut konnte ich Veränderungen beobachten und meinem Frauenarzt davon berichten. Ein paar Jahre später habe ich mir eine zweite Kappe einer anderen Marke angeschafft, die minimal kleiner ist und somit nicht dicht sitzt. Durch die weitere Anschaffung von 2 Periodenunterhosen und aus Faulheit, nutze ich meine besser passende Menstruationstasse nicht mehr so oft, was auch darauf zurückzuführen ist, dass Dauer und Menge meiner Periode relativ gering ausfällt. Mit der Menstruationstasse, der Periodenunterwäsche und ein paar Stoffbinden habe ich in den vergangenen sieben (!) Jahren überhaupt keinen Müll produziert und ca. 100 € für meine Periode ausgegeben. 

Tabuthema Inkontinenz:  Zahlen – Daten – Fakten

Tabuthema Inkontinenz: Zahlen – Daten – Fakten

Weltweit sind ca. 200 Millionen Menschen von einer Inkontinenz betroffen. In Deutschland sind etwa 10 Millionen Frauen und Männer inkontinent.

Warum haben wir Angst, als Betroffene darüber zu sprechen, wenn diese Krankheit doch so verbreitet ist? Sie ist schließlich alles andere als außergewöhnlich! Um mehr Licht ins Dunkel zu bringen, haben wir ein paar Zahlen und Daten für Dich zusammengestellt.

Fakt 1 Welche Arten der Inkontinenz gibt es?

Unterschieden werden Harn- und Stuhlinkontinenz. Die Harninkontinenz ist weiterhin bekannt und ca. 7 Millionen Betroffene leben in Deutschland. Die Stuhlinkontinenz, an dieser Form leiden nur ca. 3 Millionen Menschen, wird noch weniger wahrgenommen.

Fakt 2 Wie wird die Harninkontinenz aufgeteilt?

Von Harninkontinenz wird ganz allgemein gesprochen, wenn es Betroffenen nicht (immer) möglich ist, Zeit und Ort der Harnausscheidung zu kontrollieren. Je nach Art der auftretenden Probleme unterscheidet die Medizin

  • Dranginkontinenz, die durch ein starkes Harndranggefühl im Zusammenhang mit einem unwillkürlichen Harnverlust gekennzeichnet ist
  • Stress- oder Belastungsinkontinenz, bei der es zu unwillkürlichem Harnverlust bei körperlichen Anstrengungen, z. B. beim Heben und Tragen, aber auch beim Niesen oder Husten oder bei sonstigen körperlichen Arbeiten kommt
  • Mischinkontinenz, die sowohl Symptome der Drang- als auch solche der Stress- bzw. Belastungsinkontinenz aufweist.

Diese Formen treten bei Frauen und Männern in unterschiedlichen Anteilen auf.

Etwa 33 % aller Frauen und 25 % der Männer leiden an dieser (oftmals chronischen) Krankheit. Bei den Frauen ist die Inkontinenz die am weitesten verbreitete Krankheit und liegt mit 35 % noch vor Bluthochdruck (25 %), Depression (20 %) und Diabetes (7 %).

Fakt 3 Ist Inkontinenz bei Frauen eine Frage des Alters?

Hier gilt ein klares NEIN. Frauen aller Altersstufen sind betroffen, wenn auch unterschiedlich stark. Die Ursachen dafür liegen in den Gründen für eine Inkontinenz. In jungen Jahren ist häufig eine Schwangerschaft oder Leistungssport der Grund, später sind es dann die Wechseljahre, eine Bindegewebsschwäche oder eine Operation.

Fakt 4 Was stört die Betroffenen am meisten?

Fragt man Frauen, wie sie mit der Krankheit umgehen und nach den Auswirkungen auf ihr tägliches Leben, kommen erschreckende Ergebnisse zutage.

Was lernen wir aus diesen ganzen Zahlen?

Die Zahlen zeigen, dass Du mit der Krankheit Inkontinenz, in welcher Form auch immer, nicht allein bist. Sei mutig und hol Dir frühzeitig Hilfe. Es gibt viele Trainingsgeräte und -methoden (https://frauengesundheit.life/beckenbodentrainer-und-methoden-mit-und-ohne-rezept-in-deutschland), die gute Ergebnisse erzielen.

Viele Organisationen, Einrichtungen und Ärzte bieten Beratung und Hilfe zur Selbsthilfe an:

Außerdem haben wir in unserem Blog auch die Themen „Inkontinenz: Rückschritte der Lebensqualität“ und „Inkontinenz nach der Geburt“ behandelt.

Was isst man denn in Korea?

Was isst man denn in Korea?

Ein Gastbeitrag von Sun-Mi Jung, Miss Seoulfood

„Was isst man denn so in Korea?“, ist eine Frage, die ich ziemlich häufig zu hören bekomme. Ich liebe diese Frage übrigens sehr, dann kann ich endlich zu meinem Lieblingsthema kommen und ausschweifend über das schönste Thema der Welt sprechen – Essen!

Im Laufe der Zeit habe ich festgestellt, dass diese Frage gar nicht so einfach zu beantworten ist. Es kommt, wie so häufig im Leben, auf das Vorwissen des Fragenden an. So ähnlich wie die Frage „Ist Koreanisch eine schwierige Sprache?“. „Kommt drauf an, welche Muttersprache Du sprichst. Ein Japaner lernt Koreanisch sehr schnell, ein Deutscher eher nicht. Und das hat nichts mit Intelligenz zu tun.“

Dashima, Miyeok, Lotuswurzel & Co.

Viele Dinge, die in der koreanischen Küche selbstverständlich sind, sind hier im Westen völlig unbekannt. Zum Beispiel Dashima (getrocknete Alge, daraus wird meist eine aromatische Brühe gekocht), Miyeok (eine andere Alge, die gekocht gegessen wird), Lotuswurzel, Doenjang (fermentierte Sojabohnenpaste, ein wichtiges Würzmittel) und manchmal sogar Kimchi (das koreanische Sauerkraut). Entsprechend viele Erklärungen muss ich dann liefern.

Bei anderen Zutaten, Zubereitungen und Essensgewohnheiten gibt es noch vieles, womit Europäer fremdeln: „Tofu? Schmeckt nicht!“ oder „100 Gramm Fleisch pro Person, wie soll ich da satt werden?“ oder „So viel Gemüse? Gemüse esse ich nicht.“ „Lebendige Babyoktopusse?!?! Oh, mein Gott!!“ (Das mit den Babyoktopussen ist übrigens von mir…)

Aber ich will nicht nur meckern. Viele Europäer kennen sich mittlerweile ziemlich gut, wenn nicht sogar hervorragend mit der asiatischen und auch koreanischen Küche aus! Manchmal viel besser als ich. Sie schreiben sogar Bücher darüber und führen umfangreiche Foodblogs! Aber warum auch nicht. Nur, weil man keine koreanischen Vorfahren hat, bedeutet das ja nicht, dass man sich nicht für gutes Essen interessieren kann…

Reis ist immer dabei

Nun willst Du bestimmt wissen, was man denn in Korea so isst? Also, alles aufzählen kann ich jetzt nicht. Aber ich versuche es mal mit einem anschaulichen Beispiel: Morgens, mittags, abends gibt es eine Schale gekochten weißen Reis. Dazu eine Schüssel Suppe, gern mit gekochten Algen, Gemüse oder Kimchi. Aber natürlich auch mit Fleisch, Fisch und Meeresfrüchten.

Banchan – wichtige Beilagen

Serviert werden außerdem jede Menge Beilagen, genannt Banchan, die in kleinen Schälchen auf den Tisch kommen und von denen sich jeder nach Herzenslust bedienen darf. Das sieht dann ein bisschen aus wie in einer spanischen Tapasbar und braucht jede Menge Platz und zahlreiche kleine Schüsselchen. Der Esstisch sollte also möglichst groß sein. Vergiss französische Bistrotische, die sind für Banchan völlig ungeeignet. 

Banchan machen einen sehr wichtigen Teil der koreanischen Küche aus. Die meisten Koreaner empfinden ein Gericht als unvollständig, wenn es keine Banchan gibt. So als würde es Schnitzel mit Kartoffeln und Erbsen und Möhren ohne Schnitzel geben. Quasi unvorstellbar!

Vielseitig, auch vegetarisch oder vegan

Banchan sind häufig vegetarisch, wenn nicht sogar vegan. Das ist nicht nur besser für die Gesundheit, sondern auch für den Planeten und das Tierwohl. Verarbeitet wird fast alles, was der Boden so hergibt: Sojasprossen, Gurken, Rettich, Möhren, Tofu, Spinat, Salat, Kohl, Lotuswurzel, Auberginen, Zucchini, Adlerfarn und vieles mehr. Tomaten allerdings nicht, denn die gelten in Korea als Obst! Fleisch, Meeresfrüchte und Fisch werden eher selten als Banchan zubereitet, sondern bilden ein eigenes Hauptgericht, das zusätzlich serviert wird. In globalisierten Zeiten kann es durchaus auch mal ein paniertes Schnitzel sein…

Der Ursprung der vegetarisch-veganen Banchan geht übrigens auf den Einfluss des Buddhismus zurück. Zeitweise war Fleisch sogar offiziell verboten in Korea, daher entwickelte vor allem die koreanische Tempelküche zahlreiche schmackhafte vegetarisch-vegane Alternativen. Die Mönche und Nonnen mussten schließlich mit gutem Beispiel vorangehen und das geht nur, wenn das Essen gut ist. Ich glaube, das europäische Bier hat eine ähnliche Geschichte. Und das hat immerhin die ganze Welt erobert … 

Meine Foodempfehlung

Meine drei koreanischen Foodempfehlungen für Dich:

1.Chinakohl – Kimchi

DAS koreanische Superfood. Eigentlich nichts anderes als fermentierter Chinakohl, der stark und dennoch raffiniert gewürzt ist. Sauer, scharf, aromatisch, herzhaft und frisch zugleich. Jede Familie hat ihr eigenes Geheimrezept. Aber auch asiatische Supermärkte verkaufen mittlerweile Kimchi. Nimm das aus dem Frischepack, nicht aus der Konservendose. Und iss Kimchi zu einer Schale weißen Reis! Ach ja, schön und schlank soll Kimchi übrigens auch machen!

2. Bibimbab

Lustiger Name, oder? Heißt aber nichts anderes, als „verrührter Reis.“ Eigentlich ein Resteessen, denn übriggebliebene Banchan werden in eine Schüssel weißen Reis gegeben und untergemischt. Dazu eine Sauce aus Gochujang (fermentierte Chilipaste) und ein Spiegelei als Topping. Kann man vegetarisch, vegan oder auch mit Fleisch zubereiten. Nur Fisch und Meeresfrüchte sind nicht üblich. Keine Ahnung, warum…

3. Bulgogi

Auch bekannt als „Korean BBQ.“ Mariniertes Fleisch wird direkt am Tisch gegrillt, zusammen mit Reis und Banchan in ein frisches Salatblatt gewickelt und direkt aus der Hand gegessen. Also eine koreanische Mischung aus Grillen, Raclette, Fajitas und Fingerfood. Sehr gesellig und natürlich sehr lecker! Gesund sowieso, weil auch hier Banchan die heimliche Hauptrolle spielen.


Die Autorin: Sun-Mi Jung, Miss Seoulfood

Sun-Mi Jung wurde 1974 in Waltrop/NRW geboren und lebt heute in Bochum. Sie arbeitet als Pressereferentin für einen Wohlfahrtsverband in Recklinghausen und kocht gern (deutsch, koreanisch, japanisch, orientalisch, italienisch). Sie selbst isst gern (alles!), liest ebenfalls gern – vor allem Kochbücher und schreibt sehr gern, am liebsten übers Essen.Wenn Du mehr über Sun-Mi erfahren möchtest, kannst Du auf ihrer Ihre Website: Miss Seoulfood schauen, die Facebook-Seite liken oder auf Miss Seoulfood auf Instagram folgen.

Würde ist trainierbar!

Würde ist trainierbar!

Mit diesem Satz beginnt das Interview mit Alice Westphal, die als selbstständige Gesundheitscoachin tätig ist. Alice ist Mutexpertin und ein Garant für klare Worte. Das ehemalige Model der Kampagne „pro-age“ von Dove geht mit Tabuthemen in die Öffentlichkeit.

Für ihren Mut und ihr gesellschaftliches Engagement wurde sie im letzten Jahr mit dem Genius-Award „Woman of the Year“ ausgezeichnet. Sie spricht öffentlich über ihr Leben, um mit Prävention und Aufklärung gegen Gewalttaten gegenüber Frauen und Mädchen vorzugehen. Heute ist sie 64 Jahre alt und spricht mit uns über ein anderes schambesetztes Thema: ihre Probleme und Erfahrungen mit Inkontinenz.

Mutexpertin Alice Westphal über ihre Erfahrungen mit Inkontinenz

Hallo Alice, herzlichen Dank für Deine Bereitschaft, unseren Leser innen das Thema „Inkontinenz“ aus der Sicht einer Betroffenen nahe zu bringen. Das Thema wird oft tabuisiert. Was bewegt Dich, darüber öffentlich zu sprechen?

Inkontinenz, ein Thema, das so viele Frauen betrifft und worüber selbst heute noch nicht offen gesprochen wird, fing an, mich vor ca. 15 Jahren zu interessieren. Ich lief damals noch aktiv Marathon und es kam immer wieder vor, dass ich Urin verlor. Daraufhin habe ich das Thema „Inkontinenz“ in verschiedenen Situationen offen angesprochen. Nach meiner Erfahrung haben viele Frauen das Bedürfnis, sich untereinander auszutauschen sobald sie erkennen, dass andere ebenfalls betroffen sind.

Als Gründungs- und Vorstandsmitglied des S.I.G.N.A.L. e.V. habe ich es mir auch zur Aufgabe gemacht, den Frauen eine Stimme zu geben, die (noch) verstummt sind. Damit unterstütze ich Frauen und Mädchen im Bereich der gesundheitlichen Intervention gegen häusliche und sexualisierte Gewalt.

Wann hattest Du die ersten Einschränkungen?

Wie gesagt, vor ca. 15 Jahren fing es an, dass ich an manchen Tagen nicht nur nach dem Lauftraining den Slip wechseln musste. Ich habe versucht, den Mechanismus und genauen Auslöser zu ergründen. Denn einerseits kann ich stundenlang einhalten und an anderen Tagen ist die Blase nicht mal halbvoll und der Harndrang ist übermächtig, anschließend heißt es duschen und umziehen. Doch leider bin ich noch nicht fündig geworden.

Während des Lauftrainings verlor ich immer wieder mal etwas Flüssigkeit, da die Belastung des Beckenbodens durch die Bewegung permanent vorhanden ist. Erst als ich das Thema angesprochen habe, bekam ich Zuspruch und Hinweise durch einige der Frauen aus unserer Marathon-Trainingsgruppe, die auch darunter litten. Bei einigen entwickelte sich die Beckenbodenschwäche erst nachdem sie Kinder zur Welt gebracht hatten.

Wie bist Du auf eine Lösung gekommen?

Ich kaufte ich mir Beckenbodenhanteln in einem Sexshop, mit dem Ziel, meinen Beckenboden regelmäßig und aktiv zu trainieren. Doch meine Freude nahm ein jähes Ende als die „Hantel“ nach den ersten Schritten einfach rausfiel. Ein klärendes Gespräch ergab, dass das Gewicht der Hanteln viel zu groß war, aber im ersten Moment war ich sehr betroffen. Ich dachte mir, das passiert, wenn man sich nicht darum kümmert und machte mich auf die Suche nach einer anderen Lösung.

Das Gespräch mit der Frauenärztin bot mir erste Anhaltspunkte, es könnte sich um eine Stressinkontinenz handeln und ich meldete mich zu einer Beckenbodenschulung an. Dort wurde alles in schönen Bildern beschrieben, jedoch hatte ich keine Ahnung, wie ich die Kontrolle über diesen Teil meines Körpers bekommen sollte, ein Erfolg stellte sich daher nicht ein. Auch ein zweiter Kurs brachte nicht das gewünschte Ergebnis, so dass ich mich mit der Situation vorerst arrangierte.

Danach fand ich eine Beckenboden-Trainingshilfe von Elanee, die ein Set von vier unterschiedlichen Gewichten beinhaltete. Durch regelmäßiges Training habe ich erste Erfolge erzielt. Aktuell habe ich das Training wieder vernachlässigt und merke das auch direkt.

Beckenbodentraining – für mehr Mut im Leben

Der Elvie Beckenbodentrainer und die dazugehörigen App helfen gegen Inkontinenz.

Im Zuge unseres Gespräches bin ich auf den Elvie-Trainer gekommen, der eine Funktion der Messbarkeit beinhaltet. Damit hoffe ich, eine bessere Stabilität und Regelmäßigkeit hinzubekommen. Ich werde mit meiner Frauenärztin beim nächsten Besuch darüber sprechen.

Alice, als Mutexpertin beschäftigst Du Dich auf verschiedenen Ebenen mit Tabu-Themen. Was ist Dein Wunsch an unsere Gesellschaft?

Ich wünsche mir, dass wir mutiger sind, mehr Haltung zeigen, gerade bei den sogenannten „Tabuthemen“, und dass wir uns trauen, offen darüber zu sprechen. Ich möchte die Welt ein Stück gesünder, sicherer und vor allem für Frauen und Mädchen würdevoller machen. Das ist meine Berufung und die Geburt meiner Enkeltochter hat mich den Weg in die Öffentlichkeit gehen lassen.

Mit der Kampagne #ichbinjededrittefrau geht es mir um öffentliche Aufmerksamkeit in Bezug auf häusliche und sexualisierte Gewalt. Denn jede dritte Frau in Deutschland ist mindestens 1 x von sexualisierter und/oder häuslicher Gewalt betroffen und ich möchte ein Umdenken in der Gesellschaft und in der Politik erreichen. Mit diesem Thema bin ich demnächst in der WDR Sendung „Frau TV“ zu Gast. Der Sendetermin steht noch nicht fest, aber ich werde ihn über meine Kanäle rechtzeitig kommunizieren.

Ich möchte anderen Frauen Mut machen, sich nicht von einem „Tabu“ abschrecken zu lassen. Auch Inkontinenz ist stark schambehaftet, jedoch gibt es Möglichkeiten, die unerwünschten Auswirkungen zu minimieren. Gespräche mit Ärzt:innenoder anderen Frauen bewirken eine Veränderung in unserem Denken und bieten neue Perspektiven, häufig sogar bessere Optionen.

Herzlichen Dank für Deine offenen Worte! Wir wünschen Dir für Dein Engagement und der Kampagne #ichbinjededrittefrau alles Gute und dem wichtigen Thema einen weitreichenden Erfolg und tragen den Sendetermin gerne nach, sobald er feststeht.

Interessierte Leser:innen können mehr über die Mutexpertin auf Alice Westphals Website erfahren oder sie über ihre Facebook-Seite kontaktieren.

Müllberg MONATSHYGIENE

Müllberg MONATSHYGIENE

Ist uns Frauen eigentlich bewusst, wie sehr nicht nur wir, sondern auch die Umwelt unter unserer monatlichen Blutung leiden? Sind wir uns bewusst, was wir unserem Körper mit den Hygieneprodukten, wie z.B. Tampons, Binden oder Slipeinlagen, antun? Wie viele Gifte das Plastik und die Chemikalien, die in diesen Produkten enthalten sind, ausdünsten während wir die Produkte auf und unter der Haut tragen? Und am Ende, wieviel wir davon in unserem „fruchtbaren“ Leben verbrauchen?

Ehrlich gesagt: mir war das auch bis zum Beginn der Menopause nicht bewusst. Ich habe fast 40 Jahre lang konsumiert, was mir in den Regalen der Drogeriemärkte angeboten wurde. Ich habe nicht darüber nachgedacht, dass es Alternativen geben könnte.

Monatshygiene Drogerie
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Kürzlich habe ich Zahlen zum Müllproblem der Periode gefunden, die mich getroffen haben. Ich denke, Dir wird es vielleicht genau so gehen. Folgende Fakten möchte ich an Dich weitergeben:

  1. Eine menstruierende Frau verbraucht in ihrem Leben 10.000 – 17.000 Monatshygieneprodukte!
  2. Alleine in Österreich verbrauchen alle Frauen gemeinsam pro Jahr ca. 460 Millionen Produkte für die Menstruation!
  3. In Deutschland, Österreich und der Schweiz entstehen durch Monatshygiene-Produkte jährlich ca. 75.000 – 125.000 Tonnen Müll! Das entspricht mehr als 600.000 gefüllten Badewannen.
  4. In der EU jährlich werden über 49 Milliarden Tampons, Binden und Slipeinlagen benutzt!

Verbrauch an Tampons, Binden und Slipeinlagen

Rechne doch einfach mal Deinen Verbrauch von Tampons, Binden und Slipeinlagen pro Monat aus. Multipliziere das mit 12 Monaten – nun kennst Du Deinen „jährlichen Regelmüllberg“. Wenn Du jetzt zu den älteren unter uns gehörst, kannst Du ungefähr einschätzen, wie lange Du Deine Periode noch haben wirst und damit auch, wie Du in Deinem Leben zum Müllberg Monatshygiene beiträgst.

Ich habe es für mich ausgerechnet: mit 11 Jahren bekam ich zum ersten Mal meine Periode, ungefähr alle 2 Monate am Anfang, und es reichten Binden (ca. 100 St.). Die fand ich allerdings sehr schnell unangenehm und habe schon 1 Jahr später angefangen, Tampons zu benutzen. Irgendwann bekam ich dann meine Periode mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerks – 12 Mal im Jahr und immer 5 Tage lang. Das ging, trotz Einnahme der Pille weiter, bis ich Ende 49 war. Da kamen plötzlich die Wechseljahre. In meinen 38 „fruchtbaren“ Jahren habe ich ca. 13.200 Tampons benutzt … und entsorgt. Hinzu kamen unzählige Slipenlagen.  

In Schnitt verbraucht jede Frau in ihrem Leben 16.800 Hygieneprodukte. 96% davon sind Einwegartikel, die zu großen Teilen aus Plastik bestehen, in Plastik verpackt sind und nicht recycelt werden können. Das bedeutet, jede Frau produziert pro Jahr bis zu 6 kg Müll – einen Müllberg aus Monatshygiene in ihrem Leben. In meinem Fall waren es etwa 5 kg Müll pro Jahr … also 190 kg in 38 Jahren.

Hier versuchen ausnahmsweise einmal Männer, die Menge an Monatshygiene, die eine Frau pro Jahr verbraucht, zu schätzen.

Entsorgung ist ein anderes Problem

Ein weiteres Problem ist die Entsorgung der Hygieneartikel und ihrer Verpackungen. Viel zu viele Tampons werden einfach in der Toilette entsorgt – aus Unwissenheit oder aus Mangel an Mülleimern z. B. in öffentlichen Toiletten. In viele Fällen führt das zu Verstopfungen der Abwasserleitungen, die Tampons landen am Ende in den städtischen Kläranlagen und müssen mühsam aus den Filtern entfernt werden. Ein kostenintensiver Aufwand für jede Stadt.

Dass die Plastikanteile der Verpackungen und Binden bzw. Slipeinlagen irgendwann als Mikroplastik in unseren Gewässern und am Ende in unseren Meeren landen und dort zu weitreichenden Problemen führen, muss ich hier wohl nicht extra erklären.

Gibt es Alternativen?

Jetzt frage ich mich und Dich: muss das denn sein? Gibt es denn nur die Produkte, die wir fast täglich in der Werbung sehen? Gibt es keine umweltverträglicheren Alternativen?

Doch, die gibt es. Allerdings liegen sie im Allgemeinen nicht in den Regalen der Drogeriemärkte und Werbung wird dafür auch nicht gemacht.

Hier habe ich drei Alternativen für deine „Zero Waste Periode“ gefunden:

  1. Biologisch abbaubare Tampons, Binden und Slipeinlagen aus 100% Bio-Baumwolle. Aber Achtung: Auch diese Produkte müssen in den Restmüll und können nicht über den Kompost oder das WC entsorgt werden.
  2. Die Menstruationstasse und wiederverwendbare Stoffbinden
  3. Perioden-Unterwäsche

Wir werden uns in weiteren Beiträgen mit diesem Thema beschäftigen und Dir die Alternativen vorstellen.

Wie sehen Deine Erfahrungen aus? Schreibe uns gern einen Kommentar.

Tampon-Aktivismus für Gerechtigkeit

Tampon-Aktivismus für Gerechtigkeit

Die Senkung der „Tamponsteuer“ ist ein längst fälliger Fortschritt der deutschen Gesellschaft.

Menstruationsprodukte gehören zum Alltag der Hälfte der Bevölkerung. Trotzdem wurden sie in Deutschland bis Ende 2019 nicht als „Produkte des täglichen Bedarfs“ anerkannt und höher als andere Notwendigkeiten wie z. B. Lebensmittel und medizinische Artikel, besteuert. 

Mit viel Kreativität und einer gewissen Hartnäckigkeit haben Yasemin Kotra und Nanna-Josephine Roloff in Deutschland die Senkung des Regelsteuersatzes für Tampons von 19% auf 7% vorangetrieben und Geschichte geschrieben. 

Weltweit werden Steuersätze für Menstruationsprodukte abgeschafft oder gesenkt

Ähnlich wie das Thema Inkontinenz heute, war auch die Menstruation lange kein Thema für die große Öffentlichkeit – und noch weniger für die Politik. Bis Kenia 2004 den Steuersatz für Menstruationsprodukte komplett abschaffte. Weitere Länder haben seitdem – obwohl mit erheblicher Verspätung – ähnliche Gesetze erlassen, unter anderen:

  • Kanada schaffte 2015 die Tampon-Steuer ab
  • Irland ist das einzige EU-Mitglied, das keine Steuer auf Menstruationsprodukte erhebt, da diese Regelung schon vor ihrem Beitritt in die Europäische Union bestand
  • Kolumbien schaffte 2018 ihren fünf-prozentigen Steuersatz mit der Begründung ab, dass diese Steuer gegen die Gleichberechtigung von Frauen verstieß
  • Australien hat 2018 nach einer 18-jährigen Kampagne die Zusatzsteuer auf Menstruationsprodukte in Höhe von zehn Prozent gekippt
  • Einige US-Staaten wie Nevada, New York, Florida, Connecticut und Illinois haben zwischen 2016 und 2018 diese Steuer gestrichen und weitere haben entsprechende Gesetzesentwürfe vorgestellt.

In Deutschland fallen Tampons und Binden nicht mehr unter „Luxusgüter“

„Die Periode ist kein Luxus“ lautete das Motto der deutschen Aktivistinnen Kotra und Roloff. Denn ähnlich wie Lebensmittel und medizinische Artikel sind Tampons und Binden unvermeidliche Notwendigkeiten für Frauen und andere menstruierende Menschen, die es ihnen ermöglichen regulär an Bildung, Arbeit und sozialem Leben teilzunehmen. 

https://www.youtube.com/watch?v=Bz7btEE-bYM

Die Aktivistinnen haben ihr politisches Engagement 2018 mit einer Petition kundgetan und ihr Anliegen in den Bundestag weitergetragen – mit einem Buch voller Tampons. Bekanntermaßen sind Bücher vom Regelsteuersatz von 19% ausgenommen und die kreative Lösung, in einer solchen Verpackung die Steuerregelung von Tampons zu umgehen, setzte ein starkes Zeichen in der Politik und in den sozialen Medien. Ende 2019 wurde die Abschaffung dieser Steuerdiskriminierung in Deutschland offiziell beschlossen – dank der harten Arbeit von Kotra, Roloff und ihren Unterstützer:innen, wie The Female Company, Hersteller von Bio-Tampons und dem Tamponbuch (mit einem detaillierten Liveticker zur Tamponsteuersenkung auf ihrer Website).  

Die Senkung der Tamponsteuer ist ein wichtiger Schritt des langen Weges zur Gleichberechtigung aller Geschlechter

Während sich die Tamponsteuer-Aktivistinnen ihren nächsten Vorhaben widmen (dass in den öffentlichen Gebäuden Hamburgs Tampons und Binden kostenlos bereitliegen, wie Toilettenpapier), drängen andere Länder auch vorwärts. Das schottische Parlament hat im Februar beschlossen, Tampons und Binden künftig an öffentlichen Orten und in Apotheken kostenlos zur Verfügung zu stellen. Der Kampf gegen die sogenannte „Periodenarmut“ und anderen Formen von Benachteiligung von Frauen und menstruierende Menschen geht weltweit weiter. Tampons und andere „Produkte der Monatshygiene“ werden auf diese Art und Weise zum Symbol der Ungleichbehandlung der Geschlechter. 

Unsere Gesellschaft ist seit dem 1. Januar 2020 einen Schritt weitergekommen in Richtung wirtschaftlicher und politischer Gleichbehandlung aller in Deutschland lebenden Menschen. Jedoch ist es fraglich, ob die Steuersenkung wirklich weitergegeben wird, denn die Hersteller von Menstruationsprodukten haben die Verkaufspreise im Handel erhöht

Darüberhinaus liegt nach diesem historischen Meilenstein noch ein langer Weg vor uns. Der Weg zur Gleichberechtigung und Gleichbehandlung aller Menschen ist lang und wir können ihn alle vorantreiben: ob mit Diskussionen im kleineren, persönlichen Rahmen oder auf der großen Bühne der internationalen Politik – mit Tampons oder anderen Formen von Engagement.