Alternative Periodenprodukte

Alternative Periodenprodukte

Für menstruierende Menschen erfordert die Periode eine gewisse logistische Planung für den Kauf und die Vorratshaltung dieser Notwendigkeiten – hinzu kommt die Qual der Wahl. Konventionelle Menstruationsprodukte wie Binden und Tampons verursachen einen Müllberg, sind langfristig teuer und können sogar gesundheitsschädigend sein. Aber welche Alternativen gibt es auf dem Markt? 

Bio-Tampons und Binden: Umweltfreundliche Periode bei gewohntem Gebrauch 

Heutzutage ist eine Vielfalt an nachhaltigen Periodenprodukten in sämtlichen deutschen Drogeriemärkten zu finden. Die Herstellung von Bio-Tampons und -Binden beispielsweise verzichtet auf Pestizide im Anbau der Baumwolle. Diese Bio-Variante ist somit harmloser für die Träger:innen, denn konventionelle Tampons werden mit Chlor gebleicht und mit Duftstoffen versehen – Chemikalien, die die Intimgesundheit gefährden können. Sowohl Bio-Tampons als auch Bio-Binden sind in einigen Fällen kompostierbar und sogar plastikfrei verpackt. Daher sind solche Produkte eine umweltfreundliche Alternative, die zur Reduzierung des nicht wiederverwertbaren Abfalls beiträgt.

Allerdings sind Bio-Tampons Einwegprodukte, die regelmäßig gekauft werden müssen. Und trotz der Senkung des Steuersatzes für Menstruationsprodukte in Deutschland bedeuten die Kosten der Menstruation langfristig hohe Ausgaben für menstruierende Menschen. Umweltbewusste Personen, die auf die biologisch abbaubare Variante von Tampons zurückgreifen wollen, werden zudem mit höheren Preisen belastet. 

Menstruationstassen schonen die Umwelt und auch den Geldbeutel im Vergleich zu konventionellen Periodenprodukte.

Nachhaltige Menstruationsprodukte – eine lohnende Investition 

Wer sowohl Umwelt als auch den Geldbeutel schonen möchte, sollte auf langlebige, nachhaltige Produkte wie Menstruationstassen oder Periodenunterwäsche umsteigen. Menstruationstassen oder -kappen sind kleine Behälter aus medizinischem Silikon, die innerlich das Menstruationsblut auffangen und sich leeren, reinigen und für fünf bis zehn Jahre wiederverwenden lassen. Eine Menstruationskappe kostet zwischen 15-30€, aber was beim ersten Blick teurer scheint, erspart der menstruierenden Person und dem Planeten ca. 2000 Einwegprodukte.

Etwas teurer ist die neuartige Periodenunterwäsche mit 30-40€ pro Stück. Die aufsaugenden Unterhosen sehen mittlerweile aus wie ganz normale Unterwäsche, auch in verschiedenen Formen und Farben. Anders als die gute alte Stoffbinde wird aber in der Herstellung von Periodenunterwäsche Technologie eingesetzt, die die Saugkraft des Stoffes erhöht und die Geruchs- und Keimbildung hemmt. Allerdings empfiehlt es sich, eine Periodenunterhose nach zweijähriger Verwendung und guter Pflege zu entsorgen.

Umdenken über die Periode – sich selbst und der Umwelt zuliebe 

Periodenunterwäsche ist sehr komfortabel zu tragen, denn es wird weder ein Fremdkörper eingeführt noch ein Zusatz in der Unterhose befestigt. Die Reinigung ist ziemlich einfach: nach dem Tragen sofort mit kaltem Wasser spülen und danach mit anderer Kleidung in die Waschmaschine geben. Nur beim kalten Abspülen kommt man in Kontakt mit dem Menstruationsblut und zwar in der Verfärbung vom Wasser im Waschbecken.

Im Gegenteil dazu zwingt die Menstruationstasse die/den Menstruierende:n dazu, sich mit der eigenen Anatomie und dem Menstruationsblut direkt auseinanderzusetzen. Das nachhaltigste und langfristig günstigste Periodenprodukt erfordert also die größte mentale Umstellung. 

Den eigenen Körper zu erforschen ist vorteilhaft für die Frauengesundheit, denn so lassen sich Veränderungen schnell feststellen und eventuelle Krankheiten behandeln. Außerdem ist es wichtig, Themen wie die Scham und die Mythen um die Menstruation und allgemein die weibliche Sexualität zu verarbeiten. Eine Menstruationstasse könnte also einen Empowerment-Effekt haben.

Wiederverwendbare, umweltfreundliche Menstruationsprodukte: Periodenunterwäsche, Menstruationstasse und Stoffbinden.

Erfahrungsbericht der Autorin

Mit 25 habe ich meine Reise zu einem nachhaltigeren Lebensstil angetreten und vor allem den Plastikmüll aus dem Badezimmer auf ein Minimum reduziert. Als erstes bestellte ich mir eine Menstruationstasse. Ein paar Versuche später habe ich es geschafft, die Kappe in die richtige Position zu bringen, so dass ich sie fast nicht gemerkt habe und nichts ausgelaufen ist. Am besten gefällt mir die lange Tragedauer – ein ganzer Arbeitstag ohne Tamponaustausch war für mich ein großer Gewinn. 

Die Reinigung ist einfach und durch den direkten Kontakt mit dem Menstruationsblut konnte ich Veränderungen beobachten und meinem Frauenarzt davon berichten. Ein paar Jahre später habe ich mir eine zweite Kappe einer anderen Marke angeschafft, die minimal kleiner ist und somit nicht dicht sitzt. Durch die weitere Anschaffung von 2 Periodenunterhosen und aus Faulheit, nutze ich meine besser passende Menstruationstasse nicht mehr so oft, was auch darauf zurückzuführen ist, dass Dauer und Menge meiner Periode relativ gering ausfällt. Mit der Menstruationstasse, der Periodenunterwäsche und ein paar Stoffbinden habe ich in den vergangenen sieben (!) Jahren überhaupt keinen Müll produziert und ca. 100 € für meine Periode ausgegeben. 

Tampon-Aktivismus für Gerechtigkeit

Tampon-Aktivismus für Gerechtigkeit

Die Senkung der „Tamponsteuer“ ist ein längst fälliger Fortschritt der deutschen Gesellschaft.

Menstruationsprodukte gehören zum Alltag der Hälfte der Bevölkerung. Trotzdem wurden sie in Deutschland bis Ende 2019 nicht als „Produkte des täglichen Bedarfs“ anerkannt und höher als andere Notwendigkeiten wie z. B. Lebensmittel und medizinische Artikel, besteuert. 

Mit viel Kreativität und einer gewissen Hartnäckigkeit haben Yasemin Kotra und Nanna-Josephine Roloff in Deutschland die Senkung des Regelsteuersatzes für Tampons von 19% auf 7% vorangetrieben und Geschichte geschrieben. 

Weltweit werden Steuersätze für Menstruationsprodukte abgeschafft oder gesenkt

Ähnlich wie das Thema Inkontinenz heute, war auch die Menstruation lange kein Thema für die große Öffentlichkeit – und noch weniger für die Politik. Bis Kenia 2004 den Steuersatz für Menstruationsprodukte komplett abschaffte. Weitere Länder haben seitdem – obwohl mit erheblicher Verspätung – ähnliche Gesetze erlassen, unter anderen:

  • Kanada schaffte 2015 die Tampon-Steuer ab
  • Irland ist das einzige EU-Mitglied, das keine Steuer auf Menstruationsprodukte erhebt, da diese Regelung schon vor ihrem Beitritt in die Europäische Union bestand
  • Kolumbien schaffte 2018 ihren fünf-prozentigen Steuersatz mit der Begründung ab, dass diese Steuer gegen die Gleichberechtigung von Frauen verstieß
  • Australien hat 2018 nach einer 18-jährigen Kampagne die Zusatzsteuer auf Menstruationsprodukte in Höhe von zehn Prozent gekippt
  • Einige US-Staaten wie Nevada, New York, Florida, Connecticut und Illinois haben zwischen 2016 und 2018 diese Steuer gestrichen und weitere haben entsprechende Gesetzesentwürfe vorgestellt.

In Deutschland fallen Tampons und Binden nicht mehr unter „Luxusgüter“

„Die Periode ist kein Luxus“ lautete das Motto der deutschen Aktivistinnen Kotra und Roloff. Denn ähnlich wie Lebensmittel und medizinische Artikel sind Tampons und Binden unvermeidliche Notwendigkeiten für Frauen und andere menstruierende Menschen, die es ihnen ermöglichen regulär an Bildung, Arbeit und sozialem Leben teilzunehmen. 

https://www.youtube.com/watch?v=Bz7btEE-bYM

Die Aktivistinnen haben ihr politisches Engagement 2018 mit einer Petition kundgetan und ihr Anliegen in den Bundestag weitergetragen – mit einem Buch voller Tampons. Bekanntermaßen sind Bücher vom Regelsteuersatz von 19% ausgenommen und die kreative Lösung, in einer solchen Verpackung die Steuerregelung von Tampons zu umgehen, setzte ein starkes Zeichen in der Politik und in den sozialen Medien. Ende 2019 wurde die Abschaffung dieser Steuerdiskriminierung in Deutschland offiziell beschlossen – dank der harten Arbeit von Kotra, Roloff und ihren Unterstützer:innen, wie The Female Company, Hersteller von Bio-Tampons und dem Tamponbuch (mit einem detaillierten Liveticker zur Tamponsteuersenkung auf ihrer Website).  

Die Senkung der Tamponsteuer ist ein wichtiger Schritt des langen Weges zur Gleichberechtigung aller Geschlechter

Während sich die Tamponsteuer-Aktivistinnen ihren nächsten Vorhaben widmen (dass in den öffentlichen Gebäuden Hamburgs Tampons und Binden kostenlos bereitliegen, wie Toilettenpapier), drängen andere Länder auch vorwärts. Das schottische Parlament hat im Februar beschlossen, Tampons und Binden künftig an öffentlichen Orten und in Apotheken kostenlos zur Verfügung zu stellen. Der Kampf gegen die sogenannte „Periodenarmut“ und anderen Formen von Benachteiligung von Frauen und menstruierende Menschen geht weltweit weiter. Tampons und andere „Produkte der Monatshygiene“ werden auf diese Art und Weise zum Symbol der Ungleichbehandlung der Geschlechter. 

Unsere Gesellschaft ist seit dem 1. Januar 2020 einen Schritt weitergekommen in Richtung wirtschaftlicher und politischer Gleichbehandlung aller in Deutschland lebenden Menschen. Jedoch ist es fraglich, ob die Steuersenkung wirklich weitergegeben wird, denn die Hersteller von Menstruationsprodukten haben die Verkaufspreise im Handel erhöht

Darüberhinaus liegt nach diesem historischen Meilenstein noch ein langer Weg vor uns. Der Weg zur Gleichberechtigung und Gleichbehandlung aller Menschen ist lang und wir können ihn alle vorantreiben: ob mit Diskussionen im kleineren, persönlichen Rahmen oder auf der großen Bühne der internationalen Politik – mit Tampons oder anderen Formen von Engagement.