Eine Frau mit Harninkontinenz ist keine Seltenheit, dennoch ist das Thema in der Gesellschaft schambehaftet. Wer möchte schon „öffentlich“ darüber reden, dass sich die Harnblase nicht immer vollständig kontrollieren lässt und beim Niesen, Sport oder Stress irgendwie „undicht“ ist.

Gefühlt liegt ein Mantel des Schweigens darüber, doch wie gesagt, nur gefühlt. Tatsächlich ist es so, dass die entsprechenden Hygieneprodukte zur besten Sendezeit mit wundervollen Hochganzbildern beworben werden. Schauspielerinnen, die sich an sonnendurchfluteten Tagen endlich wieder entspannt ihren sportlichen Aktivitäten widmen können – das hat mit der spürbaren Scham nicht viel gemein. Keine Unsicherheiten, keine unangenehmen Gerüche (dafür die Produkte mit Frischeduft) und nichts, was der Zuschauer mit nassen oder gelben Flecken in der Unterwäsche in Verbindung bringt.

Veränderungen im Lebensstil

Die gute Nachricht ist, dass mit Veränderungen des eigenen Lebensstils schon Veränderungen bewirkt werden können. Im Leitlinienprogramm der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe sind uns einige Hinweise aufgefallen. Wir sind keine Ärztinnen, können uns aber vorstellen, dass Dir der ein oder andere Hinweis helfen könnte.

Koffein-Reduktion

Bisher ist nicht belegt, dass mit einer Koffein-Reduktion eine Verbesserung der Inkontinenz eintritt. Jedoch wiesen Einzelberichte darauf hin, dass durch übermäßigen Koffeingenuss eine Verschlimmerung eingetreten ist. Die Experten sind sich einig, dass die Symptome des Harndrangs und die Häufigkeit der Blasenentleerung zwar verringert werden können, jedoch nicht bei einer Belastungsinkontinenz.

Unser Fazit: Mit einem Selbstversuch lässt sich individuelle Klarheit herstellen 😊

Körperliche Aktivität

Selbst in der gesamten Bandbreite, von körperlicher Aktivität bis zur sportlichen Hochleistung, sind die Ergebnisse mit Blick auf Linderung der Harninkontinenz unklar. Es stellte sich als konsistent heraus, dass körperlich aktive Frauen und Eliteathleten eher betroffen sind, während die Zahlen bei Frauen, die sich mäßig sportlich betätigen, ein niedrigeres Niveau der Harninkontinenz darstellen.

Unser Fazit: Die Beobachtung des eigenen Körpers ist eine gute Möglichkeit, um entsprechende Stellschrauben zu finden.

Ältere Menschen

Bei älteren Menschen zeigt sich, dass sportliche Betätigung sowie Beckenbodentraining und eine Gewichtsabnahme wirksam sind, um eine Verbesserung der Harninkontinenz zu bewirken.

Unser Fazit: Mäßiges Training und gezielte Übungen für den Beckenboden können Dir helfen, Deine Inkontinenz in den Griff zu bekommen.

Flüssigkeitszufuhr

Die Strategie der verringerten Flüssigkeitsaufnahme wird häufig zur Linderung der Symptome verwendet. Doch Studien belegen, dass dies bei einer Belastungsinkontinenz nicht zum gewünschten Erfolg führt, sondern nur bei Menschen mit einer überaktiven Blase wirksam wird. Die Experten meinen, dass die Art und Menge der Flüssigkeitsaufnahme überprüft und ggf. modifiziert werden sollte.

Unser Fazit: Im Sinne der Selbstfürsorge sollte eine Reduzierung der Flüssigkeitszufuhr gut durchdacht werden. Denn eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme zieht Folgen nach sich, die eventuell noch schlimmer sind als eine moderate Inkontinenz.

Adipositas und Gewichtsverlust

Viele Studien weisen darauf hin, dass Übergewicht und Adipositas Risikofaktoren für die Harninkontinenz sind, da die Drang- und Belastungsinkontinenz mit steigendem Body-Mass-Index proportional zunimmt. Doch das ist nicht grundsätzlich belegbar. Laut der Experten sollten Patientinnen mit Übergewicht oder Adipositas zu einer Gewichtsreduktion motiviert werden.

Unser Fazit: Die Beobachtung der körperlichen Veränderungen und der Symptomentwicklung bietet Dir die Möglichkeit, die Situation für Dich individuell zu bewerten. Entwickelt sich Deine Inkontinenz zurück, sollte es Dich motivieren, das reduzierte Gewicht zu halten.

Mit diesem kurzen Überblick über die Studien wollen wir Dir die Betrachtung des Problems Inkontinenz aus Sicht verschiedener Ärzte aufzeigen. Doch wie Du sicher gemerkt hast, vertreten wir die Auffassung, dass alle Studien die individuelle Perspektive auf Dich und Deinen Körper nicht ersetzen können.

Aus dieser Studie haben wir die aus unserer Sicht wichtigen Punkte zusammengestellt: Link zur Studie

Wir haben aber auch in weiteren Beiträgen die Themen Beckenboden und Inkontinenz aus der Tabuzone geholt. Schau doch mal rein.

Hast Du für Dich eigene Möglichkeiten gefunden, die Dir bei Deiner Inkontinenz geholfen haben? Schreib sie uns gerne in die Kommentare.