Frauengesundheit: Ein Blick zurück auf 2022

Frauengesundheit: Ein Blick zurück auf 2022

Die Inhalte unserer Beiträge waren im letzten Jahr sehr vielfältig und bunt. Zum Jahresbeginn gönnen wir uns und Dir erstmal einen Rückblick auf unser Themen-Potpourri.

Interne Veränderungen gehören dazu

Im letzten Jahr ist uns klar geworden, dass wir ein Archiv einrichten wollen, in dem es sich „ordentlich“ stöbern lässt. Gesagt, getan: Wie bisher gibt es die (Volltext-)Suche und den Klick im Hauptmenü auf unsere Themenschwerpunkte, vor allem „Frauen“, „Leben“ und „Gesund(heit)“. Dort werden die drei aktuellen Beiträge direkt angezeigt. Im Menüpunkt „Archiv“ kannst Du ebenfalls nach Schwerpunkten und zusätzlich nach Gastbeiträgen suchen. Ergänzend haben wir im Redaktionsteam beschlossen, dass wir ein klassisches, monatliches Archiv einrichten, um die Stöbermöglichkeiten zu erweitern.

Eine bunte Mischung

Doch womit haben wir uns redaktionell im letzten Jahr beschäftigt?

In unseren Beiträgen ging es um den Online-Giganten Amazon, um das Altersheim für Kühe: Hof Butenland und um Menschen, die sich der Selbstoptimierung verschrieben haben: „Die Ich-Vermesser“. Verrückt dieses Spektrum, oder?

Wir haben veranschaulicht, dass introvertierte Menschen anders agieren müssen und erschreckend festgestellt, dass die weltweit etwa 6% der von „ADHS“ betroffenen Kinder und Jugendlichen, häufig mit Falschdiagnosen zu kämpfen haben.

Im Beitrag „Mehrwert Mietkleidung: Shopping war gestern“ ging es um den nachhaltigen Umgang mit Bekleidung und einige Tipps wie Du einen Streit entschärfen kannst, haben wir für Dich zusammengefasst. Das Wort „gleich“ hat für viele Menschen eine andere Bedeutung, doch wie sich das wissenschaftlich untermauern lässt, kannst Du hier erfahren.

Gesundheit ist ein hohes Gut  

Die Themen Brustkrebs und Endometriose werden uns noch länger beschäftigen, beide Themen sind so wichtig für uns Frauen. Erst nach vielen Jahren voller Schmerzen gibt es eine Endo-Diagnose, daher brauchen die Betroffenen unser Verständnis und wesentlich mehr Aufklärung. Auch der Bericht zum „Lipödem“ hatte es in sich, denn Heilungschancen gibt es nicht.

Um das große Tabuthema Inkontinenz ging es in vielen Artikeln: „Spielend den Beckenboden stärken?!“, „Der Beckenboden gut erklärt!“ und „Beckenbodentraining nach der Geburt“. Das Thema „Kann ich mit schwachem Beckenboden Sport treiben?“ wurde von Nina Weber in ein neues Licht gerückt und wir haben uns der Frage „Nehmen wir durch Sport wirklich ab?“ gewidmet.

Gastbeiträge

Im Gastbeitrag von Dr. Ina Mähringer „Stiefkind Psyche“ ging es um die Umsetzung präventiver Maßnahmen, die das psychische Wohlbefinden im Unternehmen steigern, damit die wichtige Ressource Mensch auch weiterhin eine Ressource bleibt. Um den Alltag als Mutter ging es bei Jenny Weber von Preventlia: „Raus aus dem Mama-Stress im Alltag“. Dr. Lucas Halbmayer hat uns das Thema „Schlaganfall bei Frauen“ näher gebracht.

Katharina Schultejans hat uns im Interview mit ihrer These „Die Vielfalt ist Realität – Wir sollten lernen, damit umzugehen“ begeistert, denn es geht dabei nicht um eine Trend- oder Modeerscheinung. Beate Rupietta von der Assum GmbH hat noch einen draufgesetzt und sagte im Interview „Der Mitarbeiter ist König“. Die Personaldienstleisterin und Gesundheitsökonomin geht eher ungewöhnliche Wege und das mit großem Erfolg.

Fazit

2022 war für uns ein vielfältiges und buntes Jahr. Es hat großen Spaß gemacht, uns mit diesem breiten Themenspektrum auseinanderzusetzen. Bisher standen beiuns die Frauen im Fokus – das werden wir auch 2023 so fortsetzen. Wir haben schon einiges auf dem Redaktionsplan, was uns zu unseren Themen noch am Herzen liegt. Doch ohne Dich brauchen wir uns die Mühe nicht zu machen. An dieser Stelle bedanken wir uns bei Dir für Deine Treue – die vielen Reaktionen, die wir bekommen haben, motivieren uns so sehr, auch in Zukunft eifrig weiter über Frauen – Leben – Gesund zu schreiben😊.

Für 2023 wünschen wir Dir beste Gesundheit, bereichernde Begegnungen, ein Stück vom Glück und eine tiefe Zufriedenheit.

Herzliche Grüße

Dein Redaktionsteam Frauengesundheit.life

Beckenbodentraining nach der Geburt: Darum ist es so wichtig

Beckenbodentraining nach der Geburt: Darum ist es so wichtig

Unser Körper vollbringt während der Schwangerschaft und Geburt eine wahre Meisterleistung. Daher ist es nach der Geburt, dem sogenannten Wochenbett, so wichtig für frischgebackene Mamas, sich zu erholen. In dieser Zeit beginnen viele Frauen, sich mit dem Thema Rückbildung und Beckenbodentraining näher zu beschäftigen. Warum ist Beckenbodentraining nach der Geburt wichtig und wie lange dauert das Ganze?

In diesem Artikel beantworten wir Deine Fragen rund um das Thema Beckenbodentraining nach der Geburt und stellen Dir das smarte Hilfsmittel Emy vor.

Was ist der Beckenboden?

Zunächst werfen wir einen genaueren Blick auf den Beckenboden, um zu verstehen, wie er aufgebaut ist und welche Rolle er für unsere Gesundheit spielt.

Der Beckenboden ist eine Gruppe von Muskeln in Form einer „Hängematte“, die sich vom Schambein bis zum Steißbein erstreckt. Unsere Beckenbodenmuskeln arbeiten jeden Tag, denn sie stützen die Organe des kleinen Beckens (Blase, Gebärmutter sowie Rektum).

Außerdem sorgt unser Beckenboden dafür, dass unsere Schließmuskeln sicher schließen. Wie eine Art Wasserhahn kontrolliert er so die Blase und den Darm und spielt eine wichtige Rolle für unsere Kontinenz.

Der Beckenboden besteht aus langsamen Muskelfasern, die ihm Kraft verleihen und so für die Unterstützung der Organe sorgen und aus schnellen Muskelfasern, die zur Abdichtung der Schließmuskeln beitragen.

Was passiert, wenn der Beckenboden nicht mehr richtig arbeitet?

Ein geschwächter Beckenboden kann zu verschiedenen Problemen führen:

ungewolltem Urinverlust bei körperlicher Anstrengung (dazu zählt neben dem Sport oder Tragen von schweren Lasten auch Husten, Niesen oder Lachen.)

  • Auftreten eines Prolapses (ein Absinken der Organe)
  • analer Inkontinenz
  • einem Schweregefühl im Becken
  • vaginalen Blähungen
  • weniger Empfindungen beim Geschlechtsverkehr

Der Beckenboden wird in verschiedenen Phasen unseres Lebens verstärkt belastet und geschwächt, beispielsweise während der Schwangerschaft, der Geburt und den Wechseljahren.

Warum ist Beckenbodentraining nach der Geburt so wichtig?

Während der Schwangerschaft dehnen sich die Bauchmuskeln, um Platz für das Baby zu schaffen, und können so den Beckenboden weniger unterstützen. Der Druck auf den Beckenboden wird immer stärker und schwächt ihn, je größer das Baby wird. Zudem tragen Deine Beckenbodenmuskeln 9 Monate lang das Gewicht des Babys. Auch wenn das Baby anfangs nicht viel wiegt, ist es normal, dass Deine Muskeln im Laufe der Monate müde und schlaff werden.
Aus diesem Grund ist ein Beckenbodentraining auch nach einem Kaiserschnitt sehr wichtig und sollte nicht vernachlässigt werden.

Während der Geburt wird der Beckenboden einer starken Belastung ausgesetzt. Das gilt umso mehr, wenn das Baby sehr groß ist oder während der Geburt Risse auftreten.

Das Beckenbodentraining nach der Geburt ist daher unerlässlich, um den gesamten Muskelapparat zu stärken, damit er seine Stütz- und Haltefunktion erfüllen kann. Zudem kann sanftes Beckenbodentraining dazu beitragen, eventuelle Geburtsverletzungen der Vagina schneller verheilen zu lassen.

Auch wenn Du nach der Geburt nicht an Problemen leidest, solltest Du eine Rückbildung durchführen, um Probleme zu vermeiden, die erst mit fortschreitendem Alter auftreten können.

Wann sollte man mit dem Beckenbodentraining nach der Geburt beginnen?

Du solltest in der Regel 6 bis 8 Wochen nach der Entbindung mit dem Beckenbodentraining beginnen. Es ist besser, etwas zu warten, um dem Gewebe genügend Zeit zum Heilen zu geben.

Dann beginnt für die meisten Frauen auch der Rückbildungskurs. In diesen Kursen werden Übungen gezeigt, mit denen Du deinen Körper wieder stärken kannst. Hierbei steht nicht nur der Beckenboden, sondern auch der Bauch im Fokus. In der Regel werden 10 Trainingsstunden von Deiner Krankenkasse übernommen.  

Nach dem Rückbildungskurs

Wenn Dein Rückbildungskurs vorbei ist, Du jedoch immer noch Probleme haben solltest, zögere nicht Deine Ärztin/Deinen Arzt darauf anzusprechen. Jede Frau ist einzigartig und bei manchen Frauen genügen 10 Stunden nicht, um wieder das gleiche Körpergefühl zu entwickeln wie vor der Geburt. Wenn Probleme wie Urinverluste beim Niesen oder Husten auftreten, sollten das für Dich Alarmzeichen sein. Du solltest nicht zögern, eine medizinische Fachkraft darauf anzusprechen. Er oder sie kann Dir zusätzlich weitere Trainingseinheiten oder auch Hilfsmittel wie den smarten Beckenbodentrainer Emy verordnen, die Dich beim weiteren Training zu Hause unterstützen.

Beckenbodentraining nach der Geburt mit Emy

Blasenschwäche kann eines der Probleme sein, die mit einem schwachen Beckenboden auftreten. Das Gute: Mit einer Stärkung der Beckenbodenmuskulatur und aktivem Training kannst Du etwas gegen die Symptome tun, sodass diese deutlich schwächer werden oder sogar ganz verschwinden.

Emy ist ein smarter Beckenbodentrainer mit App, mit dem Du spielerisch und aktiv Deinen Beckenboden trainieren kannst. Der intravaginale Trainer misst in Echtzeit Deine Beckenboden-Anspannung. Mit Hilfe der Biofeedback-Technologie und einer App kannst Du Deine Beckenboden-Anspannung direkt auf dem Handy sehen und verfolgen. So kannst Du zum Beispiel einen Ballon über Hindernisse fliegen lassen – und das nur mit der An- und Entspannung Deines Beckenbodens. Außerdem kannst Du Deine Fortschritte über die App direkt nachverfolgen. Die Spiele passen sich im Schwierigkeitsgrad automatisch an Deinen Trainingsstand an, sodass Du immer optimal gefordert und gefördert wirst. 

Emy wurde im Rahmen einer klinischen Studie getestet und die Wirksamkeit wurde nachgewiesen. Nutzerinnen sprechen von Verbesserungen nach nur durchschnittlich 3 Wochen.

Und das Beste: Emy kann Dir bei Problemen auch von einem Arzt auf Hilfsmittel-Rezept verordnet werden, wenn Du nach der Geburt an Blasenschwäche leidest. Wichtig ist hierbei lediglich die Angabe der Hilfsmittelnummer 15.25.19.2027 sowie der Diagnose durch Deinen Arzt.

Der Beckenboden ist wichtig – ein Leben lang!


Der Autor: Paul Grandemange, Mitgründer von Fizimed, Physiotherapeut mit Spezialisierung auf den Beckenboden

Paul Grandemange hat den Beckenbodentrainer Emy entwickelt, um Patientinnen eine wirksame Lösung für das Beckenbodentraining zu Hause mitzugeben, die zudem Spaß macht und sich einfach in den Alltag integrieren lässt. Er ist überzeugt, dass spielerisches Training die Therapietreue und den Erfolg erhöhen. Mit Fizimed möchte er noch stärker für das Thema Beckenboden sensibilisieren und Aufmerksamkeit schaffen.

Kontaktdaten:
E-Mail Paul Grandemange
E-Mail Fizimed
Website Fizimed
Instagram
Facebook

Der Beckenboden gut erklärt!

Der Beckenboden gut erklärt!

Im 2-Minuten-Film „Beckenbodentraining hilft bei Blasenschwäche“ erklärt Dr. Carsten Lekutat auf sehr anschauliche Art und Weise, was es mit dem Beckenboden auf sich hat. Der Beckenboden ist ein starker kleiner Muskelapparat, der wie eine Hängematte zwischen Steißbein und Schambein sitzt. Die elastische Muskelgruppe verhindert zum Beispiel, dass die Organe „herausfallen“, doch hat sie noch weitere, wichtige Features.

Ein straffer Beckenboden stabilisiert das Becken und unterstützt die Funktion der Harnröhre und des Blasenschließmuskels. Er schützt vor Inkontinenz und das ist nicht nur für Frauen interessant, auch Männer profitieren davon. Auch Beschwerden im Iliosakralgelenk (auch Kreuz-Darmbein-Gelenk genannt) kann ein trainierter Beckenboden lindern und sorgt für die Blasenkontrolle, beispielsweise nach einer Prostataoperation.

Trainingsmöglichkeiten

Wie lässt sich ein Muskel trainieren, von dem man nicht weiß, wie es sich anfühlt, wenn man ihn anspannt? Von Atemtechniken (wie u. a. hier zu lesen) über eine Physiotherapie bis zum Einsatz eines Beckenbodentrainers gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, unter denen Du wählen kannst. Und auch die Kombination der verschiedenen Methoden ist sinnvoll. Denn eins ist sicher: Eine Muskelgruppe, die man nicht sehen kann, lässt sich jederzeit unauffällig trainieren – sobald das Gespür dafür vorhanden ist.

Der Link zum MDR Beitrag: Beckenbodentraining hilft bei Blasenschwäche (2:00 min)

Weitere interessante Links:

MDR Beitrag vom 13.10.2022: Auch Männern hilft Beckenbodentraining (5:23 Minuten, verfügbar bis 13.10.2023)

RBB Beitrag vom 23.02.2022: Beckenbodentraining mit Vibrationsgeräten (5:58 Minuten, verfügbar bis 23.02.2023)

BR Beitrag Tele-Gym: Beckenbodentraining mit Gabi Fastner (S07/E02) (14:28 Minuten)

HR Beitrag vom 11.10.2022: Beckenboden-Schaden nach der Geburt (9:16 Minuten, verfügbar bis 11.10.2023)

Spielend den Beckenboden stärken?!

Spielend den Beckenboden stärken?!

„Autorennen und »Flappy Bird« – in der Vagina gesteuert“. So titelt Spiegel.de in seinen Beitrag über die spielerische Anwendung von drei verschiedenen Beckenbodentrainern, die mit Hilfe einer App gesteuert werden können. Die Spieleexpertin Nora Beyer wirft die Frage auf, wie umfangreich und spielbar die Beckenbodentrainer von Elvie, EMY und Perifit wirklich sind.

Tabuthema Inkontinenz

Inkontinenz ist ein Tabuthema, betroffen sind Männer und Frauen gleichermaßen. Frauen leiden besonders nach Entbindungen an Harninkontinenz – unabhängig vom Alter. Aber auch Sportlerinnen, auch junge, sind betroffen. Bei vielen ist es eine Tatsache, dass beim Sport immer mal ein paar Urintropfen in der Hose landen. Wir berichteten über die Statistik schon einmal in einem Beitrag.

In den letzten Jahren sind einige neue Geräte, sogenannte Kegeltrainer, auf den Markt gekommen, mit denen ein gezieltes Training des Beckenbodens möglich ist und somit Abhilfe bei Inkontinenz geschafft wird.  Einige der Trainer, z. B. der Elvie Trainer, sind inzwischen auch per Rezept vom Arzt erhältlich, wenn nachweislich eine Harninkontinenz attestiert wird.

Ein Beckenboden-Trainingsspiel?

Der Spiegel Artikel, auf den wir uns beziehen, betrachtet einen anderen Aspekt dieser Kegeltrainer. Alle drei Trainer werden über Apps gesteuert, die einen eher spielerischen Ansatz verfolgen. Nora Beyer hat als Spielejournalistin getan, was sie auch sonst gerne tut. Sie hat die Spiele ausprobiert und bewertet. Dich interessieren ihre Bewertungen und Ergebnisse?

Hier ist der ausführliche Beitrag des Spiegel.

Wir haben für Dich auch noch einmal die Websites der bewerteten Trainer zusammengestellt.

Elvie Beckenbodentrainer – per Rezept erhältlich

EMY  – per Rezept erhältlich

Perifit

Inkontinenz: Was der Harnblase gut tut

Inkontinenz: Was der Harnblase gut tut

Wenn Du einer zukünftigen Inkontinenz vorbeugen möchtest oder bestehende Probleme abmildern möchtest, kannst Du Deiner Harnblase etwas Gutes tun. Was das ist und wie Du das machen kannst, stelle ich Dir in diesem Beitrag vor. 

Etwas Anatomie vorweg

Die Harnblase ist einer Vielzahl von äußeren Belastungen ausgesetzt. Sie bekommt Zugbelastung beim Gehen und Druckbelastung durch ihr eigenes Speichervolumen, sowie Gewicht aus der Nachbarschaft (Uterus, Darm). Um die Belastung auszubalancieren ist die Umgebung der Blase sehr wichtig. Die Harnblase ist elastisch an Nabel, den Leisten und im Kreuzbeinbereich aufgehängt und federt bei Bewegung. Die Blase ist eine muskuläre Tüte und sie ist mobil, um Urin zu speichern und auszuscheiden. Zur Druckentlastung wird sie auf einer stabilen muskulären Unterlage, dem Beckenboden getragen. Dieser wirkt wie ein federndes Trampolin und stützt den Uterus und die Blase. Ein weit verzweigtes Nervengeflecht vegetativer und sakraler Nerven reguliert die Blasenfunktion. Sie regeln den Harnröhrenverschluss, wenn sich die Blase beim Füllen ausdehnt und öffnen die Harnröhre, um das Volumen auszuscheiden. Viele automatisch ablaufende und hormonell gesteuerte Manöver greifen hier ineinander.

Inkontinenz vorbeugen – kein Kraftakt

Durch äußere Einflüsse, wie etwa hormonelle Umstellungen, muskuläre Dysbalancen, Operationen im Urogenitaltrakt oder Infektionen, können Störungen in der Blasenfunktion auftreten.

Inkontinenz durch Stress

Die Probleme möchte ich hier grob in zwei Gruppen unterteilen. In die erste Gruppe gehören Funktionsstörungen wie Inkontinenz durch Stress, wobei Stress physisch und psychisch sein kann. Als Stress wird in der Regel eine ansteigende körperliche Belastung eingestuft, etwa eine schnelle Bewegung, oder ein plötzlicher Druckanstieg durch Lachen, Niesen oder Husten. Der Druck übersteigt kurzfristig das normale Maß und überfordert den Verschlussapparat der Blase. Unwillkürlicher Harnabgang ist die Folge.

Restharn: Er muss raus

In der zweiten Gruppe fasse ich Funktionsstörungen zusammen, die den Abfluss behindern. Das Problem ist hier der Restharn. Die Blase speichert Unmengen von Urin, der aber nicht abläuft. Entweder, weil es kein Signal zur Entleerung gibt, oder es überhört wird. Viele weitere Möglichkeiten seien hier ausgeklammert. Frauen sind Meisterinnen darin, Entleerungssignale zu überhören. Viele können Unmengen speichern und gehen ohne Anlass mal zur Toilette um nachzusehen, aber nicht, weil sie unbedingt müssten. In der Regel sind vegetative Einflüsse ursächlich dafür verantwortlich. Selten gibt es strukturell bedingte Verengungen des Harnabflusses, etwa durch Blasensteine. Obwohl die Ursachen vielfältig sein können, gibt es das Problem des „stehenden Gewässers“. Wenn Urin nicht abfließen kann, dann steigt er hoch in Richtung Niere oder er bläht die Blase über ein gesundes Maß auf. Restharnmengen von 200-300 ml oder noch mehr sind gefährlich, weil sie Entzündungen hervorrufen können und die Blase überdehnen.

Selbstfürsorge im Blick

Die gute Nachricht, Du kannst viel für Deine Blasengesundheit tun, auch schon lange bevor eine Störung auftritt. Vier Aspekte stelle ich in den Vordergrund.

1. Blase stützen und schützen

Mach es Dir falsch herum auf einem Stuhl oder vor einem Tisch bequem. Setz Dich in den Kutschersitz, die Beine wie ein „V“ etwas weiter als hüftbreit geöffnet. Verschränke Deine Unterarme und lege sie vor dir auf die Stuhllehne oder auf den Tisch. Neige Deinen Oberkörper vor und lege Deine Stirn auf die Arme. Schließe die Augen und konzentriere dich auf Deine Bauchblase. Lass sie los.

Stöhnen erlaubt

Atme durch die Nase ein und durch den Mund (hörbar) aus. Du spürst, wie Dein Brustkorb weit wird, wenn Du einatmest und wieder schmal wird, wenn Du ausatmest. Wiederhole die Atembewegung etwa 5-mal.

Bauch lass los

Atme nun in Deine Bauchblase. Sie ruht weit vorne über Deinem Hosenbund. Lass sie los. Schiebe die Bauchblase weit nach vorne heraus, wenn Du durch die Nase einatmest. Lass die Luft durch den leicht geöffneten Mund ausströmen und hol den Bauchnabel zu Dir. Mach das ein paar Mal hintereinander, dann hast Du den Rhythmus.

Nabel einziehen … Bauchblase entspannt

Mach die Welle

Schließe die Augen. Stelle Dir einen Tropfen vor, der gerade dabei ist, durch die Harnröhre zu rollen. Halte den Tropfen 1 Sekunde fest und lass ihn los, dann halte erneut und löse, halte, löse, halte und löse. 10 x hintereinander in einer Serie.  Du spürst eine leichte Aufwärtsbewegung (Beckenboden hebt sich), wenn Du den Tropfen anhältst und eine Abwärtsbewegung, wenn Du wieder loslässt (Beckenboden entspannt sich). Du spürst eine leichte wellenartige Bewegung. Es fühlt sich an, als ob Du einen Tampon festhalten und nach oben schieben wolltest. Es breitet sich ein Wärmegefühl aus.

Halt mal!

Starte noch einmal mit der Wellenbewegung, die Du eben gefühlt hast. Du siehst jeden Tropfen gedanklich vor Deinem geistigen Auge. Halte den nächsten Tropfen für 5 Sekunden an, bevor Du ihn loslässt. Atme dabei weiter. Versuche den nächsten Tropfen für 10 Sekunden anzuhalten. Spürst Du wie sich der Beckenboden hebt?

Big Five, die Kombination

Du kombinierst die Atemübung mit dem gedanklichen Tropfen und der Bauchblase. Atme durch die Nase in den Bauch ein und hörbar durch den Mund aus. Zieh den Nabel ein, während Du ausatmest. Wiederhole das ein paar Mal. Atme weiter und halte den Tropfen fest, während Du ausatmest. Lass ihn los beim Einatmen. Kombiniere weiter und halte beim Ausatmen den Tropfen fest und zieh den Nabel ein. Das musst Du ein paar Mal üben, dann ist es ganz leicht. Du merkst, dass Dein Bauch flach wird und der Beckenboden anspannt. 

Die Übungen steigern Deine Wahrnehmung und die Durchblutung, sie geben Dir Kraft und Stabilität. Das ist schon mal ein guter Anfang. Du kannst die Übungen in jeder Position im Alltag durchführen, vor einer roten Ampel beispielsweise. 

2. Verhaltenstipps bei Harndrang und Restharn

Geeignete Verhaltenstipps können in zwei Gruppen gegliedert werden. Zum einen, um unwillkürlichen Harnverlust zu vermeiden und zum anderen, um die Blase restharnfrei zu entleeren. Beides kannst Du selbst beeinflussen.

Dreh den Harn ab

Beim Niesen

Wenn Du niesen musst, dann drehe Dich und niese über Deine Schulter. Mit diesem Trick „schnürst“ Du Deine Harnröhre zu und die Blase ist stabilisiert. Eine Rumpfdrehung führt immer zum Harnröhrenverschluss. 

Aufschub-Strategie

Sollest Du einmal Harndrang verspüren und eine Toilette ist nicht in Sicht, dann probiere die folgende Aufschub-Strategie: Lutsche ein zuckerfreies Bonbon, oder kaue (ausnahmsweise) ein Kaugummi. Lutsch- oder Kaubewegungen provozieren Speichelfluss und lenken das vegetative Nervensystem von der Blase ab.

Hohe Absätze

Vielleicht ist Dir schon mal aufgefallen, dass Du mit Absätzen einen anderen Gang hast. Mit High-Heels stehst Du aufrechter. Du belastest verstärkt Deine Vorfüße und insbesondere Deine Großzehen. Die Harnröhre wird dadurch stabilisiert und der Harndrang verschwindet. Mach daraus eine Übung und drücke Dich beim Gehen in Deinen Turnschuhen (flache Sohlen) mal ganz bewusst mit den großen Zehen ab. Du wirst spüren, wie Du Dich mehr streckst und mehr Stabilität im Beckenboden gewinnst.

Den Zehenabdruck kannst Du in Dein Trainingsprogramm integrieren. Übe die Big Five im Stehen und drücke Dich auf die Zehenspitzen hoch.

Lass es raus!

Zwei Tipps noch, wie Du restharnfrei entleerst und dabei nicht presst. Wenn Du viel trinkst und den Blasendruck „überhörst“ trainierst du Dir eine überdehnte Blase an, die keine Signale mehr von sich gibt. Stell Dir den Wecker auf ein Zwei-Stunden-Intervall und entleere!

Nimm auf der vorderen Hälfte der Toilettenschüssel Platz. Die Beine etwas weiter auseinander wie ein „V“. Platziere die Fäuste in die Leisten dicht an der Blase. Neige dich mit gestrecktem Oberkörper weit nach vorne und bringe Druck auf die Blase. Wenn du die Bewegung durchführst, nachdem du aktiv entleert hast, kann es sein, dass durch den Druckanstieg noch ein paar Milliliter herauskommen. Eine weitere Methode ist ebenso einfach. Nimm die Arme hoch und kreise das Becken. Die Bewegung presst automatisch die Blase aus. 

3. Bakterien Milieu und Hygiene 

Der Säure-Schutzmantel im äußeren und inneren Genital, der unter anderem von Milchsäurebakterien aufrechterhalten wird, spielt bei der Frau eine ganz wesentliche Rolle zur Abwehr von Bakterien. Hier sollte auf jegliche parfümierte Intimpflege verzichtet werden, um den pH-Wert nicht zu zerstören.

Schützen statt putzen

Lauwarmes Wasser und ein weicher Microfaser Waschlappen genügen für die Säuberung. Allenfalls milde Seifen aus der Baby Abteilung mit einem hohen Aloe- oder Avocado Anteil sind akzeptabel. Typische Seifen sind alkalisch und vernichten den Bakterien-Schutzschild der Scheidenflora. Problematisch ist alles, was parfümiert ist.

Von einer kompletten Rasur des Intimbereiches muss leider gewarnt werden. Rasieren des Venushügels, oder im Leistenbereich (Bikinizone) mit entsprechend geeignetem Zubehör ist in Ordnung. Die innere Schambehaarung entlang der Schamlippen dient dem Säureschutz und sollte bleiben, wo sie ist.

Wer gerne schwimmt kennt das Problem – Schwimmbadwasser kontra Scheidenflora. Tunke vor dem Schwimmen ein Tampon, dass gerne eine Nummer größer sein darf, in Quark und führe es ein. Der Quark übernimmt die Abwehr und den Schutz der Scheidenflora. Noch wichtiger nach dem Schwimmen sind warme Füße. Darauf kommen wir gleich, wenn es um die Nachbarschaft der Blase geht. 

4. Auf gute Nachbarschaft!

Nervöser Darm, nervöse Blase!

Zur Nachbarschaft der Blase gehört vor allem ein gut funktionierender Darm, der ein vielfältiges Mikrobiom hat und keine Blähungen kennt. Dazu ist tägliche, mühelose Entleerung wichtig und gutes Futter! 80 % der gesamten Immunabwehr befindet sich im Darm. Blase und Darm hängen am selben Nervenstrang, deshalb reagieren sie aufeinander. Ist der Darm ruhig, ist es die Blase auch.

Ohne zu weit auszuholen, hier meine (Ernährungs-)Tipps:

  • Kauen, Kauen, Kauen. Alles was gut zerkleinert ist, kann auch gut verwertete werden.
  • Grünzeug und rohes Obst in Maßen und wenn, dann mittags essen und nicht abends. Morgens Kohlehydrate, abends Proteine. 
  • Gute Fette (Nüsse, fetter Käse, Avocado), wenig Milch, wenig Weizen, wenig Zucker.
  • Vitamin D sowie probiotische Bakterien für die Immunabwehr und Konsistenz des Stuhls.
  • Essenpausen machen, um gut zu schlafen 

Darmentleerung ohne Widerstand

Neige Dich zur Darmentleerung zurück und lehne Dich an den Spülkasten. Atme den Darminhalt „raus“ und vermeide es zu pressen. Das destabilisiert nicht nur den After, sondern auch die Haltestrukturen der Blase und des Uterus.

Trink rot!

Schütze die Schleimhaut in der Harnröhre und trinke ca. 2 Liter am Tag. Zur Gesamtmenge gehören morgens ein Glas lauwarmes Wasser für den Darm, Aromawasser mit Früchten und Kräutern angereichert, Früchtetee, etwas Kaffee und Beeren Smoothies. Mixe Dir einen Beerencocktail und trinke schluckweise. Am besten jeden Schluck „kauen“ nicht runterstürzen. Ungezuckerter selbstgepresster Granatapfelsaft hat eine schützende Wirkung auf das Harnröhrenepithel. Alles was gut ist und schützt ist meistens rot.

Warme Füße liebt die Blase

Harndrang und Harnröhreninfekte werden durch kalte Füße noch befeuert. Die Heizung für warme Füße sitzt im Kreuzbein. Thermische Stimuli durch Wechselduschen im Sakralbereich beleben die Durchblutung. Ebenso das Training der Beckenbodenmuskulatur (Big Five). Eine Fußmassage mit durchblutungsfördernder Creme mit Eukalyptus und Kampfer eignet sich für die äußere Anwendung. Anschließend dicke Wollsocken drüber. Eine Wohltat für die Blase!

Hast Du Fragen oder Erfahrungen, die Du teilen möchtest? Hinterlasse mir einen Kommentar.

Herzlichst

Ute Schmuck


Die Autorin: Ute Schmuck, Praxis für urologische Rehabilitation

Seit über vierzig Jahren ist Ute Schmuck Physiotherapeutin. Nebenher unterrichtet sie, hält Vorträge, berät ihre Patienten Online und behandelt sie vor Ort in ihrer Praxis für urologische Rehabilitation im Rheingau.

Ihr Schwerpunkt ist die Behandlung urologischer Funktionsstörungen bei Männern und Frauen, insbesondere die Nachsorge nach operativen Eingriffen. Ute Schmuck hat 2003 im Elsevier Verlag ein Trainingsbuch „Beckenbodentraining für Männer“ veröffentlicht, welches nun schon in die 6. Auflage geht. Darüber hinaus hat sie einen Online-Kurs „Trocken in 6 Wochen“ herausgebracht, der eine Rehabilitation zuhause ermöglicht.

Ute Schmuck lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Wiesbaden.

Kontakt:

Ute Schmuck
Praxis für urologische Rehabilitation
Im Grohenstück 13
65396 Walluf (Rheingau)
www.uteschmuck.de
info@uteschmuck.de
Facebook

Mehr von Ute Schmuck:

Zum Buch: Beckenbodentraining für Männer
(Die 6. Auflage ist ab dem 16.03.2021 verfügbar.)

Zum Online-Kurs: Trocken in 6 Wochen