Unser kleines Nachbarland im Norden hat es mir seit über 30 Jahren angetan. Erst war es nur die Nordseeküste, die mich gepackt hat. Breite und endlos lange Sandstrände, die oft tosende See, sanfte Dünen und viel plattes Land. In den letzten Jahren bin ich auch Fan der Ostseeküste geworden. Die See ist sanfter, die Strände meist eher schmal und steinig. Aber dafür punktet das hügelige Hinterland mit wunderschönen Städtchen und einer langen Geschichte.
Glaubt man dem World Happiness Report, ist Dänemark eines der glücklichsten Länder der Welt und die Dänen sind die glücklichsten Europäer. Ja, das kann ich nachvollziehen und will Dir zeigen, warum das so ist.
Hygge – was ist denn das?
Hygge ist ein fester Teil des Lebens und der Tradition in Dänemark. Der Begriff umfasst die gemütliche, herzliche Atmosphäre. Das Gute im Leben mit Familie, lieben Menschen und Freunden genießen. Abends gemeinsam zusammensitzen. Das warme Licht der Kerzen im Winter. Draußen sein, Land und Meer mit allen Sinnen genießen. Leckeres Essen und Feste gehören auch dazu.
Ich habe immer erlebt, dass die Dänen gegenüber ihren Mitmenschen sehr freundlich und hilfsbereit sind. Eine Geschichte will ich kurz erzählen.
Ich komme in dem Ort Ringkøbing am Nordufer des gleichnamigen Fjords in einen kleinen Supermarkt. Die einzige Mitarbeiterin sitzt an der Kasse. Etwa zehn Menschen stehen in der Schlange der Wartenden, als eine ältere Frau im Rollstuhl in den Laden fährt. Die Mitarbeiterin sagt kurz etwas mir leider Unverständliches zu den Menschen und kümmert sich sofort um die ältere Dame, die ihr eine Einkaufsliste gibt. Es dauert eine Weile bis die Mitarbeiterin den Einkauf zusammengestellt, in die Kasse eingegeben hat und die Rollstuhlfahrerin davonfährt.
Warum das so bemerkenswert ist? In unserem Land wäre das Geschrei groß gewesen, jede:r hätte geschimpft und verlangt, sofort bedient zu werden. Was machen die Dänen? Sie drehen sich zueinander und unterhalten sich, kein einziges böses Wort. Das beeindruckt mich bis heute tief. Und auch das ist Hygge – Miteinander statt Gegeneinander!
Dänemark – wo ist es am schönsten?
Die Frage ist einfach zu beantworten – überall! Ok, das sage ich als Liebhaberin des Landes und der Menschen. Aber vielleicht kann ich Dich ja ein bisschen mit meiner Begeisterung für das Land anstecken. Solltest Du Dänemark noch nicht kennen, ist ein kurzer Überblick über die Regionen hilfreich. Das Land besteht zum einen aus dem Festland und vielen großen und kleinen Inseln.
Das Festland wird Jylland (Jütland) genannt und erstreckt sich von der deutsch-dänischen Grenze bis in den Norden nach Skagen.
Der südliche Teil Sønderjylland (Südjütland oder Süddänemark) war ab Mitte des 19. Jh. (1848 – 1851) ein Zankapfel zwischen Dänemark und den Herzogtümern Schleswig und Holstein. Der Deutsch-Dänische Krieg wurde 1864 im Süden Dänemarks ausgefochten. Im Wiener Frieden trat der dänische König die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg an die beiden deutschen Großmächte ab. Erst 1927 wurde der Süden Dänemarks nach einer Volksabstimmung wieder dänisch. Bis heute gibt es in Südjütland eine deutsche und in Nordschleswig eine dänische Minderheit.
Zu Südjütland gehören die Insel Fyn (Fünen), Langeland, Ærø (Ärö), Als (Alsen) und die vielen kleinen Inseln im Kleinen Belt. Die größten Städte sind Esbjerg, Kolding und Odense.
Midtjylland (Mitteljütland) schließt sich im Norden an und reicht bis zum größten Fjord Dänemarks, dem Limfjord, der sich von der Nordsee quer über das Land bis zu Ostsee erstreckt. Die wichtigsten Städte sind Århus, Viborg und Holstebro.
Nordjylland (Nordjütland) wird der nördlichste Teil Dänemarks genannt, von nördlich des Limfjords bis zur Nordspitze Dänemarks, dem Skagerrak, wo in Grenen die Nord- und Ostsee aufeinandertreffen. Für diese Region sind Ålborg, Hirtshals und Fredrikshavn mit ihren Fährhäfen wichtig.
Der größte Teil der großen Inseln in der Ostsee gehört zu Sjælland (Seeland) – Sjælland (Seeland), Lolland, Falster und die kleine Insel Møn (Mön), sowie viele Inselchen.
Hovedstaden (Hauptstadt) ist die Region der dänischen Hauptstadt København (Kopenhagen). Dazu gehört auch die wunderschöne Insel Bornholm, die weit in der Ostsee und eher in der Nähe von Schweden liegt.
Du merkst schon, Dänemark hat viele Inseln – über 400, aber nur rund 70 sind dauerhaft bewohnt. Gerade die Inselwelt rund um Fünen und Seeland ist ein fantastisches Segel- und Wassersportrevier.
Dänemarks schönste Städte
Viele der dänischen Städte sind wunderschön und einige auch sehr alt. Ich will hier nur die vorstellen, in denen ich mich immer besonders wohl gefühlt habe. Keine Angst, ich werde Dir jetzt keine endlos langen Beschreibungen vorsetzen – dafür gibt es den guten alten Reiseführer oder das Internet. Für einen ersten Eindruck sollte es aber reichen.
København
Dänemarks Hauptstadt liegt auf den Inseln Seeland und Amager. Mit der südschwedischen Stadt Malmö ist Kopenhagen über die Öresund-Brücke verbunden. In Indre By, der historischen Altstadt, befindet sich das Rokokoviertel Frederiksstaden mit Schloss Amalienborg, der Residenz der königlichen Familie. In der Nähe liegen das Schloss Christiansborg und inmitten von Gärten das Renaissanceschloss Rosenborg, das die Kronjuwelen beherbergt.
Wer Museen mag, ist in der Ny Carlsberg Glyptotek mit seinen vielen mit antiken Skulpturen aus dem Mittelmeerraum sowie französischen und dänischen Werken aus dem 19. Jh. gut aufgehoben. Schräg gegenüber befindet sich das Nationalmuseet (Dänisches Nationalmuseum) in einem Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert. Es beherbergt Sammlungen und Ausstellungen zur Geschichte, zu Menschen und zur Kultur Dänemarks.
Wusstest Du, dass es in Kopenhagen die erste reine Fußgängerzone Europas gab – die Strøget. Sie lädt zu bummeln ein und endet auf dem Kongens Nytorf, dem berühmten kopfsteingepflasterten Platz aus dem Jahr 1907 mit einem Reiterstandbild von König Christian V. Von dort sind es nur ein paar Schritte zum Nyhavn, dem Neuen Hafen mit seinen bunten Stadthäusern aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Hier starten Bootsrundfahrten, die ich sehr empfehlen kann. Man schippert gemächlich durch die Kanäle, vorbei an der berühmten Statue der Kleinen Meerjungfrau und dem Kastell und dem Trekroner Fort zum Hafen mit seinen Containerriesen. Zurück geht es durch die Freistadt Christiania und vorbei am Schloss Christiansborg wieder zum Nyhavn.
Für Entspannung sorgt der Tivoli, Kopenhagens Vergnügungspark aus dem 19. Jahrhundert mit historischer Achterbahn und jeder Menge Unterhaltung. Er ist übrigens einer der ältesten Freizeitparks der Welt.
Mein Tipp: lass Dein Auto am Stadtrand stehen und erkunde die Stadt mit dem Fahrrad. Schließlich ist Kopenhagen die Fahrradstadt Nummer 1 in Europa und es gibt in Dänemark mehr Fahrräder als Einwohner. Die Radspuren sind blau markiert und meist sehr breit. Radler haben ihre eigenen Brücken und fast überall Vorfahrt. Die Innenstadt kann man auch gut zu Fuß erlaufen, die Entfernungen zwischen den Sehenswürdigkeiten sind nicht allzu groß.
Ribe
Machen wir einen Sprung an die Nordsee. 50 Kilometer nördlich der deutschen Grenze liegt Ribe, die älteste Stadt Dänemarks und einer meiner Seelenorte. Sie liegt im Südwesten Jütlands an der Küste, nahe der Mündung des Flusses Ribe Å in die See. Ribe wurde bereits im 9 Jh. urkundlich erwähnt. Die Stadt war damals der bedeutendste Handelsort des Nordens, bedingt durch den guten Hafen und den schiffbaren Fluss. Lange lag Ribe fast direkt am Meer, heute ist die Küste durch stetige Verlandung 5 km entfernt.
Man schlendert durch die gut erhaltene Altstadt mit dem romanischen, später gotisch erweiterten Dom. Besonders schön ist er innen – mit seinem imposanten Langschiff und der Apsis mit bunten Mosaiken. Nicht weit entfernt liegen das spätgotische Rathaus und das Dominikanerkloster (13. – 15. Jh.). Ich liebe den kleinen Park an der Ribe Å, den man erreicht, wenn man auf der südlichen Seite der Fußgängerzone durch einen schmalen Durchgang schlüpft. Plötzlich steht man in einem kleinen Idyll am Flusslauf, der hier noch sehr schmal ist, mit bunten Blumen und alten Bäumen. Über eine Holzbrücke und einen kleinen Platz erreicht man die Sct. Catharinæ Kirke mit dem Ribe Kloster. Ein Besuch von Kirche und Kloster lohnt sich auf jeden Fall!
Am nordwestlichen Stadtrand befinden sich die Überreste des Schlosses Riberhus, von dem nur noch der Schlossgraben und die Wallanlagen erhalten sind. Etwa zwei Kilometer südlich von Ribe, in Lustrupholm befindet sich das Freilichtmuseum Ribe VikingeCenter, wo man ganzjährig ein naturgetreu nachgestelltes Dorf aus der dänischen Wikingerzeit erleben kann.
Mein Tipp: Ein Bummel durch die engen Gassen mit den kleinen, oft windschiefen Häusern lohnt sich. Oder setz Dich in eines der Cafés oder Restaurants entlang der Ribe Å – das ist Hygge pur.
Christiansfeld
Die meisten Dänemark-Urlauber fahren auf der Autobahn achtlos an diesem wunderbaren Ort, der seit 2015 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, vorbei. Dabei liegt er keine 2 km von der gleichnamigen Ausfahrt entfernt und lohnt auf jeden Fall einen Stopp.
Die Gründung der Stadt Christiansfeld geht auf die Herrnhuter Brüdergemeine zurück. Der dänische König Christian VII. hatte 1768 die Niederlande besucht, wo er auf für ihren Fleiß gerühmte Handwerker und Händler der Herrnhuter Brüdergemeine traf. 1771 erlaubte der König den Herrnhutern, auf seiner Domäne Tyrstrup eine Siedlung anzulegen. Die Stadt wurde am 1. April 1773 gegründet. Die neuen Siedler aus dem deutschen Sprachraum nannten ihre neue Kolonie aus Dankbarkeit dem König gegenüber „Christiansfeld“.
Der Ort sieht heute noch aus wie vor 250 Jahren. Man fühlt sich ins 18. Jh. zurückversetzt, wenn man durch die Straßen des Ortes läuft – gut, die Autos muss man sich wegdenken, aber der Verkehr hält sich in Grenzen. Christiansfeld ist kein gewachsener, sondern ein geplanter Ort, was unter anderem durch die schnurgeraden, rechtwinklig angeordneten Straßen deutlich wird. Ein Großteil der Herrnhuter Bauten sind gut erhalten und prägen immer noch das Stadtbild. Die Gebäude bestehen aus hellen gelben Ziegeln. Die wichtigen Gebäude sind um einen weiten zentralen Platz mit einem großen Brunnen in der Mitte angeordnet – Rathaus, Kirche und Betsaal der Brüdergemeine, Altenheim (heute ein Museum).
Spezialität des Ortes sind die Honningkager – Honigkuchen. Christiansfeld ist so etwas wie das dänische Pendant zu Aachen.
Mein Tipp: Nach einem Bummel durch den Ort solltest Du unbedingt bei der Honningkage Bagerie einkehren und einen der leckeren Honigkuchen probieren. Dazu passen Kaffee oder Tee – auch das ist Hygge.
Roskilde
Nur 30 km westlich von Kopenhagen und damit fast vor den Toren der Hauptstadt liegt die alte Königsstadt Roskilde. Sie war von 991 bis zur Reformation 1536 Bischofssitz und bis heute werden in der Roskilde Domkirke die dänischen Könige beigesetzt.
Einen Besuch in dem imposanten gotischen Backsteindom aus dem 12. Jh. mit den vielen Gräbern von Königen und Königinnen solltest Du Dir auf jeden Fall gönnen. Der Hochaltar ist prächtig verziert und auch die Gräber sind wundervoll gestaltet. Eine Führung durch die Kirche und das Dachgestühl ist sehr spannend – unbedingt machen, wenn Du zur richtigen Zeit vor Ort bist.
Nach dem Besuch im Dom wartet noch das Vikingeskibsmuseet oder auf deutsch Wikingerschiffsmuseum, das am Ufer des Roskildefjords liegt, auf Dich. Im Museum für antike und mittelalterliche maritime Kultur werden die fünf in Skuldelev ausgegrabenen Wikingerschiffe ausgestellt. In der Bootswerft wird eigentlich immer an einem Nachbau eines alten Wikingerschiffes gearbeitet. Im Wasser liegen einige davon und Du kann an Bord gehen und Dir alles genau anschauen. Im Sommerhalbjahr hast Du die Möglichkeit, in der Werft selbst mit Hand anzulegen.
Mein Tipp: Es macht Spaß, einfach mal auf dem alten Wanderweg entlang des Fjords, dem Roskilde Fjordstien, ein Stückchen zu wandern – Draußen sein ist Hygge. Du wirst mit tollen Blicken auf die Landschaft und den Fjord belohnt.
Weitere empfehlenswerte Städte
Århus
Die Stadt Aarhus liegt an der Ostküste der Halbinsel Jütland. Den Gamle By (die Altstadt) ist ein Freilichtmuseum – eine alte Stadt mit jahrhundertealten Fachwerkhäusern. In der Nähe befinden sich die Gewächshäuser des Botanischen Gartens. Das Kunstmuseum ARoS im Stadtzentrum stellt internationale zeitgenössische Werke aus und ist immer einen Besuch wert. In der Nähe des Wassers liegt das unterirdische Wikingermuseum, wo die frühe Geschichte der Region erkundet werden kann. Der nahe gelegene Dom zu Aarhus verfügt über restaurierte Fresken aus dem 14.–16. Jahrhundert.
Ålborg
In Nordjütland am Ufer des Limfjords liegt Aalborg. Bekannt ist die Stadt vor allem durch das neu belebte Uferviertel am Limfjord. Erwähnenswert sind die Ausstellungen im Utzon Center und das futuristische Haus der Musik, in dem Konzerte stattfinden. Nicht weit entfernt befindet sich das Fachwerkschloss Aalborghus aus dem 16. Jahrhundert. Der in Aalborg hergestellte Aalborg Aquavit ist eine auch in Deutschland sehr bekannte Spirituose.
Interessante Landschaften
Dänemark ist nicht nur von allen Seiten von Wasser umgeben, auch im Landesinneren ziehen einige größere Gewässer Groß und Klein an.
Limfjord
Der Limfjord durchzieht Dänemarks Norden und erstreckt sich mit einer Fläche von rund 1.500 km² von der Nordsee bis zum Kattegat quer durch das Land – mal als schmaler Fluss, mal als großer See. Das Einzugsgebiet von rund 7.500 km² ist ein Sechstel der Fläche Dänemarks. Schon früh wurde das Gebiet besiedelt – die fruchtbaren Böden, reiche Fischvorkommen und die relativ geschützte Lage zogen die ersten Siedler an. So verwundert es nicht, dass bereits in der Steinzeit und lange vor den Wikingern einige Siedlungen entstanden.
Die Region ist geprägt von blühenden Heidelandschaften, sanft geschwungenen Fjordgebieten und zumeist flachen Gewässern, die auch Kindern einen unbeschwerten Badespaß erlauben und sich zudem zum Windsurfen, Segeln und für andere Wassersportarten eignen. Einfach nur am Strand sitzen und aufs Wasser schauen – entspannen und hyggelig genießen.
Ringkøbingfjord
Auf der Westseite Südjütlands liegt der größte Küstensee Dänemarks – 30 km lang und 10 km breit. Geologisch betrachtet ist der Ringkøbing Fjord eigentlich eine Lagune, ein durch eine Nehrung vom Meer abgetrenntes, flaches Gewässer. Seiner Schönheit tut es keinen Abbruch. Im Schnitt ist er nur 1,5 m tief und ideal für Segler, Windsurfer, Kiter, Kanuten und Stand-up Paddler. Es gibt zwei Surfspots – am Westufer bei Hvide Sande und am Nordostufer zwischen Søndervig und Ringkøbing.
Neben den Menschen haben auch Zugvögel dieses Gewässer für sich entdeckt. Die Vögel, die in den ausladenden Salzwiesen nisten und brüten, können am besten im Vogelschutzgebiet Tipperne am Südende des Ringkøbingfjords beobachtet werden. Allerdings ist der Zugang während der Brutzeit eingeschränkt.
Halbinsel Skallinge
Skallinge ist eine Landzunge an der dänischen Nordseeküste zwischen der Landspitze Blåvands Huk und der Insel Fanø. Sie gehört zum Nationalpark Dänisches Wattenmeer und entstand erst 1634 nach der Burchardiflut. Sie verändert sich mit jedem Sturm und jeder Sturmflut, wenn die Strandlinie mehrere Meter weit ins Inland wandert oder eine Dünenkette im Meer verschwindet.
Hier habe ich zum ersten Mal einen verschneiten Strand gesehen, als ich im Winter über dieses zauberhafte, einsame Fleckchen Erde gewandert bin. Die Luft was frisch, der Wind brachte die Gräser zum Knistern – einfach wunderbar, diesen leisen Geräusche zu lauschen – für mich ist auch das Hygge.
Møns Klint und Schloss Liselund
Møn ist die kleine Schwester unserer Ostseeinsel Rügen. Genau wie dort, gibt es an der Ostküste bei Møns Klint (Klippe) Kreidefelsen – allerdings sind sie nicht so mächtig wie die auf Rügen. Trotzdem ist die Klippe mit bis zu 128 m Höhe die höchste Steilküste Dänemarks.
Über eine lange Holztreppe mit 497 Stufen gelangt man vom GeoCenter zu den Klippen hinab – genauso viele sind es auch wieder zurück :-D. Es ist möglich, ein gutes Stück weit am Strand unterhalb der Klippe entlangzulaufen – nach starken Regen ist der Strand allerdings gesperrt, weil es immer wieder zu Felsstürzen kommen kann.
Es lohnt sich, das Geocenter Møns Klint zu besuchen. Hier wird die Geologie der Insel erläutert und gezeigt, was über und im Meer so los ist.
Im Buchenwald oberhalb der Klippen liegt das romantische Schlösschen Liselund mit seinem wunderbaren Landschaftspark. Das ist allerdings kein pompöser Palast, sondern eher eine Villa, ein Landhaus oder einfach das kleinste „Schloss“ Dänemarks.
Mein Tipp: Wenn Du gut zu Fuß bist, solltest Du das Auto am GeoCenter stehen lassen und eine kleine Wanderung zum Schlösschen Liselund machen. Das sind hin- und zurück etwa 10 km – ein wunderbarer Weg, der überwiegend durch den schönen Buchenwald führt. Du fühlst Dich wie in einer Kathedrale der Natur … einfach Hygge.
Die schönsten Leuchttürme an der Nordsee
Dänemark ist das Land zwischen den Meeren. Trotz seiner geringen Größe ist seine Küstenlinie 7.314 km lang. Da in der Ostsee 406 Inseln liegen, verwundert diese Länge nicht. 80 Leuchttürme und Feuerschiffe weisen den Schiffen den Weg. Entlang der rauen Nordseeküste mit den Dünenlandschaften gibt es nur wenige Häfen. Neben einigen Seefeuern und Orientierungsfeuern sind hier an markanten Punkten unbefeuerte Holzbaken zu finden. An der Ostseeküste gibt es zahlreiche kleinere Fischerei- und Sportboothäfen und viele Fährlinien, die einzelne Inseln ansteuern. Hier sorgen zahlreiche Sektorenfeuer und Richtfeuer für gute Orientierung.
Ich muss gestehen, ich bin ein echter Leuchtturm-Fan und meine vier Lieblingsleuchttürme will ich Dir nicht vorenthalten.
Dort, wo das Wattenmeer in die offene Nordsee übergeht, steht auf der Landspitze Blåvands Huk das Blåvandhuk Fyr. Der Leuchtturm ist 39 m hoch, wurde 1900 gebaut und warnt die Schifffahrt von dem gefährlichen Horns Riff. Du kannst ihn das ganze Jahr über besichtigen. „Nur“ 170 Treppenstufen trennen Dich von der Aussichtsplattform. Im ehemaligen Leuchtturmwärterhaus sind die Touristeninformation und eine Ausstellung zum Offshore-Windpark Horns Rev untergebracht.
Rund 60 km weiter im Norden liegt auf dem nördlichen Teil der Nehrung des Ringkøbingfjords (Holmsland Klit) das Lyngvig Fyr. Der 38 m hohe Leuchtturm wurde 1906 auf einer 17 Meter hohen Düne erbaut. Auch diesen Turm kannst Du ganzjährig besichtigen. Insgesamt 228 Treppenstufen sind bis zur Aussichtsplattform des Leuchtturms zu erklimmen, 79 davon auf der Holztreppe, die von den Nebengebäuden am Fuß der Düne hinauf zum Turmeingang führt. In den Nebengebäuden findest Du eine Ausstellung zur Geschichte des Leuchtturms, einen Souvenirladen und ein Café.
Weitere 50 km nördlich liegt zwischen den Orten Trans und Ferring das 1877 erbaute Bovbjerg Fyr. Sein Turm ist nur 26 m hoch, steht aber am höchsten Punkt der Steilküste 62 m über dem Meeresspiegel. Die Stufen bis zur Aussichtplattform habe ich nicht gezählt, es können also nicht sehr viele gewesen sein. Der Leuchtturm hat eine sehr markante rote Farbe und zwei Nebengebäude. Hier findest Du eine Ausstellung über den dänischen Küstenschutz, der in der Gegend von Bovbjerg begann, und ein Café.
In der Jammerbucht (Nordjütland) nördlich von Løkken liegt Dänemarks wohl bekanntester Leuchtturm Rubjerg Knude Fyr. Er wurde Ende 1900 hinter einer damals nur zwei bis drei Meter hohen Düne zusammen mit vier Nebengebäuden 200 m vom Meer entfernt gebaut.
Im Laufe die Jahrzehnte stürzt immer mehr von der Steilküste ein. Sand drang zwischen den Häuschen ein, verschüttete den Brunnen und machte den Garten unfruchtbar. Die Düne Rubjerg Knude wanderte vom Wind getrieben immer weiter und erreichte schließlich eine Höhe von etwa 50 m. Damit war der Leuchtturm vom Meer aus nicht mehr zu sehen. Der Betrieb wurde am 1. August 1968 eingestellt Als ich ihn 2010 besuchte, war nur noch der geschlossene Turm zu erkennen. 2017 stand er nur noch 8 m von der Steilküste entfernt und lief Gefahr, in die Nordsee stürzen. Im Herbst 2018 beschloss die Gemeinde Hjørring, den Turm 60 bis 80 Meter in das Landesinnere zu versetzen. Am 22. Oktober 2019 wurde der Leuchtturm um 70 Meter verschoben. Anschließend wurde er neu gekalkt und der erfolgreiche Umzug mit einer Projektionsshow gefeiert.
Urlaub in Dänemark
Dänemark ist ein Land der Ferienhäuser. Es gibt landesweit über 40.000 Häuser – von einfach und günstig bis luxuriös. Sie liegen direkt am Meer, im Wasser, in den Dünen, mitten im Land, sind meist aus Holz gebaut. Viele sind nordisch modern eingerichtet oder auch ganz Retro. Von kuschelig kleinen Hütten für 2 Personen bis Anwesen für 20 und mehr Menschen ist alles vertreten.
Vermietet werden sie durch mehr als 30 Vermietungsunternehmen, die bekanntesten Anbieter heißen DanCenter, Novasol, DanWest, Esmark und Feriepartner. Dazu kommen noch ebenso viele regionale Vermieter.
Willst Du ein Ferienhaus buchen, müsstest Du bei jedem einzelnen Vermieter suchen. Das ist sehr umständlich. Aber seit Anfang des Jahres 2000 gibt es ein Buchungsportal, über das ein Großteil der Anbieter gebucht werden kann – fejo.dk. Dabei sind die Preise mit denen der einzelnen Vermieterwebsites identisch.
Mein Tipp: Ich buche seit über 15 Jahren nur noch über fejo.dk und feriepartner.de (keine bezahlte Werbung). Die Mitarbeiter:innen der beiden Portale kennen sich in Dänemark top aus, machen selber in Dänemark Urlaub und kennen sehr viele der angebotenen Häuser. Bisher bin ich kompetent beraten worden und damit immer sehr gut gefahren.
Natürlich kannst Du in Dänemark auch Campingurlaub machen – mit dem Zelt und mit dem Wohnmobil. Auf rund 500 Campingplätzen lassen sich Erlebnisse und Aktivität perfekt mit Ruhe und Entschleunigung verbinden. Schön und großzügig ist Camping in Dänemark allemal – Meerblick oft inklusive. In meiner Jugend habe ich Campingurlaub gemacht – heute kann ich das nicht mehr. Weitere Informationen findest Du bei VisitDenmark.
Leben in Dänemark
Was ich über das Leben in Dänemark nicht erwähnte: Dänemark ist kein Mitglied der europäischen Währungsunion. Du musst Deine Euros also in dänische Kronen (DKK) tauschen, wenn Du bar bezahlen willst. 1 DKK entspricht ca. 0,13 Euro oder umgekehrt 1 Euro ca. 7,50 DKK – ist ein bisschen schwer umzurechnen, aber dafür gibt es eine Reihe Handy-Apps.
Der Euro ist in Dänemark kein offizielles Zahlungsmittel. Nur in den großen Urlaubsregionen kannst Du mit einem Euro-Schein bezahlen und bekommst DKK als Wechselgeld zurück. Der Kurs geht dabei allerdings zu Gunsten des Händlers.
Auf der positiven Seite: Dänen sind Kartenzahler. Heißt: Du kannst fast überall mit Deiner EC- oder Kreditkarte zahlen – sogar das Eis am Strand. Ob und welche Gebühren bei Deiner Bank oder Sparkasse dafür anfallen, erfährst Du auf der entsprechenden Website Deines Kreditinstitutes.
Lebensmittel kannst Du in jeder kleinen Stadt einkaufen, dort meist in kleineren Supermärkten wie Dagli Brugsen o. ä. In größeren Orten und Städten findest Du neben Super Brugsen, Spar, Rema1000 oder Fakta auch die bei uns bekannten Discounter Aldi, Netto und Lidl, mit etwa zweidrittel landesüblichen Lebensmitteln und einem Drittel Lebensmittel, die Du auch in deutschen Filialen findest.
Nicht nur bei uns sind die Lebenshaltungskosten in den letzten 2 Jahre massiv gestiegen, auch in Dänemark sind Lebensmittel teurer geworden. Im Schnitt liegen die Lebensmittelpreise 20 bis 30 % über dem deutschen Niveau. Besonders teuer sind alkoholische Getränke, vor allem die hochprozentigen. Zigaretten für die Süchtigen unter uns sind komischerweise nur unwesentlich teurer als bei uns. Einen Preisvergleich findest Du z. B. bei dansk.de.
Günstig „einkaufen“ kannst Du an den vielen kleinen Ständen entlang der Wege und Straßen, wo Bauerhöfe oder Privatpersonen Obst, Gemüse, Marmeladen oder Honig aus dem eigenen Garten oder vom Hof anbieten. Das Vertrauen darauf, dass der Kunde bezahlt, was er nimmt, bildet die Grundlage für diese liebenswerte Einkaufsmöglichkeit.
Essen im Restaurant ist gegenüber Deutschland deutlich teurer. Auch wenn ich mich gerne mal bedienen lasse, verkneife ich mir das Auswärtsessen in den letzten Jahren meist.
Mein Tipp: Ich habe mir angewöhnt, einige trockene und haltbare Lebensmittel von zuhause mitzunehmen und nur die frischen Sachen wie Brot, Obst und Gemüse vor Ort zu kaufen. Auch Wein nehme ich mit, denn eine Flasche Wein kostet in Dänemark schon mal umgerechnet 60 Euro. Bier ist etwas günstiger und ich kaufe gerne ein lokales, wenn es im Angebot ist. Essen gehen besteht meist aus einem leckeren Fischbrötchen in einer Fisk Røgerie (Fischräucherei) oder einem Imbiss in einem Museumscafé. Was ich mir nie verkneifen kann, ich ein hyggeliges Softeis mit Lakritz-Topping – egal, wie teuer es ist.
Am Ende verrate ich Dir gerne meine Seelenorte in Dänemark – Orte, in die ich immer wieder fahre, auch wenn ich schon x-mal dort gewesen bin.
Allen voran ist das Ribe mit dem wunderbaren Dom und der süßen Altstadt. In Hvide Sande fühle ich mich immer zuhause. Hier habe ich meinen 50sten und auch meinen 60sten Geburtstag gefeiert. Seit drei Jahren zählt auch Hejlsminde zu meinen Lieblingsorten – dieses Fleckchen an der Ostsee mit dem 180° Blick auf die See mit den großen und kleinen Inseln. Schon lange liebe ich auch die Insel Møn, dieser Fels mit seinen Buchenwäldern, die an eine Kathedrale erinnern. Wenn ich absolute Ruhe brauche und nach stressigen Zeiten runterkommen will, fahre ich an die Ostsee auf das nur 4 x 3 Kilometer große Inselchen Årø. Sehe ich hier mehr als zwei Leute am Tag, ist Rushhour. Für mich ist das Hygge pur!
Konnte ich Dir mein Herzensland Dänemark ein bisschen näherbringen und Dich für die tollen Städte und Landschaften zwischen den Meeren begeistern? Das würde mich freuen.
Hast Du Fragen? Schick uns gerne eine E-Mail und wir werden sie sicher beantworten.
Med venlig hilsen Iris Hüttemann
Sehenswerte Dokumentation des NDR-Fernsehens
Land zwischen den Meeren Teil 1 Dänemarks Nordseeküste
Der deutsche Schlager – er ist nicht totzukriegen – so die Kernaussage der beiden wunderbaren Dokumentationen von Terra X History, die ich vor ein paar Tagen gesehen habe. Ich möchte Dir die beiden Sendungen Deutschland, deine Schlager: 1945 bis 1979 und Deutschland, deine Schlager: 1980 bis heute als eingefleischte „Schlager braucht kein Mensch“-Denkerin unbedingt ans Herz legen.
Für mich waren diese 2 x 45 Minuten ein kurzweiliger und bereichernder Einblick in eine Welt, die mich nie interessiert hat. Mir war nicht klar, wie umfassend die Entwicklung und Innovationsfähigkeit des deutschen Schlagers war und heute noch ist und welche Einflüsse die Stimmung in der Gesellschaft darauf genommen hat. Wie wandelbar er ist und wie er sich an den Zeitgeist anpasst, das wurde mir durch die Aussagen der hochkarätigen Kommentatoren und Branchen-Insider erst bewusst.
Die Entwicklung
Ursprünglich handelten Schlagertexte von einer schönen heilen Welt, die von Hoffnung und Sehnsucht geprägt war. Probleme wurden viele Jahre nicht besungen, doch die gesellschaftlichen Veränderungen blieben nicht ohne Wirkung. Es musste sich etwas verändern: mit deutlich mehr Tiefgang und Interpretationsspielraum für die Hörer:innen nahm der Schlager wieder Fahrt auf.
Es war ein langer Weg vom Austausch der Künstler in den Nachkriegsjahren, über die Teilung Deutschlands und die unterschiedlichen Entwicklungen in Ost und West, bis zur Einbindung von Rock-, Punk und Techno-Elementen sowie der Neuen Deutschen Welle (NDW). Dennoch erzählt der Schlager im Kern immer noch Geschichten aus dem Leben, in denen sich die Zuhörer wiederfinden. Damit entsteht eine Verbindung zum gesellschaftlichen Zeitgeist.
Von Freddy Quinn und Catharina Valente, über Juliane Werding und Peter Maffay, bis Helene Fischer und Roland Kaiser, der moderne Schlager kann viele Strömungen aufnehmen und lässt ein neues Gewand entstehen, in das er sich kleidet. So steht er immer wieder auf und verschafft seinen „alten Helden“ neuen Kultstatus.
Mein Fazit
Ob Fan oder nicht – absolut sehenswert!
Am Rande notiert: Erstaunlicherweise kannte ich doch relativ viele Lieder – nicht nur aus dem Autoradio in Kindheitstagen und der Hitparade mit Dieter Thomas Heck. Auch bei Schützenfesten oder Hochzeitsfeiern kann man sich den aktuellen Schlagern und den kultigen Hits kaum entziehen 😉.
Das Sprichwort „Nur ein Genie beherrscht das Chaos“ habe ich in der Vergangenheit gern bemüht. Doch ich musste vereinzelt feststellen, dass mein Genie auch schwächeln kann, wenn ich meinen Schlüssel oder das Headset mal wieder „verlegt“ hatte und länger danach suchen musste. Dann ärgere ich mich jedes Mal und stelle mir vor, wie entspannt es wäre, wenn alles seinen Stammplatz hätte – und dort auch zu finden wäre 😊.
Aber mit dem Ausmisten ist das so eine Sache: Es fühlt sich an wie ein riesiger Berg Arbeit, der überwunden werden muss und die Lust dazu kommt auch nicht so richtig in Schwung. Doch vielleicht trügt der Schein?
Ich will der Sache auf den Grund gehen und recherchiere. Ich finde Listen und Vorschläge, Vorgehensweisen und mehr oder weniger hilfreiche Tipps. Bei manchem gruselts mich schon beim Durchlesen und einige lassen in mir das Gefühl von „könnte bei mir funktionieren“ entstehen.
Erste Ideen
Was mir gut gefällt, ist die Idee, das Ausmisten in mehrere (kleine) Etappen aufzuteilen und jeweils Zeiteinheiten festzulegen. Ob es 10 Minuten für eine Schublade im Sideboard oder eine ganze Stunde für den Kleiderschrank sein sollten – für mich muss es alltagstauglich sein. Eine Liste mit einer Gesamtübersicht, wo ich für Ordnung sorgen möchte, macht auf jeden Fall auch Sinn.
Wenn ich dann loslege, werde ich viele Entscheidungen treffen müssen – und die werden vermutlich anstrengend und herausfordernd. Um mir das zu erleichtern, überlege ich mir im Vorfeld, was ich mit den Sachen mache, die ich loslassen werde: verkaufen, verschenken, spenden, abgeben usw. Das bringt Klarheit – und schon eine leise Vorahnung, wie es sich anfühlt, wenn ich mit der Aktion fertig bin.
Einen weiteren guten Tipp habe ich bei Ordnungswunder gefunden: Wenn es mir schwerfällt, eine Entscheidung zu treffen und ich es voraussichtlich auf den „behalte ich vielleicht“-Stapel lege, soll ich mir eine Frage stellen: „Habe ich Lust dazu, mich später NOCHMAL mit diesem Gegenstand zu beschäftigen?“ – Ich glaube, das wird meine Entscheidungsfindung um einiges beschleunigen.
Spannend ist für mich auch der Denkansatz „Umgekehrt Ausmisten“, den ich bei deine klare Linie gefunden habe. Dabei geht es um die Fragestellung „Würde ich es nochmal kaufen, wenn es kaputt gehen würde?“ Das macht mir die Entscheidung bei vielen Dingen einfacher, doch mir ist klar, bei den Gegenständen mit einer emotionalen Verbindung, wie Geschenken, Urlaubsandenken, Erbstücken usw. komme ich auch damit nicht weiter.
Mir kommt der Gedanke, dass ich es dann so machen kann, wie mit alten T-Shirts, die ich als Erinnerung von tollen Veranstaltungen und Konzerten mitgenommen habe. Die Trennung fiel mir sehr schwer, obwohl ich sie nicht mehr tragen konnte, so ausgewaschen und löchrig waren sie schon. Damals habe ich mich entschieden, Fotos davon zu machen und habe diese in einen „Andenken-Ordner“ auf dem Rechner gespeichert. Damit fühlte ich mich damals ganz wohl und denke, dass das auch mit anderen emotional behafteten Gegenständen funktionieren wird.
Meine ungelösten Probleme
Damit ist der Anfang durchdacht, jetzt muss ich nur noch zwei „Probleme“ lösen.
Zum einen muss ich mir überlegen, wie ich das Thema „einsortieren“ und das Endprodukt „jedes Ding hat seinen Platz“ angehen kann. Davor graut es mir am meisten, weil mir beim Aufräumen in mehreren Etappen die Übersicht für den Platzbedarf fehlt. Und ich habe keine Lust, alles mehrfach ein- oder umzuräumen, weil ich im Laufe der Aktion feststelle, dass räumlich doch nicht alles in die geplante Schublade passt und ich einen etwas höheren Platzbedarf benötige, um alles Zusammengehörige an einem Ort zu haben.
Zum anderen frage ich mich, wohin mit den aussortieren Gegenständen, bis ich endgültig fertig bin? Denn die Abfuhr-, Wegbring-, Spenden- und Verkaufsaktionen möchte ich nicht mehrmals in Angriff nehmen. Ich werde wohl einen Platz finden müssen, an dem ich alles sammeln kann, ohne dass es mich über die Zeit der Gesamt-Aktion massiv stört.
Meine Frage an Dich
Also bin ich von „glücklich“ noch etwas weiter weg, denn zur Lösung meiner beiden Probleme habe ich bei meinen Recherchen nichts gefunden. Und offen gesprochen: Die ganze Aktion wird bei mir einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen, weil ich kleinere Etappen viel besser in meinen Alltag einbauen kann. Du hast bestimmt schon Erfahrungen gesammelt und Lösungsansätze gefunden, die mir und vielleicht auch anderen Leser:innen helfen werden.
Tauben – sie werden gehasst, gezüchtet und geliebt. Einerseits ein Friedenssymbol, andererseits die Ratten der Lüfte. Die Meinungen über die Tauben sind vielschichtig und aus dem Stadtbild sind sie kaum wegzudenken.
In Deutschland gibt es etwa 8 Mio. Tauben und in den Innenstädten fühlt sich Mensch schon mal bedrängt, wenn sie auf der Suche nach Nahrung einem kaum von den Füßen weichen. Sie sitzen gern in Nischen und machen es sich bequem, sofern der Mensch nicht auf den Gedanken kommt, Gitternetze davor zu spannen oder die schönen Sitzplätze auf Mauervorsprüngen und Dachbalken mit Spikes zu versehen.
Sie sind die „zahmen“ Nachkommen der Felsentauben und finden immer ein kleines Fleckchen, auf das sie sich zurückziehen können, wenn sie nicht nach Nahrung suchen müssen. Doch je mehr Tauben in der Stadt unterwegs sind, desto mehr Taubenkot verunreinigt und beschädigt die Gebäude und Fassaden, die sich zudem in luftiger Höhe nur schwer säubern lassen.
Das Augsburger Stadttaubenkonzept
„Das Augsburger Stadttaubenkonzept“ wurde vor über 25 Jahren ins Leben gerufen und hat zu einer deutlichen Verbesserung für das Zusammenleben von Mensch und Tier geführt.
Die Tauben werden in städtischen Taubenschlägen mit artgerechtem Futter versorgt und brauchen nicht mehr in den Fußgängerzonen nach „ungesunder“ Nahrung zu suchen. Haben sie einen Schlag, also einen Standort gefunden, bleiben sie diesem auch treu. Sie bekommen ihr Futter und brauchen die Anwohner nicht mehr zu belästigen. Sie ziehen sich gerne zurück, auch um zu brüten, was sie übrigens bis zu 9 x pro Jahr tun. Dennoch sind sie frei und können den Schlag jederzeit verlassen und ausfliegen.
Taubenmanager:innen versorgen die Tiere regelmäßig. Sie füttern, bringen verletzte Tiere zum Tierarzt, säubern die Schläge von Kot und tauschen die gelegten Eier gegen Kunsteier aus. Schlüpft nichts aus, werden diese nach einiger Zeit nicht mehr bebrütet und die Kunsteier werden entfernt. Dadurch kann die Population sehr gut reguliert werden, was beiden Seiten zugutekommt.
Übertragen Tauben Krankheiten?
Im Bericht von Nano auf 3Sat (ab Minute 17:30) erklärt der Pathologe Daniel Nobach, CVUA Stuttgart, dass in Stadttauben über 100 Krankheitserreger nachgewiesen wurden, davon können sieben auch für den Menschen gefährlich werden. Doch laut Robert-Koch-Institut (RKI) sind Tauben als Überträger äußert selten.
Doch die Wahrscheinlichkeit sinkt, wenn die Tiere gut versorgt werden und die Taubenschläge regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden, wie es das Augsburger Stadttauben-Konzept vorsieht. Silvie Brucklacher-Gundzenhäußer ist Taubenbeauftragte in Stuttgart. Sie betreut die Stadttauben seit über 15 Jahren und ist noch nie angesteckt worden, obwohl sie stets ohne Maske und Schutzkleidung arbeitet.
Andere Städte haben das Modell übernommen und kommen im o. g. Beitrag auf Youtube ebenfalls zu Wort.
Wir finden, dass ist ein sehenswerter Beitrag und freuen uns auf Deine Anmerkungen dazu.
Sie liest gerne. Sie ist empathisch. Sie schreibt wertschätzend über das Leben anderer.
Claudia Engel ist Trauerrednerin und begleitet Menschen ein Stück des Weges, damit sie sich im Guten an den schweren Tag der Beerdigung, den Abschied ihres geliebten Angehörigen erinnern können. Sie schreibt und hält die Trauerrede, gestaltet und leitet nach den Wünschen der Angehörigen die gesamte Beerdigung.
Hallo Frau Engel, welches Gefühl entsteht, wenn Sie eine Trauerrede halten – sowohl bei Ihnen als auch bei den Trauernden?
Bei mir entsteht Zufriedenheit, wenn ich in die Gesichter der Anwesenden blicke und wenn ich hinterher ihre Rückmeldung bekomme, wie: „Das war eine schöne Trauerfeier.“ Denn dann ist es mir gelungen, das Wesen, die Persönlichkeit des verstorbenen Menschen noch einmal lebendig werden zu lassen.
Die Trauergäste sind sehr dankbar, dass der letzte Abschied in einem würdevollenm Rahmen stattgefunden hat, und sie sich an schöne Augenblicke erinnern konnten. Wie ein heller Lichtstrahl, der sich leichtfüßig seinen Weg durch die Trauer bahnt. Oft sind positive Gedanken durch die schweren Tage in den Hintergrund gerückt.
Sie blicken auf einen erstaunlichen Lebenslauf zurück, der viele Facetten bereithält. Was hat Sie dazu bewegt, als Trauerrednerin tätig zu werden?
Meine Lebenserfahrung beinhaltet einige Stationen, wie das Germanistikstudium, das Studium der Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte in München. Ich war als Fernsehredakteurin immer an sozialen Themen interessiert und komme schnell mit Fremden in Kontakt, die sich mir öffnen können. Mich berühren die Geschichten, die sie mir erzählen und ich lerne viel daraus. Beim Fernsehen habe ich Unterhaltungssendungen, wie z. B. die ARD-Talkshow „Fliege“ (die fast 11 Jahre zum Nachmittagsprogramm gehörte) oder die Kabarettsendung „Ottis Schlachthof“ entwickelt und aufgebaut. Danach war ich 17 Jahre als Pressereferentin für Fraueneinrichtungen tätig. Auch bei dieser Aufgabe hatte ich immer wieder mit Bruchstellen im Leben anderer Menschen zu tun. Nachdem ich ins Ruhrgebiet zurückkam, blieb ich vorerst bei meiner Tätigkeit, doch sie erfüllte mich nicht mehr so wie früher.
Ich habe eine Pause eingelegt und mich gefragt, was mir Spaß macht. Dabei wurde mir klar, dass es um eine Kombination meiner Kompetenzen geht. Zum einen bin ich Journalistin und zum anderen baue ich gern eine Verbindung zu anderen Menschen auf. Während einer Trauerfeier hatte ich schon vor ein paar Jahren einen wirklich schlechten Trauerredner erleben müssen. Wie das im Leben oft geschieht, fiel mir ein Artikel der Süddeutschen Zeitung ins Auge. Ein Trauerredner schrieb über seinem Alltag, über seine Aufgaben und von den bereichernden Begegnungen. Dieser Beitrag hat mich inspiriert, mich mit dieser Tätigkeit auseinanderzusetzen und ich stellte fest, das passt wunderbar zu dem, was ich schon mitbringe. Ich machte mich auf die Suche, nach einer entsprechenden, qualifizierten Ausbildung, um mein vorhandenes Handwerkszeug noch zu verfeinern.
Der Gedanke, meine gebündelten Fähigkeiten in dieser Tätigkeit nutzen zu können, fühlte sich wirklich gut an. Große Empathie, gutes Wortgefühl und meine Lebenserfahrungen sind optimale Grundlagen, um „fühlige“ Texte zu schreiben und den verstorbenen Menschen mit seiner Geschichte, mit seinem Wesen, mit dem, was ihn ausmachte in der Trauerrede widerzuspiegeln.
Rückblickend wird deutlich, dass es eine Art berufliche Neuorientierung war. Sie fand mit dem Beginn der Selbstständigkeit als Trauerrednerin im November 2022 ein Ende und beinhaltete gleichzeitig einen wunderbaren Neuanfang.
Liebe Frau Engel, wie können sich unsere Leser:innen Ihre Tätigkeit vorstellen? Wie finden Angehörige zu Ihnen und wie sieht Ihr Alltag bzw. der weitere Ablauf dann aus?
Entweder werde ich von den Bestatter:innen empfohlen, im Internet gefunden oder es hat mich schon jemand als Trauerrednerin erlebt und erinnert sich. Im ersten Schritt telefonieren die Hinterbliebenen mit mir, um einen Termin zu vereinbaren.
In das Gespräch vor Ort gehe ich mit einer totalen Offenheit, daich vorher nicht weiß, was mich erwartet. Meine „Antennen“ sind ausgefahren, um die trauernden Angehörigen gut einschätzen und aufmerksam hinhören zu können.
Ich strahle Ruhe und Gelassenheit aus und gebe den Anwesenden die Zeit, die sie brauchen, um ihre Gedanken und ihre Gefühle zu sortieren. In diesen Gesprächen bin ich emotional auf mein Gegenüber fokussiert. Mit großer Sensibilität leite ich durch das Gespräch, und behalte alle offenen Fragen im Blick, damit ich von möglichst vielen Facetten der verstorbenen Person erfahre. Eine Tochter hat das einmal auf den Punkt gebracht: „Frau Engel, vielen Dank für das wunderbare Gespräch, das war fast wie eine Therapiestunde für mich.“ Die Angehörigen kommen manchmal für den Moment in eine andere Stimmung, denn wir gehen im Gespräch zurück und betrachten den gesamten Lebensweg der Verstorbenen. Das lässt die letzten, schweren Tage vergessen, es fällt ihnen wieder etwas ein und sie lächeln plötzlich. Dann wird das Herz etwas weiter, was sich vorher zusammengezogen hatte.
Nach diesen Vorgesprächen brauche ich erst einmal Stille. Mitunter gibt es Probleme in den Familien und ich spüre, wenn Spannungen vorhanden sind. Manchmal ist die Todesursache schwierig, wie beispielsweise ein Selbstmord. Oder es ist ein Kind, ein junger Familienvater verstorben – und die Angehörigen sind in einem schockartigen Zustand. Ich fahre nach Hause, habe das Radio ausgeschaltet und lasse das Gespräch in mir nachwirken.
Zusammengefasst sieht es – zeitlich betrachtet – so aus, dass ich zum ca. 2-stündigen Vorgespräch mit den Angehörigen fahre. Danach schreibe ich die Trauerrede und übe sie ein, das dauert etwa 4 Stunden. Die Beerdigung selbst dauert auch nochmal 1 – 2 Stunden. Mit Fahrtzeiten bin ich etwa 8 – 9 Stunden beschäftigt. Die Kosten bewegen sich ab 400 Euro aufwärts und es gibt regionale Unterschiede.
Herzlichen Dank für die Zusammenfassung. Jetzt möchte ich von Ihnen wissen: Was war ein ganz besonderer Moment, der bei Ihnen einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat?
Eine Trauerfeier wird mir immer besonders in Erinnerung bleiben. Der Abschied fand vor der Seebestattung in einem Lokal am Baldeneysee, in einem separaten Raum statt. Die Urne war mit dem Kranz und den Kerzen wunderschön aufgestellt. Die Angehörigen sollten persönliche Erinnerungsstücke mitbringen, die neben mir auf einem Tisch lagen. Ich habe die Trauerrede gehalten und mich dann den mitgebrachten Gegenständen auf dem Tisch gewidmet. Jedes Erinnerungsstück wurde von mir anmoderiert und die jeweiligen Trauergäste haben die dazugehörige Anekdote erzählt, so dass viele Geschichten geteilt wurden. Es war eine wahrlich würdevolle Trauerfeier, die den Hinterbliebenen viel gegeben hat.
Das hört sich wundervoll an und es ist nachvollziehbar, welch schöne Erinnerungen dadurch wieder wach werden. Damit unsere Leser:innen ähnliche Erlebnisse machen können, was ist aus Ihrer Erfahrung in den Vorgesprächen besonders wichtig? Worauf sollten Angehörige im Trauerfall achten?
Der Beruf des Bestatters ist traditioneller Weise eine Männerdomäne. Denn früher waren es häufig Schreiner, die sich auf Bestattungen spezialisiert haben, da sie auch die Särge herstellten. Oftmals wurde das Geschäft an eines der Kinder weitergegeben. Wenn heutzutage ein Bestatter in Ruhestand geht und niemand aus der Familie den Betreib weiterführen möchte, kauft ihn ein anderer Bestatter. Der alteingesessene Name bleibt jedoch bestehen. Gut ist, dass immer mehr Frauen Bestattungshäuser gründen, gerade in Großstädten wie Berlin oder München. Man(n) bleibt auch gern unter sich, so dass es für Trauerrednerinnen wie mich nicht einfach ist, über die Bestattungshäuser empfohlen zu werden. Das mag jetzt vielleicht etwas bitter klingen, aber immer wieder erzählen mir Hinterbliebene von Trauerfeiern, die sie entsetzlich fanden und die alles andere als individuell und persönlich waren.
Mein Tipp für Ihre Leser:innen: Recherchieren Sie kurz im Internet, hören Sie auf Ihr Bauchgefühl, gehen Sie nach Sympathie. Beim ersten Telefonat wird meistens schon klar, ob das passen könnte oder nicht. Dabei ist spürbar, ob jemand gut mit Worten umgehen kann und wie der Klang der Stimme ist.
Beim Schreiben der Trauerrede kann ich nur für mich sprechen. Mir ist wichtig, dass ich den Anwesenden mit meinen Worten und Gedankengängen etwas geben kann. Ich möchte den Verstorbenen authentisch darstellen und nicht mit Floskeln oder pauschalen Aussagen um mich werfen. Im letzten Teil der Rede geht es um den Ausblick: eine Hoffnung, den nächsten und übernächsten Tag, und darum, den Angehörigen kleine, gedankliche Samenkörner mitzugeben, die vielleicht aufgehen werden.
Vielen Angehörigen ist es wichtig, dass sie nach einem würdevollen Abschied sagen könnten: „Das hätte ihm oder ihr wirklich gut gefallen.“ Wem die Beisetzung am Herzen liegt, nimmt sich die halbe Stunde, um nach der besten Option zu recherchieren und vermeidet es, sich nur auf eine einzige Person zu verlassen.
Liebe Frau Engel, was liegt Ihnen besonders am Herzen und was verstehen Sie unter dem Begriff „Würde“?
Es ist schade, dass der Tod in den Familien nicht mehr thematisiert wird. Er gehört zum Leben dazu, und zwar: seit wir geboren sind steht fest, wir werden irgendwann sterben. Doch das Thema wird nicht angefasst, auf die lange Bank geschoben und verliert sich dann im Laufe der Zeit. Dadurch fehlt den Angehörigen das Wissen über die Wünsche der Verstorbenen und mir liegt am Herzen, dass mehr Menschen ihren Mut zusammennehmen, um das Gespräch in den Familien zu führen.
Mit dem Wort „Würde“ geht für mich einher, die verstorbene Person mit all ihren Lebensinhalten zu sehen, das Leben an sich zu würdigen und mich davor zu verneigen. Den Angehörigen gegenüber ist es dasselbe. Das, was ich im Vorgespräch höre, spüre und wahrnehme so stehen zu lassen, es wertzuschätzen und jeden so sein zu lassen, wie er ist. Das ist Würde.
In Bezug auf die Trauerfeier umfasst die „Würde“ einen gewissen Rahmen, einen Raum der Stille, der Wachheit, eine getragene Atmosphäre, in der ein Mensch verabschiedet wird. Der Rahmen entsteht durch eine konzentrierte Stille und die besondere Atmosphäre in der Trauerhalle. Wir geben dem Verstorbenen einen Raum, wir gedenken seiner. Würde ist für mich die Verneigung vor dem Leben, welches wir verabschieden.
Auf Ihrer Website gibt es einen Menüpunkt „Trauerhallen“ und „Hinterzimmer“. Was hat es damit auf sich?
Ich habe Kunstgeschichte studiert und Architektur interessiert mich von Hause aus. Die Fotos sind als Dokumentation der jeweils ganz eigenen Trauerhallen und ihrer Innenräume gedacht und dienen den Angehörigen dazu, sich mit diesem Raum vorher schon ein wenig vertraut zu machen. Sie vermitteln einen ersten Eindruck von der jeweiligen Atmosphäre. Es gibt fast in jeder Trauerhalle einen Raum, in dem sich der Pfarrer umziehen kann. Er dient mir dazu, mich auf das Begleiten der Trauerfeier und das Halten der Trauerrede vorzubereiten. Diese Räume sind dem Trauergast unbekannt – deshalb fotografiere ich sie und nenne sie „Hinterzimmer“. Es ist immer wieder eine Überraschung, was sich in diesen Räumen verbirgt. Schauen Sie auf meine Website, sie werden erstaunt sein …
Liebe Frau Engel, was möchten Sie unseren Leser:innen mit auf den Weg geben? Haben Sie Tipps oder Erkenntnisse, die Sie teilen möchten?
Auf meiner Website im Blog habe ich einige Tipps mit ergänzenden Erklärungen zusammengefasst, auf die ich an dieser Stelle gern hinweisen möchte.
Augen auf bei der Wahl des Bestattungshauses
Gedanken über die Gestaltung der Trauerfeier
Die Trauerrede: Das Herzstück einer würdevollen Trauerfeier
Zeitfenster bedenken
Auswahl der Trauerredner:in
Kosten und Budget
Und gern können mich Ihre Leser:innen über die Kontaktmöglichkeiten anschreiben, wenn Sie Fragen haben.
Herzlichen Dank für das kurzweilige Interview Frau Engel. Sie haben uns bereichernde Einblicke in Ihre Tätigkeit ermöglicht und wir wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute!
Kontaktdaten:
Rede.Engel Claudia Engel Weißdornweg 10 45133 Essen
Durch Zufall habe ich eine Dokumentation (Links am Ende des Textes) gesehen, in der es um IKEA ging. Der Aufstieg des Gründers Ingvar Kamprad, seine genialen Schachzüge in der Marktentwicklung, effizienter Produktion, Vertriebsstrategien inklusive des Neuromarketings, Produktionsverlagerungen ins Ausland und dem weltweiten Ankauf von Waldgebieten.
Die von mir vermutete Erfolgsstory bekam spürbare Risse, als sich Zahlen, Bilder und Fakten zu einem düsteren Bild verdichteten.
Die offizielle Beschreibung der Arte-Produktion
Billy, Kallax, Lack: Die Produkte stehen in Wohnzimmern auf der ganzen Welt. Als weltweit führender Möbelproduzent verarbeitet IKEA jedes Jahr 20 Millionen Kubikmeter Holz. Trotz des immensen Verbrauchs wirbt der Großkonzern mit Umweltbewusstsein. Zu Recht? Der Dokumentarfilm deckt die weltweiten Verbindungen zwischen dem Möbelmulti und einer unkontrollierten Holzproduktion auf.
Um Produkte wie das Bücherregal „Billy“, das Regal „Kallax“ und den Beistelltisch „Lack“ auf der ganzen Welt verkaufen zu können, verarbeitet der Großkonzern jedes Jahr alle zwei Sekunden einen Baum. Trotz dieses immensen Verbrauchs wirbt der Konzern, der einen Jahresumsatz von über 44 Milliarden Euro erwirtschaftet, mit Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit. Ein grünes Image, das beim Verbraucher ankommt.
Doch die Realität sieht anders aus. Das Arte Filmteam verfolgte mehr als ein Jahr die Produktionskette von IKEA – von den Wäldern im hohen Norden Schwedens über die Küsten Neuseelands bis hin zu Plantagen in Brasilien und Waldgebieten in Polen und Rumänien. In einer internationalen Recherche deckte das Team die Verbindungen zwischen dem Möbelmulti und einer intensiven und unkontrollierten Holzproduktion auf.
Die Dokumentation untersucht, wie IKEA trotz ständiger Wiederaufforstung zur Zerstörung der Biodiversität beiträgt und den illegalen Holzhandel befeuert. Zum Beispiel in Rumänien, wo der Konzern 50.000 Hektar Wald besitzt und unterdurchschnittliche Produktionsbedingungen herrschen. Hier begehren Aktivistinnen und Aktivisten unter Lebensgefahr gegen die Holzmafia auf. „Wie IKEA den Planeten plündert“ gewährt Einblicke in ein globales Unternehmen, das mit seinem diskreten und expandierenden Holzbusiness Profit macht – als sei dieser Rohstoff, der im Kampf gegen den Klimawandel eine entscheidende Rolle spielt, unerschöpflich.
(Quelle: www.arte.tv)
Auszüge aus der Dokumentation, die mir eine Gänsehaut verursacht haben:
Wie die Maus vor der Schlage hing ich vor dem Bildschirm und konnte mich nicht davon lösen. Warum das so war, kannst Du vielleicht an diesen einzelnen „Puzzlestücken“ erkennen, obwohl hier der gesamte Kontext nicht ersichtlich ist.
Nur 1% des Waldes wird geerntet, für jeden gefällten Baum werden 2 neue gepflanzt.
Ikea, eine Marke die sich jeder leisten kann. Aber zu welchem Preis?
Nadelbäume mit einem Stammumfang von über 250 cm haben Bestandsschutz. Das verhindert aber nicht, dass sie zur Abholzung markiert werden.
„Der Wald nützt uns als Wald viel mehr als nur das Holz.“
Früher wurden Möbel vererbt, heute kauft man ein Möbelstück und wirft es nach einigen Jahren wieder raus. Die Kunden kaufen, als wären die Rohstoffe unbegrenzt verfügbar.
Das Warenangebot, der Preis und das Marketing steuern den Konsum.
Produziert wird in verschiedenen Ländern mit Holz aus verantwortungsvoller Waldwirtschaft, so das Unternehmen. Die Reporter konnten sich davon nicht überzeugen, da IKEA den Zutritt verweigert hat.
„Es ist schon bemerkenswert, wie perfekt es Unternehmen verstehen, ein grünes Bild von sich zu zeichnen – in Bezug auf Nachhaltigkeit und Verantwortung. Wenn wir nachfragen: Schweigen. Wenn sie nichts zu verbergen haben, warum können sie dann nicht ihre Lieferketten offenlegen?“ (Lina Burnelius, NGO Protect the Forest, Schweden)
IKEA ist der größte Holzkonsument der Welt. Um das Holz möglichst billig einzukaufen, um die Verbraucherpreise niedrig zu halten, schauen sie plötzlich nicht mehr so genau hin und fangen an, die letzten unberührten Wälder abzuholzen, weil es sonst keine mehr gibt, so der ehemalige Assistent des Firmengründers, Johan Stenebo.
Jedes Jahr verleibt sich IKEA etwa 1 % der globalen Holzernte ein. Der Konzern hat eigene Wälder angekauft, um seinen Bedarf zu decken. Heute besitzt er weltweit über 280.000 Hektar Wald.
„Was Fast Fashion, Fast Food und Fast Furniture gemeinsam haben, sind niedrige Preise und eine massive Umweltbelastung. Wenn etwas sehr günstig angeboten wird, zahlt mit Sicherheit irgendwer die Zeche. In diesem Fall zahlt die Natur den Preis für die Billigprodukte.“
Der Konzern erklärt, dass seine Wälder vom unabhängigen Forest Stewardship Council (FSC) kontrolliert werden und der habe nichts zu beanstanden. Doch was ist das Siegel tatsächlich wert, auf das sich IKEA beruft? Die Zertifizierer wurden von denen bezahlt, die das Holz haben wollten.
Der Verein für Umweltschutz „Agent Green“ führt mehr als 350 Prozesse gegen die Regierung wegen mangelnder Transparenz, Genehmigungen von Holzeinschlag, der gegen die EU-Richtlinien verstößt. In den letzten 2 Jahren wurden in den rumänischen Schutzgebieten mehr als 13 Mio. Kubikmeter Holz entnommen.
Zum Abtransport der Stämme wird der Boden aufgerissen und der Erosion ausgesetzt. „Sie führen Kahlschläge durch, holzen ganze Hänge ab und man kann deutlich sehen, wo sie schon waren. Zu allem Überfluss ist die Fläche auch noch FSC-zertifiziert, die Verbraucher haben keine Ahnung, dass der FSC auch Holz aus Kahlschlag, aus Nationalparks und aus Primärwäldern zertifiziert.“
Solange die EU Rumänien nicht vor den Europäischen Gerichtshof bringt, wird sich nichts ändern, die illegalen Fällungen werden weitergehen.
Paradox ist, dass etwa 40% der Fläche in Europa bewaldet ist, wir aber keine Europäische Waldpolitik haben. Klima und Artenschutz ist in Europäischer Hand, während die Forstpolitik nationale Politik ist. Wir haben nicht mal eine gemeinsame Definition für die nachhaltige Waldwirtschaft in der EU.
Schweden hat eine aktive Methode der Waldbewirtschaftung entwickelt. Diese Methode basiert auf Monokulturen, jede Parzelle wird mit Bäumen einer einzigen Art bepflanzt, die einige Jahrzehnte später neu geerntet werden.
Schweden ist nicht führend in nachhaltiger Forstwirtschaft, sondern in Greenwashing.
Wir vernichten die letzten kostbaren Wälder, anstatt sie zu schützen. Unsere Forstwirtschaft ist extrem klima- und umweltschädlich.
Nur wenige Kilometer vom Polarkreis entfernt zeigt sich, dass die Forstindustrie ganze Arbeit geleistet hat. Auch viele Jahre nach dem Einschlag gleicht das Gebiet einem Trümmerfeld; fast nichts ist nachgewachsen.
Der Forstexperte Jon Andersson zeigt auf ein kahlgeschlagenes Gebiet und erklärt, dass von dort das Holz von IKEA kommt, nicht von extra dafür gezogenen Bäumen. Das sind Jahrtausende alte Wälder, aus denen Möbel gefertigt werden, die nach 15 oder 20 Jahren auf der Deponie landen und verbrannt werden. Das erscheint mir ziemlich unnötig.
Durch das Verschwinden der Urwälder, finden die Tiere immer weniger Nahrung. Das schwedische Fortwirtschaftsmodell gefährdet die Rentier-Herden. 50 – 60 % der Weidefläche wurden durch die Forstindustrie zerstört.
Angesichts zunehmender Wetterextreme, scheint es an der Zeit, die wertvollsten Ressourcen unseres Planeten zu schonen und den Appetit der Forstindustrie zu zügeln.
Fazit:
Aus einer guten Idee und einer ständigen Weiterentwicklung ist der IKEA-Konzern bis zum heutigen Tag gewachsen. In einer Zeit der Diskussionen um nachhaltiges Wirtschaften, Umweltbewusstsein und Ressourcenschonung, sollte man sich an den eigenen Ehrenkodex halten. An die Werte, die man schon zu Beginn auf der Fahne stehen hatte.
Das Umschwenken auf Gewinnmaximierung ist – und das nicht nur in dieser Branche – durchaus üblich, doch ich würde mich freuen, wenn immer mehr Unternehmen sich doch an ihre Grundwerte erinnern und diesen Weg gehen. Davon profitieren letzten Endes unsere Welt und ihre Bewohner.
Die Links zum Beitrag:
Die Dokumentation ist leider auf Arte nicht mehr verfügbar. (Anmerkung der Redaktion im Oktober 2024)