Mit diesem Satz beginnt das Interview mit Alice Mari Westphal, die als selbstständige Gesundheitscoachin tätig ist. Alice ist Mutexpertin und ein Garant für klare Worte. Das ehemalige Model der Kampagne „pro-age“ von Dove geht mit Tabuthemen in die Öffentlichkeit.

Für ihren Mut und ihr gesellschaftliches Engagement wurde sie im letzten Jahr mit dem Genius-Award „Woman of the Year“ ausgezeichnet. Sie spricht öffentlich über ihr Leben, um mit Prävention und Aufklärung gegen Gewalttaten gegenüber Frauen und Mädchen vorzugehen. Heute ist sie 64 Jahre alt und spricht mit uns über ein anderes schambesetztes Thema: ihre Probleme und Erfahrungen mit Inkontinenz.

Mutexpertin Alice Mari Westphal über ihre Erfahrungen mit Inkontinenz

Hallo Alice, herzlichen Dank für Deine Bereitschaft, unseren Leser innen das Thema „Inkontinenz“ aus der Sicht einer Betroffenen nahe zu bringen. Das Thema wird oft tabuisiert. Was bewegt Dich, darüber öffentlich zu sprechen?

Inkontinenz, ein Thema, das so viele Frauen betrifft und worüber selbst heute noch nicht offen gesprochen wird, fing an, mich vor ca. 15 Jahren zu interessieren. Ich lief damals noch aktiv Marathon und es kam immer wieder vor, dass ich Urin verlor. Daraufhin habe ich das Thema „Inkontinenz“ in verschiedenen Situationen offen angesprochen. Nach meiner Erfahrung haben viele Frauen das Bedürfnis, sich untereinander auszutauschen sobald sie erkennen, dass andere ebenfalls betroffen sind.

Als Gründungs- und Vorstandsmitglied des S.I.G.N.A.L. e.V. habe ich es mir auch zur Aufgabe gemacht, den Frauen eine Stimme zu geben, die (noch) verstummt sind. Damit unterstütze ich Frauen und Mädchen im Bereich der gesundheitlichen Intervention gegen häusliche und sexualisierte Gewalt.

Wann hattest Du die ersten Einschränkungen?

Wie gesagt, vor ca. 15 Jahren fing es an, dass ich an manchen Tagen nicht nur nach dem Lauftraining den Slip wechseln musste. Ich habe versucht, den Mechanismus und genauen Auslöser zu ergründen. Denn einerseits kann ich stundenlang einhalten und an anderen Tagen ist die Blase nicht mal halbvoll und der Harndrang ist übermächtig, anschließend heißt es duschen und umziehen. Doch leider bin ich noch nicht fündig geworden.

Während des Lauftrainings verlor ich immer wieder mal etwas Flüssigkeit, da die Belastung des Beckenbodens durch die Bewegung permanent vorhanden ist. Erst als ich das Thema angesprochen habe, bekam ich Zuspruch und Hinweise durch einige der Frauen aus unserer Marathon-Trainingsgruppe, die auch darunter litten. Bei einigen entwickelte sich die Beckenbodenschwäche erst nachdem sie Kinder zur Welt gebracht hatten.

Wie bist Du auf eine Lösung gekommen?

Ich kaufte ich mir Beckenbodenhanteln in einem Sexshop, mit dem Ziel, meinen Beckenboden regelmäßig und aktiv zu trainieren. Doch meine Freude nahm ein jähes Ende als die „Hantel“ nach den ersten Schritten einfach rausfiel. Ein klärendes Gespräch ergab, dass das Gewicht der Hanteln viel zu groß war, aber im ersten Moment war ich sehr betroffen. Ich dachte mir, das passiert, wenn man sich nicht darum kümmert und machte mich auf die Suche nach einer anderen Lösung.

Das Gespräch mit der Frauenärztin bot mir erste Anhaltspunkte, es könnte sich um eine Stressinkontinenz handeln und ich meldete mich zu einer Beckenbodenschulung an. Dort wurde alles in schönen Bildern beschrieben, jedoch hatte ich keine Ahnung, wie ich die Kontrolle über diesen Teil meines Körpers bekommen sollte, ein Erfolg stellte sich daher nicht ein. Auch ein zweiter Kurs brachte nicht das gewünschte Ergebnis, so dass ich mich mit der Situation vorerst arrangierte.

Danach fand ich eine Beckenboden-Trainingshilfe von Elanee, die ein Set von vier unterschiedlichen Gewichten beinhaltete. Durch regelmäßiges Training habe ich erste Erfolge erzielt. Aktuell habe ich das Training wieder vernachlässigt und merke das auch direkt.

Beckenbodentraining – für mehr Mut im Leben

Der Elvie Beckenbodentrainer und die dazugehörigen App helfen gegen Inkontinenz.

Im Zuge unseres Gespräches bin ich auf den Elvie-Trainer gekommen, der eine Funktion der Messbarkeit beinhaltet. Damit hoffe ich, eine bessere Stabilität und Regelmäßigkeit hinzubekommen. Ich werde mit meiner Frauenärztin beim nächsten Besuch darüber sprechen.

Alice, als Mutexpertin beschäftigst Du Dich auf verschiedenen Ebenen mit Tabu-Themen. Was ist Dein Wunsch an unsere Gesellschaft?

Ich wünsche mir, dass wir mutiger sind, mehr Haltung zeigen, gerade bei den sogenannten „Tabuthemen“, und dass wir uns trauen, offen darüber zu sprechen. Ich möchte die Welt ein Stück gesünder, sicherer und vor allem für Frauen und Mädchen würdevoller machen. Das ist meine Berufung und die Geburt meiner Enkeltochter hat mich den Weg in die Öffentlichkeit gehen lassen.

Mit der Kampagne #ichbinjededrittefrau geht es mir um öffentliche Aufmerksamkeit in Bezug auf häusliche und sexualisierte Gewalt. Denn jede dritte Frau in Deutschland ist mindestens 1 x von sexualisierter und/oder häuslicher Gewalt betroffen und ich möchte ein Umdenken in der Gesellschaft und in der Politik erreichen. Mit diesem Thema bin ich demnächst in der WDR Sendung „Frau TV“ zu Gast. Der Sendetermin steht noch nicht fest, aber ich werde ihn über meine Kanäle rechtzeitig kommunizieren.

Ich möchte anderen Frauen Mut machen, sich nicht von einem „Tabu“ abschrecken zu lassen. Auch Inkontinenz ist stark schambehaftet, jedoch gibt es Möglichkeiten, die unerwünschten Auswirkungen zu minimieren. Gespräche mit Ärzt:innenoder anderen Frauen bewirken eine Veränderung in unserem Denken und bieten neue Perspektiven, häufig sogar bessere Optionen.

Herzlichen Dank für Deine offenen Worte! Wir wünschen Dir für Dein Engagement und der Kampagne #ichbinjededrittefrau alles Gute und dem wichtigen Thema einen weitreichenden Erfolg und tragen den Sendetermin gerne nach, sobald er feststeht.

Interessierte Leser:innen können mehr über die Mutexpertin auf Alice Mari Westphals Website erfahren oder sie über ihre Facebook-Seite kontaktieren.