Schon vor einigen Jahren hat es mich erwischt. Meine Periode kam unregelmäßig und irgendwann blieb sie aus. Wann genau die Hitzewellen anfingen weiß ich nicht mehr, aber mein Kleiderschrank hat sich seitdem verändert. Herbst- und Winteroberteile werden nur noch mit Reißverschluss oder Knopfleiste in den Einkaufskorb gepackt; das verkürzt die Reaktionszeit und den Umgang mit der nächsten Hitzewelle ungemein. Zudem sehe ich nicht mehr permanent aus wie ein gerupftes Huhn, und meine Frisur sitzt wieder Drei-Wetter-Taft-Like.

Natürlich habe ich mit meiner Gynäkologin die für mich erkennbaren Themen besprochen, die mit den Veränderungen in meinem Hormonhaushalt einhergingen. Sie bot mir Hilfe über eine Hormongabe an. Ich dachte zurück an den – weit über einem Jahrzehnt zurückliegenden Versuch des erneuten Pilleneinstiegs – und lehnte dankend ab. Zu unangenehm war mir diese Erinnerung und ich verließ die Praxis mit dem Gedanken: „Das bekomme ich schon in den Griff, irgendwann bin ich damit durch. Passt schon!“

6 Jahre später, heute. Die Hitzewellen sind immer noch präsent, ich hatte es mir irgendwie „kürzer“ vorgestellt. Andere körperliche Veränderungen traten eher schleichend in mein Leben und waren nicht so prägnant, wie das knallrote, verschwitzte Gesicht, während ich in Nürnberg im T-Shirt über den frostigen Christkindlesmarkt schlenderte, die dicke Skijacke, den Pullover und den Schal äußerst lässig über den Arm gehängt.

Meine Gedanken zu den Befindlichkeiten: Kleine Zipperlein gehören zum älter werden dazu, wie weniger gut ein- oder durchschlafen können (ich sollte mehr über den Tag verteilt trinken!!), das Abnehmen wird schwieriger (ja, der Stoffwechsel halt!!), vereinzelt Gelenkschmerzen und Wassereinlagerungen in Händen (das Alter?!), jedoch nicht in den Beinen, Depri-Phasen zwischendurch (gab es das früher auch??), verstärkter Haarausfall usw. Du weißt, worauf ich hinauswill …

Eine Begegnung der besonderen Art

Ein lauer, angenehm temperierter Sommerabend und ich saß mit einer Freundin im Garten, als mich wieder eine Hitzewelle ereilte. Wir sprachen über Hormone und meine Abneigung dagegen. Sie meinte: „Lies am besten mal das Buch „Women on Fire“ von Dr. med. Sheila de Liz. Sie erklärt leicht und verständlich, was während der Wechseljahre im Körper so abgeht. Hormone haben heute zu Unrecht ein schlechtes Image. Das hält sich noch aus den 80er und 90er Jahren. Damals wurden Studien durchgeführt, in denen Frauen mit Pferde-Östrogenen behandelt wurden. Heute ist das überholt und es gibt wesentlich bessere Präparate, die Deine Beschwerden auf jeden Fall reduzieren.“

Wochenende! Also ran an das Buch. Ich hatte es zur Hälfte durch – und war mir sicher: Hormone sind eine durchaus interessante Option! Ich wartete ungeduldig auf Montag. Mit Spickzettel, genauer Beschreibung und entsprechenden Infos bewaffnet, rief ich in der Praxis an. Ich erklärte, dass ich mich eingelesen habe und ich meine Meinung bezüglich der Hormonbehandlung geändert hätte. Mehr musste ich nicht sagen. Die Arzthelferin war sofort im Bilde und wusste, über welches Buch ich sprach, solche Anrufe waren wohl keine Seltenheit. Meine Gynäkologin rief mich in der Mittagspause zurück – und ich fand mich auf den Boden der Tatsachen wieder.

Sie kenne das Buch, aber ganz so einfach, wie es dort beschrieben ist, wäre es dann doch nicht. Zum einen müsste eine entsprechende Indikation vorliegen (die sich nur auf einen Mini-Teil meiner Gesamtbefindlichkeiten bezog), aber das Angebot hätte ich ja bisher ausgeschlagen. Dazu muss ich kurz ergänzen, dass ich bis zum Lesen des halben Buches gar keine Ahnung hatte, was alles zu den Wechseljahres-Beschwerden gehören könnte. Wie gesagt, ich habe es auf den Alterungsprozess geschoben.

Menopausal Mature Woman Having Hot Flush At Home Cooling Herself With Fan Connected To Laptop

Sie erklärte, dass sie mir eine erweiterte Hormonbehandlung, die mir vermutlich vorschweben würde, nicht empfehlen könne. Ihr sei bekannt, dass es im Buch viele Hinweise auf mögliche negative Auswirkungen eines Östrogenmangels gäbe, wie z. B. Gewichtszunahme, Demenzerkrankungen usw. Was ihrer Meinung nicht umfassend dargestellt würde, sei das erhöhte Risiko einer Krebserkrankung. Es sei immer eine Gratwanderung und sie erlebe die Frauen, die sie mit einer solchen Diagnose konfrontieren müsse. Daher könne sie mir nur die bisher besprochenen Medikamente empfehlen.

Der Aufschlag nach meinem Höhenflug war schon hart, das hatte ich wohl verdient. Es wäre hilfreich gewesen, dass Buch bis zum Ende zu lesen, bevor ich anrufe oder ich hätte ja auch mal anderweitig recherchieren können, schimpfte ich mich innerlich. Ich war unzufrieden und habe einige Tage gebraucht, um diese beiden – so unterschiedlichen – Darstellungen meines Wechseljahreslebens übereinander zu bekommen. Letztendlich vertraue ich meiner Ärztin, die mich seit Jahren kennt und habe mir das Rezept abgeholt. Ich habe einen Hormonspiegel machen lassen und werde ihr berichten, wie ich mit den Medikamenten klargekommen bin. Alles weitere wird sich zeigen.

Eine Erkenntnis

Ein paar Tage nach dem Telefonat wurde ich durch ein anderes Gespräch in meiner Entscheidung bestärkt. Bei einer Freundin war vor einiger Zeit plötzlich ein Tumor entdeckt worden. Er konnte operiert werden und ihr geht es wieder gut. Woher die Veränderung gekommen ist, konnten die Ärzte nur vermuten. Ein möglicher Aspekt war ihre Hormonbehandlung – zur Verringerung der Wechseljahresbeschwerden …

Fazit

Das Buch möchte ich Dir trotzdem ans Herz legen. Es hat mir deutlich gemacht, was in meinem Körper vorgeht und welche Zusammenhänge vielleicht (!) beachtenswert sind, um darüber mit meiner Ärztin zu sprechen.

Gut recherchiertes Wissen ermöglicht eine bessere Kommunikation mit den „Mediziner:innen dieser Welt“, um auch „Befindlichkeiten“ zur Sprache zu bringen, die vielleicht nicht abfragt werden und die frau nur selbst wissen und zuordnen kann. Ärzten sollte daran gelegen sein, auf gut vorbereitete Patienten zu treffen. Es sollte nur nicht – wie in meinem Fall – auf eine konkrete Forderung auf Basis von „gefährlichem“ Halbwissen hinauslaufen. Die Frage: „Was halten Sie von XY, weil ich bemerkt habe, dass XY sich verändert hat“ hätte es ja schließlich auch getan. Hinterher ist frau schlauer …

Wie läuft es so in Deinem Leben, hast Du ähnliche Erfahrungen gemacht? Ich freue mich auf Deinen Kommentar.

Herzlichst

Deine Helga

Hinweis: Dieser subjektiv verfasste persönliche Artikel, erhebt keinen Anspruch auf vollständiges Wissen und ersetzt kein Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin.