Die Betreuungsverfügung und der Grundsatz der Erforderlichkeit

Die Betreuungsverfügung und der Grundsatz der Erforderlichkeit

Ein Beitrag aus unserer Reihe: Entscheidungen im Fokus

Die Betreuungsverfügung gehört zum den Vorsorgeregelungen, die Du bereits erstellen kannst, wenn es Dir noch gut geht. Damit legst Du schriftlich fest, wer Dich in rechtsgeschäftlichen Angelegenheiten vertreten kann/soll, wenn Du selbst nicht (mehr) in der Lage dazu bist.

Von der Entmündigung zum rechtlichen Betreuer – die Historie

Früher wurden Menschen, die sich nicht mehr selbst äußern konnten, entmündigt oder unter eine Vormundschaft gestellt. Doch 1992 ist die rechtliche Betreuung als Rechtsfürsorge in das Betreuungsgesetz aufgenommen worden. Daraus ergaben sich deutliche Verbesserungen für die Betroffenen. Anfang 2023 wurde eine noch konsequentere Ausrichtung hinsichtlich des Selbstbestimmungsrechts der betreuten Personen im Gesetz verankert.

Die Voraussetzungen für den Einsatz eines Betreuers sind im § 1814 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) zu finden:

(1) Kann ein Volljähriger seine Angelegenheiten ganz oder teilweise rechtlich nicht besorgen und beruht dies auf einer Krankheit oder Behinderung, so bestellt das Betreuungsgericht für ihn einen rechtlichen Betreuer (Betreuer).
(2) Gegen den freien Willen des Volljährigen darf ein Betreuer nicht bestellt werden.
(3) Ein Betreuer darf nur bestellt werden, wenn dies erforderlich ist. Die Bestellung eines Betreuers ist insbesondere nicht erforderlich, soweit die Angelegenheiten des Volljährigen
1. durch einen Bevollmächtigten, der nicht zu den in § 1816 Absatz 6 bezeichneten Personen gehört, gleichermaßen besorgt werden können oder
2. durch andere Hilfen, bei denen kein gesetzlicher Vertreter bestellt wird, erledigt werden können, insbesondere durch solche Unterstützung, die auf sozialen Rechten oder anderen Vorschriften beruht.
(4) Die Bestellung eines Betreuers erfolgt auf Antrag des Volljährigen oder von Amts wegen. Soweit der Volljährige seine Angelegenheiten lediglich aufgrund einer körperlichen Krankheit oder Behinderung nicht besorgen kann, darf ein Betreuer nur auf Antrag des Volljährigen bestellt werden, es sei denn, dass dieser seinen Willen nicht kundtun kann.
(5) Ein Betreuer kann auch für einen Minderjährigen, der das 17. Lebensjahr vollendet hat, bestellt werden, wenn anzunehmen ist, dass die Bestellung eines Betreuers bei Eintritt der Volljährigkeit erforderlich sein wird. Die Bestellung des Betreuers wird erst mit dem Eintritt der Volljährigkeit wirksam. (Quelle: 
Gesetze im Internet, Stand 19.07.2024)

Details zum Betreuungsrecht

Das Betreuungsgericht entscheidet per Einzelfallprüfung darüber, wer die Betreuung übernehmen wird und in welchem Umfang. Das resultiert aus dem Grundsatz der Erforderlichkeit, der eine wichtige Errungenschaft in der aktuellen Regelung ist und lässt sich aus Satz 3 (s. o.) ableiten. Dabei steht die Selbstbestimmung im Vordergrund: Rechtseingriffe werden auf ein Mindestmaß beschränkt und sind immer am individuellen Bedarf ausgerichtet. Sofern es sich um allgemeine und keine rechtsgeschäftlichen Angelegenheiten handelt, wird im Sinne der Selbstbestimmung auf die Bestellung eines Betreuers verzichtet. Hilfe kann pragmatisch organisiert werden und richtet sich nach den vorliegenden Verhältnissen. Viele Unterstützungsleistungen lassen sich durch Familienmitglieder oder anderweitige Dienste, wie z. B. eine Haushaltshilfe, eine Schuldnerberatung oder soziale Dienste und Behörden abdecken.

Vom Gericht wird grundsätzlich geprüft, ob eine Betreuerbestellung erforderlich ist. Wenn ja, werden die voraussichtliche Dauer sowie die Voraussetzungen für die Betreuung und die genauen Aufgabenbereiche im Einzelnen angeordnet. Es geht dabei ausschließlich um rechtliche Belange in den Bereichen Wohnungsangelegenheiten, Vermögenssorge (alle finanziellen Belange) und Gesundheitssorge.

Schriftliche Definition als Empfehlung für das Gericht

Wenn Du Dich nicht auf eine gerichtliche Bestellung eines Dir unbekannten Betreuers verlassen willst, kannst Du und eine Betreuungsverfügung aufsetzen. Sie sollte schriftlich abgefasst und optimalerweise mit der benannten Person abgestimmt sein. Damit ist Dein Wunsch definiert und für die Gerichte vorrangig zu beachten. Dennoch prüft das Gericht die Eignung der von Dir genannten Person. Sollten Voraussetzungen nicht erfüllt sein und Gründe dagegensprechen, kann das Gericht davon abweichen und einen anderen Betreuer benennen. Im Regelfall wird in Deinem persönlichen Umfeld nach alternativen Möglichkeiten gesucht. Bleibt dies erfolglos, wird vom Gericht ein Berufsbetreuer eingesetzt.

In der Zeit bis zum Gerichtsentscheid gibt es keine rechtliche Vertretung, außer Du hast bereits eine Vorsorgevollmacht hinterlegt. In diesem Fall greift die Betreuungsfunktion sofort und vollumfänglich, ohne dass ein Gerichtsbeschluss abgewartet werden muss. (siehe auch Abschnitt „Unterschied Betreuungsverfügung und Vorsorgevollmacht“)

Es besteht die Möglichkeit, mehrere Betreuer für unterschiedliche Lebensbereiche oder Situationen einzusetzen. Dies kannst Du ebenfalls hinterlegen.

Was lässt sich in der Betreuungsverfügung regeln?

Du kannst aufschreiben, wen Du Dir als Betreuer wünschst oder auch, von wem Du auf gar keinen Fall betreut werden möchtest. Du kannst eigene Wünsche zur Betreuung hinterlegen. An diese muss sich der Betreuer halten, sofern sie Deinem Wohl nicht widersprechen oder für den Betreuer unzumutbar sind. Du kannst darlegen, wo Du wohnen möchtest und wer Deine Finanzen verwalten soll. Du entscheidest, welche (rechtlichen) Aufgaben der Betreuer übernehmen soll und wie Du Dir die Entscheidungen in medizinischen Fragen vorstellst.

Doch Achtung: „Die Wünsche zur Betreuung“ – das hört sich schön an und vielleicht entsteht bei Dir der Gedanke von einer alltäglichen Begleitung und einer netten Hilfe beim Einkaufen oder im Haushalt. Doch das ist ein Irrtum. Der Betreuer darf sich nur in den vom Gericht angeordneten Aufgabenbereichen bewegen und dabei geht es nicht um die alltäglichen Dinge, bei denen Unterstützung benötigt wird. Diese Aufgaben müssen je nach Bedarf durch andere Personen oder Dienste erledigt werden.

Frage Dich bei der Auswahl einer Betreuungsperson, ob die Person in Deinem Sinne entscheiden wird und ob sie die „Bürde“ übernehmen möchte, sich um Deine Angelegenheiten zu kümmern. Eine kostenlose Vorlage für die Betreuungsverfügung findest Du beim Bundesministerium für Justiz. Das unterschriebene Formular kannst Du (wie auch die Patientenverfügung und die Vorsorgevollmacht) beim Zentralen Vorsorgeregister der Bundesnotarkammer registrieren lassen.

Unterschied Betreuungsverfügung und Vorsorgevollmacht

Die Betreuungsverfügung definiert die Gestaltung der vom Gericht angeordneten Betreuung. Du kannst konkrete Anweisungen an den Betreuer darin aufnehmen, die dann beachtet werden sollen. Du kannst die Verfügung jederzeit anpassen oder ändern.

Die Vorsorgevollmacht beinhaltet keine gerichtliche Prüfung und die benannte Vertrauensperson kann mit sofortiger Wirkung alle Rechte, die Du ihr eingeräumt hast, ausüben. Sie kann sofort rechtsverbindlich für Dich tätig werden und in Deinem Sinne entscheiden.

Bei der Betreuungsverfügung solltest Du wissen, dass keiner für Dich handeln kann, wenn Du z. B. im Koma liegst, eine Betreuungsverfügung hinterlegt hast und das Gericht noch keine Entscheidung getroffen hat. Beachte also, dass der Prozess bis zur Benennung des Betreuers seine Zeit dauert. Das hängt mit dem Grundsatz der Erforderlichkeit zusammen. Das Gericht prüft genau, in welchen Bereichen die Betreuung notwendig ist, um Dir ein weitgehend selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen und die Eingriffe durch andere Personen gering zu halten. Zudem hat sie Gültigkeit, falls die Vorsorgevollmacht unwirksam sein sollte.

Als weitere Vorteile der Betreuungsverfügung lassen sich noch die (nachgelagerten) Kontrollmechanismen aufführen, denen sich die die ehrenamtlichen und beruflichen Betreuer stellen müssen. Damit soll ein möglicher Missbrauch eingeschränkt werden, wie z. B. die jährliche Auskunft über die Amtsführung und die persönlichen Verhältnisse des zu Betreuenden sowie des Rechenschaftsberichts über die Verwaltung des Vermögens. Bei der Vorsorgevollmacht entfällt die Kontrolle des Betreuers durch das Gericht, da es sich um einen privat-rechtlichen Vertrag handelt.

Fazit

Die Betreuungsverfügung ist ein Teilbereich Deiner Vorsorgedokumente, der wichtig werden kann und Deine Wünsche explizit darlegt. Eine Betreuung ist nur möglich, wenn sie Deinem freien Willen entspricht. Die Betreuungsverfügung ist, neben der Vorsorgevollmacht und der Patientenverfügung, eine gute Ergänzung, um in allen Lebensbereichen die für Dich bestmögliche Entscheidung zu treffen, bevor der „Fall des Falles“ wirklich eintritt.

Hier haben wir weitere interessante Links für Dich zusammengestellt:

Bundesministerium der Justiz: Informationen zum Betreuungsrecht

Bundesministerium der Justiz: Vorlage Betreuungsverfügung (Formular als PDF-Datei)

Vorsorgeregister der Bundesnotarkammer: Eine Betreuungsverfügung kann im Zentralen Vorsorgeregister der Bundesnotarkammer registriert werden.

NDR Ratgeber vom 07.11.2023: Rechtliche Betreuung: Was Betroffene wissen müssen

NDR Ratgeber vom 06.01.2023: Berufsbetreuer: Welche Rechte und Pflichten haben sie?

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Die Vorsorgevollmacht – Entscheidungen für den Fall der Fälle

Die Patientenverfügung, das verbindliche Recht auf Selbstbestimmung

Bikefitting – wenn Fahrradfahren gesund ist und Spaß macht

Bikefitting – wenn Fahrradfahren gesund ist und Spaß macht

Viele Studien beweisen, dass Bewegung an der frischen Luft gut für unsere Gesundheit ist. Dazu zählen Spaziergänge oder Wanderungen, Joggen und eben auch Radfahren.

Beim Radeln ist es egal, ob Du mit einem Cityrad, dem Mountainbike, Rennrad oder E-Bike unterwegs bist und ob Du nur gelegentlich, kurze oder lange Strecken fährst oder tagtäglich auf dem Drahtesel sitzt. Hauptsache, Du bewegst Dich an der Luft und hast Spaß dabei.

Radeln ist mein Steckenpferd geworden, nachdem ich nach zwei Knieoperationen nicht mehr so gut zu Fuß bin. Ich bin so oft es meine Zeit und das Wetter erlauben auf meinem Hexenbesen – meinem pechschwarzen E-Bike – unterwegs. Gerne auch längere Strecken bis zu 70 Kilometern. Es macht mir richtig Spaß, an der Ruhr entlang oder über die alten Bahntrassen, die im Ruhrgebiet heute vielerorts Radtrassen sind, zu strampeln und immer neue Ecken meiner Heimat zu erkunden. So bekomme ich meinen Kopf frei und setze mich ein paar Stunden mal nicht mit meiner Arbeit auseinander – Entspannung pur.

Alles wäre schön, wenn mir nur nicht immer die Hände und Füße einschlafen würden und der Allerwerteste anfängt zu schmerzen. Geht es Dir auch so? Mein Bruder hat mich dann auf die Idee gebracht, mir hier professionelle Unterstützung in Form eines Bikefittings zu suchen.

Bikefitting – Was ist das?

Bikefitting – diesen Begriff habe ich vorher noch nie gehört. Aber ein bisschen Recherche zeigte, dass mir genau damit geholfen werden konnte. Ich erkläre mal, warum.

Schmerzen müssen nicht sein, denn sie vermiesen den Spaß am Radfahren. Um Schmerzen zu vermeiden, müssen alle Einstellungen des Rades zum Fahrer passen. Dabei reicht es nicht, nur die Sitzposition zu verändern. Andere Parameter wie die Breite des Lenkers oder der Abstand zwischen Lenker und Sattel sind auch wichtig.

Bikefitting nennt man den Prozess, bei dem Dein Fahrrad an Deine individuellen Bedürfnisse, Anforderungen und Körpermaße angepasst wird. So kannst Du den Fahrkomfort, die Effizienz oder Deine Leistung verbessern oder, wie in meinem Fall, Beschwerden und ein Handicap (meine eingeschränkte Beugung der Knie) ausgleichen.

Bikefitting – meine Erfahrungen

Als ich diese Informationen recherchiert hatte, habe ich mir einen Bikefitter, so nennt man die Menschen, die sich mit Bikefitting auskennen, gesucht. Ich habe mit einigen Unternehmen telefoniert und erkannt, dass nicht jedes mit meinem Problem der eingeschränkten Beweglichkeit umgehen konnte. Die meisten wollten meine Probleme gar nicht hören und beschieden „das klären wir, wenn Sie den Termin haben und vielleicht haben Sie ja auch nur das falsche Fahrrad“. Die wollten also nur ihre Fahrräder verkaufen und das quasi mit „Hilfe“ des Bikefittings.

Nur bei einem Unternehmen wurde ich schon bei der Terminabsprache genaustens nach dem Rad, meinen Fahrgewohnheiten und Problemen befragt – echte Profis, denen ich mich und meinen Hexenbesen dann auch anvertraut habe.

Bei meinem Termin stand mir dann Anna Jung gegenüber. Sie ist Fachärztin für Allgemeinmedizin und Orthopädie – das hatte ich nicht erwartet. Sie ist selbst seit vielen Jahren ambitionierte Bikerin und hat gemeinsam mit ihrem Mann Stephan Klasen, einem Zweiradmechaniker, an vielen Radrennen und -marathons teilgenommen. Sie haben ihre Begabungen und Erfahrungen zusammengetan und ein wunderbares Team gegründet.

Bikefitting – so läuft es ab

Frau Jungs Kommentar, als sie mein Rad sah: „Oh, ein Unbequemsattel, da ist mir klar, warum Sie über Schmerzen klagen.“

Als erstes wurde mein Hexenbesen jetzt auf die Rolle gesetzt – heißt: das Hinterrad wurde in ein Gestell montiert und angehoben, sodass ich radeln konnte, ohne mich von der Stelle zu bewegen. Das musste ich dann auch erstmal 20 Minuten lang machen, natürlich unter den wachsamen Augen von Anna Jung, die mich genau beobachtete.

Anschließend wurden alle Einstellungen meines Rades vermessen, z. B. der Abstand zwischen Lenker und Sattel, die Höhe des Sattels über dem Pedal, die Breite des Lenkers. Alle Maße wurden auf eine Konstruktion übertragen, die entfernt einem Fahrrad gleicht und deren Einstellungen elektronisch verändert werden können. Dann kam ich an die Reihe – Größe, Bein- und Armlänge, Schulterbreite, Rumpflänge, Abstand der Sitzknochen wurden ermittelt und in meinem Fall zusätzlich auch der maximale Beugewinkel meiner Knie.

Jetzt ging das Fitting erst richtig los, natürlich mit mir auf dieser elektronischen „Irgendwie-Fahrrad“-Konstruktion. Als erstes bekam ich einen Lenker, der wirklich zu meiner Schulterbreite passte, und ergonomisch geformte Griffe – das fühlte sich sofort gut an. Dann wurden Schritt für Schritt, Zentimeter für Zentimeter die Einstellungen an meine Bedürfnisse – eine entspannte Sitzposition bei gleichmäßiger Verteilung des Gewichts auf Hände, Gesäß und Füße – angepasst. Ich hätte nie geglaubt, dass ich am Ende schon Unterschiede von 5 Millimetern spüren konnte.

Es folgte die Montage breiterer Pedale, denn meine waren viel zu schmal für meine Füße. Sie haben außerdem eine griffige Oberfläche, so dass ich mit den Füßen nicht abrutsche.

Im nächsten Schritt musste ich verschiedene Sättel ausprobieren – quasi blind, denn ich stellte mich einfach in die Pedale und jeder neue Sattel wurde unter meinem Allerwertesten montiert, ohne dass ich sehen konnte, was für ein Sattel es war. Mein Favorit stand schnell fest – ein Modell, dass ich mir nie ausgesucht hätte – aber er passte perfekt zu meinen Sitzhöckern und fühlte sich gut an.

Die perfekten Einstellungen für mich zu finden, dauerte ungefähr eine Stunde – und weitere 30 Minuten bin ich dann in der gefundenen Position und mit dem neuen Lenker, den breiteren Pedalen und dem neuen Sattel gefahren. Das war so entspannt, wie ich eigentlich noch nie auf meinem Rad gesessen habe. Nebenbei gab mir Frau Jung auch noch Hinweise zur richtigen Arm- (entspannt und leicht gebeugt) und Rückenhaltung (gerade, kein Katzenbuckel) und hat mich sofort korrigiert, wenn ich wieder „falsch“ saß (z. B. zu weit vorne auf dem Sattel).

Am Ende bekam ich ein Protokoll mit allen wichtigen Daten, mit dem jetzt jedes Fahrrad auf meine Maße und Bedürfnisse eingestellt werden kann. Den neuen Lenker, die Pedale und den neuen Sattel habe ich mir dann direkt auch an meinem E-Bike montieren lassen.

Bikefitting – mein Fazit

Der zeitliche Aufwand von drei Stunden, die Kosten von ca. 300 € für das Bikefitting und ca. 500 € für die neuen Lenker, Sattel und Pedale inkl. deren Montage haben sich für mich auf jeden Fall gelohnt. Inzwischen bin ich über 1.200 km mit meinem Hexenbesen unterwegs gewesen und genieße das schmerzfreie Radeln sehr. Die Gesamtkosten von ca. 800 € sind natürlich auch der Tatsache geschuldet, dass ich mit dem Handikap des verringerten Kniebeugewinkels unterwegs bin.

Mein Rat: Hast Du ähnliche Beschwerden – einschlafende Hände und Füße oder Gesäßschmerzen – beim Radfahren und möchtest das Rad regelmäßig für die Fahrt zur Arbeit, kürzere oder längere Touren nutzen? Hast Du Zweifel, ob Dein Fahrrad wirklich zu Dir passt? Dann solltest Du ernsthaft darüber nachdenken, ein Bikefitting machen zu lassen. Viele Bikefitter bieten unterschiedliche Arten des Fittings an. Am besten besprichst Du Dein Problem oder Deine Anforderungen direkt mit dem Bikefitter Deiner Wahl. Ist es ein Profi, der Dir nicht nur ein neues Fahrrad verkaufen will, wird er Dir schon im ersten Gespräch viele Fragen stellen und genau auf Dich eingehen.

Der Blick des Profis und die Erfahrung eines Fahrradmechanikers helfen auf jeden Fall und radeln mit einem perfekt zu Deinem Körper passenden Bike macht einfach mehr Spaß und schont Hände, Füße, Rücken, Gelenke und auch den Allerwertesten.

Ein Bikefitting lohnt sich auch, wenn Du Dir ein neues Rad kaufen möchtest und schon vorher wissen willst, welcher Rahmen bzw. welches Rad für Deine Anforderungen geeignet ist. Oder wenn Du einen neuen Sattel brauchst und nicht weißt, welche Form und Breite für Dein Gesäß bzw. Deine Sitzhöcker passend ist.

Berichte gerne von Deinen Erfahrungen beim Radeln oder natürlich auch beim Bikefitting.

Deine
Iris Hüttemann

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Mein Bikefitting fand statt bei (unbezahlte Werbung):

Bergetappe – Der Fahrradladen e. K.
Kupferdreher Straße 112
45257 Essen

Kontakt:
Telefon: +49 (0) 201 564 32 47
E-Mail: info@bergetappe.de

Gewichtsmanagement und Stoffwechsel – wie bleibt Frau gesund

Gewichtsmanagement und Stoffwechsel – wie bleibt Frau gesund

Denken Menschen an den Stoffwechsel, assoziieren die meisten damit zunehmen, Gewicht halten oder gar abnehmen – also das Gewichtsmanagement. Aber wie hängen Gewicht und Stoffwechsel eigentlich zusammen?

Risiken für die Gesundheit

Über 54% der deutschen Bevölkerung ist übergewichtig, 23% sogar im adipösen Bereich. Tendenz steigend. Eine Gewichtsreduktion hat oft nicht nur ästhetische Gründe, sondern ist auch gesundheitlich indiziert. Übergewicht ist ein Indikator für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Bluthochdruck, Schlaganfall und Herzinfarkt. Gleichzeitig birgt es das Risiko an Diabetes Typ 2 zu erkranken, belastet die Gelenke und kann in Verbindung mit Schlafstörungen stehen.

In Bezug auf die Gesundheit der Frauen kann Übergewicht auch negative Auswirkungen auf den Menstruationszyklus haben, was sich durch Unregelmäßigkeiten und Schmerzen zeigt. Während der Wechseljahre kann es die Symptome verstärken und das Risiko erhöhen, an Osteoporose zu erkranken.

Stoffwechsel und Lebensstil hängen eng zusammen

Unser Lebensstil hat elementaren Einfluss auf unsere Gesundheit und größere Wirkung als jede Pille. Der Stoffwechsel bestimmt die Art und Weise, wie der Körper Energie produziert, Hormone reguliert und Nährstoffe verwertet. Gerät der Stoffwechsel aus dem Ruder, kommt es schnell zu einer Kettenreaktion, auf die der Körper mit Dysfunktionen, Schmerzen und Unwohlsein reagiert. 

Vielen ist diese Thematik bewusst und sie sind motiviert genug, um eines der vielen Konzepte zur Gewichtsreduktion, die es auf dem Markt gibt, auszuprobieren. Leider meist nicht mit dem langersehenten nachhaltigen Erfolg, den man sich wünscht. Oftmals befindet man sich in der saisonalen Auf- und Ab-Bewegung und hängt in der JoJo-Schleife fest. Das führt zu Unzufriedenheit und Frust. Gleichzeitig stellt man fest, dass die Konzepte, die in jungen Jahren gut funktionierten, plötzlich nicht mehr greifen. Warum? Der Stoffwechsel verändert sich im Laufe eines Lebens.

Veränderungen im Lebenszyklus

Zum einen verlieren wir im Erwachsenenalter pro Jahr 1-2% der Muskulatur, sofern kein explizites Krafttraining zum Erhalt der Muskulatur durchgeführt wird. Das hat nicht nur Auswirkungen auf den Stütz- und Halteapparat, sondern hat auch Einfluss auf den Grundumsatz. Diese Energiemenge benötigt der Körper, um alle lebenswichtigen Funktionen im Ruhezustand durchführen zu können. Er macht den Großteil des täglichen Energieverbrauchs aus. Die Energie wird im Muskel verbrannt. Weniger Muskulatur bedeutet schlussendlich einen geringeren Grundumsatz und somit auch geringeren Leistungsumsatz. Der Stoffwechsel wird langsamer und träge.

Nachteile von Diäten

Aber auch Diäten haben einen Nachteil. Es wird zwar Körpergewicht reduziert, jedoch nicht ausschließlich Fett, sondern auch wertvolle Muskelmasse geht verloren, sofern ein Krafttraining ausbleibt.

Meist besteht der Impuls etwas wegzulassen und zu verzichtet, statt dem Körper die Nährstoffe zu geben, die er braucht. Er benötigt sowohl die Makronährstoffe: Kohlenhydrate, Fette und Proteine als auch die Mikronährstoffe: Vitamine und Mineralstoffe. Dabei ist der Stoffwechsel nicht nur ein komplexes, sondern auch höchst individuelles Thema. Das, was bei dem einem Menschen sehr gut funktioniert, muss für einen anderen noch lange nicht gelten. Daher ist es wichtig herauszufinden, was jeder einzelne individuell benötigt.

Statt diverser Methoden zur Gewichtsregulierung auszuprobieren, empfiehlt es sich an der Basis zu arbeiten. Das heißt herauszufinden, wie der eigenen Stoffwechsel eigentlich tickt. Am Besten mit exakten Daten untermauert, statt vager Faustformeln oder verallgemeinernden Annahmen, denn der Teufel steckt im Detail!

Individuelle Analyse – die Spiroergometrie

Die Spiroergometrie ist eine Atemgasanalyse mit der sich im Ruhezustand der exakte Grundumsatz des Einzelnen messen lässt. Die Praxiserfahrung zeigt, dass die Messungen häufig dermaßen von den Berechnungen abweichen können, dass das angenommene Kaloriendefizit in Wirklichkeit noch gar kein Defizit ist. Teilweise stagnieren die Klient:innen bei der Gewichtsreduktion und bleiben auf einem Plateau stehen, im schlimmsten Fall agieren sie in einem kalorischen Überschuss und nehmen sogar zu.
Ein weiteres Beispiel, was sich häufiger zeigt ist, dass die Energiezufuhr unterhalb des Grundumsatzes liegt und der Körper in den Reserve-Modus umschaltet, was den Stoffwechsel ausbremst, statt ihn in Schwung zu bringen.

Spannend ist, dass mit der Spiroergometrie auch die Fettstoffwechselaktivität festgestellt werden kann. Eine Fettstoffwechseldominanz ist absolut empfohlen. Das bedeutet, dass der Körper nicht nur aus schnell verfügbaren Kohlenhydraten Energie gewinnt, sondern auch aus den Fetten. Ein hoher Fettstoffwechsel ist ein weiterer Gesundheitsmarker und steht für mentale Ausgeglichenheit und weniger Entzündungsherde im Körper. Im Umkehrschluss steht Stress im engen Zusammenhang mit einem dominanten Kohlenhydratstoffwechsel, was sich negativ auf das Herzkreislaufsystem und auch das Gewicht niederschlägt.

Seit einiger Zeit wird die Spiroergometrie auch in Verbindung mit einem Stresstest durchgeführt. So können noch genauere Ernährungs- und Trainingsempfehlungen für den Einzelnen erstellt werden, um nachhaltig gesund und erfolgreich zu sein.

Unterstützendes Training

Insbesondere das gezielte Training kann die Ernährungsstrategie weiter untermauern. Bei einer Person muss der Grundumsatz gesteigert werden, bei einer anderen ist es vielleicht viel wichtiger, den Fettstoffwechsel zu aktivieren, damit dieser als Energiequelle fungieren kann. Hier greifen Sportwissenschaften und Ernährungswissenschaften perfekt ineinander und führen zu Erfolgserlebnissen.

Auch das Training lässt sich hervorragend steuern, um seine Leistung zu steigern und sich wohlzufühlen. Training soll einem nicht die letzten Körner rauben, sondern gibt die Kraft, Energie freizusetzen und zu aktivieren. Dann macht es nicht nur Spaß, sondern baut auch Stress ab. Dieser Bereich liegt tatsächlich im Grundlagen-Bereich und wirkt sich sowohl positiv auf die Muskulatur als auch das Herz-Kreislauf-System aus. Einer der größten Fehler beim Einstieg ins Training ist: zu schnell zu viel zu wollen. Da hilft eine entsprechende Systematik, die auf die Bedürfnisse des Einzelnen abgestimmt ist und schneller und deutlich leichter zum Erfolg führt als gedacht.

Fazit

Das Schöne an einer individualisierten Trainings- und Ernährungsstrategie? Frau fühlt sich voller Power und Tatendrang, wenn ihr Körper die Energie zugeführt bekommt, die er benötigt.
Die sichtbaren Erfolge werden nicht lange auf sich warten lassen und die saisonale Achterbahnfahrt und der JoJo-Effekt sind Geschichte. Richtige Ernährung und gezieltes Training wirken sich positiv auf die Gesundheit aus!

Lediglich das Maß und die Qualität sind entscheidend, um den Stoffwechsel anzuregen und gleichzeitig die Muskulatur zu erhalten oder ggf. aufzubauen.  

Du möchtest mehr erfahren?

Melde dich gern unter kontakt@caldea-dortmund.de. Ich freue mich von deinen Plänen und Zielen zu erfahren.

Herzlichst

Daniela


Die Autorin: Daniela Schindler, Inhaberin Caldea Boutique Studio

Daniela Schindler ist Inhaberin eines Boutique Studios für Training und Ernährung. Anstatt Standardtrainings- und Ernährungspläne anzubieten, werden bei ihr Diagnostikverfahren angewandt, um genau zu überprüfen, was der Körper benötigt. Darauf aufbauend entwickelt sie maßgeschneiderte Strategien, die auf ihre Klient:innen und deren Körper zugeschnitten sind.

Kontaktdaten:

Daniela Schindler
Caldea UG (haftungsbeschränkt)
Pariser Bogen 7
44269 Dortmund

Telefon: 0231 96731060
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Ausmisten befreit – und macht sogar glücklich?

Ausmisten befreit – und macht sogar glücklich?

Das Sprichwort „Nur ein Genie beherrscht das Chaos“ habe ich in der Vergangenheit gern bemüht. Doch ich musste vereinzelt feststellen, dass mein Genie auch schwächeln kann, wenn ich meinen Schlüssel oder das Headset mal wieder „verlegt“ hatte und länger danach suchen musste. Dann ärgere ich mich jedes Mal und stelle mir vor, wie entspannt es wäre, wenn alles seinen Stammplatz hätte – und dort auch zu finden wäre 😊.

Aber mit dem Ausmisten ist das so eine Sache: Es fühlt sich an wie ein riesiger Berg Arbeit, der überwunden werden muss und die Lust dazu kommt auch nicht so richtig in Schwung. Doch vielleicht trügt der Schein?

Ich will der Sache auf den Grund gehen und recherchiere. Ich finde Listen und Vorschläge, Vorgehensweisen und mehr oder weniger hilfreiche Tipps. Bei manchem gruselts mich schon beim Durchlesen und einige lassen in mir das Gefühl von „könnte bei mir funktionieren“ entstehen.

Erste Ideen

Was mir gut gefällt, ist die Idee, das Ausmisten in mehrere (kleine) Etappen aufzuteilen und jeweils Zeiteinheiten festzulegen. Ob es 10 Minuten für eine Schublade im Sideboard oder eine ganze Stunde für den Kleiderschrank sein sollten – für mich muss es alltagstauglich sein. Eine Liste mit einer Gesamtübersicht, wo ich für Ordnung sorgen möchte, macht auf jeden Fall auch Sinn.

Wenn ich dann loslege, werde ich viele Entscheidungen treffen müssen – und die werden vermutlich anstrengend und herausfordernd. Um mir das zu erleichtern, überlege ich mir im Vorfeld, was ich mit den Sachen mache, die ich loslassen werde: verkaufen, verschenken, spenden, abgeben usw. Das bringt Klarheit – und schon eine leise Vorahnung, wie es sich anfühlt, wenn ich mit der Aktion fertig bin.

Einen weiteren guten Tipp habe ich bei Ordnungswunder gefunden: Wenn es mir schwerfällt, eine Entscheidung zu treffen und ich es voraussichtlich auf den „behalte ich vielleicht“-Stapel lege, soll ich mir eine Frage stellen: „Habe ich Lust dazu, mich später NOCHMAL mit diesem Gegenstand zu beschäftigen?“ – Ich glaube, das wird meine Entscheidungsfindung um einiges beschleunigen.

Spannend ist für mich auch der Denkansatz „Umgekehrt Ausmisten“, den ich bei deine klare Linie gefunden habe. Dabei geht es um die Fragestellung „Würde ich es nochmal kaufen, wenn es kaputt gehen würde?“ Das macht mir die Entscheidung bei vielen Dingen einfacher, doch mir ist klar, bei den Gegenständen mit einer emotionalen Verbindung, wie Geschenken, Urlaubsandenken, Erbstücken usw. komme ich auch damit nicht weiter.

Mir kommt der Gedanke, dass ich es dann so machen kann, wie mit alten T-Shirts, die ich als Erinnerung von tollen Veranstaltungen und Konzerten mitgenommen habe. Die Trennung fiel mir sehr schwer, obwohl ich sie nicht mehr tragen konnte, so ausgewaschen und löchrig waren sie schon. Damals habe ich mich entschieden, Fotos davon zu machen und habe diese in einen „Andenken-Ordner“ auf dem Rechner gespeichert. Damit fühlte ich mich damals ganz wohl und denke, dass das auch mit anderen emotional behafteten Gegenständen funktionieren wird.

Meine ungelösten Probleme

Damit ist der Anfang durchdacht, jetzt muss ich nur noch zwei „Probleme“ lösen.

Zum einen muss ich mir überlegen, wie ich das Thema „einsortieren“ und das Endprodukt „jedes Ding hat seinen Platz“ angehen kann. Davor graut es mir am meisten, weil mir beim Aufräumen in mehreren Etappen die Übersicht für den Platzbedarf fehlt. Und ich habe keine Lust, alles mehrfach ein- oder umzuräumen, weil ich im Laufe der Aktion feststelle, dass räumlich doch nicht alles in die geplante Schublade passt und ich einen etwas höheren Platzbedarf benötige, um alles Zusammengehörige an einem Ort zu haben.

Zum anderen frage ich mich, wohin mit den aussortieren Gegenständen, bis ich endgültig fertig bin? Denn die Abfuhr-, Wegbring-, Spenden- und Verkaufsaktionen möchte ich nicht mehrmals in Angriff nehmen. Ich werde wohl einen Platz finden müssen, an dem ich alles sammeln kann, ohne dass es mich über die Zeit der Gesamt-Aktion massiv stört.

Meine Frage an Dich

Also bin ich von „glücklich“ noch etwas weiter weg, denn zur Lösung meiner beiden Probleme habe ich bei meinen Recherchen nichts gefunden. Und offen gesprochen: Die ganze Aktion wird bei mir einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen, weil ich kleinere Etappen viel besser in meinen Alltag einbauen kann. Du hast bestimmt schon Erfahrungen gesammelt und Lösungsansätze gefunden, die mir und vielleicht auch anderen Leser:innen helfen werden.

Hast Du einen Tipp für mich?

Ich freue mich darauf von Dir zu lesen, Deine

Helga

Interessante Links:

Ordnungswunder: „17 Profi-Tipps, die dir garantiert beim Ausmisten und Entrümpeln helfen, wenn du nicht weiterkommst“

Flowers & Candies: „Für mehr Luft im Leben – warum Ausmisten der Knaller ist!“

Das Haus: „Ausmisten: Die 7 besten Tipps, die wirklich funktionieren“

Deine klare Linie: „Umgekehrt ausmisten“

Flowers & Candies: „Mein überraschender Weg in den Minimalismus“

WDR Mediathek – Der Haushaltscheck: „Ausmisten, aufräumen, Ordnung schaffen – sechs Regeln zum Erfolg“ (Verfügbar bis 26.07.2025)

HR Mediathek – Die Aufräumexpertin: „Wie entrümple ich meinen Keller“ (S01/E01) (verfügbar bis 20.11.2024)

Freundschaften halten dich gesund

Freundschaften halten dich gesund

Freunde – sie begleiten uns ein Leben lang oder manchmal auch „nur“ ein paar Jahre. Wir teilen bereitwillig Freude und Leid und vertrauen ihnen unsere intimsten Geheimnisse an. Sie sind da, wenn wir sie brauchen, und sie verraten uns nie.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man Freundschaften pflegen muss, sonst gehen sie ein wie eine Pflanze, die nicht gegossen wird. Andererseits habe ich aus Studienzeiten sieben sehr gute Freunde, die ich nur selten sehe. Kennengelernt haben wir uns am Anfang unseres Studiums in Dortmund und sind gemeinsam durch alle Semester gegangen. Sogar eine WG hat es gegeben. Mit dem Abschluss haben wir uns in ganz Deutschland zerstreut, wir haben Arbeit gefunden, Familien gegründet und unser Leben gelebt. Bis heute schreiben wir uns Nachrichten und telefonieren gelegentlich. Aber einmal im Jahr treffen wir uns und sofort ist die Vertrautheit wieder da. Wir quatschen über alles, was uns (heute) wichtig ist und nicht nur über „weißt du noch damals“. Unsere Freundschaft hat unser Erwachsenwerden, das Familie gründen und Trennungen überlebt. Wir teilen nicht mehr alle Geheimnisse – nur noch die wichtigsten und sind trotzdem immer noch eng verbunden.

Ich hatte auch das Glück, im Alter von 56 Jahren noch eine tolle Freundin zu finden, die sogar in meiner Nähe wohnt. Bettina und ich waren vor einigen Jahren nach einer Operation in derselben REHA-Klinik. Wir haben uns gesehen, ein bisschen unterhalten und uns sofort wie Schwestern gefühlt. Seitdem verbringen wir viel Zeit zusammen und genießen unsere „Schwestern-Auszeit“.  Mal im Wellnesshotel, mal in der Sauna oder wir quatschen einfach stundenlang am Telefon oder bei einem Glas Sekt – BFF halt – best friends forever. Es fühlt sich an, als ob wir uns schon seit unserer Kindheit kennen würden.

Warum tun uns Freundinnen so gut?

Gute Freunde, die uns ein Leben lang geleiten – das wünschen wir uns. Freundschaften vermitteln uns das Gefühl, sozial eingebunden zu sein. Sie geben uns Halt, Energie und Wärme. Sie sind wichtig für bzw. gegen unseren Stresslevel, denn je enger und intensiver wir Freundschaften empfinden, desto entspannter gehen wir mit Stress um. Studien zeigen, dass uns Freunde bzw. Freundschaften tatsächlich gesünder machen.

Soziale Beziehungen sind so wichtig für unsere Gesundheit, dass es sich negativ auswirkt, wenn wir keine Freunde haben. Das geht so weit, dass Forschende Einsamkeit für schädlicher halten als keinen Sport zu betreiben.

Freundschaften nehmen wir als positive Zuwendung oder soziale Unterstützung wahr.  Wenn wir Hilfe brauchen, bekommen wir sie selbstverständlich von unseren Freunden und das vermindert unseren Stress.  Unser Körper schüttet weniger Stresshormone aus, wir schlafen besser und unser Immunsystem ist stabiler.

Freundschaften geben uns ein Gefühl der Sicherheit und das sorgt für einen entspannten Gesamtzustand!

Wie halten Freundschaften über Jahre bzw. Jahrzehnte?

Schon im Kindesalter miteinander spielen, nah beieinander wohnen, viele gemeinsame Erlebnisse – positive wie negative, buchstäblich durch dick und dünn gehen und etwas haben, was uns verbindet. Das sind gute Voraussetzungen für eine lebenslange Freundschaft. Wir Menschen brauchen diese sozialen Beziehungen, denn verschiedene Studien beweisen, dass wir so länger leben. Je mehr wir unsere Freunde und Freundschaften wertschätzen, desto gesünder, physisch fit und mental stark, schätzen wir uns selbst ein.

Am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit forscht man seit vielen Jahren am Ursache-Wirkung-Zusammenhang für diese Erkenntnisse. Die Terra X Plore Redakteurin Jasmina Neudecker wagt mit ihrer besten Freundin Laura Spindler das Experiment, mit dem die Forschenden des Institutes in ihrer Studie arbeiten. Jasmina und Laura schreiben jede für sich 4 Komplimente auf, die sie der Freundin später geben. Danach legen sich beide Frauen in ein MRT. Dort sind sie per Video miteinander verbunden und können sich sehen. Die Wissenschaftler spielen jetzt nacheinander die Komplimente ein, die die Freundinnen vorher aufgeschrieben haben. Das MRT ermittelt währenddessen, was sich in den Gehirnen der beiden abspielt.

Das Ergebnis

Ganz besonders werden die Regionen im Gehirn aktiviert, die mit Emotionen zu tun haben. Sehr aktiv ist auch das Belohnungssystem der Gehirne – es schüttet fleißig das Glückshormon Dopamin aus. Die Forschenden haben bei anderen Probanden herausgefunden, dass die Ausschüttung des Hormons sogar schon einsetzt, während diese die Komplimente aufschreiben. Unser Gehirn freut sich also schon darüber, dass wir unserer Freundin etwas Schönes sagen oder geben wollen, bevor wir es getan haben.

Also: Über häufige Komplimente freuen sich Senderin und Empfängerin!

Ein wichtiger Faktor ist u. a. die Konstanz in den Lebensumständen, die zu langen Freundschaften beiträgt. Lebensumbrüche wie häufige Umzüge und Jobwechsel oder Trennungen in der Partnerschaft sorgen dafür, dass Freundschaften einschlafen oder auseinander gehen. Aus den Wechseln im Leben ergibt sich so etwas wie ein „Schichtkuchen“ – eine Schicht Jugendfreunde, je eine mit Studienfreunden, Partnerschaft, Ehe, Arbeit, Trennung und so weiter. Jede Änderung ist eine Schicht – am Ende ist unsere Biografie eine Ansammlung der verschiedenen Schichten. Besteht unser Leben aus wenigen Schichten, ist es wahrscheinlicher, dass wir auch lange Freundschaften pflegen können. Bei „vielschichtigen“ Leben werden es tendenziell eher wenige dauerhafte Freundschaften sein.

Was macht eine enge Freundschaft aus?

Die wechselseitig empfundene hohe Qualität einer Freundschaft ist uns wichtig. Die gemeinsam verbrachte Zeit, das gemeinsame Erleben, eine gemeinsame Vergangenheit sind wichtige Faktoren und Indizien für eine enge Freundschaft. Die Anzahl der Freunde ist unwichtig, es geht um die Intensität der Beziehung. Es gibt eben nichts, was Freunde nicht für den oder die andere tun würden.

Das Alter bringt häufig noch einmal eine Veränderung der Freundschaften. Ältere Menschen wünschen sich eher einen kleinen Freundeskreis. Jede Freundschaft ist dabei aber intensiver und bedeutsamer. Der Wunsch und die Möglichkeiten, neue Freunde zu finden, werden weniger. Wichtiger ist, sich auf die vorhandenen Freunde zu konzentrieren und positive Kontakte mit wenig Konfliktpotential zu pflegen. Mit zunehmendem Alter verlieren wir unsere Freunde auch auf „natürliche“ Weise, was sicherlich die schwierigste Art ist, den Freundeskreis zu verkleinern.

Fazit

Mich hat die Dokumentation des ZDF „Diese Freundschaften halten dich gesund“ aus der Reihe Terra Xplore inspiriert, über die Freunde und Freundschaften, die ich habe, nachzudenken. Daraus ist dieser Beitrag entstanden.

Mir ist bewusst geworden, dass ich nur wenige enge Freundinnen habe. Meinen besten Freund habe ich vor einigen Jahren verloren – er ist einfach eingeschlafen und nicht wieder aufgewacht. Noch heute fehlt er mir jeden Tag. In Zukunft werde ich mich noch mehr um die Freundinnen, die mir geblieben sind, kümmern.

Ich kann mir nur wünschen, dass Du so eine intensive Freundschaft, wie ich sie mit Bettina habe, erleben darfst.

Wenn Du magst, erzähle uns gerne von Deinen Freundinnen und Freundschaften. Hast Du eine enge Freundin, mit der Du das letzte Hemd teilen würdest?

Deine

Iris Hüttemann


Terra Xplore „Diese Freundschaften halten dich gesund“
Die Biologin Jasmina Neudecker will wissen, warum Freundschaften zu einem langen, glücklichen Leben beitragen
(Video verfügbar bis 18.03.2034)