Vulva und Vagina – Neue Einblicke in die weibliche Lust

Vulva und Vagina – Neue Einblicke in die weibliche Lust

Einen Penis kann jede:r zeichnen. Wie die anatomisch korrekte Vagina oder Vulva aussieht, wissen die wenigsten. Nur wenige Frauen bemühen einen Spiegel, um sich das „da unten“ mal genauer anzusehen.

Es fängt schon mit den Begrifflichkeiten Vulva und Vagina an. Kannst Du die Begriffe genau zuordnen? Weißt Du im Detail, wo Deine Klitoris, der Damm oder Dein Harnausgang liegen, was die inneren oder äußeren Schamlippen sind?

Die weiblichen Genitalien sind ein großes Mysterium und das „da unten“ immer noch Terra incognita. Viele Frauen stellen sich die Frage: „Bin ich normal?“. Damit müssen wir aufhören und die weiblichen Genitalien aus der Schamzone holen. Die Vulva ist für die Frau ein Körperteil, wie eine Hand oder ein Fuß, wo diese Frage ja schließlich auch nicht gestellt wird.

Die Vielfalt der Schönheit

Mit dieser Unsicherheit macht die 3Sat Wissenschaftsdoku „Vulva und Vagina – Neue Einblicke in die weibliche Lust“  jetzt Schluss.

Eine 2018 in der Schweiz durchgeführte Untersuchung hat die Vulven von über 650 Frauen zwischen 15 und 84 Jahren vermessen. Dabei kam Erschreckendes zu Tage: weniger als 30 % der Frauen wissen, was mit Vulva gemeint ist. Sie sprechen stattdessen von Vagina, Scheide oder „da unten“. Ein weiteres, ganz banales Ergebnis: die Variationen der Vulven sind erheblich. Sie sind, wie unser gesamter Körper – Hände, Ohren, Brüste oder Gesicht – asymmetrisch und individuell. Die Vielfalt ist also normal, keine Vulva gleicht der anderen.

Jede Frau ist schön, wie sie ist!

Wenn Vulven abgebildet werden, in Aufklärungsbüchern, der Aktfotografie oder in Pornos, dann meistens in einer perfekten Form – geschlossen, glatt, sehr jung, operiert oder fotografisch nachbearbeitet. Sehr selten sind sie faltig, dunkel gefärbt oder sehr groß.

Dieser zur Schau gestellte Perfektionismus hat in den Jahren 2014 bis 2018 zu einem 20%igen Anstieg der intimchirurgischen Eingriffe geführt. Operationen sind sinnvoll, wenn Frauen unter wund geriebenen Genitalien leiden, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr haben oder ihre Genitalien beschnitten wurden – mehr Informationen hierzu gibt es in der Dokumentation. Einem Schönheitsideal nachzueifern, sich „optimieren“ zu lassen, ist unnötig und – nebenbei bemerkt – sind diese Eingriffe auch nicht ohne Risiko.

Zuallererst müssen wir lernen, uns selbst zu lieben, uns und unserem Körper schön finden.Wir dürfen endlich damit aufhören, uns mit den retuschierten Schönheiten der Hochglanzhefte zu vergleichen. Wir sollten den Mut und die Offenheit haben, unsere Sexualität an uns selbst zu erfahren und über unsere sexuellen Wünsche zu sprechen. Das ist so wichtig für unser Wohlbefinden, die Beziehung zu unseren Partner:innen und unsere Befriedigung.

Die weibliche Lust

Unsere Duldsamkeit in Beziehung auf unseren Orgasmus, unsere Vorstellung, dass es wichtiger ist, den Mann zum Orgasmus zu bringen als selbst einen zu haben – ein beharrliches Überbleibsel des viktorianischen Zeitalters (1837 – 1901). Hier haben Männer Frauen ihre Sexualität abgesprochen. Sie sollten hinter dem Herd glücklich sein und mit Sex „nichts am Hut“ haben, es sei denn, es diente der Befriedigung des Mannes. Von der Lust der Frau war nicht die Rede, die Gesellschaft tabuisierte die weiblichen Genitalien und die Wissenschaft fügte sich dem Zeitgeist.

Heute haben sich viele Wissenschaftler:innen der Forschung an den weiblichen Genitalien verschrieben und die Enttabuisierung der weiblichen Lust zur Aufgabe gemacht. Zum ersten Mal seit Jahrhunderten entstehen exakte 3D Modelle der Vulva. Die Aus- und Weiterbildungen der Fachärzte werden um die neuen Erkenntnisse erweitert. Frauenärzt:innen beraten und vermitteln Frauen ein Bild ihrer Vulva und klären über ihre Mechanismen auf. Künstler:innen und Aktivist:innen backen Vulvatörtchen oder modellieren Vulven in Gips.

Alle diese Fakten und noch vieles mehr thematisiert der Beitrag der 3Sat Wissenschaftsdoku „Vulva und Vagina – Neue Einblicke in die weibliche Lust“.

Eine absolute Empfehlung unserer Redaktion.

Das Video verfügbar bis 22.04.2026.

Wir haben über diesen Themenkomplex schon in einigen Beiträgen geschrieben.

Die Links zu unseren bisherigen Beiträgen:

Vulva-Kalender 2021: vielfältig, divers und realistisch

Embrace – Du bist schön!

Schönheitstrend Intimchirurgie?

Außerdem haben wir noch weiterführende Links zusammengestellt.

Orgasmus – das höchste der Gefühle (verfügbar bis 10.06.2026

Sheila de Liz – Gynäkologin
Youtube
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Stefanie Grübl – Sexualpädagogin, Künstlerin
Website
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Dr. med. Regina Widmer – Fachärztin für Frauenheilkunde, Sexualität, Intimpflege und Phytotherapie
Website

Mächtige Männer – Ohnmächtige Frauen?

Mächtige Männer – Ohnmächtige Frauen?

„Der Mann jagte, verdient Geld, hat Erfolg. Die Frau sammelte Beeren, kümmert sich um Kinder und Haushalt.“ So beginnt eine Dokumentation des ZDF unter dem Titel „Mächtige Männer – Ohnmächtige Frauen?“

Doch wie ist eigentlich das Bild der Frau als schwaches Geschlecht geprägt worden? Wer ist schuld am Bild des Mannes als Bestimmer und der Frau als „Heimchen am Herd“? Entspricht dieses Bild der Realität oder muss die Geschichte neu geschrieben werden, um es ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen?

Heute wissen wir, dass Frauen in der frühen Vorgeschichte bei fast allen Völkern rund um den Globus die gleichen Rechte hatten wie die Männer. Kriegerinnen waren genauso selbstverständlich wie Krieger. Auch steinzeitliche Künstlerinnen, reiche Fürstinnen aus der Bronzezeit und Äxte schwingende Wikingerinnen gab es tatsächlich. Das alles konnte aber erst die moderne Archäologie beweisen, die begonnen hat, alte Ausgrabungen mit fortschrittlichen Methoden wissenschaftlich zu untersuchen.

Die Archäologen des 19. und frühen 20. Jh., durchweg Männer (!), haben die Inhalte der Ausgrabungen aus ihrer Perspektive interpretiert. In ihrer Gedankenwelt kamen Frauen als Clanführerinnen oder Kriegerinnen nicht vor. Hier wurde die „naturgegebene“ Denkweise jener Zeit auch auf Funde aus grauer Vorzeit angewandt. Also hielten sie reich ausgestattete Grabstellen für Gräber von Herrschern oder Clanchefs.

Das prägte die männliche Rolle als Führer und die weibliche Rolle als untergeordnete Person: Männer jagen, Frauen sammeln – das Leben in der Urzeit, in Büchern und Museen festgehalten und ausgestellt.

Fehlinterpretationen werden aufgedeckt

Dabei erkannte Charles Darwin schon früh, dass die Männer zwar Jäger waren und damit höher im Rang und Ansehen standen, die Frauen aber mit dem Sammeln von Früchten und Wurzeln etwa 80% der Nahrung für die Familie herbeischafften. Damit stellten in Wirklichkeit die Frauen die Ernährung und das Überleben der Familien sicher.

Mithilfe modernster Untersuchungsverfahren werden nach und nach die archäologischen Irrtümer des 19. und frühen 20 Jh. aufgedeckt und widerlegt. Damit beginnt auch die klassische Rollenverteilung zu bröckeln – mittlerweile kommen immer mehr Fehlinterpretationen ans Licht.

Frauen als Kriegerinnen und Chefinnen der Clans wurden in Schweden, Dänemark und Norwegen gefunden. Nicht nur bei den Wikingern übernahmen Frauen die Führung, auch die Kelten haben sich schon Frauen als Chefinnen untergeordnet.

Ein Beispiel ist die alte Wikingerstadt Birka in Schweden. Hier fanden die Archäologen zur Jahrhundertwende ein Grab mit Schwertern, Pferden, Pfeil und Bogen. Keine Frage – der Tote war ein Mann, ein Krieger. Erst 100 Jahre später wurde der Irrtum aufgedeckt, nachdem die Knochen per DNA-Analyse untersucht worden waren. Hier wurde eine Frau beerdigt. Kritiker und Presse bezweifelten, dass eine Wikingerin in einem so prunkvoll ausgestatteten Grab bestattet worden war. Eine zweite Untersuchung, bei der Archäologen, Biologen und Anthropologen zusammenarbeiteten, brachte ein zweifelsfreies Ergebnis: Im Grab lag eine Frau – und sie war eine Kriegerin.

Forscher gehen neue Wege

Es gibt eine ganze Reihe an weiteren Zweifelsfällen, die aktuell mit modernen Methoden neu untersucht werden. Dabei kommen immer mehr Überraschungen zutage.

Dieses spannende Thema, das ja auch heute noch immer im Gedankengut der Männer die Rolle der Frau beeinflusst, hat die Sendung Terra X des ZDF in einer Dokumentation zusammengefasst.

Schau Dir die interessante Dokumentation von Terra X im ZDF an. Du wirst verblüfft sein, wie sehr die Archäologie und ihre Irrtümer das Frauenbild geprägt haben, in dem es heute immer noch viele Hürden zu überwinden gilt.

Die Dokumentation ist noch bis zum 12.07.2030 verfügbar!

Schönheitstrend Intimchirurgie?

Schönheitstrend Intimchirurgie?

Quelle: Interview von Mandoline Rutkowski (Welt.de) mit der Gynäkologin Dr. Uta Schlossberger

Intimchirurgie ist nicht mehr der „Schickimicki Schnickschnack“ von früher. Heute wird überwiegend aus anderen Gründen operiert. Es geht um rekonstruktive Chirurgie, z. B. nach einer Geburt oder Beschneidung. Es werden Schäden im Intimbereich behoben, um Frauen damit ein neues Selbstbewusstsein gegeben – oder ihnen die Würde zurückzugeben und ihnen zu ermöglichen, ihren Scheidenbereich wieder in die Sexualität einzubinden.

Frauen haben heute ein neues Selbstbewusstsein und akzeptieren nicht mehr, dass sich ihr Körper nach Schwangerschaft und Geburt stark verändert hat. Viele schämen sich, trauen sich nicht, sich vor ihren Partner:innen oder anderen nackt zu zeigen. Ein Eingriff soll dazu führen, dass sie sich in ihrem Körper wieder wohlfühlen.

Welche Eingriffe sind sinnvoll?

Folgende Eingriffe führt Frau Dr. Uta Schlossberger mit ihrem Team der „Gesellschaft für ästhetische und rekonstruktive Intimchirurgie“ (GAERID) durch:

  • Rekonstruktion aus medizinischen Gründen nach Beschneidungen, v. a. bei Patientinnen aus arabischen und afrikanischen Ländern, denn dort werden immer noch Beschneidungen von Frauen praktiziert
  • Verkleinerung der inneren Schamlippen, wenn diese nicht (mehr) von den äußeren bedeckt werden, denn das kann bei Belastungen (beim Sitzen oder Radfahren) zu Schmerzen führen.
  • Vaginalverengung zur Verbesserung des Sexlebens, v. a. bei Frauen nach der Geburt ist ein Eingriff hilfreich.
  • Vaginalverengung bei Inkontinenz, zur Aktivierung der Schleimhäute, besseren Durchblutung und damit zur Stärkung des Beckenbodenmuskels.

Dr. Schlossberger und ihr Team lehnen Operationen ab, wenn es sich um reine SchönheitsOPs handelt – ihr Kredo „Die Vulva ist keine Skulptur, die man herrichtet“. Sie kreieren keine „Brötchen- oder Designer Vulven“, wie sie häufig in Pornos zu finden sind.

Quelle: https://www.welt.de/icon/partnerschaft/article211603699/Intimchirurgie-Warum-leiden-viele-Frauen-unter-ihren-Schamlippen.html

Risiken und Gefahren

Natürlich bergen rekonstruktive Operationen Risiken und Gefahren, wie jede andere Operation auch. Jede Frau sollte sich also genau überlegen, aus welchen Gründen sie sich operieren lassen will. Nur einem Schönheitsideal nachzulaufen, das in den Medien propagiert wird, ist sicherlich der falsche Ansatz. Eine gute Beratung und Aufklärung über mögliche Konsequenzen, am besten von mehreren Ärzten, ist vernünftig und ratsam.

Wir haben noch weitere Links für Dich recherchiert und zusammengestellt:

Wikipedia Intimchirurgie

Genitalverstümmelungen „Es gibt kein Wort, das den Schmerz beschreiben kann“ vom 5.06.2020

Nala – Bildung statt Beschneidung

Deutsche Gesellschaft für Intimchirurgie und Genitalästhetik e. V. Was wird operiert?

Intimchirurgie Ein gefährlicher Trend (aus dem Ärzteblatt von 2009)

jetzt.de vom 29.03.2021 „Es entsteht der Eindruck als wäre der weibliche Körper per se ein Problem“

FAZ – INTIMCHIRURGIE: Das genormte Geschlecht

Inkontinenz trifft auch junge Sportlerinnen

Inkontinenz trifft auch junge Sportlerinnen

Wer sagt, dass Inkontinenz nur ein Problem des Alters ist, liegt völlig falsch. Sie kann Dich in jedem Alter treffen. Vor allem Leistungssportlerinnen sind betroffen. In manchen Sportarten liegt die Quote bei bis zu achtzig Prozent. Beim Training werden zwar viele Muskelgruppen gezielt trainiert, der Beckenboden wird dabei häufig vernachlässigt. Deutlich wird das in unserem neuen Video, mit dem wir das Tabuthema Inkontinenz wieder aufgreifen.

Gründe für Inkontinenz in jungen Jahren

Viele junge Frauen denken sich nichts dabei, wenn beim Training oder im Wettkampf immer wieder „ein paar Tropfen“ in der Unterhose landen – sie kennen es nicht anders. Andere schweigen aus Scham oder Unkenntnis.

Für diese frühe Inkontinenz gibt es verschiedene Gründe. Untergewicht und eine daraus resultierende Schwächung der Beckenbodenmuskulatur, eine nicht selten vorkommende Folge intensiven Trainings, ist einer davon. Die körperlichen Belastungen, vor allem in Sportarten mit vielen Sprungelementen (Leichtathletik, Volleyball, Handball oder Basketball) begünstigen die permanente Belastung und damit die Schwächung des Beckenbodens. Allerdings ist die Kombination aus dem täglichen Training bei gleichzeitiger Ignoranz der Beckenbodenmuskulatur eine der Hauptursachen.

Harte und weiche Untergründe

„Grundsätzlich ist nämlich der harte Boden bei diesen Sportarten nicht das Problem. Der Aufprall setzt wichtige Reize für die Ausbildung der Muskulatur. Deshalb sieht man heute auch das früher so verpönte Joggen in einem anderen, positiveren Licht“, sagt Frau Schulte-Frei, Dekanin des Fachbereichs Gesundheit & Soziales an der Hochschule Fresenius.

Besonders kritisch sind nach neuesten Erkenntnissen eher die weichen Böden oder Untergründe – wie sie etwa beim Trampolinspringen vorherrschen. Sie sind elastisch und für den Beckenboden weitaus schädlicher als die harten Böden, weil die Impulse zur Stärkung des Beckenbodenmuskels ausbleiben.

Beckenbodentraining hilft bei Inkontinenz

Die Problematiken von Scham oder Unkenntnis lassen sich nur durch Aufklärung lösen. Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, Tabuthemen anzugehen und so die Probleme für alle Altersgruppen aufzugreifen. Keine Frau muss sich schämen und ihre Inkontinenz selbst den Ärzten verschweigen. Heute gibt es viele Möglichkeiten, auch auf spielerische Weise den vernachlässigten Muskel „Beckenboden“ zu trainieren – übrigens nicht nur für junge Sportlerinnen. Gerade wenn sie Leistungssport betreiben, können sie den Beckenboden gezielt trainieren und die Trainer:innen darauf ansprechen. Aber auch für Zuhause gibt es einfache Übungen, die jeder Frau helfen können.

Individuell und zeitlich unabhängig lassen sich Trainingsgeräte einsetzen. Wer Spaß an der Hilfe eines Beckenbodentrainers hat, sollte den Elvie Trainer ausprobieren. Damit funktioniert ein Training jederzeit und an jedem Ort. Welche Erfahrung sie damit gemacht hat, erklärt die ehemalige Leistungssportlerin Stephanie Budde-Thoms in ihrem Beitrag.

Bis dahin hilft es vielleicht auch schon, ungesunden Stress und übertriebenen Leistungsdruck zu reduzieren, um die Inkontinenz nicht weiter zu verstärken.

Wir haben für Dich noch einige Links zusammengestellt, die Dir weitere Informationen zum Thema geben:

Quelle: Aponet.de

Gesundheitliche Lage der Frauen in Deutschland

Gesundheitliche Lage der Frauen in Deutschland

„Mehr als 35 Millionen erwachsene Frauen leben in Deutschland.“ So beginnt der Bericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) „Gesundheitliche Lage der Frauen in Deutschland“, der am 9. Dezember 2020 erschienen ist. Verschiedene Faktoren haben Einfluss auf die Gesundheit der Frauen – Alter, Bildung, Berufstätigkeit, Einkommen, Familienform, kultureller Hintergrund und viele weitere. Auch der soziale Hintergrund, die jeweilige Lebenslage und das Bildungsniveau wirken sich auf die gesundheitliche Situation der Frau aus.

Die Expert:innen des RKI haben auf fast 400 Seiten Informationen zu Frauen aller Altersklassen zusammengetragen. Einige dieser Ergebnisse stellen wir Dir in unserem Beitrag vor.

Subjektive Gesundheit

Etwa 75 % aller Frauen in Deutschland schätzen ihre Gesundheit als gut oder sehr gut ein. Der Anteil liegt bei den Männern etwas niedriger. Das „gesunde“ Gefühl lässt im Alter nach, denn nur die Hälfte aller Frauen über 65 Jahre bewertet die eigene Gesundheit noch mit gut oder sehr gut. Insgesamt gesehen hat sich die Selbsteinschätzung der Gesundheit in den letzten 20 Jahren deutlich verbessert, vor allem bei den älteren Frauen.

Gesundheit von Frauen zwischen Erwerbs- und Familienarbeit

Viele Frauen im erwerbsfähigen Alter stehen vor der großen Aufgabe, ihre Erwerbstätigkeit und die familiären Anforderungen miteinander zu vereinbaren. Dabei geht es teilweise um das Fußfassen im Beruf und die Gründung einer Familie, die zeitlich zusammentreffen. In den folgenden Lebensjahren kommen Kindererziehung und/oder die Pflege von Angehörigen als zusätzliche Aufgaben hinzu.

Erwerbstätige Frauen schätzen ihren Gesundheitszustand oft besser ein als nicht erwerbstätige und Mütter mit minderjährigen Kindern. Letztere haben auch größere Probleme Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen – einher gehend mit einer schlechteren Einschätzung. Besonderen Belastungen und psychischem Stress ausgesetzt sind junge und alleinerziehende Mütter, arbeitslose Frauen und solche, die Angehörige pflegen.

Nur mit einer ausgewogenen und nachhaltigen Familien-, Sozial- und Arbeitspolitik kann es gelingen, eine Balance zwischen Erwerbs- und Familienarbeit zu schaffen und die Gesundheit von Frauen im Erwachsenenalter zu fördern.

Copyright Pixabay – silvarita

Lebenserwartung und Todesursachen

Positiv stellt sich die Veränderung der Lebenserwartung von Frauen dar. Sie steigt seit vielen Jahrzehnten an und liegt heute bei etwas mehr als 83 Jahren. Damit werden Frauen im Durchschnitt fast 5 Jahre älter als Männer, jedoch lässt sich feststellen, dass sich die Lebenserwartungen von Frauen und Männern langsam angleichen. Nach der deutschen Wiedervereinigung ist sie in den neuen Bundesländern stärker gestiegen und liegt dort inzwischen etwas höher als in den alten Ländern.

Die häufigsten Todesursachen bei Frauen aller Altersklassen sind ischämische Herzkrankheiten (z. B. Herzinfarkt, Schlaganfall), Demenz sowie zerebrovaskuläre (Blutgefäße des Gehirns, d. h. die Hirnarterien oder Hirnvenen betreffende) Krankheiten.

Gesundheit älterer Frauen

Einsamkeit ist ein Problem des Alters. Deutlich mehr Frauen als Männer leben im Alter allein, was mit der höheren Lebenserwartung einher gehen kann. Trotzdem wird die gefühlte Einsamkeit bei Männern und Frauen gleich bewertet. Depression und Demenz sind die psychischen Erkrankungen, die häufig mit zunehmendem Alter in Verbindung gebracht werden. Meist sind Frauen im hohen Alter ab 85 Jahren davon betroffen. Die Angst vor Stürzen nimmt ab 75 Jahren zu. Interessant ist dabei, dass die Angst vor dem Fallen weiter verbreitet ist als tatsächliche Sturzerfahrungen.

Über eine Patientenverfügung bzw. Vorsorgevollmacht hat sich nur rund die Hälfte der Frauen ab 65 Jahren Gedanken gemacht. Nur ca. jede dritte Frau hat eine Betreuungsverfügung. Hier ist auf jeden Fall noch viel Luft nach oben und die Einsicht, mit diesen Dokumenten auch den Angehörigen das Leben zu vereinfachen, muss sich erst noch durchsetzen.

Gesundheit von Frauen mit Migrationshintergrund

Soziodemografische und migrationsspezifische Faktoren beeinflussen die Gesundheit und das Gesundheitsverhalten dieser Frauen. Im Vergleich zu anderen Frauen leiden sie weniger unter chronischen körperlichen Erkrankungen, aber häufiger an einer depressiven Symptomatik. Sie konsumieren seltener Alkohol in riskanten Mengen. Allerdings sind sie auch weniger sportlich aktiv. Die Leistungen des Gesundheitssystems werden von dieser Personengruppe weit seltener in Anspruch genommen, was sich u.a. auf sprachliche Barrieren zurückführen lässt.

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Sexuelle und reproduktive Gesundheit

Sexuell aktiv sind Frauen meistens in festen Beziehungen. In jungen und mittleren Jahren folgen häufig mehrere (monogame) Beziehungen aufeinander. Pille und Kondom sind nach wie vor die am häufigsten verwendeten Verhütungsmittel, wobei die Anwendung der Pille in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen ist.

Nach wie vor ist das Geburtenniveau in Deutschland niedrig. Frauen sind bei ihrer ersten Geburt immer älter, viele Frauen bleiben kinderlos. Durchschnittlich bekommt jede Frau 1,57 Kinder. 2018 haben 775.916 Frauen Kinder geboren. 30,5 % der Geburten waren Kaiserschnitte, rund 17.500 Geburten erfolgten nach künstlicher Befruchtung. Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche ist seit 2001 zurückgegangen – auf nur etwas mehr als 100.000 im Jahr 2019.

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Gesundheitliche Auswirkungen von Gewalt gegen Frauen

Jede 3. Frau wird ab ihrem 15. Lebensjahr Opfer körperlicher und/oder sexueller Gewalt, die meistens vom Partner oder Ex-Partner ausgeht! Im europäischen Durchschnitt ist diese Zahl in allen Ländern ähnlich hoch, leider scheint sich das in den letzten 10 Jahren kaum verändert zu haben. Die Gewalterfahrungen der Frauen sind völlig unabhängig von ihrem sozialen Status. Frauen mit früheren Gewalterfahrungen, in Trennungssituationen und Frauen, die gesellschaftliche Diskriminierungen erfahren, sind davon besonders betroffen. Dabei sind Frauen mit Behinderungen deutlich häufiger Opfer von Gewalt als Frauen ohne Behinderungen.

Die körperliche und psychische Gesundheit sowie psychosoziale Situation der Frauen leiden besonders unter diesen Erlebnissen. Viele der betroffenen Frauen werden vom bestehenden Hilfesystem nicht aufgefangen, weil die Scham zu groß ist und teilweise der Glaube, selbst schuld daran zu sein, vorhanden ist. Dem medizinischen Personal kommt eine wichtige Rolle bei der Aufdeckung der Gewaltbetroffenheit und bei der Vermittlung von Hilfsangeboten zu.

Gesundheit von Frauen mit Behinderungen

Eine anerkannte Behinderung haben 5 Mio. Frauen und Mädchen (etwa 12 % der weiblichen Bevölkerung), 3,8 Mio. Frauen sind schwerbehindert. Der Anteil steigt mit dem Alter – fast 60 % der schwerbehinderten Frauen sind 65 Jahre alt oder älter. Nur rund 19 % der Frauen mit Beeinträchtigungen nehmen ihre Gesundheit als gut oder sehr gut wahr, da sie häufiger ambulante und stationäre Versorgung in Anspruch nehmen.

Frauengesundheit im europäischen Vergleich

Gesundheit und Krankheit sind stark beeinflusst von Lebenswelten, kulturellen und sozialen Einflüssen, die sich zwischen den Geschlechtern, aber auch zwischen den Mitgliedstaaten der EU unterscheiden.

Groß sind die Unterschiede zwischen den europäischen Ländern nicht mehr. Die mittlere Lebenserwartung von Frauen liegt in Deutschland mit 83,3 Jahren nahe am Durchschnitt der 28 EU-Mitgliedstaaten (83,6 Jahre). Die Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Krankheiten ist in den letzten 15 Jahren EU-weit zurückgegangen, Deutschland liegt mit 323 Todesfällen pro 100.000 Einwohnerinnen leicht über dem Durchschnitt. Knapp 44 % der Frauen in den Mitgliedstaaten sind übergewichtig (inkl. Adipositas), in Deutschland liegt der Anteil bei rund 43 %. Beim monatlichen Rauschtrinken stehen Deutschlands Frauen mit 19 % an zweiter Stelle. Die Frauen, die gesundheitsförderlich körperlich aktiv sind, sind in Deutschland mit 22 % mehr als doppelt so viele wie im EU-Durchschnitt.

Alle Zahlen sind dem Bericht der RKI entnommen.

Fazit – Was wir bei den ganzen Zahlen nicht vergessen dürfen

Jede Frau in jedem Alter und jeder Nationalität ist einzigartig. Jede von uns lebt ihr Leben, das nur sie selbst positiv (oder negativ) beeinflussen kann. Alter ist nur eine Zahl – sie steigt bei uns allen kontinuierlich an – aber älter werden heißt schon lange nicht mehr, dass wir unser Leben aufgeben müssen.

Das wollen wir mit unseren Beiträgen vermitteln und auch unsere wundervollen Interview-Partnerinnen rufen dazu auf, das Leben in die eigene Hand zu nehmen.

Nimm Dir ein Beispiel an ihnen – sei ein Vorbild für Deine Kinder und jede andere Frau um Dich herum. So wird die Welt jeden Tag ein bisschen besser.

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Frauenpower – Powerfrauen

Vielen Dank für Deine Treue. Wir hatten in diesem so ungewöhnlichen Jahr die Möglichkeit, mit vielen Powerfrauen Interviews zu führen und von Ihnen Gastbeiträge zu veröffentlichen. Diese Arbeit hat uns sehr bereichert und viel Spaß gemacht.

Hier sind einige Bespiele, die wir Dir in Erinnerung rufen möchten.

Wir werden auch im nächsten Jahr wieder Beiträge für Dich schreiben, viele Interviews führen und sicher auch wieder wunderbare Gastbeiträge bekommen. Du darfst gespannt sein.

Jetzt verabschieden wir uns über Weihnachten und den Jahreswechsel in eine Pause bis Mitte Januar.

Wir wünschen Dir eine friedvolle Weihnachtszeit und einen schönen Start in das neue Jahr.

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