Es sieht von außen betrachtet ganz alltäglich aus: Die Organisation einer Familie als Alleinerziehende:r . Doch dieser Eindruck täuscht über die Realität hinweg. Anders als Eltern in einer Paarbeziehung tragen sie die alleinige Verantwortung für die (minderjährigen) Kinder. Teilweise ohne Unterstützung durch Großeltern oder Geschwister, wuppen sie das tägliche Leben zwischen Erziehung, Haushalt und Erwerbstätigkeit, die oft schlecht- oder unterbezahlt ist. Finanzielle Sorgen schweben wie dunkle Wolken über dem ständigen Funktionieren müssen. Es ist kaum Zeit für eigene Bedürfnisse. Das Wohl der Kinder steht immer an erster Stelle. 

  • „Ich schlafe im Wohnzimmer, damit meine drei Kinder ein eigenes Zimmer haben.“
  • „Wenn Du glaubst du kannst nicht mehr, dann darfst Du dich nicht hinsetzen und musst Dir eine neue Aufgabe suchen.“
  • „Man kann versuchen, die Rolle (der Mutter) mit zu übernehmen und ich habe auch gelernt aufzupassen, dass die Große (Tochter) nicht die Mutterrolle für die Kleine (Tochter) übernimmt.“

Drei Dokumentationen über den Alltag von Alleinerziehenden

Wir haben drei Dokumentationen aus vielen Sendungen herausgegriffen, die das Spannungsfeld von alleinerziehenden Elternteilen bodenständig, real und nachvollziehbar darlegen, ohne eine künstliche Dramatik.

Zu den Inhalten

Die zu Wort kommenden Alleinerziehenden stehen parat, müssen stets funktionieren und managen den Familienalltag. Zeit für sich können sich die wenigsten nehmen. Eher wird die Wochenarbeitszeit im Teilzeitjob aufgestockt oder ein Minijob noch dazu genommen, damit sich die finanzielle Lage verbessert.

Es tauchen Fragen auf, die sich Paare nicht stellen müssen. Was tun, wenn ein Kind mit dem Notarzt ins Krankenhaus muss und das zweite Kind nicht mitgenommen werden kann? Wie entscheidet sich (in diesem Fall) die Mutter? Warum werden die politischen Weichen nicht so gestellt, dass in solchen Fällen schnelle Unterstützung erfolgen kann? Was kann man ausrichten, wenn man als taubstummes Elternteil den Kindergarten erreichen muss, es aber nur eine Telefonnummer gibt?

In den Sendungen wird deutlich, dass fehlende Zugänge zu Hilfsangeboten, unüberwindbare Barrieren sind. Es geht um Menschen, die Unterstützung benötigen und die oft dafür kämpfen müssen, um zu bekommen, was ihnen zusteht. Zahlt ein Elternteil keinen Unterhalt, müssen für jedes Kind separate Formulare ausgefüllt und ein Rechtsbeistand beantragt werden, damit dieser das Geld einfordern kann. Die Bürokratie macht es nur noch schwerer.

Einige Fakten:

  • Im Jahr 2024 waren laut des Statistischen Bundesamtes rund 2,3 Millionen Mütter und etwa 496.000 Väter in Deutschland alleinerziehend (Quelle: Statista, abgerufen am 16.10.2025). Mehr als jeder dritte Haushalt von Alleinerziehenden mit minderjährigen Kindern ist auf staatliche Hilfe angewiesen.
  • Über 40% der Alleinerziehenden fühlen sich finanziell unter Druck.
  • Lt. Bertelsmann Stiftung sind 43% der Alleinerziehenden arm.
  • Rund 15% der alleinerziehenden Mütter haben Depressionen, bei Müttern in Partnerschaften sind es nur 6%. (RKI)
  • Alleinerziehende sind doppelt so oft unzufrieden mit ihrem Leben, wie Eltern in einer Partnerschaft.

Fazit

Was von außen betrachtet normal zu sein scheint, ist ein riesiger Kraftakt für die Elternteile, die sich ohne Partner:in um die Kinder kümmern. Die jederzeit mit dem Schlimmsten rechnen und hoffen, dass alles gut geht. Das ist eine starke mentale und körperliche Belastung, die große Achtung, viel Beachtung und schnellstmöglich andere Rahmenbedingungen braucht! 

Weitere interessante Links:

Die Entfremdung verfremden – Ein Artikel auf „nd Journalismus von links“ über die Retrospektive des Werks von Margaret Raspé, einer Pionierin der Videokunst, die bereits in den 70er-Jahren eine Alleinerziehende war.