Freundschaften halten dich gesund

Freundschaften halten dich gesund

Freunde – sie begleiten uns ein Leben lang oder manchmal auch „nur“ ein paar Jahre. Wir teilen bereitwillig Freude und Leid und vertrauen ihnen unsere intimsten Geheimnisse an. Sie sind da, wenn wir sie brauchen, und sie verraten uns nie.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man Freundschaften pflegen muss, sonst gehen sie ein wie eine Pflanze, die nicht gegossen wird. Andererseits habe ich aus Studienzeiten sieben sehr gute Freunde, die ich nur selten sehe. Kennengelernt haben wir uns am Anfang unseres Studiums in Dortmund und sind gemeinsam durch alle Semester gegangen. Sogar eine WG hat es gegeben. Mit dem Abschluss haben wir uns in ganz Deutschland zerstreut, wir haben Arbeit gefunden, Familien gegründet und unser Leben gelebt. Bis heute schreiben wir uns Nachrichten und telefonieren gelegentlich. Aber einmal im Jahr treffen wir uns und sofort ist die Vertrautheit wieder da. Wir quatschen über alles, was uns (heute) wichtig ist und nicht nur über „weißt du noch damals“. Unsere Freundschaft hat unser Erwachsenwerden, das Familie gründen und Trennungen überlebt. Wir teilen nicht mehr alle Geheimnisse – nur noch die wichtigsten und sind trotzdem immer noch eng verbunden.

Ich hatte auch das Glück, im Alter von 56 Jahren noch eine tolle Freundin zu finden, die sogar in meiner Nähe wohnt. Bettina und ich waren vor einigen Jahren nach einer Operation in derselben REHA-Klinik. Wir haben uns gesehen, ein bisschen unterhalten und uns sofort wie Schwestern gefühlt. Seitdem verbringen wir viel Zeit zusammen und genießen unsere „Schwestern-Auszeit“.  Mal im Wellnesshotel, mal in der Sauna oder wir quatschen einfach stundenlang am Telefon oder bei einem Glas Sekt – BFF halt – best friends forever. Es fühlt sich an, als ob wir uns schon seit unserer Kindheit kennen würden.

Warum tun uns Freundinnen so gut?

Gute Freunde, die uns ein Leben lang geleiten – das wünschen wir uns. Freundschaften vermitteln uns das Gefühl, sozial eingebunden zu sein. Sie geben uns Halt, Energie und Wärme. Sie sind wichtig für bzw. gegen unseren Stresslevel, denn je enger und intensiver wir Freundschaften empfinden, desto entspannter gehen wir mit Stress um. Studien zeigen, dass uns Freunde bzw. Freundschaften tatsächlich gesünder machen.

Soziale Beziehungen sind so wichtig für unsere Gesundheit, dass es sich negativ auswirkt, wenn wir keine Freunde haben. Das geht so weit, dass Forschende Einsamkeit für schädlicher halten als keinen Sport zu betreiben.

Freundschaften nehmen wir als positive Zuwendung oder soziale Unterstützung wahr.  Wenn wir Hilfe brauchen, bekommen wir sie selbstverständlich von unseren Freunden und das vermindert unseren Stress.  Unser Körper schüttet weniger Stresshormone aus, wir schlafen besser und unser Immunsystem ist stabiler.

Freundschaften geben uns ein Gefühl der Sicherheit und das sorgt für einen entspannten Gesamtzustand!

Wie halten Freundschaften über Jahre bzw. Jahrzehnte?

Schon im Kindesalter miteinander spielen, nah beieinander wohnen, viele gemeinsame Erlebnisse – positive wie negative, buchstäblich durch dick und dünn gehen und etwas haben, was uns verbindet. Das sind gute Voraussetzungen für eine lebenslange Freundschaft. Wir Menschen brauchen diese sozialen Beziehungen, denn verschiedene Studien beweisen, dass wir so länger leben. Je mehr wir unsere Freunde und Freundschaften wertschätzen, desto gesünder, physisch fit und mental stark, schätzen wir uns selbst ein.

Am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit forscht man seit vielen Jahren am Ursache-Wirkung-Zusammenhang für diese Erkenntnisse. Die Terra X Plore Redakteurin Jasmina Neudecker wagt mit ihrer besten Freundin Laura Spindler das Experiment, mit dem die Forschenden des Institutes in ihrer Studie arbeiten. Jasmina und Laura schreiben jede für sich 4 Komplimente auf, die sie der Freundin später geben. Danach legen sich beide Frauen in ein MRT. Dort sind sie per Video miteinander verbunden und können sich sehen. Die Wissenschaftler spielen jetzt nacheinander die Komplimente ein, die die Freundinnen vorher aufgeschrieben haben. Das MRT ermittelt währenddessen, was sich in den Gehirnen der beiden abspielt.

Das Ergebnis

Ganz besonders werden die Regionen im Gehirn aktiviert, die mit Emotionen zu tun haben. Sehr aktiv ist auch das Belohnungssystem der Gehirne – es schüttet fleißig das Glückshormon Dopamin aus. Die Forschenden haben bei anderen Probanden herausgefunden, dass die Ausschüttung des Hormons sogar schon einsetzt, während diese die Komplimente aufschreiben. Unser Gehirn freut sich also schon darüber, dass wir unserer Freundin etwas Schönes sagen oder geben wollen, bevor wir es getan haben.

Also: Über häufige Komplimente freuen sich Senderin und Empfängerin!

Ein wichtiger Faktor ist u. a. die Konstanz in den Lebensumständen, die zu langen Freundschaften beiträgt. Lebensumbrüche wie häufige Umzüge und Jobwechsel oder Trennungen in der Partnerschaft sorgen dafür, dass Freundschaften einschlafen oder auseinander gehen. Aus den Wechseln im Leben ergibt sich so etwas wie ein „Schichtkuchen“ – eine Schicht Jugendfreunde, je eine mit Studienfreunden, Partnerschaft, Ehe, Arbeit, Trennung und so weiter. Jede Änderung ist eine Schicht – am Ende ist unsere Biografie eine Ansammlung der verschiedenen Schichten. Besteht unser Leben aus wenigen Schichten, ist es wahrscheinlicher, dass wir auch lange Freundschaften pflegen können. Bei „vielschichtigen“ Leben werden es tendenziell eher wenige dauerhafte Freundschaften sein.

Was macht eine enge Freundschaft aus?

Die wechselseitig empfundene hohe Qualität einer Freundschaft ist uns wichtig. Die gemeinsam verbrachte Zeit, das gemeinsame Erleben, eine gemeinsame Vergangenheit sind wichtige Faktoren und Indizien für eine enge Freundschaft. Die Anzahl der Freunde ist unwichtig, es geht um die Intensität der Beziehung. Es gibt eben nichts, was Freunde nicht für den oder die andere tun würden.

Das Alter bringt häufig noch einmal eine Veränderung der Freundschaften. Ältere Menschen wünschen sich eher einen kleinen Freundeskreis. Jede Freundschaft ist dabei aber intensiver und bedeutsamer. Der Wunsch und die Möglichkeiten, neue Freunde zu finden, werden weniger. Wichtiger ist, sich auf die vorhandenen Freunde zu konzentrieren und positive Kontakte mit wenig Konfliktpotential zu pflegen. Mit zunehmendem Alter verlieren wir unsere Freunde auch auf „natürliche“ Weise, was sicherlich die schwierigste Art ist, den Freundeskreis zu verkleinern.

Fazit

Mich hat die Dokumentation des ZDF „Diese Freundschaften halten dich gesund“ aus der Reihe Terra Xplore inspiriert, über die Freunde und Freundschaften, die ich habe, nachzudenken. Daraus ist dieser Beitrag entstanden.

Mir ist bewusst geworden, dass ich nur wenige enge Freundinnen habe. Meinen besten Freund habe ich vor einigen Jahren verloren – er ist einfach eingeschlafen und nicht wieder aufgewacht. Noch heute fehlt er mir jeden Tag. In Zukunft werde ich mich noch mehr um die Freundinnen, die mir geblieben sind, kümmern.

Ich kann mir nur wünschen, dass Du so eine intensive Freundschaft, wie ich sie mit Bettina habe, erleben darfst.

Wenn Du magst, erzähle uns gerne von Deinen Freundinnen und Freundschaften. Hast Du eine enge Freundin, mit der Du das letzte Hemd teilen würdest?

Deine

Iris Hüttemann


Terra Xplore „Diese Freundschaften halten dich gesund“
Die Biologin Jasmina Neudecker will wissen, warum Freundschaften zu einem langen, glücklichen Leben beitragen
(Video verfügbar bis 18.03.2034)

Die Patientenverfügung, das verbindliche Recht auf Selbstbestimmung

Die Patientenverfügung, das verbindliche Recht auf Selbstbestimmung

Ein Beitrag aus unserer Reihe: Entscheidungen im Fokus

Ich möchte sehr gerne lange leben! In meiner Vorstellung bin ich dabei gesund und kann mich frei bewegen. Das Bild, ich alt, schwach und an ein Pflegebett gefesselt, taucht dabei nicht auf. Das Gute daran ist, in dieser gedanklichen Szene kann ich noch kommunizieren und meine Wünsche äußern.

Doch was wäre, wenn meine Zukunft etwas Schlimmeres für mich bereithält? Möchte ich, dass meine Wünsche hinsichtlich ärztlicher Behandlung und Pflege respektiert werden?
Das kann ich mit einem klaren „Ja“ beantworten und denke mir, dass meine Familie und mein Lebenspartner ja wissen, wie ich bestimmte Entscheidungen für mich treffen würde. Eine kurze Rückfrage bringt mir Klarheit: „Nein, wissen wir nicht!“ Sie müssten sich auf reine Vermutungen und auf Einstellungen beziehen, die ich vielleicht schon vor Jahren über Bord geworfen habe.

Diese Antwort bringt mich ins Grübeln. Was wäre, wenn ich für meinen Lebenspartner eine Entscheidung treffen sollte? Wenn ich gefragt werde, ob er künstlich beatmet werden soll oder nicht? Wie würde er wollen, dass ich für ihn entscheide? Und wenn ich zu einem „Nein, will er nicht!“ komme, könnte ich mit dieser Entscheidung weiterleben?

Mein Entschluss ist gefasst: Ich mache eine Patientenverfügung. Ich muss mich dafür zwar mit unliebsamen Zukunftsvorstellungen auseinandersetzen, aber ich möchte AUF GAR KEINEN FALL, dass mein Partner oder meine Angehörigen gezwungen werden, eine Entscheidung für mich zu treffen, die eine erhebliche Belastung für ihr eigenes Leben darstellt. Und das nur, weil ich mich nicht mit meiner eigenen Verletzlichkeit auseinandersetzen wollte …

Was ist eine Patientenverfügung?

Per Gesetz (§ 1827 Abs. 1 BGB – Bürgerliches Gesetzbuch) ist die Patientenverfügung eine schriftliche Festlegung einer volljährigen Person, ob sie in bestimmte, zum Zeitpunkt der Festlegung noch nicht unmittelbar bevorstehende Untersuchungen ihres Gesundheitszustands, Heilbehandlungen oder ärztliche Eingriffe einwilligt oder sie untersagt.

Das Schriftstück hätte ich bereits als junger Mensch verfassen können und freue mich, dass es bisher gut gegangen ist. Dabei denke ich an die Menschen, die unfallbedingt nicht mehr über ihr Leben, ihre Behandlung und Pflege bestimmen können.

In der Patientenverfügung wird mein Wunsch festgehalten, wie in bestimmten Situationen mit mir verfahren werden soll. Diese Wünsche sind verbindlich und müssen von Ärzten und vom Pflegepersonal eingehalten werden, selbst wenn es keine Angehörige oder bestellte Vertreter bzw. Betreuer gibt.

Lückenschluss in der Kommunikation zu Ärzten und Pflegepersonal

Zu Beginn sollte ich darüber nachdenken, was mir im Zusammenhang mit Krankheit, Leiden und Tod wichtig ist. Es ist ein angstbesetztes Thema, vermutlich mag sich keiner eine lange und schwere Krankheitsgeschichte ausmalen an deren Ende vielleicht das Sterben die Erlösung bringt.

Bisher habe ich für mich entschieden, dass ich nicht künstlich am Leben gehalten werden möchte. Aber wenn dieser Fall eintritt, werde ich nicht mehr für mich sprechen können und dann hört meine würdevolle Selbstbestimmung auf.

Mich beschleicht der Gedanke, dass eine Patientenverfügung dem Abschluss einer Versicherung gleicht. Ich habe verschiedene Versicherung abgeschlossen, wie Du vermutlich auch. Warum eigentlich? Was hat Dich diesen Schritt gehen lassen. Vielleicht für die Absicherung Deiner Kinder oder Deiner Lebensqualität. Vielleicht hast Du einen kurzen Blick in eine Zukunft geworfen und überlegt, dass Du durch einen Unfall keinen Verdienst mehr hast und diese Einkommenslücke schließen möchtest oder dass Deine Kinder abgesichert sind, wenn Dir etwas passieren sollte.

Eine Patientenverfügung ist nichts anders. Du schließt damit eine Lücke in der Kommunikation zu Ärzten, Pflegepersonal, Angehörigen oder einem Vertreter. Du legst klar und eindeutig fest, wie Du in einer Lebenssituation behandelt werden möchtest, in der Du Dich heute zwar nicht sehen magst, aber die kommen könnte. Wie bei einer Versicherung braucht man manche Verträge nie, aber es beruhigt ungemein, sich geschützt und behütet zu wissen, falls es anders kommt.

Wie erstelle ich eine Patientenverfügung?

Ich musste feststellen, dass eine allgemeine Formulierung, wie z. B. „Ich wünsche keine lebenserhaltenden Maßnahmen.“ nicht ausreichend ist. Es ist eine Konkretisierung durch die Benennung ärztlicher Maßnahmen, spezifizierte Krankheiten oder Behandlungssituationen erforderlich. Erst dann ist die Verfügung bindend und eine konkrete Behandlungsentscheidung kann auf dieser Grundlage getroffen werden.

Die Vorlagen auf den Internetseiten des Bundesministeriums der Justiz (BJM) oder die Hinweise auf den Seiten der Verbraucherzentrale sind eine gute Basis und machten mir schnell klar, dass die Formulierung sich auf konkrete Behandlungsmaßnahmen und gesundheitlichen Situationen beziehen muss.

Dazu gibt es eine sehr hilfreiche Broschüre (bestellbar oder als PDF-Download), die sowohl ausführliche Erklärungen und auch zwei Musterbeispiele fertiger Patientenverfügungen beinhaltet.

Die Inanspruchnahme einer ärztlichen und juristischen Beratung ist durchaus sinnvoll, um die Behandlungsbeschreibungen besser voneinander abgrenzen zu können und um möglichst wenig Interpretationsspielraum zu lassen. Du kannst mit Deinem Hausarzt oder Hausärztin sprechen. Für die juristische Beratung übernehmen einige Versicherungen die Kosten. Kläre das am besten mit Deiner Rechtschutzversicherung ab.

Genaue Formulierungen sind wichtig

Um die notwendige Qualität der Formulierung zu verdeutlichen, ist hier ein Auszug aus der Broschüre „Patientenverfügung – „Wie sichere ich meine Selbstbestimmung in gesundheitlichen Angelegenheiten?“ des BJM:
Möglichst vermeiden sollte man allgemeine Formulierungen wie z.B.: „Solange eine realistische Aussicht auf Erhaltung eines erträglichen Lebens besteht, erwarte ich ärztlichen und pflegerischen Beistand unter Ausschöpfung der angemessenen Möglichkeiten“ oder Begriffe wie „unwürdiges Dahinvegetieren“, „qualvolles Leiden“, „Apparatemedizin“. Solche Aussagen sind wenig hilfreich, denn sie sagen nichts darüber aus, was für den Betroffenen beispielsweise ein „erträgliches“ Leben ist. Beschreiben Sie deshalb möglichst konkret, in welchen Situationen die Patientenverfügung gelten soll und welche Behandlungswünsche Sie in diesen Situationen haben.

Wenn die Patientenverfügung in verschiedenen Situationen gelten soll (z.B. für die Sterbephase, bei einem dauernden Verlust der Einsichts- und Kommunikationsfähigkeit, im Endstadium einer unheilbaren Erkrankung), sollten Sie überlegen, ob die festgelegten Behandlungswünsche (z. B. die Durchführung oder die Ablehnung bestimmter Maßnahmen wie die künstliche Ernährung, die künstliche Beatmung und anderes) in allen beschriebenen Situationen gelten sollen oder ob Sie für verschiedene Situationen auch verschiedene Behandlungswünsche festlegen möchten (Lehnen Sie beispielsweise eine künstliche Ernährung und Flüssigkeitszufuhr nur in der Sterbephase oder auch bei einer weit fortgeschrittenen Demenzerkrankung ab?).

Eigene Wertvorstellungen einbringen

Es ist hilfreich, die eigenen Wert- und Moralvorstellungen im Dokument aufzuführen. Mit wenigen Sätzen lässt sich beschreiben, was einem in welchem Fall wichtig ist oder welchen Ängsten mich in bestimmten Situationen begleiten. Diese Beschreibung ermöglicht den Angehörigen im Falle einer unklaren Formulierung, meine Wünsche besser zu verstehen. Sie können dann eine Entscheidung treffen, die meiner Meinung sehr nahekommt.

Registrierung der fertigen Patientenverfügung

Die fertige Patientenverfügung kann im Zentralen Vorsorgeregister der Bundesnotarkammer registriert werden. Die einmalige Registrierung ist kostenpflichtig und die Gebühren liegen zwischen € 20,00 und € 26,00 – zuzüglich einer Gebühr für jede genannte Vertrauensperson.

Auf das Vorsorgeregister haben medizinisches und pflegerisches Personal Zugriff, so dass nur noch ein Hinweis im Portemonnaie erforderlich ist, damit bei einem Unfall die Information zu den behandelnden Personen gelangen kann. Ein kleines Kärtchen dazu reicht schon aus. Die Verbraucherzentrale hat dazu eine Vorlage zum selbst ausdrucken erstellt.

Wissenswertes kurz & knapp:

  • Eine Patientenverfügung muss schriftlich erstellt werden und mit Unterschrift und Datum versehen sein.
  • Eine bestehende Patientenverfügung kann jederzeit abgeändert werden.
  • Gesetzlich dürfen Dich Deine Kinder nicht vertreten, sondern nur Dein Ehepartner.
  • Ärzte und Ärztinnen können Einsicht ins Vorsorgeregister nehmen und so die Informationen erhalten.
  • Trage den Hinweis zur hinterlegten Patientenverfügung im Portemonnaie bei Dir, damit schnell reagiert werden kann.
  • Sind Vertreter:innen benannt oder rechtliche Betreuer bevollmächtigt, müssen diese meine Patientenverfügung prüfen und meinen definierten Behandlungswillen an Ärzte und Pflegepersonal weitergeben und dafür Sorge tragen, dass dieser Verfügung nachgekommen wird.
  • Grundsätzlich gilt eine Patientenverfügung nicht nur für dauernde Erkrankungen. Sie sind ebenfalls für vorübergehende Erkrankungen bindend.
Hier haben wir weitere interessante Links für Dich zusammengestellt:

Bundesministerium der Justiz: Alle Informationen zur Patientenverfügung

Bundesministerium der Justiz: Patientenverfügung: Informationen, Broschüre, PDF-Formular und Textbausteine, aktuelle Rechtsprechung 

Verbraucherzentrale: Patientenverfügung online erstellen: Selbstbestimmt – Patientenverfügung online erstellen und vorsorgen

Verbraucherzentrale: Patientenverfügung: So äußern Sie eindeutige und wirksame Wünsche

Ratgeber der Verbraucherzentralen: Patientenverfügung – Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung

Vorsorgeregister der Bundesnotarkammer: Eine Patientenverfügung kann im Zentralen Vorsorgeregister der Bundesnotarkammer registriert werden.

Verbraucherschutzzentrale: Notfallkärtchen für das Portemonnaie

Staatsministerium der Justiz Bayern – Download der Broschüre: „Vorsorge für Unfall, Krankheit und Alter“, Art.-Nr. 04004713 (dazu bitte den Shop aufrufen)

Zentrum für angewandte Ethik: Ethikzentrum – Patientenverfügung

Kannst Du das Altern aufhalten?

Kannst Du das Altern aufhalten?

Biohacker wollen ihre biologische Uhr zurückdrehen. Aber wie soll das gehen? Wir haben für Dich schon mal „vorgeschaut“, welche Informationen das ZDF in seiner Doku terra Xplore am 26.11.2023 dazu sendet.

Das Altern zu stoppen und die biologische Uhr zu verlangsamen sind Menschheitsträume – aber können wir es irgendwann auch schaffen, unsere biologische Uhr zurückzudrehen? Wissenschaftler haben ein Enzym gefunden, das der Schlüssel zur Langlebigkeit sein könnte.

Wo steht die Forschung heute? Was können wir aktiv und mit unserem eigenen Verhalten bewirken, um langsamer zu altern?

Im Garten der Biohackerin Beate Proske steht ein großes Fass voll mit Wasser und Eiswürfeln, in das sie mindestens dreimal pro Woche für jeweils zwei Minuten steigt. Sie will damit ihre Gesundheit optimieren und ihr Verhalten entsprechend anpassen, auch und besonders durch solch extreme Reize von außen. Ihr Ziel ist, die Verantwortung für die eigene Gesundheit und den individuellen Körper wieder selbst in die Hände zu nehmen und nicht an Ärzte abzugeben.

Nun ist Eisbaden nicht für jeden Menschen geeignet. Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann es dadurch zu Herz-Rhythmus-Beschwerden kommen. Es ist sinnvoll, das auf jeden Fall abklären zu lassen, bevor man Beates Beispiel folgt.

Was ist denn eigentlich Altern und wie verläuft der Alterungsprozess?

Alle menschlichen Zellen enthalten die gleichen Gene auf ihrem DNA-Strang, nutzen aber unterschiedliche Enzyme, die dieser Strang zur Verfügung stellt. Jede Zelle, also Herzzellen, Leberzellen, Muskelzellen und all die anderen Zellen in unserem Körper, lesen den für sie wichtigen Teil aus der langen Liste der Enzyme aus und nutzen sie. Wie das genau funktioniert, erklärt die Biologin Jasmina Neudecker in der Doku.

Mit fortschreitendem Alter verändern sich die Enzyme oder können nicht mehr richtig ausgelesen werden. Das führt zu einem Zerfall der Zellen. Doch ist das nur eine mögliche Theorie, warum wir dem Alterungsprozess unterliegen.

Übrigens: es gibt eine wissenschaftliche Methode, Dein biologisches Alter bestimmen zu lassen. Am besten suchst Du das mal unter dem Begriff „epiAge“.

Biohacking – ein Impuls von außen

Können äußere Impulse, wie zum Beispiel das Eisbaden, den Prozess des Verfalls verlangsamen oder aufhalten? Laut der Theorie schaltet unser Körper bei kurzzeitigem Stress in einen Überlebensmodus. Untersuchungen an Fadenwürmern und Mäusen haben gezeigt, dass Tiere, die beispielsweise dauerhaft einem Kältestress ausgesetzt sind, länger leben. Fadenwürmer werden in der Regel nicht älter als 18 Tage, jedoch überleben sie in kälterem Wasser bis zu einem Monat – und sind dabei sogar noch beweglicher als ihre Kollegen, die sich im warmen Wasser aufhalten.

Kann Kälte also menschliche Alterserscheinungen und Krankheiten reduzieren oder verhindern? Klar ist nur, dass ein biologisches Stressmoment wie ein Kälteschock in unseren Zellen eine Art Überlebensprogramm oder Verteidigungsmechanismus aktiviert. Weiter ist die Forschung bisher nicht.

Neben Eisbaden kann auch Intervallfasten kurzzeitigen Stress in unserem Körper auslösen. Dabei muss das Fasten nicht extrem sein und über mehrere Tage andauern, sondern bereits stundenweises Hungern kann eine ähnliche Wirkung erzeugen. Ein positiver Effekt des gelegentlichen Fastens konnte schon nachgewiesen werden.

Fazit

Jeder Mensch muss seinen individuellen Weg finden und ausprobieren, welcher positive Stress in sein Leben passt und welcher nicht. Wichtig ist bei allen Biohackern: Neben Impulsen von außen helfen auch Spaß und Lebensfreude dabei, gesund zu altern – ganz ohne Stress für den Körper.

Wenn Dich dieses Thema und weitere Details dazu interessieren, schau einfach am 26.11.2023 die Dokumentation im ZDF. Oder danach in der Mediathek – das Video ist bis zum 6.11.2033 verfügbar.

——————————————————————————————————————–

Wir haben bereits über das Thema Selbstoptimierung geschrieben.

Die Ich-Vermesser – Selbstoptimierung um jeden Preis (Video verfügbar bis 19.04.2027)

Embrace – Du bist schön (Video kann auf YouTube gekauft oder ausgeliehen werden)

Weitere Links zum Thema Biohacking

MDR – Selbstoptimierung durch Biohacking (Verfügbar bis 26.01.2024)

GEO – Biohacking: Was hinter dem System der Selbstoptimierung steckt

RND – Biohacking: Im Bann der eigenen Wertermittlung

Wechseljahre – Frau on Fire

Wechseljahre – Frau on Fire

Schon vor einigen Jahren hat es mich erwischt. Meine Periode kam unregelmäßig und irgendwann blieb sie aus. Wann genau die Hitzewellen anfingen weiß ich nicht mehr, aber mein Kleiderschrank hat sich seitdem verändert. Herbst- und Winteroberteile werden nur noch mit Reißverschluss oder Knopfleiste in den Einkaufskorb gepackt; das verkürzt die Reaktionszeit und den Umgang mit der nächsten Hitzewelle ungemein. Zudem sehe ich nicht mehr permanent aus wie ein gerupftes Huhn, und meine Frisur sitzt wieder Drei-Wetter-Taft-Like.

Natürlich habe ich mit meiner Gynäkologin die für mich erkennbaren Themen besprochen, die mit den Veränderungen in meinem Hormonhaushalt einhergingen. Sie bot mir Hilfe über eine Hormongabe an. Ich dachte zurück an den – weit über einem Jahrzehnt zurückliegenden Versuch des erneuten Pilleneinstiegs – und lehnte dankend ab. Zu unangenehm war mir diese Erinnerung und ich verließ die Praxis mit dem Gedanken: „Das bekomme ich schon in den Griff, irgendwann bin ich damit durch. Passt schon!“

6 Jahre später, heute. Die Hitzewellen sind immer noch präsent, ich hatte es mir irgendwie „kürzer“ vorgestellt. Andere körperliche Veränderungen traten eher schleichend in mein Leben und waren nicht so prägnant, wie das knallrote, verschwitzte Gesicht, während ich in Nürnberg im T-Shirt über den frostigen Christkindlesmarkt schlenderte, die dicke Skijacke, den Pullover und den Schal äußerst lässig über den Arm gehängt.

Meine Gedanken zu den Befindlichkeiten: Kleine Zipperlein gehören zum älter werden dazu, wie weniger gut ein- oder durchschlafen können (ich sollte mehr über den Tag verteilt trinken!!), das Abnehmen wird schwieriger (ja, der Stoffwechsel halt!!), vereinzelt Gelenkschmerzen und Wassereinlagerungen in Händen (das Alter?!), jedoch nicht in den Beinen, Depri-Phasen zwischendurch (gab es das früher auch??), verstärkter Haarausfall usw. Du weißt, worauf ich hinauswill …

Eine Begegnung der besonderen Art

Ein lauer, angenehm temperierter Sommerabend und ich saß mit einer Freundin im Garten, als mich wieder eine Hitzewelle ereilte. Wir sprachen über Hormone und meine Abneigung dagegen. Sie meinte: „Lies am besten mal das Buch „Women on Fire“ von Dr. med. Sheila de Liz. Sie erklärt leicht und verständlich, was während der Wechseljahre im Körper so abgeht. Hormone haben heute zu Unrecht ein schlechtes Image. Das hält sich noch aus den 80er und 90er Jahren. Damals wurden Studien durchgeführt, in denen Frauen mit Pferde-Östrogenen behandelt wurden. Heute ist das überholt und es gibt wesentlich bessere Präparate, die Deine Beschwerden auf jeden Fall reduzieren.“

Wochenende! Also ran an das Buch. Ich hatte es zur Hälfte durch – und war mir sicher: Hormone sind eine durchaus interessante Option! Ich wartete ungeduldig auf Montag. Mit Spickzettel, genauer Beschreibung und entsprechenden Infos bewaffnet, rief ich in der Praxis an. Ich erklärte, dass ich mich eingelesen habe und ich meine Meinung bezüglich der Hormonbehandlung geändert hätte. Mehr musste ich nicht sagen. Die Arzthelferin war sofort im Bilde und wusste, über welches Buch ich sprach, solche Anrufe waren wohl keine Seltenheit. Meine Gynäkologin rief mich in der Mittagspause zurück – und ich fand mich auf den Boden der Tatsachen wieder.

Sie kenne das Buch, aber ganz so einfach, wie es dort beschrieben ist, wäre es dann doch nicht. Zum einen müsste eine entsprechende Indikation vorliegen (die sich nur auf einen Mini-Teil meiner Gesamtbefindlichkeiten bezog), aber das Angebot hätte ich ja bisher ausgeschlagen. Dazu muss ich kurz ergänzen, dass ich bis zum Lesen des halben Buches gar keine Ahnung hatte, was alles zu den Wechseljahres-Beschwerden gehören könnte. Wie gesagt, ich habe es auf den Alterungsprozess geschoben.

Menopausal Mature Woman Having Hot Flush At Home Cooling Herself With Fan Connected To Laptop

Sie erklärte, dass sie mir eine erweiterte Hormonbehandlung, die mir vermutlich vorschweben würde, nicht empfehlen könne. Ihr sei bekannt, dass es im Buch viele Hinweise auf mögliche negative Auswirkungen eines Östrogenmangels gäbe, wie z. B. Gewichtszunahme, Demenzerkrankungen usw. Was ihrer Meinung nicht umfassend dargestellt würde, sei das erhöhte Risiko einer Krebserkrankung. Es sei immer eine Gratwanderung und sie erlebe die Frauen, die sie mit einer solchen Diagnose konfrontieren müsse. Daher könne sie mir nur die bisher besprochenen Medikamente empfehlen.

Der Aufschlag nach meinem Höhenflug war schon hart, das hatte ich wohl verdient. Es wäre hilfreich gewesen, dass Buch bis zum Ende zu lesen, bevor ich anrufe oder ich hätte ja auch mal anderweitig recherchieren können, schimpfte ich mich innerlich. Ich war unzufrieden und habe einige Tage gebraucht, um diese beiden – so unterschiedlichen – Darstellungen meines Wechseljahreslebens übereinander zu bekommen. Letztendlich vertraue ich meiner Ärztin, die mich seit Jahren kennt und habe mir das Rezept abgeholt. Ich habe einen Hormonspiegel machen lassen und werde ihr berichten, wie ich mit den Medikamenten klargekommen bin. Alles weitere wird sich zeigen.

Eine Erkenntnis

Ein paar Tage nach dem Telefonat wurde ich durch ein anderes Gespräch in meiner Entscheidung bestärkt. Bei einer Freundin war vor einiger Zeit plötzlich ein Tumor entdeckt worden. Er konnte operiert werden und ihr geht es wieder gut. Woher die Veränderung gekommen ist, konnten die Ärzte nur vermuten. Ein möglicher Aspekt war ihre Hormonbehandlung – zur Verringerung der Wechseljahresbeschwerden …

Fazit

Das Buch möchte ich Dir trotzdem ans Herz legen. Es hat mir deutlich gemacht, was in meinem Körper vorgeht und welche Zusammenhänge vielleicht (!) beachtenswert sind, um darüber mit meiner Ärztin zu sprechen.

Gut recherchiertes Wissen ermöglicht eine bessere Kommunikation mit den „Mediziner:innen dieser Welt“, um auch „Befindlichkeiten“ zur Sprache zu bringen, die vielleicht nicht abfragt werden und die frau nur selbst wissen und zuordnen kann. Ärzten sollte daran gelegen sein, auf gut vorbereitete Patienten zu treffen. Es sollte nur nicht – wie in meinem Fall – auf eine konkrete Forderung auf Basis von „gefährlichem“ Halbwissen hinauslaufen. Die Frage: „Was halten Sie von XY, weil ich bemerkt habe, dass XY sich verändert hat“ hätte es ja schließlich auch getan. Hinterher ist frau schlauer …

Wie läuft es so in Deinem Leben, hast Du ähnliche Erfahrungen gemacht? Ich freue mich auf Deinen Kommentar.

Herzlichst

Deine Helga

Hinweis: Dieser subjektiv verfasste persönliche Artikel, erhebt keinen Anspruch auf vollständiges Wissen und ersetzt kein Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin.

Angst im Beruf

Angst im Beruf

Wie und warum sie entsteht und sich auf unsere Arbeit auswirkt.

Jeder Mensch hat irgendwann einmal Angst. Häufig, wenn Mensch sich in einer   unbekannten, ungewohnten, heilen Situation befindet, in der Dunkelheit oder Enge. Angst zu haben, liegt in unseren Genen und ist an sich eine gute Sache. Unseren Vorfahren hat der Reflex, bei Unbekanntem erst einmal vorsichtig zu sein bzw. davonzulaufen, das Überleben gesichert. Heute erleben wir Angst als eine emotionale Reaktion, die oft von körperlichen Empfindungen wie Herzklopfen, Schweißausbrüchen, Zittern und erhöhtem Stress begleitet wird.

Angst ist ein Gefühl, das sich in bedrohlich empfundenen Situationen als besorgniserregend äußert. Auslöser können dabei erwartete Bedrohungen, etwa der körperlichen Unversehrtheit, der Selbstachtung oder des Selbstbildes sein.

Die Angst als emotionale Reaktion

Angst ist zuallererst eine emotionale Reaktion. Eine Reaktion auf eine reale, eingebildete oder wahrgenommene Bedrohung bzw. Gefahr für die physische, emotionale oder psychische Integrität. Sie kann in verschiedenen Formen auftreten, von leichter Besorgnis bis zu intensiver Furcht.

Ursachen können die äußeren Umstände, aber auch innere Konflikte oder eben unbekannte Situationen sein.

Angst im Beruf

Im Beruf ist die Angst meist zukunftsorientiert. Das bedeutet, dass Menschen sich Sorgen über zukünftige Ereignisse oder Konsequenzen machen, die als bedrohlich oder gefährlich angesehen werden. Zum Beispiel eine Umstrukturierung im Unternehmen, ein erforderlicher Jobwechsel oder der Aufstieg in eine neue (Führungs-)Position.

Angst ist subjektiv und variiert von Person zu Person. Was eine Person ängstlich macht, kann spurlos an einer anderen Person vorübergehen.

Sie erfüllt eine wichtige Funktion, indem sie Menschen auf potenzielle Gefahren aufmerksam macht und möchte dazu motivieren, darauf angemessen zu reagieren. Hier ist Angst wieder ein Teil des evolutionären Überlebensmechanismus‘.

Ganz wichtig ist, im Hinterkopf zu behalten, dass Angst eine normale und gesunde Emotion ist, die in vielen Lebenssituationen auftreten kann. Wenn Ängste aber übermäßig werden, dauerhaft auftreten und das tägliche Leben beeinträchtigen, kann dies auf eine Angststörung hinweisen, die professionelle Hilfe erfordert.

Wie entsteht die Angst?

Angst entsteht in unserem Gehirn und ist das Ergebnis komplexer neurologischer Prozesse. Sie wird hauptsächlich im sogenannten limbischen System, insbesondere im Mandelkern (Amygdala), erzeugt und verarbeitet. Die Amygdala spielt eine zentrale Rolle bei der Verarbeitung von Emotionen, insbesondere von bedrohlichen oder angstauslösenden Reizen.

Hier ist eine vereinfachte Erklärung, wie die Angstentstehung im Gehirn abläuft:

Wenn das Gehirn einen potenziell bedrohlichen Reiz erkennt, sei es visuell, auditiv, haptisch, olfaktorisch oder auf andere Weise, wird diese Information an die Amygdala weitergeleitet. Dieser „Mandelkern“ bewertet den Reiz auf die zu erwartende Bedrohlichkeit und aktiviert die entsprechenden körperlichen Reaktionen.

Das sympathische Nervensystem wird aktiv, was zu körperlichen Reaktionen führt. Dazu gehören erhöhter Herzschlag, verstärkte Atmung, erhöhte Schweißproduktion und Muskelspannung. Gleichzeitig werden Bereiche des Gehirns, die für die Verarbeitung von Informationen und Entscheidungsfindung verantwortlich sind, beeinflusst. Das sind alles Vorbereitungen für den Impuls „Flucht“ – ein Überbleibsel aus grauer Vorzeit, um erfolgreich zu überleben.

Die Entstehung der Angst ist ein vielschichtiger Prozess und nicht ausschließlich auf die Amygdala beschränkt ist. Auch andere Teile des Gehirns, wie der präfrontale Cortex, sind ebenfalls an der Regulation der Angst beteiligt und spielen eine wichtige Rolle bei der Bewertung und Kontrolle von Angstreaktionen.

Wie reagieren wir auf Angst?

So unterschiedlich wie wir Menschen sind, so unterschiedlich reagieren wir auch, wenn wir Angst haben. Eine Minderheit zeigt ihre Angst offen, die Mehrheit wird versuchen, sie zu unterdrücken. Menschen, die aufgrund ihres Berufes, der Lebensumstände oder wegen eines „Adrenalin-Kicks“, gelernt haben, ihre Angst in den Griff zu bekommen, haben sie ganz bewusst kognitiv verarbeitet und so langfristig ihr limbisches System entsprechend konditioniert.

Klar ist: jeder Mensch geht auf seine eigene Weise mit seiner Angst um. Dieser Umgang hängt von der individuellen Persönlichkeit und den bereits bekannten oder verfügbaren Bewältigungsstrategien ab.

Welche Ängste haben Menschen im beruflichen Umfeld?

Unsere Berufswelt hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Die Komplexität von u. a. neuen Aufgaben hat das Potential, viele Arbeitende zu überfordern. Durch Corona wurde diese Veränderung noch verstärkt und eine der Folgen: Home Office. Eine Entwicklung, die auch Menschen überfordern kann, die es Jahrzehntelang gewohnt waren, morgens ins Büro zu gehen/fahren, dort vom Chef angewiesen wurden ihre Arbeiten zu erledigen und erst abends wieder nach Hause kamen.

Plötzlich sitzen sie allein vor ihrem Computer, müssen sich ihre Aufgabe selbständig strukturieren und sich mit neuen Tools der digitalen Kommunikation auseinandersetzen. Die sozialen Kontakte, das „Kollegenhelfen“ und die kurze Unterhaltung in der Kaffeeküche sind nicht mehr vorhanden.

Die Welt ist viel komplexer geworden – und sie wird sich weiter verändern. Doch jede Veränderung findet in Phasen statt. Die erste Phase, die ein berufstätiger Mensch erlebt, ist der „Schock“ und geht mit einem Angstzustand einher.

Das kann die Angst vor dem Versagen sein, die Angst vor der Ablehnung durch einen Vorgesetzten oder dem Verlust des Arbeitsplatzes. Es kommen soziale Ängste hinzu, wie zum Beispiel vor einer negativen Meinung der Kollegen oder Vorgesetzten. Plötzlich müssen vielleicht Präsentationen, Meetings oder Netzwerkevents digital abgewickelt werden – was, wenn die Technik versagt?

Es tauchen mehr und mehr Fragen auf. Wie sieht die eigene berufliche Zukunft in der sich ständig verändernden Arbeitswelt aus? Bin ich der Automatisierung, den Umstrukturierungen und Weiterbildungen gewachsen? Habe ich noch eine Chance, den Job zu wechseln und eine gute neue Stelle zu bekommen? Hilfe, ich werde befördert und habe jetzt Führungsverantwortung – wie soll ich damit umgehen? Was ist, wenn ich in meinem Beruf Fehler mache?

Am Ende ist es auch die Angst vor übermäßigem Stress, Erschöpfung und einem Burnout, die einen Arbeitenden belasten können. Hinzu kommen Ängste vor Mobbing, Diskriminierung oder Belästigung am Arbeitsplatz. Auch sie sind für viele Menschen eine reale Sorge und verursachen erhebliche emotionale Belastungen.

Die Phasen der Veränderung

„Was ich habe, weiß ich, was kommen wird, weiß ich nicht“. Dieser Spruch lässt uns an der bekannten, momentanen Situation festhalten. Wenn wir so reagieren, tun wir uns mit Veränderungen schwer.

Nach der ersten Phase – dem Schock, – folgt die Phase der Ablehnung, in der wir hoffen, der Veränderung entgehen zu können (Phase 2). Erst danach setzt sich langsam die Erkenntnis und damit die rationale Einsicht durch, dass die Veränderung stattfinden wird (Phase 3). Es folgt die emotionale Einsicht bzw. die Akzeptanz des neuen Zustandes (Phase 4). In Phase 5 fangen wir an, neues auszuprobieren und zu lernen. Darauf folgt die Erkenntnis, dass das Neue gar nicht so schlimm ist, und am Ende arrangieren wir uns mit der geänderten Situation (Phasen 6 + 7).

Dieser Prozess läuft am besten in einem Arbeitsklima der psychologischen Sicherheit ab, in dem es erlaubt ist, persönliche und zwischenmenschliche Fehler in der betrieblichen Kommunikation machen zu dürfen. Damit Lernen und Erkenntnisgewinne möglich sind, dürfen Mitarbeitende keine Angst davor haben, für das Melden von Fehlern oder Problemen persönlich herabgesetzt oder bestraft zu werden.

Mögliche Bewältigungsstrategien

Ein erster Schritt, die eigene Angst zu bewältigen kann sein, sich mit ihr auseinanderzusetzen. Das bedeutet auch, seine Gefühle zu erkennen, zu verstehen, woher sie kommen und zu versuchen, die Gründe der Angst zu identifizieren.

Erlernte Techniken wie tiefe Atmung, Meditation, Yoga oder progressive Muskelentspannung können helfen die Angst zu reduzieren und den Stresspegel zu senken. Auch regelmäßige körperliche Aktivität kann den Abbau dieser Emotionen unterstützen und so die Stimmung verbessern. Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und die Begrenzung von Koffein und Alkohol können ebenfalls zur Verringerung von Angstsymptomen beitragen.

Manchmal hilft auch ein Gespräch mit der Familie und Freunden. Die Ängste und Sorgen zu teilen kann entlasten und dazu beitragen, sich verstanden und unterstützt zu fühlen.

Wenn ein Mensch erkennt, dass er seine Angst allein nicht bewältigen kann, sollte er sich professionelle Hilfe suchen. Gesprächstherapien und kognitive Verhaltenstherapien können helfen, die eigenen Gedanken und Verhaltensweisen zu erkennen und zu ändern.

Die Einnahme von Medikamenten, wie Antidepressiva oder Angstlösern, werden erst von Fachärzten verschrieben, wenn diese Arten der Therapie nicht ausreichen.

Die Angst verliert ihren Schrecken

Blicken wir jetzt noch einmal zurück auf die Veränderung unserer Arbeitssituation und dem Beispiel des Wechsels ins Home Office.

Das ist jetzt schon 3 Jahre her. Wir haben gelernt, uns und unsere Arbeit selbst zu organisieren. Wir haben inzwischen (in den meisten Fällen) auch die Technik und die neuen Tools im Griff und können nahezu problemlos an Video-Calls mit den Kollegen teilnehmen. Sogar bei Teams und Zoom unseren Bildschirminhalt zu teilen, bereitet uns heute keine schlaflose Nacht mehr.

Wir sind durch die sieben Phasen der Veränderung gegangen, haben gelernt, dass wir viel mehr schaffen können, als wir uns vor drei Jahren zugetraut haben. Inzwischen haben wir erkannt, dass die Selbstorganisation im Home Office auch Vorteile hat. Keine ewig langen Dienstreisen, die uns von der Familie fernhalten, vor der Arbeit eine Runde Joggen ist kein Problem und auch Röcke oder Anzughosen haben ausgedient – Jogpants sind doch viel bequemer.

Unsere Ängste, die unser Arbeitsleben bestimmt haben, haben wir im Griff. Dass das nicht für alle Ängste gelten kann, versteht sich von selbst. Aber jetzt weißt Du, wie sie entstehen und was Du tun kannst, um sie zu besiegen.


Wir haben weitere Beiträge zum Themenbereich „Angst“ geschrieben. Schau gerne rein, wenn sie Dich interessieren:

Ängste: Impulse für ein angstfreies Leben

Spinnenphobie: Der Angst ins Netz gegangen

TVT-Operation bei Harninkontinenz

TVT-Operation bei Harninkontinenz

Die Sendung „Doc Fischer“ vom 09.01.2023 hat das Thema Inkontinenz im Fokus (ab Minute 24:20). Im Beitrag wird Christel Trautwein-Bosch, Sportpädagogin und aktive Sportlerin, auf ihrem Weg zur Verbesserung der Inkontinenz begleitet und sie erfährt dabei, dass über 30% der Frauen ihren Beckenboden nicht steuern können. Obwohl sie durch ihr Training gewohnt ist, ihre Muskeln gezielt anzuspannen, hat ihr das Beckenbodentraining verdeutlicht, dass es noch einiges zu lernen gibt 😊.

Zu Gast in der Sendung ist auch Frau Prof. Dr. Christl Reisenauer, Urogynäkologin am Universitätsklinikum Tübingen. Sie hat festgestellt, dass das Thema Inkontinenz in der älteren Generation oft noch ein Tabuthema ist, während die jüngere, die besser aufgeklärt ist, selbstverständlicher damit umgeht. Je eher sich Betroffene ein Herz fassen und mit ihren Ärzten über ihre Inkontinenz sprechen, desto früher kann für eine Verbesserung gesorgt werden. Ähnliches haben wir schon in unserem Beitrag Inkontinenz: Rückschritte der Lebensqualität berichtet.

Erste Behandlungsmöglichkeiten bei Inkontinenz

Eine Beckenbodenschwäche entsteht häufig durch Belastungen, denen der Beckenboden ausgesetzt ist – bei einer Schwangerschaft und Geburt, schwerer körperlicher Arbeit, chronischer Verstopfung oder Übergewicht. Frau Prof. Reisenauer verweist auf eine Studie, die belegt, dass ein Gewichtsverlust von 8 kg bei Übergewichtigen mit einer Reduktion des Urinverlustes um 47% einhergeht.

Liegt eine Belastungsinkontinenz vor, können Ärzte durch eine Tast- oder mit Hilfe einer Ultraschall-Untersuchung feststellen, wie kräftig der Beckenboden ist und bei Bedarf eine Beckenbodentherapie verschreiben. Auch speziell ausgebildete Physiotherapeut:innen können Betroffenen ein Feedback geben, ob sie die Muskelgruppe richtig an- und entspannen können.

Der Einsatz von Hilfsmitteln

Als Hilfsmittel können z. B. Scheidentampons in verschiedenen Größen verschrieben werden. Sie stützen die Harnröhre, kräftigen den Verschlussmechanismus der Blase und verringern dadurch die Inkontinenz. Sie sorgen für Trockenheit in besonderen Belastungssituationen.

Nach ihrer Meinung zum Einsatz eines Beckenbodentrainers mit Biofeedback und App (z. B. Elvie Trainer) befragt, ist es lt. Frau Prof. Dr. Reisenauer wichtig, dass erst eine Physiotherapie durchgeführt wird, damit die Betroffenen erstmal ein Gefühl für ihren Beckenboden bekommen. Danach spricht aus ihrer Sicht nichts gegen den Einsatz eines Gerätes mit App.

Sollte das nicht den gewünschten Erfolg erzielen, besteht die Möglichkeit einer TVT-Operation.

TVT-Operation bei Inkontinenz

Im weiteren Verlauf der Sendung geht es um die Risiken und Möglichkeiten der TVT-Operation. Mit diesem Eingriff kann eine Verbesserung der Inkontinenz erzielt werden.

Dabei wird ein künstliches Bändchen eingenäht, das die Harnröhre in Position hält und den Verschlussmechanismus der Blase stützt. Obwohl die OP nur etwa eine Stunde dauert, kann dabei einiges schief gehen, wie Claudia Mattes erleben musste. Bei ihr war das Bändchen teilweise in die Blase eingewachsen, was zu starken Schmerzen und Blut im Urin führte. Um ungenaue Platzierungen bei der Operation zu vermeiden, verweist Prof. Dr. Reisenauer auf die zertifizierten Beckenbodenzentren mit spezialisierten Ärzten. Dort werden diese Eingriffe häufig durchgeführt und das Risiko von Folgebeeinträchtigungen verringert sich deutlich.

Die Operation wird schmerzfrei mit einem Beruhigungsmittel und einer örtlichen Betäubung durchgeführt. Eine Vollnarkose ist nicht möglich, da die Patientin während des Eingriffs aktiv „mitarbeiten“ muss. Sie wird zum Husten aufgefordert, um zu prüfen, ob das Bändchen passgenau und spannungsfrei justiert ist. Denn sitzt es zu locker, ändert sich am ungewollten Urinverlust nichts.

Risiken und Chancen

Die eingriffsspezifischen Risiken liegen bei der TVT-Operation zum einen darin, dass das Bändchen zu locker bzw. zu fest liegen kann. Zum anderen, dass es im Laufe der Zeit durch die Scheidenhaut wandert oder in benachbarte Organe wie die Harnröhre oder in die Blase eindringt. Das Risiko der Durchwanderung ist selten. Es wird mit bis zu 7% in die Scheide angegeben, in die Blase mit bis zu 0,6% und die Harnröhre ist es noch seltener.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Operation erfolgreich ist, liegt bei über 80%.

Weiterführende Links:

ARD Mediathek, SWR Doc Fischer vom 09.01.2023 (Verfügbar bis 09.01.2028) – „Fokus Inkontinenz“ ab Minute 24:20, „TVT-Operation“ ab Minute 35:36

Deutsche Kontinenz Gesellschaft, Liste Zertifizierte Kontinenz- und Beckenbodenzentren

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, TVT

Wikipedia: Tension-free vaginal tape (TVT)

Beckenbodenzentrum-Münster: Operative Therapie