Angst im Beruf

Angst im Beruf

Wie und warum sie entsteht und sich auf unsere Arbeit auswirkt.

Jeder Mensch hat irgendwann einmal Angst. Häufig, wenn Mensch sich in einer   unbekannten, ungewohnten, heilen Situation befindet, in der Dunkelheit oder Enge. Angst zu haben, liegt in unseren Genen und ist an sich eine gute Sache. Unseren Vorfahren hat der Reflex, bei Unbekanntem erst einmal vorsichtig zu sein bzw. davonzulaufen, das Überleben gesichert. Heute erleben wir Angst als eine emotionale Reaktion, die oft von körperlichen Empfindungen wie Herzklopfen, Schweißausbrüchen, Zittern und erhöhtem Stress begleitet wird.

Angst ist ein Gefühl, das sich in bedrohlich empfundenen Situationen als besorgniserregend äußert. Auslöser können dabei erwartete Bedrohungen, etwa der körperlichen Unversehrtheit, der Selbstachtung oder des Selbstbildes sein.

Die Angst als emotionale Reaktion

Angst ist zuallererst eine emotionale Reaktion. Eine Reaktion auf eine reale, eingebildete oder wahrgenommene Bedrohung bzw. Gefahr für die physische, emotionale oder psychische Integrität. Sie kann in verschiedenen Formen auftreten, von leichter Besorgnis bis zu intensiver Furcht.

Ursachen können die äußeren Umstände, aber auch innere Konflikte oder eben unbekannte Situationen sein.

Angst im Beruf

Im Beruf ist die Angst meist zukunftsorientiert. Das bedeutet, dass Menschen sich Sorgen über zukünftige Ereignisse oder Konsequenzen machen, die als bedrohlich oder gefährlich angesehen werden. Zum Beispiel eine Umstrukturierung im Unternehmen, ein erforderlicher Jobwechsel oder der Aufstieg in eine neue (Führungs-)Position.

Angst ist subjektiv und variiert von Person zu Person. Was eine Person ängstlich macht, kann spurlos an einer anderen Person vorübergehen.

Sie erfüllt eine wichtige Funktion, indem sie Menschen auf potenzielle Gefahren aufmerksam macht und möchte dazu motivieren, darauf angemessen zu reagieren. Hier ist Angst wieder ein Teil des evolutionären Überlebensmechanismus‘.

Ganz wichtig ist, im Hinterkopf zu behalten, dass Angst eine normale und gesunde Emotion ist, die in vielen Lebenssituationen auftreten kann. Wenn Ängste aber übermäßig werden, dauerhaft auftreten und das tägliche Leben beeinträchtigen, kann dies auf eine Angststörung hinweisen, die professionelle Hilfe erfordert.

Wie entsteht die Angst?

Angst entsteht in unserem Gehirn und ist das Ergebnis komplexer neurologischer Prozesse. Sie wird hauptsächlich im sogenannten limbischen System, insbesondere im Mandelkern (Amygdala), erzeugt und verarbeitet. Die Amygdala spielt eine zentrale Rolle bei der Verarbeitung von Emotionen, insbesondere von bedrohlichen oder angstauslösenden Reizen.

Hier ist eine vereinfachte Erklärung, wie die Angstentstehung im Gehirn abläuft:

Wenn das Gehirn einen potenziell bedrohlichen Reiz erkennt, sei es visuell, auditiv, haptisch, olfaktorisch oder auf andere Weise, wird diese Information an die Amygdala weitergeleitet. Dieser „Mandelkern“ bewertet den Reiz auf die zu erwartende Bedrohlichkeit und aktiviert die entsprechenden körperlichen Reaktionen.

Das sympathische Nervensystem wird aktiv, was zu körperlichen Reaktionen führt. Dazu gehören erhöhter Herzschlag, verstärkte Atmung, erhöhte Schweißproduktion und Muskelspannung. Gleichzeitig werden Bereiche des Gehirns, die für die Verarbeitung von Informationen und Entscheidungsfindung verantwortlich sind, beeinflusst. Das sind alles Vorbereitungen für den Impuls „Flucht“ – ein Überbleibsel aus grauer Vorzeit, um erfolgreich zu überleben.

Die Entstehung der Angst ist ein vielschichtiger Prozess und nicht ausschließlich auf die Amygdala beschränkt ist. Auch andere Teile des Gehirns, wie der präfrontale Cortex, sind ebenfalls an der Regulation der Angst beteiligt und spielen eine wichtige Rolle bei der Bewertung und Kontrolle von Angstreaktionen.

Wie reagieren wir auf Angst?

So unterschiedlich wie wir Menschen sind, so unterschiedlich reagieren wir auch, wenn wir Angst haben. Eine Minderheit zeigt ihre Angst offen, die Mehrheit wird versuchen, sie zu unterdrücken. Menschen, die aufgrund ihres Berufes, der Lebensumstände oder wegen eines „Adrenalin-Kicks“, gelernt haben, ihre Angst in den Griff zu bekommen, haben sie ganz bewusst kognitiv verarbeitet und so langfristig ihr limbisches System entsprechend konditioniert.

Klar ist: jeder Mensch geht auf seine eigene Weise mit seiner Angst um. Dieser Umgang hängt von der individuellen Persönlichkeit und den bereits bekannten oder verfügbaren Bewältigungsstrategien ab.

Welche Ängste haben Menschen im beruflichen Umfeld?

Unsere Berufswelt hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Die Komplexität von u. a. neuen Aufgaben hat das Potential, viele Arbeitende zu überfordern. Durch Corona wurde diese Veränderung noch verstärkt und eine der Folgen: Home Office. Eine Entwicklung, die auch Menschen überfordern kann, die es Jahrzehntelang gewohnt waren, morgens ins Büro zu gehen/fahren, dort vom Chef angewiesen wurden ihre Arbeiten zu erledigen und erst abends wieder nach Hause kamen.

Plötzlich sitzen sie allein vor ihrem Computer, müssen sich ihre Aufgabe selbständig strukturieren und sich mit neuen Tools der digitalen Kommunikation auseinandersetzen. Die sozialen Kontakte, das „Kollegenhelfen“ und die kurze Unterhaltung in der Kaffeeküche sind nicht mehr vorhanden.

Die Welt ist viel komplexer geworden – und sie wird sich weiter verändern. Doch jede Veränderung findet in Phasen statt. Die erste Phase, die ein berufstätiger Mensch erlebt, ist der „Schock“ und geht mit einem Angstzustand einher.

Das kann die Angst vor dem Versagen sein, die Angst vor der Ablehnung durch einen Vorgesetzten oder dem Verlust des Arbeitsplatzes. Es kommen soziale Ängste hinzu, wie zum Beispiel vor einer negativen Meinung der Kollegen oder Vorgesetzten. Plötzlich müssen vielleicht Präsentationen, Meetings oder Netzwerkevents digital abgewickelt werden – was, wenn die Technik versagt?

Es tauchen mehr und mehr Fragen auf. Wie sieht die eigene berufliche Zukunft in der sich ständig verändernden Arbeitswelt aus? Bin ich der Automatisierung, den Umstrukturierungen und Weiterbildungen gewachsen? Habe ich noch eine Chance, den Job zu wechseln und eine gute neue Stelle zu bekommen? Hilfe, ich werde befördert und habe jetzt Führungsverantwortung – wie soll ich damit umgehen? Was ist, wenn ich in meinem Beruf Fehler mache?

Am Ende ist es auch die Angst vor übermäßigem Stress, Erschöpfung und einem Burnout, die einen Arbeitenden belasten können. Hinzu kommen Ängste vor Mobbing, Diskriminierung oder Belästigung am Arbeitsplatz. Auch sie sind für viele Menschen eine reale Sorge und verursachen erhebliche emotionale Belastungen.

Die Phasen der Veränderung

„Was ich habe, weiß ich, was kommen wird, weiß ich nicht“. Dieser Spruch lässt uns an der bekannten, momentanen Situation festhalten. Wenn wir so reagieren, tun wir uns mit Veränderungen schwer.

Nach der ersten Phase – dem Schock, – folgt die Phase der Ablehnung, in der wir hoffen, der Veränderung entgehen zu können (Phase 2). Erst danach setzt sich langsam die Erkenntnis und damit die rationale Einsicht durch, dass die Veränderung stattfinden wird (Phase 3). Es folgt die emotionale Einsicht bzw. die Akzeptanz des neuen Zustandes (Phase 4). In Phase 5 fangen wir an, neues auszuprobieren und zu lernen. Darauf folgt die Erkenntnis, dass das Neue gar nicht so schlimm ist, und am Ende arrangieren wir uns mit der geänderten Situation (Phasen 6 + 7).

Dieser Prozess läuft am besten in einem Arbeitsklima der psychologischen Sicherheit ab, in dem es erlaubt ist, persönliche und zwischenmenschliche Fehler in der betrieblichen Kommunikation machen zu dürfen. Damit Lernen und Erkenntnisgewinne möglich sind, dürfen Mitarbeitende keine Angst davor haben, für das Melden von Fehlern oder Problemen persönlich herabgesetzt oder bestraft zu werden.

Mögliche Bewältigungsstrategien

Ein erster Schritt, die eigene Angst zu bewältigen kann sein, sich mit ihr auseinanderzusetzen. Das bedeutet auch, seine Gefühle zu erkennen, zu verstehen, woher sie kommen und zu versuchen, die Gründe der Angst zu identifizieren.

Erlernte Techniken wie tiefe Atmung, Meditation, Yoga oder progressive Muskelentspannung können helfen die Angst zu reduzieren und den Stresspegel zu senken. Auch regelmäßige körperliche Aktivität kann den Abbau dieser Emotionen unterstützen und so die Stimmung verbessern. Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und die Begrenzung von Koffein und Alkohol können ebenfalls zur Verringerung von Angstsymptomen beitragen.

Manchmal hilft auch ein Gespräch mit der Familie und Freunden. Die Ängste und Sorgen zu teilen kann entlasten und dazu beitragen, sich verstanden und unterstützt zu fühlen.

Wenn ein Mensch erkennt, dass er seine Angst allein nicht bewältigen kann, sollte er sich professionelle Hilfe suchen. Gesprächstherapien und kognitive Verhaltenstherapien können helfen, die eigenen Gedanken und Verhaltensweisen zu erkennen und zu ändern.

Die Einnahme von Medikamenten, wie Antidepressiva oder Angstlösern, werden erst von Fachärzten verschrieben, wenn diese Arten der Therapie nicht ausreichen.

Die Angst verliert ihren Schrecken

Blicken wir jetzt noch einmal zurück auf die Veränderung unserer Arbeitssituation und dem Beispiel des Wechsels ins Home Office.

Das ist jetzt schon 3 Jahre her. Wir haben gelernt, uns und unsere Arbeit selbst zu organisieren. Wir haben inzwischen (in den meisten Fällen) auch die Technik und die neuen Tools im Griff und können nahezu problemlos an Video-Calls mit den Kollegen teilnehmen. Sogar bei Teams und Zoom unseren Bildschirminhalt zu teilen, bereitet uns heute keine schlaflose Nacht mehr.

Wir sind durch die sieben Phasen der Veränderung gegangen, haben gelernt, dass wir viel mehr schaffen können, als wir uns vor drei Jahren zugetraut haben. Inzwischen haben wir erkannt, dass die Selbstorganisation im Home Office auch Vorteile hat. Keine ewig langen Dienstreisen, die uns von der Familie fernhalten, vor der Arbeit eine Runde Joggen ist kein Problem und auch Röcke oder Anzughosen haben ausgedient – Jogpants sind doch viel bequemer.

Unsere Ängste, die unser Arbeitsleben bestimmt haben, haben wir im Griff. Dass das nicht für alle Ängste gelten kann, versteht sich von selbst. Aber jetzt weißt Du, wie sie entstehen und was Du tun kannst, um sie zu besiegen.


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Ängste: Impulse für ein angstfreies Leben

Spinnenphobie: Der Angst ins Netz gegangen

Spinnenphobie: Der Angst ins Netz gegangen

Spinnenphobie: Der Angst ins Netz gegangen

Angst vor Spinnen ist, gerade bei Frauen, weit verbreitet und geht mit hohem Leiden und starker Vermeidung einher. Durch die Vermeidung (z. B. von Wiesen und Wäldern) wird die Freiheit im Alltag zunehmend eingeschränkt. Obwohl Spinnenangst gut durch so genannte „Konfrontationstherapien“ behandelbar ist, suchen nur wenige Betroffene Hilfe.

Fallbeispiel

Louisa steht vor dem gekippten Fenster. Sie ist wie erstarrt. Ihr Puls schnellt in die Höhe, das Herz schlägt ihr bis zum Hals und sie beginnt zu zittern. Mit den Augen fixiert sie die Spinne, die langsam oberhalb des Fensters entlang krabbelt. Hätte sie doch bloß das Fenster nicht geöffnet. Als sie sich aus der Schockstarre lösen kann, greift sie panisch nach ihrem Mobiltelefon. Mit angstvoller Stimme bittet sie die Freundin vorbeizukommen, um die Spinne zu entfernen. Sie hat Glück, die Freundin hat Zeit und ist in wenigen Minuten da.

Wie Louisa berichten Betroffene von Spinnenangst oder gar Spinnenphobie immer wieder davon, Hilfe beim Entfernen von Spinnen zu benötigen. Auch auf andere Art und Weise kann eine Spinnenangst einschränkend und belastend sein. Betroffene erleben starke Angst und Furcht bei einer (erwarteten) Begegnung mit einer Spinne. Das Umfeld nimmt Betroffene oft nicht ernst und reagiert mit Unverständnis. Die Betroffenen selbst suchen die Umgebung in regelmäßigen Abständen auf Spinnen ab und interpretieren bereits schwarze Flecken an der Wand als Spinnen. Dachböden und Keller werden nicht betreten, da dort häufig Spinnen sind. Die Spinnenphobie kann den Tagesablauf Betroffener empfindlich stören. Ist eine Spinne im Weg, kann etwa das Haus nicht verlassen werden, sind Umwege zu gehen oder es wird Hilfe benötigt. Diese Schwierigkeiten wiederum führen zu Verspätungen, Stress und Schamgefühl. Wenn abends im Bett die Spinnen auch noch die Hauptdarsteller im eigenen Kopfkino sind, fällt auch noch das Einschlafen schwer.

Was genau ist eine Spinnenphobie?

Ist die Angst vor Spinnen besonders ausgeprägt, kann es sich um eine Spinnenphobie handeln. Von einer Spinnenphobie wird gesprochen, wenn eine deutliche Angst oder Furcht vor Spinnen besteht. Die Angst geht dabei deutlich über die tatsächliche Gefahr hinaus, die eine Spinne birgt. Begegnen Betroffene einer Spinne, zeigen sie fast immer eine deutliche und sofortige Angstreaktion. Spinnen werden bei einer Spinnenphobie aktiv vermieden, das heißt, der Kontakt mit Spinnen wird absichtlich verhindert oder so weit wie möglich minimiert. Ist die Begegnung mit einer Spinne unumgänglich, wird diese nur unter starker Angst durchgestanden. Dabei können auch Panikattacken auftreten. Die Angst und die Vermeidung haben einen negativen Einfluss auf wichtige Lebensbereiche, wie den Beruf oder soziale Beziehungen. Beispielsweise nehmen Betroffene nicht mehr an Veranstaltungen in Parks und Gärten teil oder lehnen ein ersehntes Stellenangebot aufgrund örtlicher Gegebenheiten ab.1

Wie viele Personen sind betroffen?

Angsterkrankungen, zu denen die Spinnenphobie zählt, sind weit verbreitet. Die verschiedenen Phobien stellen dabei die häufigsten aller Angsterkrankungen dar. Etwa 12.5% der Bevölkerung leiden einmal in ihrem Leben an einer Phobie. Die meisten Phobien entstehen bereits im Kindes- und Jugendalter – im Schnitt im Alter von zehn Jahren. Dennoch kann eine Phobie in jedem Alter neu auftreten. Wie bei den Phobien insgesamt sind auch bei der Spinnenphobie etwa doppelt so viele Frauen als Männer betroffen.1, 2

Wie entsteht eine Spinnenphobie?

Bei der Entstehung einer Spinnenphobie spielen verschiedene Aspekte eine Rolle. Ein Aspekt sind negative Erlebnisse in der Vergangenheit. So ein Erlebnis kann etwa das Hineinlaufen in ein Spinnennetz sein oder eine beinahe verspeiste Spinne im Salat. Relevant ist bei dem Erlebnis nicht, ob die Situation tatsächlich gefährlich war, sondern dass Betroffene selbst die Situation als bedrohlich erlebten. Teilweise erinnern sich Personen noch genau an das Ereignis, mit dem ihre Spinnenangst begann. Andere berichten, die Angst sei immer schon da gewesen und können keinen konkreten Anfangspunkt berichten.

Ein besonders wichtiger Aspekt ist das sogenannte Modelllernen. Damit ist das Lernen durch Beobachten anderer gemeint. Kinder lernen besonders viel durch das Beobachten elterlichen Verhaltens. Zeigt nun ein Elternteil immer wieder starke Angst beim Anblick einer Spinne, lernt ein Kind, dass es vor Spinnen Angst haben sollte.

Auch die Angstsensitivität, ein Persönlichkeitsmerkmal, ist ein relevanter Faktor. Personen die angstsensitiver sind, entwickeln eher eine Phobie.3

Es wird heute zudem davon ausgegangen, dass eine sogenannte Preparedness die Entwicklung von Phobien begünstigt. Die Preparedness ist eine biologisch angelegte Neigung, gewisse Assoziationen besonders schnell zu erlernen. Der Grund dafür ist, dass es evolutionsgeschichtlich von Vorteil war, sich vor Spinnen zu fürchten. Wer sich vor Spinnen in Acht nahm, hatte bessere Chancen zu überleben und sich fortzupflanzen.4 Heutzutage sind die Spinnen in unseren Breitengraden ungefährlich. Objektiv gesehen macht es daher wenig Sinn, sich vor ihnen zu fürchten.3

Schlussendlich spielt das Vermeidungsverhalten eine Rolle dabei, dass Ängste bestehen bleiben. Aufgrund der dauerhaften Vermeidung, also dem Ausweichen von Spinnen, ist es unmöglich, relativierende und korrigierende Erfahrungen zu machen, welche die Angst mindern würden. Im Gegenteil: meistens weitet sich die Angst noch aus.3

Wie kann eine Spinnenphobie behandelt werden?

Die gute Nachricht ist, dass es trotz der großen Belastung wirkungsvolle Behandlungsmöglichkeiten für die Spinnenphobie gibt. Die Behandlung der Wahl ist die sogenannte Exposition – Betroffene konfrontieren sich mit dem Objekt der Angst, also der Spinne. Im ersten Moment hört sich dies möglicherweise beängstigend und unüberwindbar an. Daher kann es sinnvoll sein, sich professionell begleiten zu lassen. Es gibt die Möglichkeit, eine Exposition in der Vorstellung (in sensu) oder in der Realität (in vivo) durchzuführen. Neuerdings werden auch Möglichkeiten zur virtuellen Exposition entwickelt. Dadurch können sich Betroffene selbständig mit einer App ihrer Spinnenphobie stellen.5

Ein Gruppentherapiekonzept gegen Spinnenphobie

In einem neuen Gruppentherapiekonzept der Universität Zürich in Zusammenarbeit mit dem Walterzoo Gossau können Betroffene einer Spinnenangst oder Spinnenphobie sich ihrer Angst stellen. Dabei werden die Teilnehmer während vier Stunden durch Fachpersonen aus Biologie und besonders Psychologie eng begleitet. Zu Beginn gibt es eine Wissenseinheit zu Angst und Spinnen. Danach beginnt die eigentliche Konfrontation. Als erstes wird mit Spinnenbildern gearbeitet. Diese sollen genau betrachtet und berührt werden. Dann geht es weiter mit Spinnenhäuten und toten Spinnen, die betrachtet und angefasst werden (können), bevor schlussendlich mit lebenden Spinnen geübt wird. Jeder Teilnehmer geht so weit er das möchte. Die Fachpersonen ermutigen die Teilnehmer bei jedem Schritt, es wird aber nichts erzwungen. Der Kurs soll möglichst alltagsrelevant sein, daher findet die Konfrontation mit einheimischen Spinnen statt. In Zusammenarbeit mit diesem Programm läuft aktuell auch eine Studie der Universität Zürich, die den Einfluss von Hormonen auf die Wirksamkeit der Expositionstherapie untersucht. Dadurch soll das Therapieangebot in Zukunft noch weiter verbessert werden.

Vermeide die Vermeidung!

Betroffene von Spinnenphobie suchen oft erst nach langer Zeit des Leidens und Vermeidens Hilfe. Ob seit kurzer oder langer Zeit eine Spinnenangst besteht, die Erfahrung hat gezeigt, eine Behandlung lohnt sich! Betroffene finden dadurch einen entspannteren Umgang mit Spinnen und erlangen verlorene Freiheiten zurück. Verschiedene Programme zur Behandlung von Spinnenphobie sind dabei leicht im Internet zu finden.

„Mut ist nicht, keine Angst zu haben; Mut ist, sich seiner Angst zu stellen.“

(Verfasser:in unbekannt)

Weiterführende Informationen und Spinnenphobiekurs

Universität Zürich

Zoo Gossau

Ratgeber: Galli, U., Pallich, G. & Pörtner, L. (2020). Keine Angst vor Spinnen. Der Ratgeber für Menschen mit Spinnenphobie (1. Auflage). Bern, Schweiz: Hogrefe Verlag.


Quellen

1 Falkai, P. (Hrsg.). (2015). Diagnostisches und statistisches Manual psychischer Störungen DSM-5®. Göttingen; Bern ; Wien [u.a.]: Hogrefe.

Michael, T., Zetsche, U., & Margraf, J. (2007). Epidemiology of anxiety disorders. Psychiatry6(4), 136–142. 

Galli, U., Pallich, G. & Pörtner, L. (2020). Keine Angst vor Spinnen. Der Ratgeber für Menschen mit Spinnenphobie (1. Auflage). Bern, Schweiz: Hogrefe Verlag.

4 Hoyer, J.& Knappe, S. (2020), Klinische Psychologie & Psychotherapie, Heidelberg: Springer.

5 Bandelow, B, et al. M. (Eds.): S3-Leitlinie Angststörungen. Berlin 2015: Springer.


Die Autorin: Aline Hafner, BSc

Aline Hafner absolviert gerade den Master of Science in Psychologie an der Universität Zürich. Nach ihrem Abitur an einem Kunstgymnasium war ihr klar: Kunst ist interessant, aber noch interessanter ist der Mensch und warum er ist, wie er ist. Im Rahmen ihrer Masterarbeit wirkt sie an der Studie „Hormone und Psychotherapieerfolg bei Spinnenangst“ mit. Dadurch beschäftigt Sie sich intensiv mit Angsterkrankungen und insbesondere mit der Spinnenphobie.

„Es ist begeisternd zu sehen, wie Menschen in der Expositionstherapie sich mutig ihrer Angst stellen und schnelle Erfolge verzeichnen können.“

Kontaktdaten:

Aline Hafner, BSc
Universität Zürich
E-Mail