Mächtige Männer – Ohnmächtige Frauen?
„Der Mann jagte, verdient Geld, hat Erfolg. Die Frau sammelte Beeren, kümmert sich um Kinder und Haushalt.“ So beginnt eine Dokumentation des ZDF unter dem Titel „Mächtige Männer – Ohnmächtige Frauen?“
Doch wie ist eigentlich das Bild der Frau als schwaches Geschlecht geprägt worden? Wer ist schuld am Bild des Mannes als Bestimmer und der Frau als „Heimchen am Herd“? Entspricht dieses Bild der Realität oder muss die Geschichte neu geschrieben werden, um es ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen?
Heute wissen wir, dass Frauen in der frühen Vorgeschichte bei fast allen Völkern rund um den Globus die gleichen Rechte hatten wie die Männer. Kriegerinnen waren genauso selbstverständlich wie Krieger. Auch steinzeitliche Künstlerinnen, reiche Fürstinnen aus der Bronzezeit und Äxte schwingende Wikingerinnen gab es tatsächlich. Das alles konnte aber erst die moderne Archäologie beweisen, die begonnen hat, alte Ausgrabungen mit fortschrittlichen Methoden wissenschaftlich zu untersuchen.
Die Archäologen des 19. und frühen 20. Jh., durchweg Männer (!), haben die Inhalte der Ausgrabungen aus ihrer Perspektive interpretiert. In ihrer Gedankenwelt kamen Frauen als Clanführerinnen oder Kriegerinnen nicht vor. Hier wurde die „naturgegebene“ Denkweise jener Zeit auch auf Funde aus grauer Vorzeit angewandt. Also hielten sie reich ausgestattete Grabstellen für Gräber von Herrschern oder Clanchefs.
Das prägte die männliche Rolle als Führer und die weibliche Rolle als untergeordnete Person: Männer jagen, Frauen sammeln – das Leben in der Urzeit, in Büchern und Museen festgehalten und ausgestellt.
Fehlinterpretationen werden aufgedeckt
Dabei erkannte Charles Darwin schon früh, dass die Männer zwar Jäger waren und damit höher im Rang und Ansehen standen, die Frauen aber mit dem Sammeln von Früchten und Wurzeln etwa 80% der Nahrung für die Familie herbeischafften. Damit stellten in Wirklichkeit die Frauen die Ernährung und das Überleben der Familien sicher.
Mithilfe modernster Untersuchungsverfahren werden nach und nach die archäologischen Irrtümer des 19. und frühen 20 Jh. aufgedeckt und widerlegt. Damit beginnt auch die klassische Rollenverteilung zu bröckeln – mittlerweile kommen immer mehr Fehlinterpretationen ans Licht.
Frauen als Kriegerinnen und Chefinnen der Clans wurden in Schweden, Dänemark und Norwegen gefunden. Nicht nur bei den Wikingern übernahmen Frauen die Führung, auch die Kelten haben sich schon Frauen als Chefinnen untergeordnet.
Ein Beispiel ist die alte Wikingerstadt Birka in Schweden. Hier fanden die Archäologen zur Jahrhundertwende ein Grab mit Schwertern, Pferden, Pfeil und Bogen. Keine Frage – der Tote war ein Mann, ein Krieger. Erst 100 Jahre später wurde der Irrtum aufgedeckt, nachdem die Knochen per DNA-Analyse untersucht worden waren. Hier wurde eine Frau beerdigt. Kritiker und Presse bezweifelten, dass eine Wikingerin in einem so prunkvoll ausgestatteten Grab bestattet worden war. Eine zweite Untersuchung, bei der Archäologen, Biologen und Anthropologen zusammenarbeiteten, brachte ein zweifelsfreies Ergebnis: Im Grab lag eine Frau – und sie war eine Kriegerin.
Forscher gehen neue Wege
Es gibt eine ganze Reihe an weiteren Zweifelsfällen, die aktuell mit modernen Methoden neu untersucht werden. Dabei kommen immer mehr Überraschungen zutage.
Dieses spannende Thema, das ja auch heute noch immer im Gedankengut der Männer die Rolle der Frau beeinflusst, hat die Sendung Terra X des ZDF in einer Dokumentation zusammengefasst.
Schau Dir die interessante Dokumentation von Terra X im ZDF an. Du wirst verblüfft sein, wie sehr die Archäologie und ihre Irrtümer das Frauenbild geprägt haben, in dem es heute immer noch viele Hürden zu überwinden gilt.
Die Dokumentation ist noch bis zum 12.07.2030 verfügbar!