Regretting Motherhood – Wenn Frauen ihre Mutterschaft bereuen

Regretting Motherhood – Wenn Frauen ihre Mutterschaft bereuen

Unter dieser Überschrift erzählen Wiebke, Melanie, Juliane und andere Frauen von ihren Gefühlen und den Problemen, sich in ihrer Mutterrolle zurechtzufinden. Sie sind mit den Anforderungen, die ihnen das Leben stellt, überfordert. Die Dokumentation der ZDF 37° Leben setzt sich in mehreren Episoden mit dem Problem „Regretting Motherhood auseinander. 

„Ich liebe meine Kinder, aber ich bedauere die Mutterschaft“ erzählt Wiebke. Eine Mutterschaft wird oft als eine der glücklichsten Erfahrungen im Leben einer Frau dargestellt. Doch was, wenn die Realität nicht den romantischen Vorstellungen entspricht? Was, wenn eine es Mutter bereut, Kinder bekommen zu haben? Dieses Phänomen, bekannt als „Regretting Motherhood„, ist ein Tabuthema. Es wird gar nicht oder nur selten darüber gesprochen. Dabei ist es wichtig, Frauen, die mit solchen Gefühlen kämpfen müssen, nicht zu verurteilen, sondern ihre Gefühle ernst zu nehmen, ihnen zuzuhören und Lösungsansätze zu aufzuzeigen.

Die Ursachen des Mutterseins ohne Glück

Laut einer deutschen Studie aus dem Jahr 2015, gaben 20 % der insgesamt 2045 befragten Eltern an, dass sie die Entscheidung, Kinder zu bekommen, bedauern.

Es gibt viele Gründe, warum Frauen bereuen könnten, Mutter geworden zu sein. Oft sehen sie sich nach der Geburt eines Kindes nur noch auf ihr „Mutterdasein“ reduziert und vermissen das bunte Leben vor der Schwangerschaft. Sie haben das Gefühl, ihre frühere Identität verloren zu haben, und kämpfen mit der vorgegebenen neuen Rolle als „glückliche Mutter“, die ihnen von der Gesellschaft auferlegt wird. Die ständige Verantwortung und die damit verbundenen körperlichen und emotionalen Belastungen sind oft erdrückend, insbesondere wenn ein stabiles soziales Umfeld fehlt oder kaum weitere Hilfe vorhanden ist. Wenn Mütter keine oder nur geringe Unterstützung vom Partner, der Familie oder Freunden erhalten, kann das Gefühl der Isolation entstehen, das die Belastung zusätzlich verstärkt.

Viele Frauen empfinden es zudem als belastend, dass sie sich nicht mehr selbstbestimmt handeln können und sich so frei entfalten können wie vor der Geburt. Plötzlich stehen eigene wie die Verwirklichung eigener Träume, die Zeit für Hobbys und erst recht Karriereaussichten hinten an. Das kann zu Frustration führen. Auch die Erwartungen der Gesellschaft an „die perfekte Mutter“ setzen Mütter unter enormen Druck. Alles perfekt meistern zu müssen macht oft hilflos und führt zu Enttäuschung von sich selbst. Jederzeit liebevoll, geduldig und engagiert zu sein, ist eine unrealistische Vorstellung, die bei vielen Müttern ein Gefühl der Unzulänglichkeit hervorruft. In manchen Fällen kann auch eine postpartale Depression der Auslöser dafür sein, dass sich Frauen mit ihrer Mutterschaft nicht wohlfühlen. Diese ernste psychische Erkrankung wird leider oft nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, sodass betroffene Frauen zusätzlich mit einem Gefühl der Einsamkeit und Überforderung kämpfen. Ein weiterer Einflussfaktor ist die sogenannte Transgenerationale Weitergabe von Traumata. Es handelt sich hierbei um psychologische Belastungen, die über Generationen hinweg weitergegeben werden. Sind Verlusterfahrungen oder belastende Familiengeschichten in der Ahnenreihe erlebt worden, kann sich das auf die heute lebenden Frauen auswirken. Sie fühlen sich in der Mutterrolle unwohl oder emotional überfordert. Diese Gefühle erhöhen das Risiko für das Bereuen der Mutterschaft.

Lösungsansätze für betroffene Mütter

Frauen, die ihre Mutterschaft bedauern, sind keine schlechten Mütter. Sie werden von echten, oft unerwarteten Gefühlen regelrecht überfallen. Es ist wichtig zu lernen mit diesen Emotionen umzugehen. Offene Gespräche mit anderen Müttern oder Vertrauenspersonen, um entlastende Perspektiven zu gewinnen, könnten ein erster Schritt sein. Der Austausch mit Gleichgesinnten kann helfen, sich verstanden zu fühlen. Betroffene Mütter dürfen sich nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Therapeutische Unterstützung kann helfen, die belastenden Emotionen zu verstehen und besser damit umzugehen. Ein Therapeut kann individuelle Strategien aufzeigen, um mit der emotionalen Belastung umzugehen und langfristige Lösungen zu erarbeiten.

Die Betreuung durch andere Personen sicherzustellen und dann Zeit für sich einzuplanen, einem Hobby nachzugehen oder sich kleine Auszeiten zu gönnen, hilft sicher, das eigene Wohlbefinden zu stärken. Selbstfürsorge darf kein Luxus sein, sondern ist eine Notwendigkeit, um emotionale Erschöpfung zu vermeiden. In einer Ehe oder Partnerschaft trägt nur eine ehrliche Kommunikation dazu bei, die häuslichen Aufgaben besser zu verteilen und die Belastung für die Mutter zu verringern. Für sie muss der Druck, alle Erziehungs- und Haushaltsaufgaben allein bewältigen zu müssen, überwältigend sein. Daher sind die Mütter aufgefordert, die Verantwortung zwischendurch abzugeben und Unterstützung einzufordern. Ein wichtiger Schritt, mit der Situation besser klarzukommen, ist die Akzeptanz der eigenen widersprüchlichen Gefühle. Es ist in Ordnung, zwiespältige Emotionen zu empfinden und diese offen anzusprechen. Die Vorstellung der perfekten Mutter ist reine Theorie. In dieser Rolle Fehler zu machen, ist menschlich und normal. Kritik daran ist nicht angesagt, auch nicht als Selbstkritik. Sich als Mutter oder Eltern mit Menschen in gleicher Situation auszutauschen, kann sicher hilfreich sein. Gerade in Selbsthilfegruppen können Mütter offen über ihre Erfahrungen sprechen, ohne Angst vor Verurteilung haben zu müssen.

Fazit – ein gesellschaftlicher Wandel ist nötig

Anstatt Mütter, die mit ihrer Rolle hadern, zu stigmatisieren, müssen wir als Gesellschaft offen mit diesem Thema umgehen. Eine glückliche Mutterschaft darf keine erzwungene Pflicht sein, sondern eine bewusste Entscheidung. Sie muss von Unterstützung, ehrlicher Aufklärung und realistischen Erwartungen begleitet werden. Wir müssen aufhören, Frauen einzureden, dass Mutterschaft automatisch Glück bringt. Besser ist es, realistische Bilder zu zeichnen, die auch die vielen Herausforderungen und Schwierigkeiten sichtbar machen.

Frauen, die sich in ihrer Mutterrolle unglücklich fühlen, brauchen Verständnis und Hilfsangebote. „Regretting Motherhood“ ist kein Zeichen von Versagen, sondern ein Ausdruck von ehrlichen Emotionen, die ernst genommen werden müssen. Die Gesellschaft muss lernen, betroffenen Frauen mit Empathie zu begegnen und sie dabei zu unterstützen, Wege zu finden, die ihnen helfen, mit ihrer Situation umzugehen. Denn nur durch Offenheit und gegenseitiges Verständnis kann ein Klima geschaffen werden, in dem Mütter sich nicht allein gelassen fühlen.


Videos zum Thema

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Quellen